Hallo Leute,
nach einigem Stillstand in der Pappwerft habe ich die Planrollen eines 12 Jahre alten Projektes wieder ausgegraben und möchte die
königlich preußische Panzerfregatte SMS KRONPRINZ von 1867 in 1/200 bauen - also ein Schiff des schwierigen Übergangs zwischen Segel- und Dampfantrieb. Gezeigt werden wird sie in der Form eines Wasserlinienmodells während des Deutsch-Französischen Krieges unter Reinhold Werner (12.VIII.-11.IX.'70) in der Deutschen Bucht. Gebaut wird das Schiff natürlich ohne obere Masten (geringere Toplasten) bei den wenigen stattgefundenen Gefechten (sonsahbsiebauch mit später reduzierter Takelage wieder aus). Es sind also nur die untersten Raaen mit angeschlagenen Segeln vorhanden, der Rest war heuntergefiert worden und lag an Deck - das kommt meiner Angst vor sechs Dingen entgegen:
- einem zu großen Projektpaket
- der Gestaltung eines symmetischen Unterwasserschiffs
- die Nagelung von Hunderten von Kuferplatten
- der Herstellung der zweiflügligen Schraube
- dem Bau des unteren Schraubenbrunnens
- der Bau der filigranen oberen Takelage
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Die KRONPRINZ war die "Urgroßmutter" der späteren Hochseeflotte, gemeinsam mit der in Frankreich georderten FRIEDRICH CARL (erste Indienststellung 03.X.'67) und KÖNIG WILHELM bildete sie den ersten gepanzerten Schiffsverband, genannt "Panzerübungsgeschwader". Die KRONPRINZ ist ein typisches Kind ihrer Zeit, der schnellen technischen Entwicklung waren diverse Umbewaffnungen geschuldet, so daß schon die in der den Bau befehlenden ACO* stehenden 72-Pfündergeschütze nicht an Bord gingen, sondern 2 × Mantelringkanonen** 210mm L/21 und 14 × 210mm L/19.
Die beiden zuvor bestellten kleineren gepanzerten Hochseeinheiten der Monitor ARMINIIUS und das Widderschiff PRINZ ADALBERT konnten nicht befriedigen.
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Auffällig war die Tarnung des koncaven Rammbugs durch eine - nur bei KRONPRINZ vorkommende - kovexe Überbauung.
Da Preußen keine Kapazitäten für die Herstellung derartig großer Schmiederstahlplatten von 114 bis 121mm in der Batterie und im Gürtel zu 124mm Stärke hatte, ging der Auftrag an Samuda Bros. in England. Der Entwurf stammte aus der Feder von Sir James Reed der der maßgebliche britische Marinekonstrukteur seiner Zeit war fast alle Dampfsegelschiffe dieser Epochebentstammten seinen Reißbrettern. Der Entwurf war der eines tyischen Centralbatterieschiffes mit abschließenden Panzerschotts und einem 30-50 mm stark gepanzertem Kommandoturm - ob dieser im Auslieferungszustand noch offen war ist derzeit nicht zu klären (aber unwahrscheinlich, da einem österreichischen Linienschiffscapitän der Oberkopf in einer derartingen Konstruktion 1866 weggeschossen wurde in der Seeschlacht von Lissa) was allgemein zur Hinzufügung einer flachen Dachglocke führte.
Die Rumpfpanzerung wurde auf 254mm Teak aufgeschraubt und zwischen dem Kupfer des UWS und den Schmiedeeisenplatten lag eine trennende Kautschukschicht, die eine Elektrolyse verhindern oder zumindest mindern sollte, welche die Metallteile in rapidem Tempo verrotten ließ.
Der Stapellauf war am
6.V.'67 und am 19.IX.' 67 ging sie das erstemal in Dienst. Danach erfolgten saisionale In und Außerdienststellungen bis sie 1919 als Kohlenhulk aufgebraucht war und 1921 in Rendsburg abgewrackt wurde.
Sie besaß acht Kofferkessel und eine liegende und damit unter dem Wasser geschütz befindliche doppelcylindrige oscillierenden Kolbendampfmaschine, die ihr 14,7 Knoten Höchstgeschwindigkeit bescherten.
Original-/Modellmaße
Lüa: 89,44m/447,2mm
Lcwl: 88,20/441,0mm
B:15, 2m/75,0mm
So mit diesen doppelten Maßen ist auch ein holprig-eleganter Übergang zu meinem ersten Scratchmodell gefunden. Leider gibt es von der Alten Dame keine Spanten- oder Wasserlinien risse, sondern lediglich die Decksrisse, so daß ich die äußere Form dazwischen nach den Bildern anderer Reedscher Entwürfe finden muß. Also wird hier am Anbeginn noch etwas dröge Recherche und dann Zeichnerei stehen. Die vorhandenen Pläne aus dem Bundesarchiv in Koblenz sind mir deutlich zu teuer und im. Resultat zu unsicher, so daß ich auf Buchkopien aus dem damaligen Militärgeschichtlichen Forschungsamt zurückgreifen kann, deren Quelle ich allerdings suchen muß.
Gebaut wird mit am Rand durch Sekudenkleber gehärtetem Karton, so daß ich Proxxon und Kegelschleifer nutzen kann.
220px-Panzerfregatte_Kronprinz_nach_Stapellauf_auf_der_Themse_-_aus_Illustrirte_Zeitung_Juni_1867.jpg 220px-Übungsgeschwader_auf_der_Danziger_Reede_-_Kronprinz,_Friedrich_Carl_und_Ariadne.jpg
Als nächstes kommenndann die Bilder von den Plänrollen .
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*Allerhöchsten Cabinettsordre
**Auf den Lauf wurden heiße Verstärkungsrohre aufgeschoben, die dann erkaltet als "Mantel" um das mittlere und hintere Feld des Vorderladerrohres herumlagen.