Vomag 7 / 660, Verlag model-hobby.pl, M: 1:25

  • Nach der Fertigstellung des Kettenfahrzeugs Panzer 38t, habe ich nun wieder Lust auf ein Fahrzeug auf Rädern bekommen. Die Wahl viel dabei wieder auf einen Bogen von model-hobby, trotz oder wegen der vielen Fehler im Bogen - bleibt damit doch genug Raum für Herausforderungen in Bezug auf Fehlerbehebung und Korrektur.



    Da ich sowieso nur Scanns verarbeite und alle Teile per CorelDraw nachzeichne, teilweise in 3D umwandle und auf Maßgenauigkeit und Plausibilität überprüfe, sind Fehler im Bogen keine große Kathastrophe. Wie gut diese Vorgangsweise funktioniert, habe ich bereits beim allerersten Bauteil, den ich mir zur Brust genommen habe, entdeckt. Den Gepäckkorb auf dem Heck habe ich als gedruckten 3D-Teil konstruiert und da hat die Schablonenzeichnung des Baubogens mit den Montagelöchern auf dem Verkleidungsteil bereits eine Abeichung von mehreren Millimetern gezeigt. Blöd, wenn man diesen aufwändigen Teil aus Draht gebogen und verlötet hat und er dann überhaupt nicht paßt. Genug gemosert ...


    Wie fast immer, fange ich bei derartigen Projekten mit den schwierigsten Teilen an und das sind nunmal die Räder mit den Felgen. Die entstanden mit heftiger Hilfe meiner 3D-Drucker, wobei die Konstruktion des Reifenprofils eine ziemlich spezielle Herausforderung im Umgang mit 3D-Programmen darstellt. Aus Papier, bzw. Karton besteht nur die Felgennabe ...



    So, die Reifen-/Felgen-Produktion läuft. Während ich auf das Trocknen der Lackierung warte, mache ich immer wieder kleinere, aufwändigere Teile fertig.



    Zwischendurch wurde der Anfangs erwähnte Gepäckkorb in der Rohversion fertig. Er muß noch einmal verschliffen werden, da die Stützkonstruktion des 3D-Drucks noch sichtbar ist. Die Abmessung ist jetzt aber halbwegs korrekt.



    Die Gelenkwellen für den Kardanantrieb sind auch schon fertig und voll beweglich, damit es keine Überraschungen beim Zusammenbau gibt.



    Die Stoßstange mit dem eingeprägten Vomag Schriftzug. In die beiden Löcher an den Enden kommen recht massive Peilstäbe.



    Etwas schwieriger gestaltete sich die Darstellung der Lüftungsrippen bei der seitlichen Motorverkleidung. Realisiert wurde es mit einem Prägewerkzeug aus dem 3D-Drucker. Der geschlitzte Papierteil wird mit viel Zugabe von Wasser auf das Werkzeug gelegt und mit einem Streifen Moosgummi über Nacht im Schraubstock verpreßt. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber brauchbar - zumindest besser wie der vorgesehene Aufdruck des Baubogens.


  • Die Neugierde ist ein Biest und ich wollte unbedingt die Wirkung der Lüftungsrippen im fertigen Zustand erfahren. So blieb mir nichts anderes übrig, als die komplette Motorhaube fertig zu bauen. Eine Hürde dabei war der Kühler, der in seiner gedruckten Form für meine Bauweise unbrauchbar ist - also habe ich ihn komplett umkonstruiert.


    P.S.: Diesmal sind alle verbauten Teile aus Papier, keine 3D-Druck-Teile!



    Meistens bin ich mit den fertigen Bauabschnitten nie 100% zufrieden, nachher denke ich oft, das oder dies hätte dir auch besser gelingen können. Ganz selten, so wie bei dieser Motorhaube, bin ich wirklich mit dem Ergebnis zufrieden. Doch seht selbst - das Ergebnis von ca. 2 Wochen täglicher Arbeit.



    Zur bildlichen Unterstützung - die Motorhaube ist exakt 91 mm lang und damit ca. halb so lang wie mein letztes Modell (Panzer 38t). Sie wird einen sehr detaillierten und mächtigen Motorblock verhüllen.



    Damit dieser Motorblock, der (geschätzt) etwa ein Fünftel aller Bauteile dieses Bogens verwendet, auch nachträglich noch betrachtet werden kann, habe ich einen Teil der Motorhaube zum Öffnen vorgesehen.



    Die eingravierten Halbkreise markieren die Position der Kotflügel ... aber das ist eine andere Geschichte.

  • Es entstanden z.B. Kleinteile, wie diese Begrenzungsleuchte.



    Die wurde dann zusammen mit dem Rückspiegel auf dem Kotflügel befestigt. Ein Kotflügel ist fertig ... der zweite folgt später.



    Die Federung für die hintere Doppelachse wurde gebaut. Die zentrale Befestigung dieser schwingenden Doppelfederung wurde umkonstruiert und beweglich gemacht. Somit ist sichergestellt, daß alle 4 Räder auch wirklich auf dem Boden stehen.



    Für die Kontrolle der Konstruktion war es notwendig, den Rahmen zu bauen. Insgesamt ca. 45 cm lang und aus U-förmigen Trägern zusammen gesetzt, war dieses Ding eine echte Herausforderung in Bezug auf Geradheit und Stabilität. Beim Verkleben wollte sich der Rahmen in alle Richtungen verdrehen und winden, mußte aber schließlich doch aufgeben und sich fügen.



  • Ich wusste es - großes Kino!


    Hallo Josef,


    mich fasziniert bei Deiner Bauweise der scheinbar spielerische Umgang mit allem, was es so an Maschinen und anderen Möglichkeiten der Detailierung gibt.


    Danke fürs Zeigen!

  • Danke für die positiven Postings und die vielen Likes!


    Die vordere Federung, Bremsen, Lenkung und der Antriebsstrang waren die nächsten Punkte auf meiner Agenda.
    Dazu gehörte auch das Lenkgetriebe, da es mit dem Querlenker gemeinsam verbaut wird. Die Bilder zeigen die unlackierte Version mit dem Montageplan und das bemalte Ergebnis.



    Die beiden Trägerplatten für die vorderen Trommelbremsen mit den Druckzylindern, Hauptachslagern und Aufnahme für den Querlenker und die Lenkbetätigung.



    Die vorderen Federpakete in Kombination mit der Vorderachse.



    Der Druckluftverteiler für die vorderen Bremsen.



    Die beiden Differentialgetriebe für die hintere Doppelachse mit den Kardangelenken.


  • Die Aufnahmen für die vorderen Federpakete wurden auf dem Rahmen verklebt. Jetzt muß nur mehr alles andere auf dem Rahmen montiert werden, davon dann demnächst mehr in diesem Theater.


  • Zwischendurch ein kleiner Exkurs, mit welcher Methode ich kleine Papierröllchen herstelle.


    1. Ein kleiner Streifen Seidenpapier (Blumenseide) wird zurecht geschnitten. Die Höhe sollte etwas kleiner wie die Länge des Röllchens sein - ich nehme das Maß dafür direkt mit dem Stahllineal vom Ausgangsmaterial.



    2. Die Länge dieser Rollhilfe sollte in etwa einen Umlauf (Innendurchmesser x 3,1416) betragen. Das Seidenpapier wird auf der Außenseite der Basis für das Röllchen mit verdünntem Weißleim schmal (ca. 0,5-1 mm) angeklebt.



    3. Das Seidenpapier wird nun mit verdünntem Weißleim in Form eines schmalen Streifens auf einem geeigneten Werkzeug angeklebt. In diesem Fall soll das Röhrchen einen Innendurchmesser von 2,4 mm haben - ich verwende einen entsprechenden Spiralbohrer als Werkzeug. Die Verklebung des Anfangs hält gut genug, um das Seidenpapier in einer straffen Umwicklung auf dem Werkzeug zu fixieren. Damit ist der schwierige Anfang für das Röllchen erledigt und das dickere Papier kann mit Hilfe der Finger und verdünntem Weißleim zu einem nahezu perfekten Röllchen geformt werden.



    4. Der Stoß wird mit einer Nagelfeile (diamantbeschichtet) vorsichtig weggeschliffen und das ganze Röllchen mit einer verdünnten Schicht Weißleim eingestrichen. Nach Trocknung des Leims kann das Röllchen mit einem kurzen, drehenden Ruck vom Metall des Bohrers gelöst werden. Weißleim hält hervorragend auf Papier, Holz und anderen saugenden Materialien, aber so gut wie gar nicht auf Metall.



    Nach eventueller Behandlung der Stirnseite mit der Nagelfeile hat man als Ergebnis nahezu perfekte Papierröllchen und nach der Lackierung ist auch die Stoßfuge so gut wie verschwunden.



    Mit etwas Übung gelingen auch dünnste Röllchen aus purem Seidenpaier - hier auf 0,5 mm dickem Stahldraht. Die Wandstärke des Röllchens wird durch die Anzahl der Wicklungen bestimmt. Eine Schicht verdünnter Weißleim oder sehr dünnflüssigem Superkleber auf der äußersten Wicklung festigt das Röllchen für die weitere Bearbeitung. Bei Superkleber sollte man das Röhrchen aber kurzfristig vom Metallträger lösen - ein Tröpfchen zuviel und das ganze ist ohne Zerstörung nicht mehr trennbar.



    Dieses lange Röllchen wird mit dem Stahldraht in eine kleine Bohrmaschine eingespannt und bei höherer Drehzahl und einem sehr scharfen Messer werden kleine Scheibchen abgetrennt.


  • Diese winzigen Röhrchen verwende ich z.B. bei den Schubstangen der Druckluftbremsen als Aufnahme für die 0,5 mm Drahtstückchen. Das ist nicht nur realistischer, sondern hilft auch bei der Längenanpassung. Außerdem ist so ein Drahtstückchen wesentlich besser und haltbarer in einem kleinen Röhrchen zu verkleben, statt nur stumpf angeklebt.



    Die Trommelbremsen werden in den Felgen verklebt und sind durch die Öffnungen der Felgen sichtbar. Aufgrund der Beanspruchung und Exposition dieser Teile habe ich eine stärkere Verschmutzung angebracht.



    Auf der Innenseite der Trommelbremse ist ein Stück 2 mm Stahldraht eingeklebt. Das Gegenlager für diesen Stift besteht aus einem ringförmigen Neodym Magnet. Dadurch können die Räder einfach aufgesteckt werden und halten sehr gut, sind aber jederzeit leicht wieder abnehmbar, falls sie bei weiteren Montagen im Weg sind.


  • Hallo Josef,


    danke für die Kurzanleitung.


    Bis auf das Seidenpapier habe ich mir eigentlich immer mit passenden Bohrern geholfen. Die dünne Beilage macht es einfach ein wenig einfacher und effektiver. Wird demnächst ausprobiert.


    Und ja, mit diesen Röllchen sieht der Anschluss eines Drahtes schon mal wesentlich "technischer" aus. Und macht im Gesamtbild einen Riesenunterschied.


    Wie lange tüftelst Du denn eigentlich an solchen "Sonderlösungen"? Ich denke mal, manches kommt von ganz alleine, anderes braucht dann doch schon eine Weile und Versuche.

  • Es mag vielleicht pervers klingen, aber ich freue mich über Probleme ... denn ich liebe es, an der Lösung zu arbeiten. Diese Vorliebe hat mehrere Ursachen:


    1. Ich bin ein Fetischist in Bezug auf Werkzeuge und Maschinen, vor allem Werkzeuge für Goldschmiede und Uhrmacher haben es mir angetan. Wenn man mal ergründet hat, wofür diese Spezialwerkzeuge verwendet werden und wie damit gearbeitet wird, finden sich Anwendungen für den Kartonbau die sehr überraschend sind.
    2. Materialien aller Art finden sich in meiner Werkstatt und bieten damit die Möglichkeit und Basis für Experimente.
    3. Mein erlernter Beruf (Mechatroniker) und die hobbymäßige Erweiterung in der Feinmechanik ergeben eine solide Basis in Werkstoffkunde und Werkzeugkenntnis.


    Ein Problem (Verbesserung, Verfeinerung oder Vereinfachung aus Gründen der Faulheit) wird erst im Kopf bearbeitet und analysiert. Möglichkeiten oder Abhilfen werden gedanklich durchgespielt und mit wachsender Erfahrung bekommt man ein Gespür was geht und was nicht. Dann wird ausprobiert, ob die Lösung realisierbar und optisch brauchbar ist. Wenn ja, dann merke ich mir diese Lösung und verwende sie für die Zukunft als Standard. Wenn nein, geht es zurück an den Start mit der Suche nach einer anderen Möglichkeit ...und bisher habe ich eigentlich immer eine brauchbare Lösung gefunden. Das kann aber auch schon mal einige Wochen oder Monate dauern, bis der große Gedankenblitz einschlägt. Aber ich nehme mir die notwendige Zeit und bin glücklicherweise ein sehr geduldiger und ausdauernder Mensch.

  • Hallo Josef,
    bei dem, was du hier so zeigst, fällt mir gar nichts mehr ein. Man sieht ja hier im Forum schon wirklich Unglaubliches in Sachen Modellbau, aber du machst da wohl eine neue Königsklasse auf.
    Lieber Gruß
    Gerd

  • Hallo Josef!
    Robert hat mir schon einiges erzählt, nur was du hier zauberst ist schon grandios. Bei deiner fachlichen Vorbelastung muß einfach so ein Qualitätsergebnis rauskommen.
    ja 2 ja 2 ja 2
    Mit Gruß,
    Nick

  • Ich freue mich, auch in diesem Forum deinen modellbauerischen Fähigkeiten huldigen zu können, Josef! Das ist wirklich absolute Extraklasse, was du hier zeigst. Die Nähe zum Vorbild ist atemberaubend. Fast schon ein wenig beruhigend für uns Normalsterbliche, dass du dir wenigstens hin und wieder vom 3D-Drucker und Laser(?) helfen lässt. Man sieht ja - wie Gerd schon schrieb - einiges im Modellbau, das einen "vom Glauben abfallen" lässt. Hier kann ich nur noch sagen: Besser geht's nicht!
    Gruß Michael (maxl)

  • Herzlichen Dank für das rege Interesse an meinem Baubericht!


    Hier ein Detailbild der 'Magnetlager'. Zwischenzeitlich habe ich die Leuchtstoffröhren meines Arbeitsplatzes auf LED-Röhren gewechselt, daher sind die Bilder etwas zu hell. Die kleinen Ringe oben im Bild sind die Ringmagnete (2 mm innen / 6 mm außen / 2 mm hoch). In der Mitte sind die Kartonscheiben (2 mm hoch) und unten sind die Magnete in die Kartonscheiben eingepreßt. Auf beiden Seiten kommt dann noch ein Deckel aus Karton drauf und das Lager ist fertig.



    Für die 2 mm hohen Kartonscheiben habe ich 4 Stk. mit 0,5 mm verklebt. Die 0,5 mm Finnpappe, die ich verwende ist wirklich exakt 0,5 mm dick, im Gegensatz zu dickeren Varianten die meist dünner als angegeben sind (Finnpappe mit Nennmaß 1,0 mm ist meistens nur 0,9 mm dick). Zum verdoppeln verwende ich fast ausschließlich UHU office pen, ein unverzichtbarer Helfer in meiner Werkstatt. Punktförmig aufgebracht lassen sich die Teile noch einige Sekunden verschieben und genau einpassen und auch große Teile können mit der punktförmigen Verklebung zuverlässig und sicher verklebt werden. Ich verwende den Kleber mit etwas Wasser verdünnt in einer Nadelflasche. Eine weitere kaum bekannte Eigenschaft dieses Klebers ist die Möglihkeit der Gummierung. D. h. der Kleber wird mit dem Pinsel flächig aufgetragen und dann getrocknet - dadurch ergibt sich eine Klebefläche wie bei den guten alten Briefmarken. Etwas Feuchtigkeit dazu (abschlecken würde auch gehen, da der Kleber süß schmeckt und ungefährlich ist) und die volle Klebekraft ist wieder gegeben. Bei manchen Panzern befinden sich auf den Metallrädern dünne Reifen aus Gummi - diese Klebemethode ist die perfekte Lösung dafür.



    Ein weiterer wichtiger Helfer in meiner Werkstatt ist Mikro Kristal Klear. Oft sind kleine Teile exakt auf einer bestimmten Stelle auszurichten. Hier trage ich mit einem Zahnstocher ein Tröpfchen Kristal Klear auf und warte einige Sekunden (wichtig!) bis der Kleber nicht mehr weiß, sonder fast glasklar ist. Kristal Klear ist dann ein stärkerer Haftkleber und die Teile können exakt eingerichtet werden. Ich verwende diesen Kleber ebenfalls mit Wasser verdünnt aus einem eigenen Behälter. Fixiert wird dann alles mit verdünntem Weißleim.




    Ca. 6 Stunden Arbeit für 12 Bauteile ... und die haben bequem auf einer 2 Cent-Münze Platz.



    Ebenso viel Platz hat auch der Druckluftverteiler für die hinteren Bremsen.


  • Es fehlte noch der Druckluftbehälter.



    Nun konnten die vorgefertigten Teile auf dem Rahmen montiert werden. Im gleichen Zug wurden auch die Druckluftleitungen verlegt. Drähte noch Schablone zurechtbiegen ist eine Arbeit, die ich gar nicht mag. Zu allem Überfluß mußte ich noch feststellen, daß die gedruckten Schablonen des Baubogens leider nicht brauchbar waren ... scheinbar wurde da beim Druck ungleichmäig skaliert und alle Drahtteile mußten per Hand am Modell angepaßt werden - bähh, igitt!






    Damit ist die Baugruppe Fahrgestell fertig. Der nächste große Block ist der Motor.

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