Frachtdampfer VIANNA / 1899 / 1:250 / Eigenbau

  • Guten Abend,


    in diesem Jahr möchte ich auch mal gerne wieder bei der »Goldenen Schere« mitmachen. Mit einem kleinen, übersichtlichen Frachtdampfer der die Fraktion der Vollrumpfmodelle in 1:250 erweitern soll.


    Es gibt ja schöne Kartonmodellbogen von Tausend Schiffen. Aber ich will wieder das Tausenderste haben zu dem es keinen Bogen gibt und zu dem ich auch nur einen kleinen Bauplan habe.



    Der Frachtdampfer VIANNA


    Das Schiff wurde am 1898/99 auf der Koch-Werft in Lübeck gebaut. Am 24. Januar 1899 wurde es von der Oldenburg-Portugiesischen Dampfschiffs-Rhederei in Dienst genommen und fuhr hauptsächlich im Verkehr zur iberischen Halbinsel und in der Ostsee. 1907 wurde das Schiff an den Oldenburger Ziegelverkaufsverein verkauft. 1914 von Großbritannien in einem englischen Hafen beschlagnahmt, wurde das Schiff am 31. März 1918 vor der britischen Nordseeküste durch UC 64 torpediert und versenkt.


    Länge zw. d. Loten: 41,32 m
    Länge ü. a.: 43,64 m
    Breite a. Spt.: 7,01 m
    Tiefgang: 3,32 m
    Tragfähigkeit: 435 to
    Geschwindigkeit: 8 kn
    Besatzung: 11 Personen


    Die Schiffswerft von Henry Koch war ab 1882 die erste Lübecker Werft die Eisenschiffbau betrieb. Die Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffs-Rhederei gibt es heute noch. Die Firma zog vor dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg und gehört heute zur französischen Reederei CMA CGM. Vielleicht kennt jemand von HMV die OPDR LISBOA. Das Containerschiff ist quasi eine Urenkelin der VIANNA.


    Die VIANNA hat vor ein paar Jahren ein Kollege aus dem Arbeitskreis historischer Schiffbau "entdeckt", als Modellbauplan gezeichnet und als 1:100 »solides« Wasserlinenmodell gebaut. Ich hätte problemlos nach Unterlagen fragen können, war aber so im Eifer, dass ich mir selber den Rumpf rekonstruiert habe und die erforderlichen Bauteile nach dem vorhandenen Plan gezeichnet habe. Das wird kein Kartonbogen werden und meine Bauteile dienen auch nur der eigenen Arbeitsgrundlage.


    Aber vielleicht hat ein professioneller Kartonmodellbogenverlag vor, sich diesem kleinen Dampfer anzunehmen? Die VIANNA ist ähnlich umfangreich wie die KANAL. Eigentlich nur etwas länger, mit einem zweiten Beiboot, dafür ohne Passagiersalon. Die VIANNA verkörpert die kleinen Dampfer aus dem Küstenverkehr und der Ostseefahrt welche bis in die 1930er das Bild der großen Seehäfen bestimmten.

  • Hallo Klaus,


    gute 16cm Länge, die meine Neugier geweckt haben.


    Bestes Gelingen und viel Erfolg im Wettbewerb!



    Viele Grüße
    Roland

  • Servus Klaus,


    wenn du ein Schiffchen aus dem Stehgreif schnitzt, möchte ich gerne dabei sein!


    Viel Erfolg bei der Umsetzung und viel Abstimmungspunkte beim Wettbewerb!

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hallo Klaus,
    als Kartonmodellbauer der vorgefertigte Bögen nach Anleitung baut finde ich solche Eigenbauprojekte immer sehr faszinierend !!
    Die Umsetzung vom Bild zum Modell wird spannend.
    Viel Erfolg
    Lg
    Thomas

  • Eigenkonstruktionen sind immer interessant. Und wenn sie auch noch aus einer Zeit stammen, zu der ein Schiff noch nach Schiff aussah...
    Da schau ich gerne zu.


    viele Grüße


    Karlheinz

  • Die Konstruktion:


    Geplant ist - nach bewährter Methode - den Rumpf aus zwei Hälften zu bauen. Ähnlich wie bei Plastikbausätzen möchte ich zwei Rumpfhälften, hoffentlich ohne Verzug und unter Erhalt des Profils, später zu einem Stück zusammenfügen. Ich möchte Spantengerippe bauen die mit Karton und Papier überzogen werden sollen. Um Spachteln und Schleifen mache ich keinen Bogen und angemalt wird auch (mit Acryl- und Aquarellfarben und dem Staub abgeriebener Pastellkreiden). Der Dampfer wird am Ende wieder in meinem geliebten "Used-look" mit Gebrauchsspuren daherkommen. Ein altes, maritimes Arbeitspferd eben, wie es das Original vor über 100 Jahren auch war.


    Aus dem gescannten und skalierten Plan habe ich mir zunächst am Rechner hoffentlich alle Dinge herausgezeichnet, die ich brauchen werde. Bei den Details habe ich immer wieder auf Fotos des erwähnten Vorbildmodells geschaut.


    Die Beiboote sind gemopst. Es gab vor Jahren mal einen Download zu überarbeiteten Beibooten von HMV-Dampfern. Die angebotenen Boote habe ich mir passend skaliert.


    Die benötigte Ankerwinde, die beiden Ladewinden und die Lüfter hatte ich mir mal zum Bau meiner KANAL konstruiert.


    Die Reling werde ich aus Lasercutangeboten nehmen.


    Bei der Rumpfkonstruktion war ich ungeduldig. Eigentlich hätte ich mir Wasserlinenrisse zeichnen müssen um damit den Spantenriss anzupassen. Oder noch besser: Ein verkleinertes Halbmodell aus Balsa in Scheiben schneiden um damit die Form der Spanten zu ermitteln. Darauf habe ich leichtsinnigerweise verzichtet und mit der vorliegenden Draufsicht und den beiden Schnitten nach dem Vorbild ähnlicher Schiffe dieser Epoche die Spanten gezeichnet. Der Drang zu bauen war gerade so stark, dass ich es darauf ankommen lasse, während der Arbeit anzupassen und zu ändern. Mir schwebt nach den Eckdaten, die der Plan liefert, ein fast kastenförmiger Rumpf mit Dampferheck vor. Als Wasserlinenmodell könnte das eine relativ einfache Abwicklung sein. Aber meine VIANNA soll ja ein Vollrumpfmodell werden.



  • Das Spantengerippe:


    Los ging's mit der Ausschneiderei tanz 1 Auf Höhe der Wasserline habe ich eine Platte eingeklebt. Sie soll Form geben und den Rumpf in der Länge straken. Die Spanten sind in Hälften geschnitten und zwischen die Hilfsdecks und die Wasserlinenplatte geklebt. UHU-Flike Flasche sorgt für gute verbindungen.


  • Auf der dunklen Schneidmatte lässt sich das Konstrukt vielleicht besser erkennen: Die Hälften haben Aussparungen für die später geöffnete Luke Zwei, Aussparungen für die beiden masten und Einschnitte für eine Sockelkonstruktion.


  • Die Halbrumpfmethode macht es möglich, auf dem Plan stets die Maßhaltigkeit zu prüfen. Für die Backbordseite habe ich natürlich eine gespiegelte Ansicht.



    Hier sieht man ein hübsches Detail der VIANNA: Das sog. "Versaufloch". Es ist das vorn hinter der Back unterbrochene Oberdeck welches viele Dampfer um 1900 zeigten. Das hatte mit der Schiffsvermessung zu tun, drückte das Ladevolumen in den Berechnungsfomeln herunter und begünstigte merklich die Berechnung an Tonnagegebüren. Im Bereich des "Versauflochs" hatte der Dampfer ein niedriges Freibord und ruppige See kam hier schnell über. Das war der große Nachteil dieser Bauweise, den man aber aus Kostenersparnis in Kauf nahm. Ich weiß nicht, ob man hier schon von einem "Schutzdecker" oder "Spardecker" spricht. Das kleine Deck heißt hier, soweit ich weiß, "Vermessungsdeck".


    Worauf ich mich auch schon freue, ist die kleine Laufbrücke zwischen Back und Oberdeck zu bauen. Solche Details mag ich auch immer sehr gerne!

  • Eine Frage zur Bautechnik, warum wird das Spanten-Skelett in zwei Hälften gebaut? Ergeben sich hierdurch Vorteile gegenüber dem Bau in einem Stück?


    Viele Grüße


    Karlheinz

  • Ich finde "Ja". Der Verzug des Rumpfes in der Längsachse kann besser verhindert werden und beim "Beplanken" lässt sich auf der liegenden Hälfte die Form des Rumpfes kontrollierter aufbauen. Bei einem Wasserlinenmodell ist es etwas anderes, beim Vollrumpfmodell habe ich gute Erfahrungen mit diesem Vorgehen gemacht.

  • »Man lernt das Matrosenleben nicht durch Übungen in einer Pfütze« (Franz Kafka)


    Man bestreicht Kartonmodellrümpfe nicht mit Spachtel (Roland Thomas)


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    Trotzdem, klasse scratch-Lektion, Klaus! Ich habe alles verinnerlicht.



    Viele Grüße
    Roland

  • Die Rumpfbeplankung:


    Hier sind meine Halbrümpfe mit Zeichenkarton beplankt. Wie Ihr seht, sind Teile der Seitenrisse zum EInsatz gekommen. Dadurch dass beide Hälften flach auf einer Glasplatten aufliegen können, ist die weitere Bearbeitung recht komfortabel. Auch eine Beschwerung der Werkstücke mit kleinen Gewichten während des Durchtrocknens ist gut möglich. Wie geschrieben würde ich ein Wasserlinienmodell jedoch auf dem bekannten Wege bauen.


    Ich vergaß zu erwähnen, dass ich bei meinen Planungen die Balkenbucht vergaß. Die habe ich dann beim Ausschneiden der Spanten manuell hinzugefügt (die Balkenbucht ist der Bogen des Decks zu den Seiten hin. Die Balkenbucht fördert das Abfließen von übergekommenen Wasser). Beim einem 1:250er Modell beträgt die Balkenbuch vielleicht einen Milimeter, sie ist aber später sichtbar und damit unablässig.


  • Jetzt müssen die Puristen tapfer sein: Es kommt Spachtel ins Rennen! pirat1


    Je nachdem wie sauber man beim Rumpfbau arbeitet und was man später haben will, ist Spachtel unnötig. Mir waren es aber zu viele Dellen und Kanten so dass normaler Fertigspachtel aus dem Baumarkt - mit einer kleinen Malerpalette aus dem Künstlerbedarf - aufgetragen wurde. Beim Schleifen mit sehr feinem Schleifpapier kamen mir die Halbrümpfe in ihrer Form wieder sehr entgegen.


  • Die geschliffenen Rumpfhälften beklebte ich anschließend mit senkrechten Zigarettenpapierstreifen. Senkrecht deshalb, um Plattenstöße zu immitieren. Mit normalen Druckerpapier kamen je zwei aufliegende Plattengänge - einer als Scherrgang im Bereich der Wasserline, dem Hauptdeck folgend - auf die Rumpfflächen. Mit Bleistift riss ich die spätere Wasserline an. Mit dem Cutter ritze ich weitere Platten und Stöße meines genieteten Dampfers ein.


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