“SS GREAT EASTERN “-der erste Ozeanriese-
Das Kartonmodell aus demSchreiber Verlag 1/200
"ZweiEngländer, Brunel und Scott dirigieren jetzt den Bau eines Dampfschiffes von 680 Fuß Länge, mit 2600 Pferdekraft, welches in seiner furchtbaren Länge im Stande sein soll, auf zwei der höchsten Wogen im Sturm zugleich getragen zu werden, so daß das Schiff stets ruhig zwischen England und Amerika hin und herschießen würde."- So lautete eine Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1853.
Dieses Schiff möchte ich heute vorstellen. Das Kartonmodell aus dem Schreiber Verlag, habe ich in den Jahren 1991 /92 gebaut. Es ist bis heute eines meiner liebsten Modelle und auch das Lieblingsmodel l meiner Frau. Ein Modell, dessen reales Vorbild eine Geschichte hat,die durchaus Stoff für einen Roman oder eine Fersehserie bietet.Wenn man Schiffsmodelle baut, ist es eine spannende Sache, sich auch intensiv mit den Vorbildern zu befassen. Ich habe zum Thema GREAT EASTERN, während ich das Modell gebaut habe, sehr viel gelesen über das Schiff und seinen spannenden Lebenslauf. Daran möchte ich nun alle, die sich dafür interessieren und die vielleicht von diesem historischen Schiff etwas mehr wissen möchten, teilhaben lassen.
Isambard Kingdom Brunel ( 1806 - 1859 ) war der Sohn des nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png] minder bekannten Marc Brunel, er war ebenfalls Ingenieur und ein berühmter Konstrukteur. Brunel, der schon mit 20 Jahren leitender Ingenieur beim Bau des Themsetunnels wurde, hat neben Eisenbahnen Tunnels und Brücken, vielen bekannten Bauwerken, auch Schiffe konstruiert.Insgesamt nur drei, aber alle sind in die Geschichte eingegangen. Die GREAT WESTERN, von 1838 als erstes Passagierschiff mit Dampfantrieb,das in einem regelmäßigen Liniendienst eingesetzt wurde.
Die GREAT BRITAIN, von 1845, die heute noch als Museumsschiff erhalten ist, war das erste ganz aus Eisen gebaute Großschiff und das erste Passagierschiff mit Schraubenantrieb.
Es hatte einen Doppelboden und die Masten waren zwecks der Reduzierung des Widerstandes beim Dampfen gegen den Wind, absenkbar. Als letztes dann die GREAT EASTERN, ein Schiff der Superlativen, daß jeden Rahmen sprengte. Die maximale Wasserverdrängung betrug 32 000Tonnen.
Mit 211 Metern Länge und 36 Metern Breite über den Radkästen und einemTiefgang von 9,50 Metern, war es fünfmal größer, als die Schiffe ihrer Zeit und blieb vierzig Jahre das größte Schiff der Welt.Geplant und gebaut für den Liniendienst zwischen England, Indien und Australien, sollte es viertausend Passagiere und 6000 Tonnen Fracht mit 13,5 Knoten befördern können. Die Kohlebunker die neben und über den Heizkesseln angeordnet waren, konnten 12 000 Tonnen Kohle fassen. Genug, um die Strecke, immerhin ca 35 000 KM, hin und zurück ohne Kohle nachzubunkern zurückzulegen. Das war einer Hauptgründe,warum die GREAT EASTERN so groß geplant werden mußte. Angetrieben durch zwei seitliche Schaufelräder von 17 Metern Durchmesser und einer 36 Tonnen schweren, vierflügeligen gußeisernen Schraube am Heck mit einem Durchmesser von 7,3 Metern. Sie sollte für ein Jahrhundert die größte Schiffsschraube der Welt bleiben. Für den Antrieb sorgten zwei Dampfmaschinen, mit zusammen 8300 Ps, die ihren Dampf von zehn Kesseln mit über 100 Feuerlöchern erhielten. Bei den Dampfmaschinen für den Heckantrieb wogen die vier Zylinder einschließlich der Kolben und Kolbenstangen jeweils 38 Tonnen. Die Antriebswelle der Schraube im Heck war 45,7 Meter lang und wog 60Tonnen. Außerdem konnte man an den sechs Masten mehr als 5900 qm Segel setzen. 80 Matrosen benötigten fünf Stunden, um die Segel zusetzen.
Sie wurden aber auch nur selten genutzt, nur wenn einmal der Dampfantrieb ausfiel, oder die Kessel gereinigt werden mußten. Diese Art[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png] desAntriebes hat man später nie wieder verwirklicht. Die GREAT EASTERN verfügte über eine doppelte Hülle, heute längst Standart,zwischen den Wänden hatte man die Trinkwassertanks eingebaut.
Außerdem verfügte die GREAT EASTERN über Längsspanten, die wichtig waren für die Stabiltät des Rumpfes. Eine weitere Novität warenSchlingerkiele. Zehn wasserdichte Schotten hat man eingebaut, sie sollten das Schiff unsinkbar machen. Machinen und Kesselräume wurden durch Längsträger unterstützt. Brunel ließ beim Bau der Great Eastern seine Erfahrungen aus dem Brückenbau einfließen.
Gebaut wurde das Schiff auf der Werft von John Scott Russel & Company in Millwall. Der Kiel wurde am 1. Mai 1852 gelegt. Am Bau waren 12 000 Arbeiter, darunter auch viele Kinder beteiligt. 30 000 Eisenplatten wurden für den Bau des Rumpfes benötigt, sie wurden von 3 Millionen Nieten zusammengehalten. Gekostet der Bau der GREAT EASTERN 750 000 Pfund, nach heutigem Kurs wären das ca 100 Mio. EURO[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png].
DieGREAT EASTERN, ursprünglich sollte sie übrigens LEVIATHAN heissen,wurde nie ein kommerzieller Erfolg. Heute würde man sagen, es hat die Infrastruktur gefehlt. Es gab um 1860 noch keine Dockmöglichkeiten, die Kais waren zu kurz, die Hafenbecken zu klein und die Ankerplätze nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png] tief genug. Auf ihren Reisen kamen nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png]einmal die Kosten für den Kohleverbrauch herein, obwohl es heute Stimmen gibt die glauben daß die GREAT EASTERN auf der geplanten Strecke durchaus profitabel hätte betrieben werden können. Es fehlte an Ladung und Passagiere gab es auch nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png] genug. Letzteres könnte auch Folge des schlechten Rufes sein den die GREAT EASTERN hatte. Pannen beim Bau sowie Unglücke in der Zeit der Probefahrtentrugen sicher dazu bei. Die Serie der Pannen und Unglücke der GREATEASTERN begann schon beim Stapellauf.
Aufgrund der Größe, konnte man nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png], wie es normal der Fall ist, den Rumpf rückwärts vom Helgen ablaufen lassen. Die GREAT EASTERN wurde auf einer Querhelling gebaut, weil der Rumpf länger war, als die Themse an dieser Stelle breit ist. Ein Querstapellauf war bei einem derartgroßen Schiff noch nie versucht worden. Es hat ja dann auch nichtgeklappt. Der riesige Rumpf bewegte sich nur 120 cm und dann warSchluß.
Nach monatelanger Arbeit, zusätzlichen Kosten von 100 000 Pfund und nur mit Hilfe hydraulischer Pressen gelang es dann, am 31.Januar 1858 den Rumpf zentimeterweise in Richtung Wasser zu bewegen. Noch heute sind am Ort wo dieses Riesenschiff entstand Spuren vom Ablaufgerüst zusehen.
Nach dem das Schiff dann mit monatelanger Verspätung endlich im Wasser war,begann man mit der Ausstattung Nur edle Materialien wurden verwendet, Seide, Samt Marmor und Teakholz kamen zur Verwendung. Die Kabinen wurden mit den edelsten Möbeln und Teppichen ausgestattet. Es wurde an Bord eine Gasbeleuchtung eingebaut und die Kabinen hatten fließend warmes und kaltes Wasser, sowie Badewannen. Nach der endgültigen Fertigstellung des Schiffes folgte dann der nächste Schock. Schon vor der Jungfernfahrt, explodierte ein Kessel, ein Ventil war nich tgeöffnet und der Dampfdruck brachte den Kessel zum Bersten, es gab mehrere Tote und zahlreiche Schwerverletzte unter den Heizern. Einer der Heizer, der durch eine der Kohlenschütten sich außenbords retten wollte, wurde durch eines der Schaufelräder erschlagen. Auch der große Salon wurde bei der Explosion zerstört, man mußte hiermit dem Innenausbau wieder von vorne anfangen. Jedes andere Schiffwäre wahrscheinlich durch eine derartige Katastrophe auf der Stelle total zerstört worden. Brunel, der vor Überarbeitung und dem ganzen Stress einen Tag vor der Jungferfahrt einen Schlaganfall erlittenhatte, von dem er sich nicht wieder erholte, starb mit nur 53 Jahren,noch vor der ersten Fahrt seines größten Projektes.
Doch das war nur der Anfang einer Serie von Unglücken und Pannen, die derGREAT EASTERN ihren schlechten Ruf einbrachte.
Drei Monate nach der ersten Fahrt ertranken der Kapitän und zwei Matrosen, als sie mit einem Ruderboot der GREAT EASTERN, im Hafen von Southampton kenterten. Auf ihrer ersten Transatlantikfahrt, mit nur35 zahlenden Passagieren und acht geladenen Ehrengästen, stellte man einen neuen Rekord auf Die Strecke wurde in 9 Tagen geschafft,Segelschiffe brauchten in der Regel vierzig.
1861 geriet die GREAT EASTERN in einen Orkan, 500 Km vor der irischen Küste. Die Schaufelräder brachen, das Schiff trieb drei Tage antriebs- und steuerlos herum. Ein Passagier, ein amerikanischer Ingenieur, hatte schließlich die Idee, das Ruder mit einer Kettefestzusetzen. Schließlich mußte das schwer havarierte Schiff von einem Kriegsschiff abgeschleppt werden. 27 Passagiere verletzten sich schwer durch herumfliegende Möbel. Schliesslich lief die GREAT EASTERN vor New York noch auf ein Riff, daß in den Seekarten nicht verzeichnet war und bekam im Rumpf einen fast 30 Meter langen Riß.Aber dank des Doppelbodens konnte die GREAT EASTERN mit eigener Kraft den Hafen erreichen. - Das Riff trägt übrigens heute noch den Namen Great Eastern Rock.
Nachdem die GREAT EASTERN als Passagierschiff erfolglos blieb, nur einmal hatte man die Kapazitäten ausgenutzt und 3000 Soldaten nach Kanada transportiert, wurde sie verkauft und zu einem Kabelleger umgebaut.Der vierte Schornstein, sowie ein Kessel wurden ausgebaut um Platz zu schaffen für das riesige Kabel mit einer Länge von 4760 Km, mannannte es auch das 100 000 Zentner Tau. Allein die Verladung desKabels dauerte fünf Monate. Nach mehreren Rückschlägen,Kabelbrüchen und Verlust des Kabels gelang schließlich. Am 28.Juni1866 wurde das erste 4200 Km lange Transatlantikkabel in Betriebgenommen. Nach einer kurzen, aber wieder erfolglosen Verwendung alsPassagierschiff, wurde die GREAT EASTERN ab 1869 wieder alsKabelleger eingesetzt im Nordatlantik sowie im indischen Ozean. Nachdiesem Einsatz wurde das Schiff in Milford Haven aufgelegt.
Keiner hätte auch nur einen Cent für eine erneute Verwendung als Passagierschiff ausgegeben. Von 1886 bis 1888 diente die GREAT EASTERN als Messe und Ausstellungsschiff auf dem Mersey vor Greenock und Dublin. Mit den Eintrittskarten wurde viel mehr verdient als jemals mit den zahlenden Passagieren. 1888 schliesslich wurde dieGREAT EASTERN zum Abbruch verkauft. In Birkenhead brauchte man fastzwei Jahre dazu, das Riesenschiff zu zerlegen, dabei mußten 3Millionen Nieten wieder aus dem Rumpf herausgeschlagen werden.
Man hatte für diese Arbeiten eine schwere Eisenkugel hergestellt, dievon einem Kran angehoben wurde und dann aus größerer Höhe auf dasDeck fallengelassen wurde. Hier fanden die Zweifler dann auch denGrund für den Mißerfolg der Great Eastern. Man soll bei denAbwrackarbeiten die Skelette eines Nieters und seines Helfers gefunden haben. Man hatte die beiden beim Bau des Schiffes zwischendie beiden Hüllen der Bordwand eingebaut Bei dem Lärm, den die Nieter bei ihrer Arbeit verursachten hat man wahrscheinlich das Rufen nicht[Blockierte Grafik: http://cdncache-a.akamaihd.net/items/it/img/arrow-10x10.png] gehört. Wahrscheinlich gehört dieses Geschichte aber in den Bereich der Legenden, denn einen sicheren Nachweis hierüber gibt es nicht.
Aberr die Geschichte vom Nieter hat den Lebenslauf der GREAT EASTERN von Anfang an begleitet. Und den Nieter machte man auch für die vielen Pannen und Unglücke, die das Schiff heimsuchten, verantwortlich.
Soviel zur wechselvollen Geschichte des Originals......