"The Fighting Temeraire tugged to her last berth" Diorama 1:275

  • Hallo alle miteinander,


    da ich ja hier nich ohne einen etwas länger dauernden Baubericht dastehen kann, werde ich in nächster Zeit meine Temeraire vorstellen.


    Ich will versuchen, ein ziemlich berühmtes Bild von William Turner in die dreidimensionale Welt zu holen.


    The Fighting Temeraire tugged to her last berth to be broken up


    Vorletztes Jahr war ich mal wieder in London und musste einfach in die National Gallery und Turners "The Fighting Temeraire tugged to her last berth to be broken up" nochmal besichtigen.
    Als genau dieses Bild dann im letzten James Bond Film "Skafall" nochmal aufgetaucht ist, war mein Entschluss klar...das wird mein nächstes Projekt!


    Vielleicht gesellt sich ja wieder der eine oder ander dazu.

    *Das Bild des Bildes kommt aus der Wikipedia.

  • Spantenriss


    Zunächst musste natürlich ein passender Spantenriss oder Ähnliches gefunden werden, um die Temeraire bauen zu können.
    Zum Glück gibts das Internet und so fand sich nach einigem Suchen eine recht niedrig gepixelte Variante des Originalplans, der für meine Zwecke vollkommen ausreichend ist.


    Ich habe mich auch etwas durch die diversen Foren gearbeitet und dabei einiges gelernt.


    Zur Geschichte des Bildes und der Temeraire werde ich immer zwischendurch etwas einstreuen, um nicht alles auf einmal zu bringen.


    Wichtigste Erkenntnis: der Herr Turner hat damals ganz schön geschummelt, als er das Bild gemalt hat, dazu aber später mehr.
    Zuerst Bilder von den Spanten, denn damit fängt man ja immer an.



    Das solls für den Anfang auch schon gewesen sein.
    Bis demnächst
    Ludwig

  • Hallo,


    da geselle ich mich auch dazu - das ist immerhin eines meiner Lieblingsbilder.
    Herr Turner hat übrigends gerne mal geschummelt: Auf einer Ausstellung vor etlichen Jahren hing ein Bild von ihm mit dem Titel 'die vier Delfine' oder so Ähnlich - ich dachte nur die sind wohl gerade abgetaucht. Die Geschichte zu dem Bild war, dass der werte William das Bild für eine Ausstellung gemalt hat, erst auf den allerletzten Drücker fertig geworden ist (das Bild hing schon in der Ausstellung, hat es geheißen!?!) und dem Werk dann einen Titel vepassen musste.....
    Nun ja, in der Austellung die ich besuchte fanden sich aber auch noch etliche Bilder die beweisen das Herr Turner malen konnte -und wie.


    Viele Grüße
    Imo

  • Hallo Leute, na dann wollen wir mal!


    Imo mit "schummeln" meine ich ja nicht, dass er nicht gut gemalt hat. Er hat nur die Komposition ziemlich stark verändert, um seine Bedeutung und Aussage hinzutrimmen. Und am Ende ist so ein Bild ja immer Kunst und wenn die dann noch so phantastisch aussieht, dass sie 150Jahre nach ihrer Entstehung immernoch das Lieblingsbild vieler Menschen ist, hat er wohl was richtig gemacht :D


    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass zumindest einige den Baubericht noch nicht kennen und werde die meisten Textpassagen aus dem ersten Baubericht kopieren, also nicht wundern.


    Spantengerüst des Unterwasserschiffs


    Gleich vorweg vielleicht schon die erste Enttäuschung für all jene, die ein vollgetakeltes Linienschiff erwarten, denn da liegt schon die erste Mogelei im Bild:
    Bei einem Schiff, das zum Abwracken verkauft wird,werden vorher alle noch brauchbaren Dinge entfernt. An Bord befanden sich also keine Kanonen, keine Anker und auch die komplette Takelage wurde vorher entfernt. Den etwaigen Zustand der restlichen Hülle kann man im Video zur Versenkung der "Implacable/Duguay Trouin" erahnen.


    Das gibt mir die Möglichkeit, mich am Rumpf auszutoben happy 2


    Ich möchte keinen "undurchsichtigen Klotz" bauen, sondern die Temeraire mit zumindest einem Teil ihrer Inneneinrichtung basteln, sodass die "Leichtigkeit" eines größtenteils entkernten Schiffs dargestellt wird und man bei richtigem Blickwinkel durch das Schiff durchgucken kann.


    Dazu sind natürlich einige Änderungen nötig und das Spantengerüst muss entsprechend ausgelegt werden...nix mit solidem Mittelspant.
    Das erste "bebaute" Deck wird das untere Kanonendeck und entsprechend schneide ich alle Spanten (immerhin waren es 30 Stück davon) entsprechend zu -siehe oben.
    Um diesesmal ein wirklich gerades Schiff zu erhalten, habe ich mir eine Art Helling gebaut, auf die ich den Rumpf aufstecken kann, solange er noch nicht beplankt ist.


    Ein Blick von oben zeigte dann schnell, dass für die Stabilität noch ein paar Querstreben/Kiele "Stringer" einzupassen sind.



  • Spantengerüst Unterwasserschiff II


    Pro Seite habe ich danach noch 2 weitere Längsspanten eingebaut..jeweils auf Länge geschnittene Graupappestücke. Als das alles trocken war, kam die Platte für das untere Kanonendeck drauf.
    Hier hilft für die gebogene Form ein kleiner Trick mit Abwaschschwämmen. Ich habe meine Gewichte (etwa 20cm lange Stahlstücke) auf diese Schwämme gelegt, die dann den Anpressdruck gleichmäßig aufs Deck verteilen.
    Zum Schluss wurde das Spantengerüst dann noch verschliffen. Ist zwar nicht so exakt, wie ein Lasercut, aber für selbstgemacht ganz brauchbar denke ich und recht stabil ist es auchnoch.




  • Damals kamen einige Fragen und Anmerkungen auf.


    Warum ein Vollrumpfmodell für ein derartiges Diorama? Erstens baue ich lieber vollständige Schiffe, also mit Unterwasserschiff und zweitens werde ich wieder einen "Wasserklotz" bauen, in den der Rumpf eingelassen wird.
    Und auch nochmal zu Turners "Mögelei". Kurt hat damals so sinngemäß geschrieben "wer hätte schon ein Bid von einem gammligen, mastlosen Schiff gemocht?" Hat er recht.
    Ich werde aber versuchen, beides zu verbinden. Das Bild soll auf den ersten Blick erkennbar bleiben, aber dennoch näher an einer tatsächlich möglichen Situation sein quasi ein "wie es wirklich war".


    Unteres Kanonendeck


    Nachdem das Spantengerüst durchgetrocknet war, ging es nun an das untere Kanonendeck und dessen Ausgestaltung. Weil ich ja ein wenig wahnsinnig bin und nix besseres zutun hab, habe ich mich dafür entschieden, das Deck komplett zu planken. Der Besuch auf HMS Victory vorletzten Sommer hat mir gezeigt, dass die Unterdecks wesentlich gröber beplankt sind, als die piekfeinen Oberdecks. Als Material habe ich die Pappe aus den 6er Packs Bier genommen. Die bedruckte Seite nach unten und die "schöne" braune nach oben. Es ging also ans fröhliche Plankenschneiden.
    Diese wurden dann nach dem 5er Muster im "Mondfeld" auf die Unterlage geklebt -links 'ne Reihe, rechts 'ne Reihe...usw
    Als alle an ihrem Platz waren, habe ich das Deck geschliffen und anschließend noch dunkelbraun überlasiert, um es etwas "angegammelt" wirken zu lassen.


    Die Grätings sind hier noch feines Gitter (Pfannen-Spritzsieb von Ikea), was später durch Lasercuts ersetzt werden wird, was ich zu diesem Zeitpunkt des Baus aber noch nicht wusste verlegen2
    Die Niedergänge sind freihand geschmiedet und ebenfalls aus dem oben angesprochenen Karton, was mir das Färben und damit mögliche Verziehen erspart.


    Auch die ersten Details, wie die Ulmenstammpumpe (noch unfertig), eine weitere kleine Pumpe und die Ankerbeting kamen an ihren Platz.






    Soviel für den Moment
    Bis demnächst
    Ludwig

  • Servus Ludwig!


    Du darfst so viel kopieren wie du willst! Deine Bauberichte sind auch kopiert ein einziger Genuss! high five1


    Dein Diorama von Turners Bild hat mich auf der GoMo sehr begeistert! Mir fehlen eigentlich die Worte, um mein Staunen auszudrücken!
    laola1

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Du darfst so viel kopieren wie du willst! Deine Bauberichte sind auch kopiert ein einziger Genuss!

    Stimmt !!! ja 2


    Nehme immer
    sehr, sehr gerne eine doppelte Portion,
    "zum einzigartigen Geniessen", davon..... freu1 freu 2 beifall 1

  • Guten Abend zusammen,


    freut mich, dass ihr auch ein zweites Mal wieder mit dabei seid!

    Achtung!


    Wer es nicht mit ansehen kann, wie Details auf "nimmer wiedersehen" verschwinden, sollte den Thread jetzt verlassen lala1


    Bordwandstützen


    Da es wie gesagt keine Takelage geben wird, muss man sich woanders austoben.


    Nun aber weitere Baufortschritte:


    Wie schon beschrieben, wird es keinen massiven Mittelspant geben und daher müssen wie beim Vorbild die Bordwände und "Knie" die Last tragen.
    Um diese nun aufs Deck aufzusetzen, habe ich bei allen Spanten die Deckshöhe abgemessen und entsprechende Stücke ausgeschnitten, die ich dann jeweils links und rechts einer zukünftigen Stückpforte aufgeklebt habe.
    Die Zwischenräume wurden mit entsprechenden Graupappestücken verfüllt. Leider habe ich damals vergessen, das ordentlich zu fotografieren. Aber das Prinzip wird auch auf den oberen Decks weiter angewendet.
    Hier sieht man auch mein erstes Probegangspill, das später durch ein wesentlich massiveres ausgetauscht wurde.



  • Mittleres Kanonendeck


    Als das Skelett der Bordwand fertig war, musste der nächste "Deckel" gefertigt werden. Es wurde aus Graupappe die Decksform mit ihren Aussparungen vorgeschnitten und dann wieder mit einzelnen Planken beklebt. Auch die sind wieder aus der braunen Pappe, sodass ich mir ein Bemalen großteils sparen konnte.



  • Erste Beplankung Unterwasserschiff


    Zu diesem Zeitpunkt rückte die GoMo in Wien näher, zu der ich den Rumpf als Anschauungobjekt mitnehmen wollte und daher musste zumindest das Unterwasserschiff beplankt werden.
    Hierfür habe ich mir etwa 3mm breite Graupappestreifen geschnitten und diese wie echte Planken längs vom Kiel aufwärts angeklebt. Die Zwischenräume wurden mit angepassten Stücken beplankt.



    Zum Abschluss ein Vergleichsbild mit meinem zweiten Rumpf, den ich für die Flying Dutchman gebaut habe. Selber Maßstab...die Temeraire war also schon ein ganz schöner Klotz -und da fehlen ja noch einige Decks!



    Soviel für heute Abend.


    Bis bald
    Ludwig

  • Hallo zusammen, weiter gehts mit der Wiederherstellung.

    Stützen und Balken im unteren Kanonendeck


    Ich hoffe, nicht zuviele von euch haben jetzt tatsächlich den Thread verlassen, denn heute gibts ein paar neue Einsichten in das Innenleben eines Linienschiffes.


    Bevor das mittlere Batteriedeck wirklich aufgeklebt wird, habe ich noch die fehlenden Decksbalken hinzugefügt und in der Mitte auf Stützen gelagert. Die Grätings wurden mittlerweile durch Laserteile ersetzt, die sich, wenn man vorsichtig genug ist ganz gut verarbeiten lassen und definitiv besser aussehen, als das Drahtgitter.
    Auch die Gangspills sind jetzt etwas massiger. Sie habe ich um einen Zahnstocher herum aufgebaut, der deshalb oben herausschaut, weil es im mittleren Kanonendeck (also einen Stock höher) jeweils ein zweites Gangspill gab, das mit dem unteren verbunden war. So konnten mehr Leute gleichzeitig am selben Spill drehen und mehr Kraft aufgebracht werden.


    Wer sich jetzt fragt, wie man die drehen soll mit all den Stützen drumrum...die Stützen konnten, genau wie alle Trennwände über der Wasserlinie einfach nach oben geklappt werden!


    Außerdem wurden um die Grätings herum noch die Kanonenkugelhaltebalken..oder wie auch immer die heißen hinzugefügt. Die habe ich jeweils mit gedrückten Vertiefungen versehen, wo die Kugeln drin gelegen hätten.





  • Ruderanlage


    Ich habe in den Weiten des Netzes einen tollen Baubericht der Victory gefunden wo auch einer einen tollen Innenausbau bastelt, von dem ich etwas abschaue.


    Die dortige Darstellung des Ruders hat mir so zugesagt, dass ich etwas ähnliches versuchen wollte.


    Auch ein so großes Kriegsschiff hatte im Prinzip nur eine (sehr große) Ruderpinne. Diese war über Flaschenzüge, die sich in der Schiffsmitte einmal kreuzen mit dem Steuerrad verbunden. Dreht man "am Rad", wird das eine Ende des Seils aufgewickelt und über den Flaschenzug die Ruderpinne bewegt, deren eines Ende in einer runden Führung geführt war.


    Aber hier ein paar Bilder, wie es bei meiner Temeraire aussieht...das Ruderblatt kommt später an die Reihe.




    Eine aktuelle Ergänzung dazu konnte ich im Sommer 2015 in den Niederlanden fotografieren. Ein Teil des amsterdammer Schifffahrtsmuseums ist eine Replika eines Ostindienfahrers. Dort kann man in jeden Winkel kriechen und so konnte ich dort auch die Ruderanlage fotografieren, so gut es eben geht...selbes Prinzip.



  • Mittleres Kanonendeck I


    Als alles fotografiert war, kam der "Deckel" drauf und die Planken wurden bis zur Deckskante fortgeführt. Auch dieses Deck ist wie oben gezeigt wieder mit einzelnen Planken beklebt.
    Außerdem habe ich den Rumpf mit Schellack imprägniert und geschliffen.
    Danach begann die gleiche Prozedur wieder von vorne.."Knie" ankleben, Zwischenräume füllen, Grätings ankleben...




    Soviel für heute Abend.
    Grüße
    Ludwig

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