Vielen sind die Bilder „Bücherwurm“ und „der arme Poet“ von Carl Spitzweg (1808-1885) bekannt, doch der Maler hat noch viele andere schrullige Charaktere gemalt. Etliche dieser Figuren gibt es als Flachguß aus Zinn: solche hat unser Forenkollege Dieter Rohr bemalt und in schöne kleine Dioramen eingebaut, worüber es beim „lustigen Modellbauer“ Bauberichte gibt:
Die Schildwache
Die Morgenlektüre
Der Sonntagsspaziergang
Empfang beim Shogun
Aschermittwoch
Der Bettelmusikant
Heimgeleuchtet
Der abgefangene Liebesbrief
Herbergssuche
Das Schulmeisterlein auf dem Steg
Mich reizte es, so etwas auch einmal auszuprobieren, allerdings als reines Kartonkonstrukt. Die Wahl fiel auf eines der beiden Gemälde „Die Dachstube“ (1848/50). Die in mehrere Teile zerlegte Szenerie sollte eine Tiefenwirkung erzeugen (auf der Skizze ist der Effekt überzeichnet dargestellt). Das Ganze war als Fingerübung nach gut fünf Jahren Pinselabstinenz und ebenfalls langer Modellbau-Entwöhnung gedacht … und hätte zu Weihnachten oder spätestens anfang Jahr fertig sein sollen. Ahem!!
Der Baubericht
Neben der Hauswand sollten ursprünglich nur der Dachgiebel und der Blumenkasten perspektivisch ausgestaltet werden. „Das bisschen Perspektive kann doch nicht schwer sein“, dachte ich und legte munter los. Zum Glück habe ich wenigstens die schwabelige Hauswand mit einem Gerüst aus 1,5mm-Graupappe in ein bombenstabiles Bunkersegment verwandelt, aber es wäre schlauer gewesen, zuerst ein komplettes Weißmodell zu bauen und dessen Teile anschließend als Schablonen für den wirklichen Bau herzunehmen.
Die Tücken der perspektivischen Verzerrung habe ich grob unterschätzt: man kann auf der (flachen) Vorlage zwar messen, welchen Winkel eine Fluchtlinie hat, die man im Modell genau so sehen soll – aber wegen der Tiefe muß an manchen Bauteilen ein anderer Winkel geschnitten werden. Also „try and error“ praktizieren und Teil für Teil zurechtdengeln bis es einigermaßen richtig aussieht, und es beim Einbau auf der Rückseite mit kleinen Keilen, Laschen und auch mal einem fetten Tropfen UHU in der richtigen Position fixieren (hinter der Fassade sieht es dementsprechend aus… ).
Als der Dachstock fertig war, wirkten die ursprünglich flächig gestalteten Details wie Dachrinnen, Grünzeug und Vogelkäfige dermaßen platt, daß ich mich in etlichen Fällen für eine 3D-Variante entschied, was das Projekt natürlich in die Länge zog. Der Bau hat viel Spaß gemacht, zumal ich mich mit ganz neuen Problemchen herumschlagen konnte.
Gepinselt wurde hauptsächlich auf 300g-Tonkarton in gelborangem Pastellton, um den Patina-Effekt des Originals zu imitieren. Die Farben stammen aus Wasserfarbkästen (Gouache von Caran d’Ache, Aquarellfarbe von Pelikan und irgendwas für 3 Euro aus dem Supermarkt). Alles Weitere nun in Bildern.
Links: Erste Tests und der Unterbau aus 1,5 mm Graupappe. Rechts: Die Fassade, die über den Unterbau geklebt wird.
Links: Hinter der Fassade sieht es chaotisch aus. Rechts: Die Dachstube (Höhe: 15 cm) ist bereit zum Einbau in das Diorama; Kleinteile wie Dachrinnen etc. fehlen noch.