De Zeven Provincien -Orlogschiff der vereinigten Niederlande 1665- 1:275

  • Hallo Modellbaukollegen,


    demnächst werde ich wohl nach einer ziemlich langen Pause an der Zeven Provincien weiterbauen und muss bis dahin noch den Baubericht wieder herstellen, daher fange ich schonmal an.
    Die Zeven Provincien war eigentich für die diesjährige Goldene Schere gedacht und ich habe auch überlegt, sie in den aktuellen Bericht wieder zu übernehmen, ich werde aber realistisch betrachtet auf keinen Fall fertig bis Mai, deswegen wird's nur ein "normaler" Baubericht. Ich will schließlich nix durch Zeitdruck verschludern...

    De Zeven Provincien


    Ich war im Sommer 2015 in den Niederlanden und Belgien unterwegs und habe bei dieser Gelegenheit auch die Batavia-Werft in Lelystad besucht. Diese Werft zeichnet für die Replika der Batavia verantwortlich und baut seit Ende der Neunziger Jahre an einer Replika der Zeven Provincien.


    Die Zeven Provincien war das Flagschiff des berühmten Admirals Michiel de Ruyter in den Englisch-Niederländischen Kriegen. Mehr zum Schiff werde ich während des Bauberichtes einstreuen.


    Im Shop der Werft konnte man auch eine CD mit einigen Informationen (leider alles in Niederländisch) erwerben, auf der aber auch einige Pläne und Schnittzeichnungen des Schiffes drauf sind. Zusammen mit dem fast unbegrenzten Wissen des Internets werde ich versuchen, das Schiff nicht in 1:1, aber wenigstens in "meinem" Maßstab zu bauen.


    Skelett


    Natürlich existieren zum Schiff nicht wirklich "Originalpläne", da es damals schlicht nicht wirklich Pläne für den Bau solcher Schiffe gab.
    Für die Replika wurden aber Pläne nach historischen Zeichnungen und Bildern (die 7P wurde ziemlich oft gemalt und die Gemälde von u.a Van der Velde sind schon ziemlich exakt und toll anzuschauen!).


    Jedenfalls habe ich einen Spantenriss und diverse Seiten und Schnittzeichnungen, aus denen auf meine bekannte Art und Weise das Skelett des Schiffes entsteht.


    Ich habe diesmal nicht vor, das unsichtbare Innenleben mitzubauen, wie bei der Temeraire, aber zumindest "durchschauen" soll man können. Ich werde also die Decks einziehen und den Längsspant weglassen. Daher wird im ersten Schritt
    nur bis zum unteren Kanonendeck gebaut.


    Es kam auch meine "Helling" wieder zum Einsatz, um ein halbwegs gerades Schiff zu erhalten.


  • Lelystad I


    Von der Zeven Provincien gibt es im Internet einige Modelle zu sehen, an denen ich mich orientieren werde, da die Jungs in Lelystad noch nicht sonderlich weit sind.


    Genau genommen stehen bisher nur die Spanten und einige Schnitzereien, wie der Heckspiegel sind schon fertig -dazu später mehr.
    Erstmal hab ich die Breite des Längsspants professionell gemessen -25cm.
    Das kommt mir sehr entgegen, da das etwa 1mm Materialstärke bei meinem Modell entspricht.


    Man sieht aber auch den Spanten schon ihre typisch holländische Rumpfform an. Sehr platter Boden und ein Bug, der eher breit als spitz ist.


  • Stringer und unteres Kanonendeck


    Ich meinerseits habe nun die Platte für das untere Kanonendeck aufgesetzt und meine übliche Reihe Stringer eingezogen.
    Da das Schiff ziemlich klein ist, reicht hier eine Reihe völlig aus.
    Interessant ist der Knick im Decksverlauf. Es ist nämlich nicht von vorne bis hinten gleich gekrümmt, sondern die letzten paar Meter am Heck verlaufen fast waagerecht zur Wasserlinie. Ich denke, dass das dazu dient, den höher gelegenen "repräsentativen" Räumen mehr Platz zu geben, denn die Decks sind alle sehr sehr flach und man konnte fast nirgends aufrecht stehen.


    Auf das untere Kanonendeck kamen dann die nächsten Spantenteile drauf.
    http://666kb.com/i/d0a43szu7syvtrq4m.jpg


  • Unterwasserschiff Beplankung


    Was die Rumpfform angeht, find ich die zumindest beim Unterwasserschiff nicht sonderlich elegant. Die breite Bugsektion lässt es irgendwie nicht besonders agil aussehen. Und wenn ich nach dem Beplanken des Unterwasserschiffs beschlossen hätte, den Maßstab zu ändern und eine 1:80 Tjalk draus zu machen, hätte man auch zweimal hinschauen müssen. grins 3
    Aber ja, die Holländer hatten ihre Art, Rümpfe zu bauen und die haben sie einfach etwas "aufgeblasen", wenn mal ein größeres Schiff herauskommen sollte.
    Jedenfalls habe ich das Spantengerüst etwas geschliffen und anschließend mit 2mm breiten Graukartonstreifen geplankt. Als alle Planken drauf waren, wurde eine Schicht Schellack aufgetragen, um später besser schleifen zu können.



    Das war's schon wieder, denn jetzt ist Trocknen angesagt.


    Schönen Sonntagabend noch!
    Ludwig

  • Moin Ludwig,
    da hast Du Dir ja wieder ein interessantes spannendes Projekt vorgenommen. Wünsche Dir viel Erfolg und vor allen Dingen Spaß beim Weiterbau. Ich denke schon, daß Deine Entscheidung richtig war, dich nicht selbst unter Zeitdruck zu setzen. Allein die Takelage wird sicher eine zeitaufwendige Arbeit werden.
    Helmut

  • Die Zeven Provincen - wie geil! Deinen Baubericht schicken wir dann nach Lelystad, damit die Jungs und Mädchen dort mal sehen, wie schnell und dennoch sauber man so ein Schiff bauen kann. grins 3 Ist schon traurig, wie lange die da schon dran rumwerkeln - wenn man sich mal vor Augen hält, wie schnell die Franzosen ihre Hermione fertig hatten...


    Ich bleibe hier auf jeden Fall in der ersten Reihe sitzen und schaue wieder gebannt zu. zwinker2

  • Hallo Ludwig,
    die Hauptsache ist, daß dieser Baubericht nicht im Nirwana verschwindet, sondern fortgeführt wird.
    LG
    kurt

  • Hallo Luwig,


    prima, jetzt ist die Sammlung Deiner Segelschiffsbericht bald wieder vollständig: super! Wollte mich kürzlich schon mal erkundigen, wie es der Holländerin geht, denn interessant war es ja. Auf ein Neues!


    Beste Grüße
    Claudia

  • Hallo zusammen,


    ja es artet langsam echt in Arbeit aus, alles wieder her zu stellen, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels..hoffentlich kein Zug.


    Unteres Kanonendeck


    Aufgrund meiner Beschreibung weiter oben gab es damals die Frage, ob mir der Rumpf nicht gefällt...aber was heißt nicht gefallen, es ist halt speziell, dafür ist die Form des Hecks umso eleganter!


    Nunja, weiter gings nun mit der Verkleidung des unteren Kanonendecks und den Stückpforten.



    Die Zeven Provincien war dafür, dass sie eigentlich gar nicht so groß war (46m zwischen den Loten) ziemlich stark bewaffnet. Zum Ende ihrer Laufbahn waren auf dem unteren Kanonendeck 28 Stück 36 Pfünder aufgestellt! Zum Vergleich die viel größere Victory mit 57m zwischen den Loten hatte 30 Stück 32Pfünder im unteren Kanonendeck!


    Für die zukünftigen Kanonenrohre habe ich sehr simple Lafetten in Massenproduktion gebaut. Rundherum habe ich noch alles dunkel gestrichen und die Lafetten wurden natürlich rot, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob die damals schon rot waren oder einfach nur holzfarben.
    In diese Lafetten kann ich dann später ganz einfach die Kanonenrohre reinstecken, mein "durchs Schiff Gucken" Effekt bleibt erhalten und wird nicht durch hinterklebte Stückpforten zerstört.


  • Oberes Kanonendeck


    Als nächster Bauabschnitt kam nun der "Deckel" drauf.
    Da das Deck diesmal gepflegt wirken muss und ich die Variante mit einzelnen Planken in diesem Maßstab nicht sauber genug hinbekomme, verwende ich mal wieder meine "Ich male und ritz mir ein Deck"-Variante.


    Dazu habe ich die Deckskonturen inklusive der Aussparungen auf schwarzen 150g/m² Tonkarton übertragen und anschließend parallel zur Kiellinie mit einem grobborstigen Pinsel mehrere Farbschichten aufgebracht, bis mir die Decksfarbe gefallen hat. Die groben Borsten ergeben ein leicht streifiges Muster, das die Holzstruktur etwas andeuten soll.
    Anschließend habe ich mit Skalpell und Lineal etwa alle 1,5mm Breite die Längsfugen meiner Planken eingeritzt. Der Karton wird dabei nicht durchgeritzt, sondern nur die Farbe abgetragen. Auf diese Weise bekommt man sehr schöne dünne Kalfaterungslinien. Danach wurden nach dem "5erMuster" die Querfugen geritzt und schlussendlich mit einer Zirkelspitze die Decksnägel eingestochen. So bin ich vergleichsweise schnell zu einem selbstgemachten Deck gekommen.


    Das wurde dann mittels Schwämmen und Gewichten aufs Graukarton-Grunddeck geklebt.





  • Kanonen Kanonen Kanonen...Kanonen


    So, um das nicht bis zum Schluss aufzusparen, habe ich mit den Kanonen des oberen Kanonendecks begonnen. Da es quasi keine sichtbehinderndenQuerwände gibt, müssen alle komplett gebaut werden.
    Die Zeven Provincien hatte auf dem oberen Deck 14x18Pfünder und 12x12 Pfünder. In meinem Maßstab könnte man die leicht verschieden großen Rohre kaum auseinander halten, deswegen sind bei mir alle etwa gleich groß.


    Die Lafetten habe ich wieder mit meiner Massenproduktions-Variante gebaut.
    Ich schneide mir dazu 3 Streifen, einer ist die Unterseite der Lafetten, die anderen werden in gleich lange Teile geschnitten, die dann die Seitenteile werden. Eigentlich haben diese mehr kleine "Treppen", aber
    ich hab nur 3 "Stufen" dargestellt, sonst wär mir der Graukarton zerfallen.
    Dann kommt ein weiterer schmaler Streifen, der die Vorderseite bildet und noch einen Einschnitt für das Rohr bekommt.
    Die Räder sind 1mm Plastikprofil.



    Die Rohre habe ich aus 0,9cm langen Stücken 1mm Plastik-Rundprofilen hergestellt, die ich nach vorne konisch angeschliffen hab. Zur Darstellung der Mündung habe ich dann wieder ein Stück Drahtisolierung auf die Spitze geklebt. Vor der Bemalung einmal Probestehen an Deck.


    Die Lafetten wurden rot/braun angestrichen, die Rohre waren aus überstrichener Bronze. Ich habe also mit Altbronze grundiert und dann mit einem seidenmatten Schwarz drüberlasiert. Mal sehen, ob ich das so
    lasse oder doch noch etwas Türkis für den "Grünspan" hinzufüge.


    Jetzt reichts mir für heute Abend, muss mal wieder was kleben^^


    Viele Grüße
    Ludwig

  • Hallo Thomas,


    da hast du wohl in die Zukunftsglaskugel geschaut? zwinker2


    Bordwand


    Mit den Kanonen habe ich natürlich ganz schön vorgegriffen, denn erstmal muss ja das Schiff was werden.
    Jedenfalls ging es mit der Bordwand weiter. Bauweise wie gehabt. Leider gibt es (bis auf das Heck) nur eine einzige Querwand -nicht mal das Bugkastell hatte ein Rückwand. Das macht das Formen natürlich etwas schwierig, aber es ging schon.
    Das Heck habe ich diesmal als komplett geschlossene Platte ausgeführt, da es im 17. Jahrhundert noch keine großen Fenstergalerien gab, sondern nur 6 recht kleine Bogenfenster.




    Die Kanonen durften auch schonmal Probe-stehen.

  • Bordwände innen


    Ich habe mich mit den Innenseiten der Bordwände befasst, da eine Schicht Graukarton doch etwas wenig ist. Zuerst habe ich die Wand rotbraun gestrichen und dann aus braun gefärbten schmalen Kartonstreifen die Fortführung der Spanten und eine Art Umrahmung gebaut. Die Trennwand zur großen Kajüte wurde geklinkert und ebenfalls angemalt.
    Danach habe ich zwei langgezogene Dreiecke auf die hintere Bordwand aufgesetzt, um den Abschluss der krawel-beplankten Außenhaut zu erreichen, um vor dem Einbau der Kanonen die Sichtbeplankung aufbringen zu können.



  • Sichtbeplakung I


    Etwas, was den Schiffen aus dieser Zeit eine besonders schöne Linie verleiht, ist der Verlauf der Planken, die zum Heck hin stark geschwungen ansteigen und dem Schiff so eine optische "Dynamik"
    verleihen...fast wie beim modernen Automobildesign, wo fast jeder Wagen eine sportlich ansteigende "Gürtellinie" hat happy1


    Die Zeven Provincien wirkt also schon im Stehen verdammt schnell.


    Wie schon geschrieben, habe ich die darunterliegende Graupappekonstruktion fertig, mit Schellack gehärtet, nochmal drüber geschliffen und die Innenseiten der Stückpforten vorsorglich rot gestrichen.
    Auf diese Unterlage kommt jetzt die Sichtbeplankung aus 1mm breiten 80g Papierstreifen. Erst von oben nach unten bis zur Waserlinie. Dann habe ich mir anhand eines Fotos, dass ich in der Bataviawerft gemacht habe den Plankenverlauf des Unterwasserschiffs improvisiert.
    Nun ist meine 7P "Two Face", die andere Seite kommt demnächst an die Reihe.




  • Sichtplankung II und Stückpforten wiederfinden


    Die zweite Seite hat dann auch nicht lang auf sich warten lassen und es kam dann die Frage aus der Runde, wie ich denn meine Stückpforten wiederfinde, wenn ich doch alles zuklebe.
    HIer kam dann der Vorteil des fehlenden Mittelspants voll zum Tragen, denn man braucht das Schiff einfach nur gegen's Licht zu halten und das Skalpell anzuwenden...



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