Geschützter Kreuzer 1. Ranges "Askold" (1902) Oriel 1:200

  • Hallo liebe Freunde,
    ich möchte so nach und nach meine untergegangenen Bauberichte über die russische Flotte zur Zeit des russisch-japanischen Krieges wiederbeleben. Beginnen möchte ich mit dem Kreuzer "Askold", für den ich eine lange Bauzeit von Oktober 2009 bis April 2011 benötigt habe, wobei ich bei diesem Bau auch viel gelernt habe. Es war mein erstes Modell aus dem Oriel-Verlag.


    Los gehts! Zunächst zum Bogen, Konstrukteur ist Alexander Kustow.


    Der Bogen macht einen ausgesprochen guten Eindruck. Er ist auf Karton unterschiedlicher Stärken gedruckt, da wo erforderlich, sind auch die Rückseiten bedruckt. Außerdem sind Reservefelder in der verwendeten Farben vorhanden. Allein die deutsche Bauanleitung ist ein Lacher, aber darauf kommen wir später noch einmal zurück. Die guten Montagezeichnungen sollten den Text jedoch fast überflüssig machen.

    Wie der Konstrukteur sagt, gehört es zur Philosophie seiner Konstruktion, dass das Modell komplett aus Karton gebaut werden kann, bis auf die Reling und die Takelage. Ich werde ihn beim Wort nehmen und versuchen, das Modell so weit wie möglich aus dem Bogen zu bauen. Ob ich die Reling mit Hilfe der im Bogen vorhandenen Vorrichtung (Bild 2, rechte untere Ecke) als Fadenreling baue oder ob ich eine gelaserte Papierreling verwende, werde ich später entscheiden.

    So, nun noch eine Warnung vorweg. Das Modell besteht aus ca. 1800 Teilen (eigentlich sind es ca. 2500) und ich baue relativ langsam. Bei diesem Modell werde ich mir so viel Zeit lassen, wie erforderlich. Mal sehen, ob das innerhalb eines Jahres hinzukriegen ist...



  • Der Bogen macht optisch einen sehr guten Eindruck. So weit ich weiß, waren die Decks der Askold mit Linoleum bedeckt, was durch die dunkelbraune Farbe sehr gut wiedergegeben wird. Dargestellt ist die "weiße Variante", obwohl die Askold eine Zeitlang auch in Grau unterwegs war. Der weiße Anstrich macht das Schiff noch eleganter, als es eh schon daherkommt.

    Bevor es mit der Bastelei losgeht, noch ein paar Angaben zum Original:
    * Kiellegung: 20. Juli 1899 bei der Krupp Germania Werft in Kiel
    * Indienststellung: 25. Januar 1902
    * Verdrängung (Standard): 5.910 t
    * Länge über alles: 131,20 m
    * Maschinenanlage:
    9 Schulz-Thornycroft-Kessel, kohlegefeuert
    3x Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
    * Leistung: 19.650 PS
    * Geschwindigkeit: 23 kn
    * Bewaffnung:
    12x 152 mm
    12x 75 mm
    8x 47 mm
    2x 37 mm
    6x Torpedorohre 381 mm
    * Panzerung:
    Decks 51-76 mm
    Kommandoturm 152 mm
    * Besatzung: 534 Mann, davon 20 Offiziere

    Durch ihren schlanken und langgezogenen Rumpf war die Askold mit 23 Knoten für ihre Zeit sehr schnell, was ihr im russisch-japanischen Krieg noch zu Gute kommen sollte.

    Das Schiff hat also deutsche Wurzeln, genau so wie ihr erster Kapitän, der damals auch den Bau in Kiel überwachte, Nikolai Karlowitsch Reitzenstein.

    Zu sehr spannenden Geschichte des Schiffs, die im Bogen übrigens gut beschrieben ist, erzähle ich später etwas mehr, wenn es dann beim Spantenschneiden langweilig wird.


    (Die gezeigten Bilder sind gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.)


    Hans-Jürgen

  • Nun gehts wirklich los. Zunächst mussten die Bögen 1-4 auf 1mm starken Karton aufgezogen werden. Davon, von der anschließenden Trockenzeit und auch von der anstrengenden Arbeit des Ausschneidens der Spanten gibt es leider keine Bilder (ich könnte ja mal eine Aufnahme von der Hornhaut an meinem Finger machen, die sich dabei gebildet hat). Aber ich liebe das Ausschneiden, auch wenn es manchmal etwas anstrengend ist. Komplett gelaserte Modelle wären wohl nichts für mich.


    (Anmerkung heute, 2016: Es mag komisch klingen, aber das ist immer noch so. Bei der "langweiligen" Arbeit des Spantenschneidens sammle ich mich und bereite mich innerlich auf das vor, was da auf mich zukommt. Man muss ja ab und zu mal eine Pause machen, damit sich die schmerzenden Finger ausruhen können, da studiere ich dann die Bauzeichnungen und die Bauanleitung und lege mir meinen Plan für das Modell zurecht. Ein schneller Einstieg mit einem gelaserten Spantengerüst würde mir einen Teil des Spasses verderben - altmodisch, oder?)




    Man kann die "Askold" als Wasserlinienmodell oder mit Unterwasserschiff bauen, das allerdings nicht abnehmbar ist. Zunächst wird das Spantengerüst bis zur Wasserlinie gebaut und das Hauptdeck montiert. Das sieht dann so aus (Bilder 6 und 7). Die elegante Form des Schiffes ist bereits zu ahnen.


  • Hallo Hans Jürgen,
    der liegt bei mir ganz weit oben im Stapel, da ich bereits die drei anderen Schiffe der "Viererkette" im Maßstab 1.250 gebaut habe. Da freue ich mich über die Wiederbelebung des Bauberichtes.
    LG
    Kurt

  • Hallo Kurt,


    schön, das du wieder zuschaust! Darum soll es auch gleich weiter gehen:


    Ich habe die Spanten für das Unterwasserschiff ausgeschnitten und montiert. Ich möchte das Modell nicht auf dem mitgelieferten Ständer aufstellen, sondern stabil auf der Grundplatte befestigen, so wie die Bajan auf dem Foto von der Oriel-Katalogseite (Bild 8).



    Deshalb habe ich im Spantengerüst Verbindungsmuttern eingebaut.



  • Hallo Freunde,
    Bei der (oder "dem" - im Russischen sind die Schiffe meist männlich) Askold habe ich mich zum ersten Mal an einem Unterwasserschiff versucht! Da bin ich dann doch mit einigem Respekt zur Sache gegangen.


    Beim Anpassen der vorgeformten Teile an das Spantengerüst kamen mir dann auch schon leichte Zweifel, ob die Außenhaut stabil genug wird oder ob sich alsbald Beulen und Dellen einstellen würden. Ich habe mich deshalb dazu entschieden, das Gerüst nach dem Schleifen zunächst mit einer Hilfsbeplankung aus 120 g-Karton zu versehen, dann noch einmal nachzuschleifen und dann erst die eigentliche Außenhaut aufzukleben. Damit wollte ich auch verhindern, dass sich die Spanten zu stark abzeichnen. Wie sich das ganze entwickelt, zeigen die Bilder 12 und 13.



    Der Abstand zwischen den Spanten ist relativ groß, bis zu 6 cm. Deshalb denke ich, dass die zweite Haut angebracht ist. Ob ich oberhalb der Wasserlinie genau so vorgehen werde, weiß ich noch nicht. Die Bordwände sind nicht sehr hoch und außerdem in 6 Teile zerlegt, da geht es vielleicht auch einfacher.



    Die Beplankung des Unterwasserschiffs ist fertig. Leider nicht so perfekt, wie ich es mir gewünscht hätte. Das Material war ein bißchen knapp, es fehlen ca. 1,5 mm, so dass ich einen Streifen aus dem Reservematerial einfügen musste.

    Vielleicht liegt die Ursache darin, dass mein Verstärkungskarton einen Hauch zu dick war. Außerdem gibt es leichte Farbunterschiede zwischen einzelnen Teilen der Beplankung, die aber kaum wahrnehmbar sind. Was mich mehr stört, ist ein unschöner Effekt, der beim Besprühen mit UV-Schutzlack eingetreten ist: Die Farbe, die ich zum Kantenfärben benutzt habe (Aquarellstift), hatte im "ungesprayten" Zustand sehr gut mit der Farbe des Unterwasserschiffs übereingestimmt, nach dem Sprayen kommt sie aber nun etwas dunkler daher.


  • Hallo Thomas,


    herzlich willkommen! Du hast ja das Modell schon live gesehen, ich gebe mir aber Mühe, damit es dir hier nicht langweilig wird high five1



    Ich werde aus Prinzip den Unterwasserrumpf so lassen, wie er ist und die kleinen Schwächen in Kauf nehmen. Ich bin ein Purist und das Anpinseln widerstrebt mir. Außerdem habe ich keine passende Farbe gefunden, es ist so ein ganz spezielles rötlichbraun. Mein Motto ist: "Der Karton sollte als solcher erkennbar bleiben".


    Dafür habe ich mich nun entschlossen, die Bullaugen doch auszustechen und an dieser Stelle etwas mehr Aufwand zu treiben. Den letzten Anstoß dazu gab ein Besuch im Russischen Flottenmuseum in Sankt Petersburg, das leider so nicht mehr existiert. Es musste in ein anderes Gebäude umziehen, weil die ehemalige Börse im russischen Neokapitalismus wieder Börse werden soll. Damit ist es vorbei mit dem morbiden Charme des Flottenmuseums aus Sowjetzeiten. Ich glaube fast, auch die Aufsichtstanten sitzen schon seit kurz nach der Revolution dort.Und Staub gewischt hat seit Stalins Tod auch keiner mehr.
    Es gibt dort auch ein Modell der Askold, allerdings in Schwarz und mit Holzdeck. Das habe ich mir natürlich etwas genauer angeschaut und auch versucht zu fotografieren. Letzteres war wegen des schlechten Lichts im Raum und der angestaubten Vitrinen nicht einfach, ein paar Bilder möchte ich Euch aber doch zeigen.
    So, hier erst einmal ein paar Bilder vom Modell der Askold. Ich habe keine Angaben zum Maßstab entdecken können, es dürfte aber 1 : 100 sein.







  • Nun aber weiter mit dem Modell.
    Ich wollte die Bullaugen mit etwas mehr Aufwand gestalten. Dazu musste ich mir erst einmal 0,2 mm starken Messingdraht beschaffen, was mir mit Hilfe von bastelstrippe.de, wo es vieles Nützliches für unsereinen gibt, dann auch gelang.

    Dann musste ich ein bisschen üben, um die für mich neue Technik einigermaßen hinzukriegen. Es ist zwar noch nicht perfekt, funktioniert aber für meine Begriffe ganz gut. Ich steche das Bullauge nach einer der bekannten Techniken aus, dann fülle ich das Loch von hinten vorsichtig mit Duosan rapid und setze von vorn den Ring aus Messingdraht ein. Nach dem Aushärten sieht der klare Leim einer Verglasung täuschend ähnlich.

    Bild 17 zeigt die 2 mm großen Ringe, Bild 18 den Vergleich "vorher-nachher",
    auf Bild 19 erkennt man, das der Glaser noch ein bisschen üben muss, bis alle Bullaugen gleichmäßig gut werden und das letzte Bild für heute zeigt das Ergebnis von einigen Stunden Arbeit.





  • ... Die elegante Form des Schiffes ist bereits zu ahnen ...

    Hallo Hans Jürgen,


    da kann ich dir voll und ganz zustimmen. Die Ascold habe ich auch schon gebaut und das Modell sieht sehr dynamisch und schlank aus. Da ich den alten Baubericht von dir kenne, weiß ich, dass es ein schönes Modell wird.


    Alles Gute, Gruß Wolfgang.

  • Inzwischen sind die Bordwände dran. Sie passen gut, auch Bug und Heck sind einigermaßen gelungen.

    Für meinen Geschmack ist die Verkleidung des Unterwasserschiffs ein bißchen knapp bemessen, bei etwas Reservematerial hätte man die Toleranzen besser ausgleichen können. Es gibt also einiges Potential zur Verbesserung, trotzdem bin ich mit dem bisherigen Ergebnis einigermaßen zufrieden.



  • Die Schrauben und das Ruder sind fertig und auch bereits montiert. Leider habe ich die Teile 72 im Bogen nicht gefunden (was nicht unbedingt heißt, dass sie nicht da sind- die Teile sind zum Teil ziemlich verstreut angeordnet und man muss manchmal ziemlich lange suchen). Ich habe die Wellen deshalb aus einer Fahrradspeiche gebaut, die ich mit etwas "Reservekarton" in der entsprechenden Farbe umklebt habe.


    Damit ist der Unterwasserteil fertig und bald geht es an die Decksaufbauten. Da freue ich mich schon drauf!



  • Für die Decksaufbauten und Schornsteine werden ein paar Stützkonstruktionen gebraucht. Ich habe sie noch nicht auf dem Deck festgeklebt, das mache ich dann, wenn das entsprechende Teil dran ist.


    Als erste Baugruppe nehmen wir uns das Brückendeck vor.
    Die Bauanleitung ist sehr spartanisch gehalten und lässt viel Spielraum für die eigene Phantasie. Ich habe mich dazu entschieden, zunächst das Deck auf der Stützkonstruktion zu montieren und dann die ziemlich langen und nicht so einfach zu formenden Wandteile anzubringen. Dabei bin ich etappenweise vorgegangen, und siehe da, es passt!



  • moin1 Hans-Jürgen,


    der Rumpf deines Kreuzers ist wunderbar geworden. Schrauben und Bullaugen gefallen mir besonders gut.
    ja 2 ja 2 ja 2


    An der schönen Form kann man sofort erkennen, dass das Original in Kiel gebaut wurde. lala1 grins 2 prost2

  • Wie interessant: nationaler Stolz, aber ziemlich viele dieser Schiffe wurden "über die Grenze" gebaut ... Bisherigen Ergebnis fein geworden !

    Liebe Grüsse an alle Mitkleber: Krisztián
    Leute, die Modellbögen kaufen denken, dass sie auch die Zeit kaufen, die für ihre Montage notwendig ist. Aber ich bin alt genug zu wissen, dass es nicht wahr ist.
    People buying model booklets think they also buy the time necessary for their assembly. But I am old enough to know it is not true at all. verlegen2 prost2

  • Hello Krisztian,
    greetings to Budapest! Our "national pride" comes with a slight eye twinkle flagge1
    Das Deck füllt sich langsam. Die Aufbauten bereiten keine Schwierigkeiten.

    Allerdings ist der Karton etwas spröde und weniger flexibel als z.B. von HMV gewohnt. Vor allem dann, wenn enge Radien zu runden sind, kommt man nicht umhin, den Karton anzufeuchten, besser ist, man macht das generell.

    So, hier nun ein paar Bilder vom jetzigen Bauzustand.


  • Hallo Kurt,
    danke für das Lob! Ich selbst bin auch ziemlich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Baugeschehens.
    Und ich kann den Bogen wirklich (fast) uneingeschränkt empfehlen (und das kommt bei Baubögen aus dem Hause Oriel ja leider nicht so oft vor). Es gibt nur wenige Schwächen, gröbere Fehler habe ich noch keine gefunden, bis auf das fehlende Teil 72. Leider ist es ja für manche der "falsche" Maßstab...
    Leider fehlt mir der Vergleich zur Askold von Dom Bumagi (Konstrukteur Andrej Korneew), die nach Slawomirs Angaben noch wesentlich detaillierter sein soll.
    Gruß


    Hans-Jürgen

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