Dauerbaustelle: Michi bock[x]t (Quadermodelle in 1:300 und mehr...)

  • Ja, was hat er denn jetzt schon wieder, der Bub?
    Was will er denn ?!?


    Na ja, nicht viel eigentlich:
    Lange Züge, volle Bahnhöfe, viele Loks und Wagen...


    Da gibt es nur ein paar Problemchen:
    Ein 1:250er Eisenbahnmodell nach heutigem Stand der Technik besteht überwiegend aus Kleinteilen die man im größeren Kontext eigentlich gar nicht braucht. Meine Lieblings-Haßobjekte z.B., Puffer! Die machen alleine mindestens acht Bauteile aus, und man nimmt sie eigentlich nur war, wenn sie irgendwie schief sind. Und dann Kastengerippe: Für fünf Oldenburgische VO (die im Übrigen immer noch nicht weiter sind als vor zweieinhalb Jahren... weia!) waren 120 (!) Kastensäulen anzufertigen - sowas dauert! Zum Gesammtbild eines 60-Achsen-Zuges tragen die aber kaum etwas bei.


    Man muß das ganze Gezeugs aber natürlich nicht nur bauen, sondern erst einmal zeichnen und layouten - nervt auch!


    Und nicht zuletzt das Veröffentlichen: Wenn ich den ganzen Krempel doch schon einmal gezeichnet habe, dann kann man das doch auch anderen Leuten zugutekommen lassen, oder? Aber davor hat der Herr (hmm, wohl eher der Deibel) die Anleitung gesetzt. Und die ist erst ätzend! Und die Ätzigkeit wächst auch noch exponentiell mit der Teilezahl!!!



    Da hilft nur eines:
    Vereinfachung der Konstruktion und radikale Reduktion der Teilezahl!
    Albrecht hat mich neulich mit seinen Quadermodellen wieder dran erinnert, auch wenn ihm das letztlich dann doch zu einfach war (es macht dann natürlich immer noch ein Unterschied ob die Modelle einen Maßstab von 1:38 oder um die 1:250 haben). Der Tschechische Architekt-Ingenieur Milan Weiner hat die Quadermodelle unter dem Label Minibox - na ja, schon ziemlich - perfektioniert. Im einfachsten Fall ist ein Wagen dann wirklich nur noch ein einfacher Quader! Wer mehr über Milan Weiner und sein Schaffen erfahren will (und des Tschechischen mächtig ist, für alle anderen sollten die Bilder aber auch schon einen guten Eindruck vermitteln) kann sich unter http://www.papirovaarcheologie…fily-autoru/milan-weiner/ informieren.


    Das Minibox-Konzept hat aber auch heute noch seine Anhänger:
    - http://www.minimodel.cz/ und http://forum.minimodel.cz/index.php widmen sich fast ausschließlich Autos und LKW's in 1:100
    - unter http://www.doprava.unas.cz/modely.html finden sich zahlreiche Schienenfahrzeuge (sowie einige Omnibusse) in 1:300
    - und nicht zu vergessen http://prmodels.webnode.cz/ von Rawen & Tichy, die sowohl in 1:100 als auch in 1:250 unterwegs sind




    Wohl an denn, Freitag nach der Arbeit habe ich dann mal einen Tehs 50, einen Nachkriegs-Kühlwagen der Bundesbahn zu Papier gebracht...

  • Vier Teile, und die Beschickungsbühnen kann man sich auch gut schenken - "Ziel erreicht" würde ich sagen!



    Jetzt wäre ich aber nicht ich, wenn ich in den Wagen nicht noch einen kleinen Hintergedanken hätte einfließen lassen (einen Hintergedanken, den ich auch schon gehegt hatte, als ich meine ersten Minibox Bögen in die Finger bekam): Nur weil der Bogen das scheinbar so vorgibt, muß man ja noch lange kein Quadermodell bauen!



    Dazu nutze ich u.a. die Möglichkeit von "layered PDFs" verschiedene Bildbereiche auszublenden - im konkreten Fall die Pufferteller und die Schatten unter dem Wagen (die gibt es einmal in Schwarz und außerdem noch mit einem Varbverlauf, der hoffentlich den Schienen von doprava.unas.cz angepaßt ist). Gedruckt wird mit 120% um auf einen Maßstab von 1:250 zu kommen. Und ab jetzt wird's eigenmächtig!



    Als erstes werden die Teile vom Wagenkasten von denen des Fahrgestells getrennt. Bei Teil 2 ist die Grenze offensichtlich über dem Langträger, auf Teil 1 hat ein vorausschauender Konstrukteur schon zwei blaue Linien an der richtigen Stelle hinterlassen...



    Den übriggebliebenen Boden des Quaders und die Fahrgestellseiten verdoppele ich (vorher werden noch die Bremsumstellhebel entfernt).



    Der Boden wird dann in das verkürzte Teil 1 eingepaßt, dann kann man den Wagenkasten normal zusammenkleben. In diesem speziellen Fall des Kühlwagens besonders darauf achten, daß die Bremsecken an Stirn und Seitenwänden miteinander fluchten!



    Für das Laufwerk schneide ich noch einen etwa sechs Millimeter breiten Kartonstreifen zurecht, den ich zwischen die freigelegten Seitenteile klebe. Das fertige Chassis kommt dann natürlich unter den fertigen Wagenkasten.



    Wenn man jetzt noch die Beschickungsbühnen an die Stirnwände klebt, hätte man ein Modell ungefähr auf dem Niveau der alten Hafenbahn vom Möwe-Verlag (die ja, nebenbei bemerkt, auch nicht schlecht ist).

  • Man kann aber natürlich auch noch weitergehen (in Eigenleistung, versteht sich!):


    Röllchen von einem 2,5mm Papierstreifen und ausgestanzte 1,5mm Scheibchen geben meine geliebten Puffer. Angeklebt werden sie mit Hilfe einer Montagelehre. Die Flettner-Luftumwälzer sind ebenfalls ausgestanzte Scheibchen.



    Pufferschablone.pdf


    Von den Beschickungsbühnen verwende ich nur die Laufbretter. Die Aufstiegsleitern sind Landshuter Laserteile. Die passen ganz gut, nur der Sprossenabstand ist ziemlich genau ein Drittel zu kurz. Also zwei Sprossen in der Mitte rausgeschnitten und nur eine wieder eingeklebt. Das Bühnengeländer muß ich wohl oder übel aussticheln.



    Die Trittstufen unter den Ladetüren setze ich aus Kartonstreifen zusammen.



    Dinge die die Welt nicht braucht: Bremsumstellhebel (aber wenn sie schon mal da sind... verlegen2 )


  • So sieht dann der fertige Kühlwagen aus:



    Und im Dreierpack, in 1:220, 1:250 und 1:300:




    Fazit:
    Das ist ein praktikabler Weg für mich, meine Wunschmodelle in Masse zu bauen, und mit ein wenig Nachdenken verbaue ich mir ausgefeilte (Einzel-)Modelle trotzdem nicht - dann passt's ja!



    Grüßlis!
    Michi

  • Hallo Michi,


    wunderbar gelöst, dein Problem.


    Die stehen den Miniboxis in nix nach. Und die 250er werden ganz sicher erfreute Abnehmer finden. Wenn ich da so an den Hafenbahntrööt denke...


    Dein Schaffen imponiert mir!

  • Danke schön, Andy und Wolfgang!
    Jetzt bin ich natürlich mal schwer gespannt, ob/wann auch jemand anderes den Kühlwagen baut.



    Lange Züge, volle Bahnhöfe, viele Loks und Wagen...


    Falls übrigens einer sich nicht vorstellen kann, was ich damit meine, empfehle ich aml einen Blick auf Michaels "Modellbahnanlage":
    http://www.die-kartonmodellbau…mplet-eisenbahn-in-1-300/
    http://www.die-kartonmodellbau…senbahn-in-1-300-seite-2/

  • Hallo Michi,


    erstklassige Arbeit; fein, sauber, detailiert; einfach super gemacht.
    Deine Augen und Deine ruhigen Finger möchte ich haben.


    Gruß
    Roland

    -- Roll Yer Own If You Can´t Get Ready Made --

  • Total verpennt!


    Hi Michi,


    genialer Ansatz und sehr schön umgesetzt!


    Wie kommt man zu diesem MIBA-Sonderdruck? Ich will ja mal nicht jammern. Aus der dortigen digitalen Bibliothek habe ich einiges an DVD´s. Aber manchmal wäre es schon schön, etwas in der Hand zu halten zum vergleichen, nachmessen....

  • Hi Andy,


    völlig d'accord, da hat sich Herr Weiner wirklich etwas feines einfallen lassen. Bei solchen Ideen bediene ich gerne! lala1



    Den Sonder"druck" - vermute ich mal - hat es wahrscheinlich nie gedruckt gegeben (falls doch, dann ist er wohl kaum noch irgendwo zu bekommen). Der ist ja nur eine Auskoppelung des Artikels aus der MIBA 10/2015. Das komplette Heft gibt es noch, kannst Du im Verlagsshop bestellen.


    Zu den BT-Wagen gibt es auch ein EJ-Vorbild-und-Modell (dazu kannich aber nichts weiter sagen) und das vom EK-Verlag "Kombinierter Ladungsverkehr, Teil 1: pa-Behälterverkehr [...]". Letzteres ist nur noch antiquarisch erhältlich und hat an Fahrzeugskizzen nur die "offiziellen" aus den DB-Broschüren, dafür sind aber die verschiedenen Behälterbauarten ausführlich dokumentiert.

  • Hi Michi,


    danke erst mal.


    Ich kaufe mir immer die Jahres-DVD´s. Ist zwar leider nicht zum Blättern geeignet, dafür aber preiswerter und nimmt weniger Platz weg. Solche Speziellen Sachen wären allerdings schon schön in Papierform...

  • Hallöhli!


    Zwischenrein mal ein Blick auf meine original Minibox Eisenbahnmodelle, soweit sie schon gebaut sind:


    Übermäßig viele sind es ja noch nicht, aber das kann sich schnell ändern, sie sind ja fix zusammengebaut.


    Mal etwas näher ran, vorne eine Diesellok der Reihe T714 (unter https://www.ulozto.sk/!g46LwWA2/714-2-pdf gibt es übrigens ein weiteres T 714 Modell von Tomáš Zemčík), dahinter ein vierachsiger Kesselwagen,


    dann ein UIC-Standardwagen der Reihe Es und ein gedeckter Zweiachser Gbgkks.


    Den Selbstentlader Faccs und den gedeckten Vierachser Gags hat man ja schon weiter oben gesehen.


    Und, quasi von Mathias angeregt, habe ich neulich auch noch den Nebenbahntriebwagen M 131.1 gebaut:


    Ich hoffe, sie gefallen!
    Michi

  • Dieses Thema enthält 50 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.