Griechische Bireme, Schreiber 1:100

  • Rekonstruktion meines Bauberichts der Griechischen Bireme, die ich von Mitte Jänner bis Mitte April 2013 gebaut habe.


    Hallo Kartonisten,


    Wie bereits angekündigt wird es die „Griechische Bireme“ von Schreiber im Maßstab 1:100. Das Modell wird 31 cm lang.
    Die Schwierigkeit ist auf der Skala von 0-3 mit 2 angegeben. Man kann das Modell auf zwei Arten bauen:


    1) auf die einfache Weise, indem die vielen Durchbrüche an den Ruderbänken nicht ausgeschnitten werden. Damit würde das Modell meiner Meinung nach wie ein schwimmender Kasten wirken und das möchte ich anders bauen, nämlich


    2) wesentlich detaillierter, mit den Durchbrüchen, was das Modell leichter und luftiger aussehen lässt. Bis sehr gespannt, wie es wirkt.


    Die Bireme (lat. Bi- und remus, Zweiruderer), oder bei einem griechischen Schiff mit der richtigeren Bezeichnung „Diere“, hatte zwei Reihen Ruder übereinander und war mit über 50 Ruderern besetzt. Die Dieren waren leichte, aber stabile Kriegsschiffe mit einem Rammsporn auf knapp über Wasserlinie mit 21 – 31 Metern Länge, rund 4 Metern Breite und etwa 0,8 Meter Tiefgang. Verwendet wurden diese Schiffe in der Zeit zwischen 700 – 500 v.Chr. ehe sie durch die größere Triere mit drei Ruderreihen abgelöst wurde.


    Die damalige Seekriegstechnik bestand darin, parallel zum gegnerischen Schiff zu manövrieren und ihm die Ruder „abzurasieren“, um es bewegungsunfähig zu machen. Oder als zweite Methode, es mit dem Rammsporn am Bug zu rammen und zu versenken. Anschließend wurde es, wenn nötig, von den rund 10(!) Seesoldaten am Oberdeck geentert.


    Für diese Manöver bedurfte es einer sehr gut eingespielten Rudermannschaft, da die Schiffe wie ein heutiges Ruderboot nicht mit dem Steuer gelenkt wurden, sondern mit unterschiedlich schnellem Riemenschlag steuerbords oder backbords. Das machte die Dieren sehr wendig, allerdings mussten die Rudermannschaften sehr viel und lange trainieren. Deshalb saßen auch keine Sklaven auf den Ruderbänken, sondern die armen Bürger der Stadtstaaten, die sich keine sonstige Kriegsausrüstung leisten konnten und auf diese Weise ihren Kriegsdienst erfüllten. Die beiden Ruderreihen wurden benötigt, um die Rammgeschwindigkeit von etwa 12 Knoten zu erreichen.


    Während des Gefechtes wurden übrigens keine Segel geführt und die Masten waren abgebaut. Die Ruderer der oberen Reihen waren durch aufgehängte Schilde geschützt. Die Schiffsführung selbst lag in der Hand von rund 10 Seeleuten einschließlich der Offiziere (schätze ich, denn auf den Trieren waren 10 – 20 Seeleute im Einsatz).


    Die Ruderer haben auch in Friedenszeiten als solche gearbeitet und wurden gut entlohnt und genossen hohes Ansehen.
    Erstaunlicher Weise (habe ich vor Kurzem gelesen) waren diese Schiffstypen nicht sehr seetüchtig bez. konnten bei stürmischen Winden nicht fahren. Immer wieder sind ganze Flotten im Sturm vernichtet worden, ohne Feindberührung gehabt zu haben.


    So, das ist genug des historischen Ausflugs!


    Der Baubogen ist etwas größer als A3 und besteht aus dem doppelseitigen Umschlag mit einer bebilderten Bauanleitung außen und einer schriftlichen, in deutsch und englisch, innen. Das Schiff ist nach der Nummerierung von 1 – 38 zu bauen. Weiters sind zwei Bögen mit den Bauteilen vorhanden. Diese sind einseitig bedruckt und haben auf den Innenseiten das farbliche Pendant zu manchen Bauteilen (Segel) aufgedruckt. Eine Halbseite mit den Spanten und Decks muss auf mitgeliefertem Graukarton 0,9 mm aufkaschiert werden.


    Und los geht´s!




    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Die ersten Bauteile, die Spanten, das Unterdeck, das Oberdeck und die Deckstützen sind ausgeschnitten.
    Dabei bin ich gleich auf den ersten Eigenfehler gestoßen. Ich baue die Bireme von der Sicherungskopie auf 160g-Papier und habe auch eigenen Karton verwendet. Kaschiert habe ich mit Pattex-Sprühkeber. Weil ich auf meinem Computerarbeitsplatz gesprüht habe, war ich mit dem Auftrag wohl zu vorsichtig. Nun löst sich beim Ausschneiden das Papaier an manchen Stellen vom Karton. Das ist ärgerlich, weil ich viel Nachkleben musste.
    Also, nächstes Mal wird das am Balkon erledigt.
    Außerdem spaltet sich mein Karton sehr leicht, was das Herstellen schmaler Streifen etwas schwierig macht.



    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Nun wird das Spantengerüst mit dem Unterdeck verbunden. Die Spanten werden in 10 kleine Ausnehmungen des Unterdecks geschoben und mit diesem verklebt.
    Es passt alles sehr genau!


    Um den Kielspant genau im rechten Winkel zu halten, klemme ich ihn zwischen zwei Bausteine einer bekannten dänischen Firma ein und fixiere ihn mit Gummiringen. So darf das bis morgen durchtrocknen.



    Dann schneide ich noch 8 Belegklampen für die Segelführung aus.


    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Zitat von Volkmar

    Hallo Andreas,
    so ist es richtig, gleich rein ins Geschäft, der Anfang ist gemacht...


    "Klugscheißer-Modus ein" - Deine Methode, mit Steinen dieser dänischen Firma und Gummiringen zu fixieren, birgt die Gefahr, dass sich der Karton verzieht, denn wenn das nicht 100%ig passt, wird der Karton in alle möglichen Richtungen gebogen, das ist sehr riskant...die meisten Forum-Mitglieder bevorzugen einfaches Beschweren der geklebten Bauteile..."Klugscheißer-Modus aus"


    Gruß
    Volkmar

    Diesen Rat habe ich ab sofort beherzigt.


    Weiter geht es mit dem Aufbau des Oberdecks. Die Durchbrüche habe ich noch aus dem vollen Karton ausgeschnitten, was sich jetzt als etwas problematisch herausstellt: Gleich neben diesen Durchbrüchen ist eine Ritzline längsseits, denn die Außenseiten des Decks werden leicht nach unten geknickt. Neben den feinen Stäben muss ich hier mit dem Cutter nachhelfen und den Karton halb einschneiden.



    Zuerst werden aber entlang des Mittelganges die Stützen für das Oberdeck angeklebt.
    Auch hier greifen wieder überstehenden Teile in kleine Ausschnitte am Oberdeck und verbinden dieses mit der Unterkonstruktion. Ich bin erstaunt, wie gut alles passt und dass nur winzige Korrekturen notwendig sind.




    Das Oberdeck ist am Heck nach oben geschwungen. Beim Vorrunden rächt sich wieder die schlampige Klebung auf den Karton: es bildet sich eine Blase. Nachdem das Deck verklebt und getrocknet ist, schneide ich entlang einer Decksplanke auf (siehe Foto) und bringe mit dem Zahnstocher Weißleim ein. Perfekt repariert, es ist nichts mehrzu sehen! (aber besser ist wohl, von Anfang an gewissenhaft zu arbeiten !)


    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Jetzt folgt ein Thread mit Fachsimpeleien, die ich aus dem vorigen Forum gerettet habe.



    Zitat von Curmudgeon

    Hallo Andreas,
    Du hast vollkommen recht mit Deiner Beobachtung.


    Die Masten wurden vor Schlachten entfernt. Sie behinderten die eigenen Bogenschützen und machten das Schiff unnötig schwerer, während sie in einem Gefecht, wo es auf das Rammen des Gegners ankam, nichts nützten.


    Curmudgeon

    Fachsimpel-Thread Ende!

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hallo Buddy,


    klasse, wie Du den Bericht samt der Diskussionen wiederbelebst: DAS nenne ich eine überzeugenden Beweis, wie man frühere Berichte lebendig (= nicht als Monolog) präsentieren kann. Ich hoffe, dieses Beispiel macht Schule.


    Beste Grüße
    Claudia

  • @ Hallo Fritz,
    es macht mir große Freude, den eigenen Bericht noch einmal durchzuarbeiten und neu erstehen zu lassen.
    Die Bireme ist ein schönes Schiff, gehört aber unbedingt gesupert!


    @ Servus, Claudia,
    jetzt werde ich aber gleich rot verlegen1 !


    Aber vielen Dank für die Blumen! blume 1

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Es geht weiter mit dem Bau!


    Es kommt der Teil, der mir den meisten Respekt einflößt, der Rumpf!


    Begonnen wird mit Teil 13 in der Mitte, daran schließen zum Heck hin die Teile 14 und 15. Richtung Bug kommen die Teile 18 und 19.


    Es passt eigentlich alles sehr gut. Nur eine harmonische Linie am Kiel bekomme ich nicht hin. Da gibt es einige "Ecken"
    Alles in allem bin ich aber zufrieden.




    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • @ Hallo Fritz,
    ich weiß ja, wie es weitergeht! frech 1
    danke1


    @Hallo Thomas,
    mir geht es genauso! Oft suche ich Beiträge, und finde sie an Stellen, wo ich sie nicht vermutet habe. Es tut sich ja ständig was im Forum und damit verändert sich auch das Gesicht der Seiten. frech 4
    Aber sind wir froh, dass es so ist, oder!? rollen1
    danke 2

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Ich möchte nun den Rumpf am Heck schließen. Die beiden Teile passen wieder sehr gut. Viel ist dazu nicht zu sagen.





    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hallo, Zusammen!


    Nach einer Baupause wechsle ich vom Heck zum Bug.
    Im Grunde sind es nur zwei Bauteile, die den Rumpf schließen. Begonnen wird mit dem Ankleben am geschwungenen Bug und dann wird am Kiel angeleimt. Wenn das Teil schön s-förmig vorgerundet wurde, schmiegt es sich sehr gut an. Nur ein kurzes Stück am Schanzkleid fehlt zum Ruderkasten hin. Aber das fällt kaum auf und mit ein bisschen Farbe kann ich das ganz gut vertuschen. lala


    Auf der Innenseite wird das Schanzkleid mit "Hölzern" etwas verfeinert und dann geht es nach steuerbord.
    Und schon bemerke ich, dass ich zu früh gejubelt habe. Ich muss den Teil zweimal machen. So ein Bau vom Scann lohnt sich schon!
    Auch hier wäre ein Millimeter mehr ganz gut gewesen, aber es fällt kaum auf.
    Auf den Fotos kommen die Farben ganz anders zur Geltung, als in Wirklichkeit. Aber diese Erfahrung scheinen schon andere vor mir gemacht zu haben.


    Mit den angehängen Bildern lasse ich Euch für heute allein!




    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Ein wunderbares Modell, und ganz toll, wie du es gebaut hast. Diese Bireme war mein zweites Kartonmodell und ist bis heute mein Lieblingsschiffchen von denen, die ich selbst aus Karton gebaut habe. Und zu der historischen Diskussion steuere ich später auch noch was bei - das mal schon als Drohung... frech 1

  • Um den Rammsporn etwas plastischer zu gestalten, wird ein Originalobjekt aus dem Museum zum Vorbild genommen.


    Anschließend nehme ich mir einige Kleinteile vor: den Kapitänsstuhl, die Leitern und den Schmuck am Heck.
    Diese Teile werde ich aber erst ganz zum Schluss anbringen. Ich befürchte, sie könnten beschädigt werden.


    Nun wird der Rumpf komplett geschlossen. Die Verkleidung der Ruderkästen wird angebracht. Im Heckbereich verstärke ich wieder mit Karton, um einen räumlichen Eindruck zu erwecken. Dort, wo der Teil geknickt wird, bringe ich innen eine V-Schnitt an. Auch hier gibt es an der Passgenauigkeit nichts auszusetzen.


    Inzwischen habe ich mir einige Fachbücher aus der Bibliothek meines Vaters (der früher einmal Buddelschiffe gebaut hat) besorgt:


    • "Schiffsmodelle" von Wolfram von Mondfeld
    • "Schiffsmodellbau" von Orazio Curti und
    • "Das große Buch der Schiffsmodell - international" von Guy R. Williams

    Hier möchte nun ein wenig über Takelagen antiker Schiffe schmöckern.


    Rammsporn von Athlit (2. Jh.v.Chr.)

    aus dem "Israeli National Maritime Museum" in Haifa
    (Bildtext erst in die Rekonstuktion eingefügt; Quelle: Wikipedia unter "athlit ram")




    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Zitat von Claudia

    ...bei antiken Galeeren bin ich immer dabei!

    Es rudert, es segelt - ist es eine Galeere?


    Von mir ein klares Nein! Galeeren waren der dominierende Schiffstyp des Mittelmeerraumes im Mittelalter. (Zu den Booten der Wikinger sagt ja übrigens auch niemand "Wikingergaleeren"...)


    Was unterscheidet nun antike Schiffe von den Galeeren?
    1. Der Rammsporn. Diente er in der Antike noch dazu, den Gegner unterhalb der Wasserlinie zu rammen und möglichst dadurch zu versenken, bekam er im Mittelalter mehr einen dekorativen Zweck und diente
    bestenfalls noch als eine Art Enterbrücke.
    2. Die Takelage: Egal ob Ägypter, Phönizier, Griechen, Karthager oder Römer – alle fuhren sie quadratische Segel, welche an Querrahen angeschlagen waren. Auf den frühesten mittelalterlichen Darstellungen
    von Mittelmeerschiffen findet man keine quadratischen Segel mehr, sie sind der sog. Lateinerbesegelung gewichen.
    3. Die Rumpfkonstruktion: In all den früheren Zeiten, in denen Rudersegler das Meer befuhren, hatten die Ruderer im Rumpf gesessen. Jetzt aber, auf den Galeeren, saßen sie auf dem Rumpf. Der Galeerenrumpf wurde mit einem Deck nach oben völlig abgeschlossen und diente nur noch als Schwimmkörper, dem Back, Heckaufbau und Riemenwerk nicht mehr eingegliedert, sondern aufgesetzt waren. Dies erhöhte die Seetüchtigkeit beträchtlich, da das Schiff nicht mehr so leicht voll Wasser schlagen konnte.


    So, das waren meine drei Cent zum Thema. Und jetzt weiterbauen! grins 1

  • Hallo Bonden,


    die Diere ist zwar zurzeit mein einziges Kartonschiff, aber sie ist mein Lieblingswerk. Nich zuletzt wegen der serh inspirierenden Diskussion während ich baute.
    Deine fachlichen Kenntnisse habe ich bereits bei deinem Bericht zur Mercury schätzen gelernt.
    Das sind sehr interessante Anmerkungen, die ich so noch nicht gesehen habe. Dass Galeeren im MA weit verbreitet waren, ist mir zwar bekannt, aber die Unterschiede in der Konstruktion sind mir neu! Vielen Dank für den Beitrag! dafür1


    Lob aus berufenem Munde freut mich immer ganz besonders! freu1

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Dieses Thema enthält 54 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.