Entwicklung der Qualität von Modellbogen

  • Dieser Artikel ist im original HMV Clubheft 20 abgedruckt worden - erschienen im November 2016. Aufgrund der unglaublich starken positiven Resonanz auf diesen Artikel und mehrerer Anfragen hat sich der HMV nun entschieden, dass dieser Artikel auch hier veröffentlicht werden sollte und nicht nur den Clubmitgliedern vorbehalten bleibt:


    Entwicklung der Qualität von Modellbogen


    Modellbogen gibt es nun seit einigen Jahrhunderten und in dieser Zeit hat sich sowohl die Art der Modellbogen als auch die Qualität immer wieder deutlich verändert. Die Einführung von Industriepapieren und Massendruckverfahren war sicher der erste richtig große Entwicklungsschub für den Modellbau aus Karton. Denn erst seit diesem Zeitpunkt wurden Modellbogen für ein breites Publikum zugänglich bzw. erschwinglich. In diese Zeit fällt auch der Aufschwung der frühen bekannten Verlage. Hierzu gehören insbesondere Schreiber und Imagerie d’Epinal. Die stetige Veränderung und Weiterentwicklung von Papieren, Druckverfahren und in der Druckvorstufe sind natürlich auch an der Entwicklung von Modellbogen nicht vorbeigegangen. Mit den zusätzlichen Möglichkeiten entwickelte sich der Kartonmodellbau von den vergleichsweise einfachen Modellierbogen zu den teilweise äußerst komplexen Modellbogen, wie sie dann in den 50er, 60er und 70er Jahren entstanden.


    Bis Anfang der 90er Jahre war aber die Erstellung eines Modellbogens eine manuelle Arbeit am Zeichentisch. Das eigentliche Modell wurde häufig als Reinzeichnung auf einem Folienbogen erstellt. Die Farbgebung wurde bei den eher technischen Modellen meist im Vollfarbdruck gemacht und die Farbzuweisung wurde mittels Folienbogen ebenfalls manuell erstellt. Eine ruhige Hand und ein scharfes Messer waren dazu notwendig. Es liegt auf der Hand, dass Korrekturen im Modell in der Reinzeichnung nicht mehr so einfach durchzuführen waren. Ebenso waren die Farbzuweisungen nicht absolut exakt möglich, was ein Blick durch den Fadenzähler auf ein Modell aus dieser Zeit auch sofort verdeutlicht.


    „Die 90er Jahre haben den Bereich der Druckvorstufe schlichtweg revolutioniert...“


    Dann hielt digitale Technologie Einzug zunächst in die Druckvorstufe und dann auch immer mehr in den Druck selbst. Die 90er Jahre haben den Bereich der Druckvorstufe schlichtweg revolutioniert und auf den Kopf gestellt. Viele teure Geräte wurden beinahe über Nacht obsolet und ganze Berufszweige starben innerhalb kürzester Zeit aus oder wurden ersetzt. Reprokameras bespielsweise kommen heute kaum noch zum Einsatz. Und auch eine manuelle Bogenmontage findet man nur noch im absoluten Ausnahmefall. In genau dieser Zeit großer Veränderung habe ich meine Berufslaufbahn im Druck- und Verlagsgewerbe begonnen. Und dafür bin ich heute überaus dankbar, denn ich hatte die einmalige Chance, von vorneherein zwei verschiedene Verfahrenswege zu erlernen – nämlich den manuellen und den digitalen. Das Wissen um den klassischen, manuellen Weg erleichtert mir nach wie vor und immer wieder das Verständnis für Problematiken, die bei der Entwicklung der HMV Modelle auftauchen können.


    Die digitalen Möglichkeiten haben den Kartonmodellbau vermutlich mehr als beinahe alle anderen Bereiche der Druckindustrie verändert. Die Modelle wurden immer detaillierter, präziser und umfangreicher. Gleichzeitig nahm durch die geringere Einstiegshürde in den Verlagsbereich das Angebot an Modellen ungemein zu und wir haben heute ein Angebot an Modellbogen auf dem Markt, das es in dieser Breite noch nie zuvor gab.


    „Der Anspruch an einen Modellbogen ist heute deutlich höher als vor 25 Jahren.“


    Verständlicherweise hat sich parallel zu dieser Entwicklung der Möglichkeiten auch der Anspruch von uns Modellbauern verändert. Besser wäre es eigentlich zu sagen, die „Ansprüche“ haben sich verändert. Denn nicht nur das Angebot der Modellbogen hat sich diversifiziert, auch die verschiedenen Vorlieben von Modellbauern sind heute vielfältiger und ausgeprägter. Geht es dem einen hauptsächlich um die Passqualität, ist für den nächsten schon die Bauanleitung das wichtigste Kriterium. Für manch einen steht die Präzision im Vordergrund, für den nächsten aber vielleicht die künstlerische Ausgestaltung der Kolorierung. Eine Liste der Präferenzen ließe sich eine Weile fortführen. Und schon hier zeigt sich, dass der Begriff „Qualität“ für Modellbogen gar nicht so einfach zu definieren ist. Eines läßt sich jedoch mit Sicherheit sagen: Der Anspruch an einen Modellbogen ist heute deutlich höher als vor 25 Jahren. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Modell eines polnischen Verlags, das wir damals in großer Stückzahl verkauft hatten. Nie gab es eine Beschwerde, jeder fand das Modell gut. Durch Zufall erfuhr ich von einem Kunden, dass das Deck 2 cm (zwei Zentimeter!) zu kurz war. Wir fragten daraufhin einige Kunden, die das Modell gekauft hatten, ob es da Probleme gab. Die Antworten reichten von: „Ja, da war ein bisschen was dran zu korrigieren“ bis hin zu „Nee – ging prima, keine Probleme“. Auf die Nachfrage, ob das Deck nicht zu kurz war, erhielt ich dann die Antwort: „Ja, war so, aber das kann man ja als Modellbauer leicht in Ordnung bringen“. Heute wäre ein solches Modell nicht mehr verkäuflich und die Resonanz bei den Modellbauern wäre sicher eine ganz andere. Und das ist gut so. Denn durch den gestiegenen Anspruch haben sich Verlage und Konstrukteure auch weiterentwickelt. Und wer sich nicht entsprechend weiterentwickelt hat, merkt das über kurz oder lang deutlich an den Absätzen seiner Modelle.


    „Die Anonymität des Internet hat die Kultur des Miteinander, des Kritikübens und der Kommunikation insgesamt nachhaltig verändert.“


    Nun gab es mit dem Einzug digitaler Technologie auch noch andere Neuerungen und Veränderungen. Insbesondere der Ausbau des Internets und die Zugänglichkeit für beinahe jeden Nutzer und die dann folgende Entwicklung sozialer Netzwerke, Foren usw. hat die Kultur des Gedankenaustauschs und auch der Kritik verändert. Das, was man früher vielleicht direkt an den Verlag im persönlichen Gespräch auf der Messe weitergegeben hat, steht heute plötzlich im Internet. Wenn es gut läuft. Häufig genug stehen dort allerdings Dinge, die in einem persönlichen Gespräch so nicht gesagt würden. Die Anonymität des Internet hat die Kultur des Miteinander, des Kritikübens und der Kommunikation insgesamt nachhaltig verändert. Diese Veränderung geht so weit, dass die Thematik inzwischen großflächig in Studien untersucht wird, Gesetze erlassen werden und man verzweifelt versucht, eine neue Kultur zu finden, die weniger agressiv und herabwürdigend ist. Abgesehen von den zahllosen menschlichen Entgleisungen, um die es bei dieser Sache geht, läßt sich vor allem konstatieren, dass die Sachlichkeit und Verhältnismäßigkeit weitgehend auf der Strecke geblieben ist. Und auch diese Entwicklung ist am Kartonmodellbau nicht spurlos vorübergegangen. Da wird plötzlich ein Modell hochgelobt, was noch gar nicht auf dem Markt ist, geschweige denn gebaut wurde. Ein anderes wird verrissen, ohne dass der Autor es jeh gesehen hätte. Die Erstlingsarbeit eines Nachwuchskonstrukteurs wird exessiv verherrlicht, was sicher gut für die Motivation, jedoch nicht unbedingt sinnvoll für die Selbstreflektion des Konstrukteurs ist. Der Bogen eines anderen Konstrukteurs, der schon lange in der Branche ist, wird aufgrund persönlicher Befindlichkeiten schlecht geredet oder gar völlig zerlegt. Tatsächlich kann heute eine Toleranz im Bereich von 0,1 oder 0,2 Milimetern Anlaß zu wilden Beschimpfungen und heftigsten Auseinandersetzungen geben. Ich messe dann mit der Schieblehre die Breite der Rückseite meines recht feinen Skalpells nach und schüttele den Kopf und frage mich, was das noch mit Modellbau zu tun hat. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Absurdität der Kritikpunkte mit der Qualität des Modells zunimmt. Die Hauptsache ist, dass kritisiert wurde. Was auch immer. Kurz gesagt: Es gibt heute eine neue Kultur der Kritik, die mit dem, was man landläufig als „konstruktive Kritik“ bezeichnet, nichts oder fast nichts mehr gemein hat.


    „Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass ein Großteil der Kritikpunkte, die wir in Foren oder Gruppen in sozialen Netzwerken finden, nicht unbdingt mit dem Modell, sondern anderen Faktoren zu tun haben “


    Die Konsequenzen auf Seiten der Verleger und Konstrukteure sind erheblich. Waren früher die Kommunikationswege mit den Kunden relativ klar umrissen (Post und Telefon), so sind es heute Email oder Facebook, was grundsätzlich mit dem klassischen Brief vergleichbar ist, auch wenn bereits durch Studien belegt wurde, dass die Bereitschaft zur verbalen Entgleisung bei Emails erheblich höher ist als beim klassischen Brief. Hinzu kommen aber Kommunikationswege, die weniger direkt sind. Foren und Gruppen in sozialen Netzwerken beispielsweise. Der Austausch ist dort so rege, dass es kaum möglich ist, auch nur einigermaßen auf dem Laufenden zu bleiben. Unsere eigenen Beobachtungen zeigen, dass die Aussagekraft einer Kritik mit der Unpersönlichkeit des Mediums dramatisch abnimmt. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass ein Großteil der Kritikpunkte, die wir in Foren oder Gruppen in sozialen Netzwerken finden, nicht unbedingt mit dem Modell, sondern mit ganz anderen Faktoren zu tun haben.


    Für den Verlag bedeutet das, dass es sich als immer schwieriger gestaltet, fundierte Kritik von weniger oder gar nicht fundierten spontanen Meinungsäußerungen zu differenzieren. Tatsächlich geht es in die Richtung, dass man sich mit externer Kritik eigentlich nicht mehr auseinandersetzen kann, da die Überprüfung, ob überhaupt etwas an der Behauptung dran ist, so zeitaufwändig geworden ist, dass ein erneuter Kontrollbau bei einer Nachauflage sinnvoller erscheint. Das ist eine bedauerliche Entwicklung, da sie eines der wichtigen Elemente im Kartonmodellbau zunächst einmal mehr oder weniger aushebelt. Nämlich das Zusammenwirken von Kunden und Verlegern. Denn bei aller Professionalität ist es auch heute kaum möglich, einen Verlag wie z. B. den HMV ohne die Unterstützung seitens der Modellbauer zu führen.


    Andererseits eröffnen heutige Kommunikationswege jedoch auch ganz andere, direkte Möglichkeiten. Und tatsächlich in dem Moment, wo sich die Kommunikation zwar im Internet, aber im persönlichen Kontakt abspielt, verändert sich die Situation grundlegend. Hier erfahren wir einen zunehmenden, regen und fast ausnahmslos sehr freundlichen Austausch mit HMV Kunden aus aller Welt. Das gilt insbesondere für Social Media, Email und Kontaktanfragen. Das Feedback zu HMV Modellen, aber auch unserem Service und dem Handelssortiment von fentens Kartonmodellbau hilft uns enorm, Verbesserungspotentiale zu erkennen und uns weiter zu entwickeln. Und das soll natürlich auch so bleiben.


    „Was hat das eigentlich mit Modellbau zu tun? “


    Bei der kritischen Betrachtung der neuen „Kritik-Kultur“, die ich oben beschrieben habe, beschäftigt mich persönlich allerdings auch noch eine ganz andere Frage in mindestens gleichem Maße: Was hat das eigentlich mit Modellbau zu tun? Mein erstes Kartonmodell liegt nun schon mehr als 40 Jahre zurück und seitdem habe ich selbst doch einiges gebaut und wirklich sehr viele Modellbauer aus allen Sparten kennengelernt. Und etwas, was in meinen Augen einen echten Modellbauer auszeichnet, ist das Abstraktionsvermögen, die eigene schöpferische Leistung und die handwerkliche Geschicklichkeit besonders dann, wenn es mal nicht so passt, wie es eigentlich soll. Im Plastikmodellbau bedeutet das, dass gespachtelt und geschliffen wird, im Holzmodellbau wird ohnehin aus Grundmaterialien unter Einsatz von Werkzeug erst einmal eine Form geschaffen. Und auch beim Kartonmodellbau hatte ich bislang immer den Eindruck, dass das Ergebnis stark davon abhängt, was der Modellbauer daraus macht. Aus meiner Sicht, ist das auch nach wie vor die Definition eines Modellbauers.


    Aber es gibt natürlich auch andere Hobbies, die ohne dieses Abstraktionsvermögen auskommen und wo dennoch ein schönes Ergebnis entsteht. Ich denke da an die diversen 3D-Puzzle oder an Malen nach Zahlen. Auch die Kits aus Plastik-Bausteinen eines bekannten Spielzeugherstellers sind ein gutes Beispiel dafür. Bei diesen Bereichen steht das Zusammensetzen nach einem Schema bzw. einer Bauaunleitung im Vordergrund, schöpferische Leistung und kreative Lösungsansätze sind nicht unbedingt gefragt. Und damit möchte ich diese Hobbies nicht abwerten, sondern lediglich differenzieren.


    „... der Anspruch, der an einen Baukasten aus Plastikbausteinen gestellt wird, heute auf den Kartonmodellbau übertragen wird. “


    Wenn ich nun an einige der Diskussionen der letzten Monate bzw. Jahre zurückdenke, die ich sowohl persönlich erleben durfte als auch in verschiedenen Foren im deutschsprachigen Raum lesen konnte, dann frage ich mich, ob nicht möglicherweise hier eine Anspruchsverschiebung stattfindet. Ob nicht möglicherweise der Anspruch, der an einen Baukasten aus Plastikbausteinen gestellt wird, heute auf den Kartonmodellbau übertragen wird. Und tatsächlich geht das nicht. Rein technisch ist es nicht möglich, Kartonmodelle in der Detailliertheit des HMV auf Zehntelmillimeter exakt zu konstruieren. Papier ist ein Naturmaterial und verändert sich im Maß bei einer Luftfeuchtigkeitsveränderung um 10% möglicherweise bereits um mehr als 0,1 mm. Hinzu kommt, dass Modelle, die so komplex sind und gleichzeitig in so einer kleinen Auflage gefertig werden, wie das bei Kartonmodellen der Fall ist, nicht den gleichen Prüfverfahren unterzogen werden können wie das zum Beispiel bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs der Fall ist. Dort stehen Millionenbeträge für ausgiebige Tests zur Verfügung (Rückrufe gibt es dennoch immer wieder, weil auch noch so viele Tests nicht unbedingt jeden Fehler ausschließen können). Im Kartonmodellbau arbeiten wir hier mit „ehrenamtlichen“ Kontrollbauern, die das in Ihrer Freizeit machen.


    „...für mich wird Kartonmodellbau immer Modellbau bleiben... “


    Kartonmodellbau darf, soll und muss sich weiterentwickeln. Und es gibt noch viele, interessante Wege, die mit den vielen Modellen, die bislang auf den Markt gekommen sind, nicht oder nur ansatzweise beschritten wurden. Es ist noch sehr viel Luft für Entwicklung und Verbesserung vorhanden. Alleine hier auf meinem Tisch liegen einige interessante Ideen und Neuerungen. Aber für mich wird Kartonmodellbau immer Modellbau bleiben und ich sehe auch weiterhin besonderen Herausforderungen bei Modellen mit Spannung entgegen und freue mich dann über die kreative Lösung, die ich gefunden habe. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ich beim Schließen der Burgmauer feststelle, dass ein Zentimeter fehlt, ob ein Bauteil spiegelverkehrt gedruckt wurde, oder ob gar ein Spant 0,1 mm zu hoch oder niedrig ist.

  • Hallo Benjamin,


    ich habe den Artikel bereits im Clubheft mit Interesse gelesen und danke für deine Ausführungen.


    Für mich treten die besonderen Herausforderungen beim Kartonmodellbau immer dann auf wenn es irgendwo - egal an welcher Stelle - hakt. Und dann freue ich mich besonders, wenn es mir gelungen ist, diese Probleme zu überwinden.


    Vielleicht liegt es auch mit daran, dass ich bei meiner einjährigen Ausbildung als Mechaniker in einem meiner früheren Leben ein sehr gutes Gespür für Maße im mm-Bereich entwickelt habe.

    Viele Grüße,


    Hans-Jürgen


    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Früher oder später, aber gewiss immer wird sich die Natur an allem Tun der Menschen rächen, das wider sie selbst ist. (Johann Heinrich Pestalozzi)

  • Hallo,


    beim Thema Maßhaltigkeit dürfte ich dann eigentlich gar nicht mitreden. Ich habe zu meiner Berufszeit in einem Warmbandwerk Breitbandstahl auf der Fertigstrasse gearbeitet; da mussten teilweise Abweichungen erreicht werden die nicht größer waren als 7/100 mm oh1


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    Wo ich aber leider zustimmen muss, der Umgangston im "Netz" ist oft unter der Gürtellinie haue 2


    Gruß
    Roland

    -- Roll Yer Own If You Can´t Get Ready Made --

  • Hallo allerseits,


    danke, Benjamin, daß Du diese Gedanken und Betrachtungen einem größeren Modellbauerkreis zugänglich machst: der Text regt durchaus zum Nachdenken an. Zum einen über die Art und Weise mancher Kritik, und wie schwierig sie für den Verlag zu rezipieren ist, aber auch für die Anspruchshaltung der Modellbauer, die zuweilen schon winzige Ungenauigkeiten heftig kritisieren.


    Deine Anmerkungen zur Kreativität, die manche Bausätze, Sets und Ausmalbilder gar nicht mehr verlangen, finde ich besonders wichtig. Das Suchen nach Lösungen gehört doch irgendwie dazu, egal, ob es sich um kleine Ungenauigkeiten oder um filigrane (Extra)teile handelt. Gewiss ist es schön, daß heute jeder die Möglichkeit hat, Leitern, Relinge etc. an sein Modell anzubringen, die um Welten besser aussehen als die alten "Lattenzäune". Aber manchmal befremdet es mich, welche Teile mittlerweile auch schon auf LC- und Ätzplatinen landen (wohl kaum nur als Füllsel!): ziemlich massive Bootsklampen, Davids, Kranteile u.a., was sich eigentlich gut ausschneiden ließe. Natürlich erfordert dies Geduld, aber wenn wir Modellbauer keine Geduld mehr haben, dann liegt etwas ganz böse im Argen. Nähern wir uns nicht bisweilen schon den Plasikern an, die manche von uns gerade deswegen etwas belächeln, weil sie nur "Teile zusammenstecken" und der "Messing- oder Silberanteil" an manchen Schiffen und Panzern sehr hoch ist? Die ersetzen mittlerweile immer größere Bausatzteile durch Ätzteile oder gelaserte Holzdecks (deren Maßstab nie stimmt…).


    Noch kurz zum kreativen Beheben von kleineren Pannen: es stimmt, daß die Plastiker spachteln und die Holzbauer sowieso erst mal alles zuschneiden. Dann bemalen oder lackieren sie das Ganze, und zwar einheitlich. Da nun sehe ich den Unterschied zum Kartonmodellbau: wenn etwa an Rumpfwänden oder Decks etwas fehlt und ergänzt werden muß, erfordert dies den Griff zum Pinsel – und das sieht man deutlich. Auch "Nachdrucke" aus dem eigenen Drucker sind erkennbar. Da würde man sich zuweilen wünschen, wenn die Verlage auf Nummer sicher gingen, und nach dem Probebau des ganzen Modells zumindest den Rumpf und die allergröbsten Aufbauten vor der Produktion nochmals (oder gleich mehrfach) probebauen ließen. Das nur als Anregung.


    Dann noch eine Frage: könnte der extrem gestiegene Anspruch auch mit -möglicherweise überzogenen- Vorstellungen von den Möglichkeiten der CAD-Software zusammenhängen? Zumindest theoretisch kann die ja wohl eine nahezu perfekte Konstruktion errechnen und dabei auch Papierstärke usw. auf den Bruchteil eines Millimeters berücksichtigen. Du hast es kurz angedeutet, als Du von den Reinzeichnungen der früheren Bögen sprachst, die sich nur schwer ändern ließen. Heute stelt man sich aber vor, daß sich mit ein paar Mausklicks alles husch, husch ändern läßt. Dazu (und zur Bauanleitung) hat mir Herr Müller aus München (cfm) mal erklärt, daß bei komplizierten Modellen im Rahmen des Probebaus an einzelnen Stellen nachgebessert wird, wobei die aber bis zu diesem Baustadium gut passten. Ändert man sie nun für die Fortsetzung, kann sich ein Problem für das vorher zu Bauende ergeben: womöglich für die Grundkonstruktion von Rumpf, Decks und Aufbauten. Man müsste dann eigentlich nochmal einen Probebau machen, aber wie Du schon sagtest: den Aufwand kann sich niemand leisten.


    Beste Grüße
    Claudia
    (die Ende der 80er-Jahre eine Schnupperlehre bei der großen Ringier-Druckerei in Zofingen gemacht hat: Artikelstreifen ausschneiden und unter einer Lampe montieren, die ein Raster projizierte; rote Maskierfolie beschneiden (mit Skalpell!), mit schwarzer Tusche maskieren … das war richtig prima!)

  • Zitat von Claudia

    (die Ende der 80er-Jahre eine Schnupperlehre bei der großen Ringier-Druckerei in Zofingen gemacht hat: Artikelstreifen ausschneiden und unter einer Lampe montieren, die ein Raster projizierte; rote Maskierfolie beschneiden (mit Skalpell!), mit schwarzer Tusche maskieren … das war richtig prima!)

    Hatte ich mal berufllich gemacht...nannte man hier "Paste-up artist"...

    Gruesse,
    Norm
    bä1


    Zehntausend Teile sind auch nicht schwieriger.
    Die dauern nur länger... les 3
    ______________________________


    Versemmelte Werke ach1

  • SgH Fentens
    als Nichtclubmitglied finde ich es durchaus lobenwert Ihren Artikel den Forumsmitgliedern nicht vorzuenthalten - er ist durchaus lesenswert, entbehrt aber nicht einer gewissen Polemik.
    Erlauben Sie mir eine klitzekleine Ergänzung Ihrer Ausführungen in Absatz
    "Die Anonymität des Internet hat die Kultur des Miteinander .."
    Auf die (formal unnötige) freundliche Anfrage eines Jungmodellbauers um die "Erlaubnis zum Hochskalieren eines Premiumbausatzes und dessen Vorstellung in einem Modellbauforum"
    antwortete der Verlag abschlägig mit Verweis auf eine CopyRightverletzung mit unterschwelliger Androhung von Rechtsmitteln im Fall einer Zuwiderhandlung.
    Der selbe Verlag hat aber Modellbauprofessionals durchaus diese Handlungen erlaubt als auch befürwortet.
    Eine weitere Kommentierung möchte ich nicht verfassen - ich denke aber, das Ihnen dieser Fall noch in Erinnerung ist.
    KaEm

    viderimus nil posse creari de nihilo

    oder

    Wie soll ich wissen was ich denke bevor ich höre was ich sage

  • Hallo Benjamin,
    was den Umgangston im Netz anbelangt, stimme ich Dir völlig zu. Man sollte sich klar darüber sein, daß die Beiträge hier eine art schriftliches Gespräch sind und sich daher bei der Formulierung so verhalten, wie man es von Angesicht zu Angesicht tun würde.
    Hallo Claudia,
    was die Zusammenstellung einiger LC-Sätze anbelangt, teile ich Deine Kritik. Den Sinn eines LC-Satzes sehe ich darin, daß er mir Teile zur Verfügung stellt, die ich aus dem Bogen nicht herstellen oder nicht in dieser Präzision herstellen könnte.
    Da sind z.B. die Bierzelttische und Bänke im LC-Satz zum letzten HMV Clubmodell, die beim fertigen Modell ohnegin nicht sichtbar sind, so überflüssig wie ein Kropf.
    Das andere Extrem sind einige LC-Sätze, die extrem mager, aber dafür auch nicht billig sind. Einen LC-Satz, der keine Niedergänge und Leitern enthält (z.B. Buttercup von Scaldis) empfinde ich als sehr schlechten Witz.
    LG
    Kurt

  • Hallo Herr Fentens,


    vielen Dank für Ihren ausführlichen Artikel.
    Substanzieller Erkenntnisgewinn erschließt sich mir daraus leider kaum.


    Vielleicht liegt es daran, dass er einmal so diffuse Formulierungen enthält, wie

    Rein technisch ist es nicht möglich, Kartonmodelle in der Detailliertheit des HMV auf Zehntelmillimeter exakt zu konstruieren. Papier ist ein Naturmaterial und verändert sich im Maß bei einer...

    die eher für Irritationen, den für Erhellung sorgen, oder darin allen Ernstes Kreativität immer noch als probates Mittel für konstruktive und/oder grafische Defizite eines Kartonmodellbogens geheiligt werden.


    Und das uns heute die medialen Freiheiten immer heftiger um die Ohren fliegen..., auf ähnliche Kontrollverluste verwies schon Goethe im "Zauberlehrling".


    Meine Sicht auf die Kartonmodellwirklichkeit:
    Heute versucht eine immer größere Anzahl von Kartonmodellverlagen die Gunst einer vermutlich immer weiter abnehmenden Zahl in die Jahre gekommener und maximal individualisierter Modellbauer zu gewinnen, die dazu noch über enormen Möglichkeiten zu öffentlicher Präsenz verfügen.
    Es liegt leider traditionell und bewiesenermaßen in der Natur der Sache, dass da beiderseits die Wahl der Mittel ein adäquates Balancieren von Anspruch und Möglichkeiten nicht immer möglich macht - bewusst und unbewusst...


    Am Basteltisch stellt sich mir die Situation ganz einfach so dar:
    Brauchbare Modellbogenproduktionen für meinen ganz persönlichen Anspruch bieten mir derzeit vor allem ukrainische Verlage (z.B. Oriel, Dom Bumagi), einzelne Verlagsproduktionen aus Polen und ein paar Produktionen aus Deutschland.
    Dabei empfinde ich meinen Anspruch als nicht übertrieben: Eine passgenaue, werkstoffgerechte und praktisch umsetzbare Konstruktion, geeignetes Papier, Offsetdruck und Schiffsmodellkonstruktionen mit Unterwasserschiff - meinetwegen als Option.


    Beste Grüße
    Roland Thomas

  • Hallo Benjamin,


    im Großen und Ganzen teile ich Deine Ansicht von Kartonmodellbasu und praktuiziere diesen zur Zeit ganz extrem. Ich finde es ja durchaus sinnvoll zu schreiben, dass Karton sich laufend verändert und dadurch die Teile nicht auf den 10tle Millimeter bei den Teilen stimmen könnten. Dies ist auch nicht der Knackpunkt, denn dieser zehntel Millimeter entsteht schon allen diurch unterschiedliche Ausschneidunghsweise. Auch teile ich Deine Ansicht bezüglich des Tones, der in den Internetkritiken steckt. Bezüglich der Lasercuts und ähnlicher Zusatzteile, gehe ich mit Kurt konform.


    Doch empfehle ich Dir, einmal, meinn derzeitigen Baubericht eines Modells eines Verlages durchzulesen. Solch ein Bogen und damit der Verag muss sich denn schon auch unsere Kritik gefallen lassen.


    Gruß
    Fritz


    Nicht dass es hier falsch verstanden wird. Ich finde es sehr gut, dass Benjamin diesen Artikel hier veröffentlicht hat.

  • Hallo zusammen,


    @Roland
    in der Konstruktion an sich ist man höchstens durch das Konstruktionsprogramm - oder Programme in der Exaktheit limitiert. Bei mir sind das Tausendstel Milimeter. Aber im Unterschied zum Breitbandstahl ist Papier als solches nicht gleichmäßig und verzugsfrei. Nicht nur, dass es sich bei wechselnder Luftfeuchtigkeit in den Maßen verändert - und unter Umständen sogar ganz erheblich - sondern es ist beispielsweise auch unterschiedlich dick. Zugegeben spielt sich die Varianz in der Dicke beim HMV Modellbaukarton sicher nicht in Zehntelmilimetern ab. Aber es gibt auch noch andere Faktoren, die die Präzision limitieren: Welcher Klebstoff wird benutzt, Wo auf der Linie wird geschnitten. Usw. Ziel ist es immer, so präzise wie möglich zu konstruieren. Faktisch treten beim Bau Toleranzen auf. Die Gründe dafür sind vielfältig. Hier ging es ja um Kritikverhalten.


    @Claudia
    Kontrollbauten sind ein Muss - und nicht nur für den Rumpf. Wie oft am Ende ein Modell beim HMV kontrollgebaut wird, kommt wirklich darauf an. Bei der TS Hamburg z. B. sind zusammengenommen vermutlich ca. 10 Rümpfe entstanden. Wenn nicht entprechend kontrollgebaut würde, wäre der hohe Qualiätsanspruch beim HMV nicht zu halten.
    CAD Software - oh ja. Seit man damit konstruiert geht doch alles von selbst :). Die Erwartungshaltung, was der Computer einem so alles abnimmt, ist schon gewaltig. Und tatsächlich sind dadurch heute manche Sachen machbar, die früher vielleicht nicht so einfach umsetzbar waren. Auch hat sich die Messlatte in Sachen Präzision mit der Nutzung von CAD Software nach oben bewegt. Aber ein Garant für Qualität ist das halt nicht. Am Ende is es nach wie vor die Frage was der Konstrukteur daraus macht.


    @KaEm
    Ich weiss nicht, um was es geht und mir ist der Fall nicht bekannt. Geht es dabei um den HMV? Geht aus dem Posting nicht eindeutig hervor. Es liegt mir fern, hier weitläufige Copyright-Exkursionen zu betreiben. Tatsächlich ist die Frage des Skalierens jedoch nicht unstrittig. Mir ist aber kein größerer Verlag bekannt, der darin ein Problem sieht. Aus Sicht des HMV ist Kopie und Skalieren so lange in Ordnung, wie das Original beim Modellbauer ebenfalls vorhanden ist. Wenn es jedoch darum geht, dass in der Öffentlichkeit über den Bau eines skalierten Modells berichtet und dann am besten noch kritisiert wird, was dann nicht passt, dann finde ich persönlich das absolut daneben. Gut konstruierte Modelle wie die des HMV sind exakt auf Maßstab und Material abgestimmt. Bei der Detaillliertheit kann eine Kopie nicht mehr passen - da braucht es nicht einmal den fast immer vorhandenen Verzug beim Kopiervorgang. Beim Skalieren potentiert sich das Problem.


    @Kurt und Claudia
    Die Zusammenstellung der Lasercutsätze wird oft angesprochen. Ist meines Erachtens auch ein separates Thema. Da gab es im Club Magazin vor nicht allzu langer Zeit auch mal etwas zu. Es ist schwer, es dort allen recht zu machen. Die Zielsetzung der Lasersätze beim HMV ist jedoch nicht alleine, das Modell höher zu detaillieren, sondern auch den Bau einfacher zu machen, wenn vom Modellbauer gewollt. Damit hat auch der etwas weniger versierte Modellbauer die Möglichkeit, ein detailliertes HMV Modell zu bauen. Ich gebe zu dass ich meist auch nicht alle Teile verbaue, die im Satz sind. Aber das tut ja nicht weh, wenn was überbleibt. Hauptsache es fehlt nichts.


    @Roland
    Die Intention meines Artikels war keineswegs, Paßungenauigkeiten zu rechtfertigen. Und da der HMV eindeutig am oberen Ende der Qulitätsskala rangiert, wäre das auch völlig unnötig (Der Artikel wendet sich ja an HMV Clubmitglieder, die um diesen Sachstand ja wissen). Es ging ja um Inhalt und Form mancher dargebrachter Kritik, bei der es scheinbar nur noch um das Zerreissen eines Modells geht.
    Was die Kartonmodellbauwirklichkeit betrifft, stimme ich weitgehend zu. Insgesamt nimmt allerdings die Zahl der Kartonmodellbauer zu. Das spielt sich allerdings nicht mehr unbedingt in Foren wie diesem ab. Wenn sich ein Verlag dieser Herausforderung jedoch nicht stellt, dann stimmt die Ausage aus meiner Sicht vollständig.
    Bei dem persönlichen Anspruch stimme ich ebenfalls zu. Das sehen viele Modellbauer so und das gereicht dem HMV deutlich zum Vorteil. Aber wenn bei mir am Basteltisch dann tatsächlich mal etwas nicht passt, dann mache ich das eben passend. Dafür bin ich doch Modellbauer. (Dabei rede ich natürlich nicht von Kontrollbauten)


    @Fritz
    Sinnvolle Kritik ist absolut notwendig, damit sich ein Verlag weiterentwickeln kann - das schreibe ich ja auch.

  • Hallo Benjamin,


    zunächst mal vielen Dank für Deine doch aussagekräftigen Antworten.
    Allerdings bezieht sich die Überschrift Deines Textes nicht nur auf Inhalte und Formen von dargestellten Kritiken.


    Aber zu diesem Thema vielleicht noch ein paar ergänzende Gedanken.


    So vielschichtig dieses Thema auch sein mag, aus meiner Sicht stellen unqualifizierte, anmaßende, beleidigende und diskreditierende Beiträge in öffentlichen Internet-Plattformen kein spezifisches Problem im Kartonmodellbau dar.
    Verschärft wird dieses Problem im Kartonmodellbau meiner Ansicht nach aber dadurch, dass unser Hobby eine winzige Marktnische darstellt und der persönliche Bekanntheitsgrad der aktiv in der Szene agierenden Personen sehr hoch ist - praktisch kennt jeder jeden, mehr oder weniger sogar persönlich - bis hinein in die Verlage.
    "Kritiker" haben da leichtes Spiel, gezielt zu agieren.
    Und die Motive?
    Der Markt ist klein, die Konkurrenz groß.
    Wer unsere Szene kennt, die einzelnen Forenstrukturen, Verlage, ihre Macher, deren Motive, Befindlichkeiten und Intentionen und die einzelnen Grüppchen von Sympathisanten und Enttäuschten, braucht manchmal nicht lange nach Erkenntnissen suchen...


    Viel Grüße
    Roland

  • Moinsens zusammen,


    bei all den "Profis" die sich zu Benjamins Beitrag zu Wort gemeldet haben, sollte ich als amateur vielleicht die Füße still halten oder besser, die finger von der Tastatur lassen. Aber einige Punkte wurden angesprochen, die ich nicht unkommentiert lassen will. Dabei möchte ich niemanden, weder Modellbauer noch Verlage oder Konstrukteue angreifen. Es handelt sich um persönlich gemachte Erfahrungen.


    Verlage/Konstrukteure:


    Es ist leider zur allgemeinen Gewohnheit geworden, daß in der Modellbaubranche die Kunden immer mehr Details, Feinheiten etc. verlangen und die Hersteller mehr oder weniger gezwungen sind, diesen Wünschen nachzukommen, wollen sie nicht den Kunden verlieren. Im Gegenzug läßt sich aber feststellen, daß oftmals der gleiche Kundenkreis sich darüber beschwert, daß die Modelle nun nicht mehr so einfach am Küchentisch oder an einem langen Wochenende zu bauen sind. Über leidige Preisdiskussionen weil das Modell nun teurer geworden ist will ich gar nicht erst reden.


    Ich denke der Kunde kann erwarten, daß sein Modell paßgenau und baubar ist. Dafür hat er ja schließlich bezahlt. Und hier sind eben die Verlage in der Pflicht, einen solchen Baubogen zu liefern. Andererseits sollte man sich als Modellbauer vor !! dem Kauf eines Bogens darüber Gedanken machen, ob man persönlich überhaupt die Fähigkeit besitzt, das Wunschmodell zu bauen. Da hilft oftmals nicht nur der Blick auf den Schwierigkeitsgrad des Bogens, auch die Suche nach Bauberichten in einschlägigen Foren kann da bei der Entscheidung sehr hilfreich sein.


    Aber es ist ja leichter, das eigene Unvermögen anderen in die Schuhe zu schieben. Womit wir fast nahtlos beim Thema "Umgangston" in Forum bzw. in der Kommunikation mit Verlagen sind. Das vermeintlich anonyme Netz verleitet viele dazu, sich im Ton zu vergreifen. Ich war im Vorgängerforum und bin gerne hier angekommen, weil eben dieser Umgangston immer sehr freundlich war und ist, ich jederzeit praktische tips und Ratschläge auch auf vielleicht dumme Fragen erhielt und vor allem, weil die Kritik an meinen "Machwerken" immer sehr konstruktiv war. Diese positiven Erfahrungen konnte ich auch bei meinen wenigen Kontakten/Anfragen bei Verlagen machen. Vielleicht lag es auch daran, daß ich nicht erwarte, daß der Verantwortliche dort alles stehen und liegen läßt, nur weil ich etwas Spezielles wissen will. Da kommt sicher der alte Spruch auf "Wie man in den Wald hineinruft...."


    Das Thema "Kopie" oder "Skalieren" wird hier wie dort immer wieder kontrovers diskutiert. Ich persönlich finde es nicht richtig, wenn jemand einen Bogen kauft, diesen dann kopiert und wieder weiter veräußert. Aber mal ehrlich, wer von uns macht nicht einen Sicherheitsscan oder eine Kopie, bevor er den ersten Schnitt macht? Und oftmals kopiert man Teile um diese Aufzudoppeln oder plastischer darzustellen. Einige von uns, ich gehöre bekanntlich dazu wie Ihr aus meinen Berichten wißt, skalieren Baubogen aus anderen Maßstäben in die benötigte Größe. Solange dann das Original bei mir in der Schublade liegen bleibt, ist das sicher nicht verwerflich. Und wenn ich dann ein solches skaliertes Modell vorstelle, weiß ein Kenner der Szene doch sofort, das Modell gibt es nicht in diesem Maßstab.


    Ich finde den Beitrag von Benjamin einerseits informativ, vielleicht wollte und mußte er sich den verständlichen Frust von der Seele schreiben, andererseits ist es fraglich, ob er an den angesprochenen Punkten etwas ändert.


    Ganz allgemein finde ich es nur traurig, wie manche mit unserem Hobby umgehen. Es ist nun mal ein Hobby und keine Weltreligion oder Evangelium und ein gemäßigter Umgangston tut allen gut.


    Was will ich also mit meinem Roman sagen? Berührungs- und Reibungspunkte wird es immer geben, aber wir sollten die berühmte Kirche im Dorf lassen und uns auf das konzentrieren, wozu wir uns hier und anderswo treffen, nämlich auf den Kartonbau. Und dazu gehört auch ein Umgangston, auch in der Kritik, den man von Erwachsenen erwarten kann.

    LG Richard


    der mit dem Hund, nicht Löwenherz

  • Hallo Freunde
    Meine Meinung lautet, Kritik soll den Kritisierten weiterbringen, ihm aufzeigen wo Verbesserungsansätze wären, und ihn NICHT vernichten.
    Ich habe schon das eine oder andere Modell gebaut, das in Modellbauerkreisen als unbaubar dargestellt wurde, alle diese Modelle sind zum Teil dank ebendieser Hinweise zu einem befriedigenden Abschluss gekommen, und ich konnte beim besten Willen keine unlösbaren Fehler finden. Unter uns schweizer Kollegen gibt es auch den einen oder anderen, und dazu würde auch ich mich zählen, der sich bewusst ein vermeintlich unbaubares Modell gekauft, und gebaut hat, einfach um aufzuzeigen dass es trotzdem geht. Bisher haben eigentlich alle diese Projekte zu einem sehr guten Abschluss gefunden. Wie schon Benjamin weiter oben erwähnt hat, lebt der Modellbau auch vom lösen von Problemen, und der Stolz über das Meistern auch schwieriger Bauabschnitte sind doch das Salz in der Suppe. Ich würde allen empfehlen, unser Hobby mit gelassenheit zu praktizieren und allfällige Fehler zu hinterfragen. In den meisten Fällen stellt sich bei mir jedenfalls heraus, dass etwaige Kinken durch meine eigene Unachtsamkeit entstanden sind. Sollte aber auch mal ein Fehler im Bogen vorhanden sein, kann man ja auch etwas entspannt darauf hinweisen, und wenn möglich einen Lösungsvorschlag beifügen.
    Wir alle sitzen im selben Boot, Konstrukteure, Verleger und Modellbauer, und unser Hobby kann sich nur weiter entwickeln, wenn wir mit Anstand und Wohlwollen aufeinander zugehen.
    Einmal zugeschlagene Türen lassen sich nur schwer wieder öffnen.
    Ich hoffe ich habe mit diesem Beitrag etwas zu diesem Thema beigetragen.
    Liebe Grüsse Nik

  • Moin moin...


    Hallo Richard...

    Ich finde den Beitrag von Benjamin einerseits informativ, vielleicht wollte und mußte er sich den verständlichen Frust von der Seele schreiben, andererseits ist es fraglich, ob er an den angesprochenen Punkten etwas ändert.


    Sicher wird Benjamin nichts daran ändern können...... - Ändern köönen es nur wir gemeinsam...


    Ganz allgemein finde ich es nur traurig, wie manche mit unserem Hobby umgehen. Es ist nun mal ein Hobby und keine Weltreligion oder Evangelium und ein gemäßigter Umgangston tut allen gut.

    Auch diesen Satz kann ich vorbehaltlos unterschreiben...


    Da hilft oftmals nicht nur der Blick auf den Schwierigkeitsgrad des Bogens, auch die Suche nach Bauberichten in einschlägigen Foren kann da bei der Entscheidung sehr hilfreich sein.

    Gerade das wird schwierig wenn Kritik in Bauberichten nicht frei von Vorurteilen oder Animositäten geäußert wird... Oder der kritisierende seine Fähigkeiten überschätzt wie Du ja auch geschrieben hast.


    Ich denke das Ganze sollte für alle ein Denkanstoß sein in Zukunft mit kritischen Äußerungen etwas sensibler umzugehen...


    Liebe Grüße


    Günter

  • Hallo,


    ich komme ja aus dem Bereich Modelleisenbahn Modellbau. Da darfst Du in den Foren die großen Hersteller immer kritisieren. Egal mit welchen Ausdrücken diese Hersteller bedacht werden, des Lobes kannst Du Dir immer sicher sein. Frag Brummi.


    Eines darf man nicht; KSH (Kleinserienhersteller) kritisieren. Egal wie höflich oder - Deiner Meinung nach - gerechtfertigt Du dies machst: es kommt immer ein (modern Speech on ) Shitstorm zurück.


    Gruß
    Roland

    -- Roll Yer Own If You Can´t Get Ready Made --

  • Hallo zusammen,


    ich freue mich, dass es hier zu intesiver Diskussion kommt. Tatsächlich reisst die Resonanz auf den Artikel gar nicht ab und auch an anderer Stelle kommt es zu ausnahmslos positivem Gespräch. Toll!


    @Günter
    ich glaube, Richard meinte mit "er" den Artikel. Und tatsächlich denke ich auch, dass mein Artikel an einer Sache nicht viel oder auch gar nichts ändern wird: Der Typ Kritiker, um den es in meinem Artikel geht, wird sich auch weiterhin so verhalten. Das gehört vermutlich zum psychologischen Profil dazu. Aber wenn ich sehe, wie die Resonanz ist, dann ändert sich vielleicht bei uns anderen etwas - nämlich der Umgang damit. Und das ist ja viel wichtiger.


    @Richard
    ich sehe vieles was Du sagst genauso. Was die Qualität der Bogen angeht, so sind doch die meisten Bogen, die es heute zu kaufen gibt, recht gut zu machen. Und ganz klar kann der Kunde vom Verlag erwarten, dass man den Bogen auch bauen kann. Der Anspruch eines Konstrukteurs und auch eines Verlegers sollte doch der sein, dass das nächste Modell noch besser wird als das aktuelle. Beim HMV und seinen Konstrukteuren ist das so und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei anderen Verlagen anders ist. Und das ist auch unbedingt gut so :)
    Tatsächlich hab ich gar keinen großen Frust in dieser Sache. Wenn man etwas bewegt hat man Gegendwind. Wenn man nichts bewegt, gibt es auch keinen Gegenwind. Über Mangel an Gegendwind brauchen wir uns nicht beklagen - also müssen wir ja irgendwas bewegen - oder vielleicht sogar richtig machen.
    Was mich erstaunt ist, dass es offenbar immer noch viel Unsicherheit in Sachen Copyright und Kopieren und Skalieren gibt. Na gut - vielleicht ist es nicht so verwunderlich, da es ja in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten da recht abenteuerliche Ausführungen gab. Um hitzige Diskussionen zu vermeiden, die bei dem Thema immer wieder aufkommen, drücke ich das jetzt mal so aus: Es steht wohl ausser Frage, dass der Besitz einer Kopie ohne gleichzeitigen Besitz des Orignalbogens illegal ist. Das angenommen ist also die Weitergabe einer Kopie unerlaubte Verbreitung. Abgesehen von der rechtlichen Seite meine ich, dass das vor allem für den Konstrukteur und dann auch den Verlag schlicht ein Schlag ins Gesicht ist. Was Skalieren und Kopieren betrifft steht der HMV auf dem Standpunkt, dass eine private Kopie in Ordnung ist - auch skaliert - wenn denn der originale Bogen ebenfalls erworben wurde. Etwas schwierig ist das Thema des Bauberichts. Häufig genug erschließt sich dem Nicht-Branchenprofi nicht gleich, dass hier eine Kopie möglicherweise sogar skaliert gebaut wird. In der Vergangenheit (liegt schön länger zurück) gabe es da leider einige Entgleisungen und Modelle wurden regelrecht vernichtet bis sich dann herausstellte, dass eine skalierte Kopie auf völlig anderem Papier gebaut wurde und die Passfehler durch Verzug etc. entstanden sind. Ich denke, man muss eindeutig deutlich machen, dass eine Kopie verbaut wird und sollte das Thema Passprobleme eher aussen vor lassen, wenn man nicht ganz sicher ist, dass es im Bogen begründet ist.


    @Niklaus
    Absolut! Wir sitzen alle im gleichen Boot. Und baubar ist sowieso so gut wie alles, wenn man nur will augenbraue1 .


    @Roland
    Hm - das würde dann ja heißen, dass HMV ein Groß-Verlag ist happy 2 . Aber ich geb Dir recht - ist glaube ich in allen Modellbaubereichen so.


    Herzliche Grüße
    Benjamin

  • Hallo Benjamin,


    damit ich nicht falsch verstanden werde ein wort zum Kopieren und Skalieren. diese Raubkopien zu vertreiben ist sicher kein Kavaliersdelikt, aber ich rede hier von Sicherheitskopien oder Scans die ich von rechtmäßig erworbenen Bogen mache. Und natürlich bleibt das Original in meinem Besitz.


    Gerade beim Gebäudebau ist es oftmals nötig den bogen oder gewisse Teile mehrfach zu kopieren um Mauervorsprünge, Friese etc. plastisch nachzubilden. Auch wenn man Fenster und Türen nach hinten versetzt ist oftmals eine Kopie vonnöten. Ich denke in diesem Fall wird sich auch niemand aufregen.


    Bei skalierten Bogen muß übrigens die Paßgenauigkeit und Detaillierung nicht zwangsläufig leiden. Jedenfalls beim Architekturbau. Bei Schiffen oder Fahrzeugen mag das anders sein. Und ich habe auch persönlich kein Problem damit in einem Baubericht auf die Skalierung und/oder die Verwendung von kopierten Bauteilen hinzuweisen.


    Es ist leider so wie auch rpolli erwähnte, daß Modellbauer eine sehr tiefe Toleranzschwelle haben und viele nach dem Motto leben "Jedem Das Seine, aber mir das Meiste". Ich jedenfalls lasse mir von Miesepetern das Hobby nicht verübeln, wenn es irgendwo klemmt suche ich erst mal den Fehler bei mir und frage dann mal in die Runde. Und wenn meine Bastelei anderen gefällt, freut es mich natürlich.


    Ganz nebenbei, egal ob HMV oder sonst ein Verlag, ich habe größten Respekt vor den dort arbeitenden Konstrukteuren und bei aller Sorgfalt kann immer mal ein Fehler passieren. Es sind Menschen, keine Roboter.

    LG Richard


    der mit dem Hund, nicht Löwenherz

  • Hallo Ihr,


    Zitat

    aber ich rede hier von Sicherheitskopien oder Scans die ich von rechtmäßig erworbenen Bogen mache


    normalerweise kaufe ich mir einen Bogen zum zweiten mal, wenn ich einen Sicherheits"scan" brauche, da das Ergebnis dann viel besser ist, als was mein Drucker auswirft.
    Ansonsten würde ich einfach nur festhalten, dass Fehler und Passungenauigkeiten den Bogen schwerer, aber normalerweise nicht unbaubar machen. Dumm ist halt, wenn genau dann der Bogen den persönlichen Schierigkeitsgrad übersteigt oder man eben nocheinmal von vorne anfangen müsste.


    Gruß pianisto

  • Hallo allerseits,
    das miteinander und die umgangsformen lassen wirklich teilweise zu wünschen übrig, es ist halt so wie in allen Bereichen in der Ellenbogengesellschaft. Aber das kennt man ja schon und reagiert dementsprechent gelassen, bzw ignoriet zukünftig diese Bereiche.


    Beim lesen fragte ich mich, ob es gewünscht ist vom Verlag her, dass man seine Erfahrung mit dem Modell senden, in irgend einer Form, ohne Einsicht von dritten? Wünscht sich hier der HMV mehr Kundenkontakt? Meisten ist es ja so, dass man ein Produkt erwirbt und (gerade wenn man zufrieden ist) kontaktiert man den Vertreiber nicht mehr.
    Grundsätzlich bin ich aber mit dem Modellen von HMV sehr zufrieden. Baue gerade ja auch die Mellum und es ist schon ein tolles Schiff / Modell. Daher: Vielen Dank, dass ihr unseren Hobby so viel tolle Nahrung gibt!
    Lg
    Thomas

  • @Richard
    Wie schon gesagt ist aus HMV Sicht gegen die persönliche Kopie nichts einzuwenden - und da orientiert sich der HMV stark am geltenden Recht. Gibt ja durchaus auch Bogen, die man einfach nicht anschneiden will, weil eine Zweitbeschaffung schlicht unmöglich ist. Ansonsten halte ich es persönlich aber wie Dirk und nehme einen zweiten Bogen zur Hand - ist am Ende auch nicht teurer als ein Ausdruck, spart Zeit und man hat das leidige Problem mit den Farben und Materialien nicht (und unterstützt Verlag und Konstrutkeur anstatt Druckerpatronenhersteller).


    @Thomas
    Danke für die lieben Worte.
    Bitte - wir brauchen ja Feedback, damit man sich weiterentwickeln kann. Und so sehr wir uns über positives Feedback freuen, ist natürlich eine komprimierte Liste mit Hinweisen auf mögliche Fehler extrem hilfreich für eine Nachauflage. Und möglichst im direkten Kontakt damit auch sicher ist, dass es bei uns ankommt.


    Viele Grüße
    Benjamin