Hilfskreuzer Wolf / KhKK / 1:250

  • Hallo Freunde,


    kurz vor Ende meines Kaiserjahres 2014 kam doch noch ein etwas größeres Projekt der kaiserlichen Marine unter das Messer und zwar ein Schiff einer Gattung, die bisher bei den Verlagen überaus stiefmütterlich behandelt worden ist, nämlich ein Hilfskreuzer. In 1:250 gab es seit Jahrzehnten nur das Modell der „Stier“ aus dem WK II – immerhin gut konstruiert und von den Wilhelmshavenern herausgebracht, aber eben doch nur ein einziges Modell, noch dazu einem recht erfolglosen Original nachempfunden. Inzwischen hat JSC sein 1:400er Modell der „Atlantis“ auch in 1:250 herausgebracht, aber weitere „Stars“ der HSK-Szene wie „Pinguin“ oder „Kormoran“ harren noch immer der Umsetzung in ein Kartonmodell – und werden das wahrscheinlich auch die nächsten 25 Jahre noch tun... kratz1


    Seit 2013 gibt es jetzt wenigstens auch das erste Modell dieser Schiffsklasse für den 1. Weltkrieg – nämlich den Hilfskreuzer „Wolf“ der kaiserlichen Marine, herausgebracht von „Krügers handlichen Karton-Kreationen“ (KhKK). Hans-Jürgen Krüger hat, wie schon bei seinen Modellen des Flottenbegleiters, der Großen Kreuzer „Victoria Auguste“ und „Blücher“ oder des Minenschiffs „Bottrop“ der Bundesmarine, auch hier wieder ein Modell gewählt, auf das man bei anderen Verlagen wohl bis zum St. Nimmerleinstag warten dürfte.


    Dieses „schwarze Schiff“ sollte Ende 2014 mein nächstes Modell werden – und da Modelle von Hans-Jürgen Krüger in den Foren im allgemeinen recht selten zu sehen sind, lasse ich diesen Baubericht aus dem verschwundenen Forum hier wieder aufleben – auch denke ich, dass es mir damals doch gelungen ist, aus dem handgezeichneten Bogen ein brauchbares Modell zu erstellen.


    Zu Beginn ist jedoch ein wenig Grübelei angesagt und zwar wegen der Farbgebung des Schiffes. HJK hat einen schwarzen Rumpf mit braunen Aufbauten vorgesehen – er ist hiermit durchaus in guter Gesellschaft, denn auch Gröner beschreibt in seinem Band 3 bei dem Hilfskreuzer „Wolf“ diese Farbgebung. In meiner Bibliothek befinden sich u.a. zwei Bücher über die „Wolf“: Zum einen das vielleicht bekannte Buch „Hilfskreuzer Wolf“ von Korvettenkapitän Nerger, dem Kommandanten des Schiffes,und zum anderen das Buch „Das schwarze Schiff“, geschrieben von Fritz Witschetzky, der damals als Oberleutnant z. See in der Funktion des Artillerieoffiziers (AO) die Feindfahrt der „Wolf“ mitgemacht hat. Und Witschetzky beschreibt die Farbgebung des Schiffes zuerst wie folgt: „ …Rumpf und Schornstein schwarz, Masten braun, Aufbauten weiß.“ – in dieser Farbgebung (Originalanstrich der „Wachtfels“, aus der die „Wolf“ entstanden ist) ist der Dampfer also ausgelaufen bei seiner Feindfahrt.


    Und später beschreibt er die Umtarnung nach dem erfolgten Durchbruch durch die Dänemarkstraße, wo die Aufbauten wohl braun „gemalen“ wurden (wie sich der Seemann auszudrücken pflegt). Nach den ersten Minenaktionen vor Südafrika wurde im Indischen Ozean nochmals umgetarnt - Witschetzky beschreibt hier allerdings die Umfärbung von „weiß“ auf „schwarz“ – laut seiner ersten Bemerkung über Farbänderungen müsste der Hilfskreuzer hier ja schon braun gewesen sein (vielleicht ein Flüchtigkeitsfehler beim Schreiben des Buches).


    Ich habe nun nach längerem Überlegen beschlossen, mich an der Beschreibung von Witschetzky zu orientieren, und den Bogen in die schwarze Version umzufärben, denn er ist schließlich ein Augenzeuge und in seinem Buch wird die Feindfahrt der „Wolf“ auch viel detaillierter und mit mehr Einzelheiten beschrieben als beispielsweise in dem Buch von Nerger, der hier oft sehr summarisch bei seinen Schilderungen vorgeht.


    Also ist Umlackieren angesagt, was ich eigentlich bei meinen bisherigen Modellen vermieden habe – und das bedingt jetzt noch einen zweiten Arbeitsgang, von dem ich bisher bei meinen Modellen ebenfalls immer tunlichst Abstand nahm: Ich muss die Fenster / Bullaugen ausschneiden, denn sonst lassen sich die Teile nicht vernünftig schwarz lackieren, da HJK bei diesem Modell die Fensterscheiben ausgerechnet auch schwarz dargestellt hat…

  • Nun ja, hilft nichts – wie schon Ludwig Ganghofer sagte: „Was sei muaß, des muaß sei“. Also geht es los wie in den meisten Fällen mit dem Spantengerüst. Und, wie üblich bei meinen Modellen, klebe ich die Grundplatte mit ein paar UHU-Tröpfchen auf ein Laminatbrett und verstärke den Längsspant wieder mit einem Metallprofil (hier ein Kupferrohr), mit dem das Hochbiegen von Bug oder Heck verhindert werden soll. Gleichzeitig sorgt das zusätzliche Gewicht für mehr Stabilität, sodass bei einem kleinen Schubser nicht gleich die ganze Herrlichkeit durch die Gegend und auf den Boden segelt.


    Diverse Spanten, die entweder teilweise sichtbar sind (beim Geschützstand unter der Back) oder über das Deck hinausreichen und Teil der Aufbauten sind, werden gleich entsprechend eingefärbt. Eigentlich bräuchte man dies am Bug nur tun, wenn der Hilfskreuzer enttarnt mit geöffneten Klappen dargestellt wird; ich habe dies sicherheitshalber mal auf beiden Seiten gemacht, auch wenn ich nur die Backbordseite enttarnen will.

  • Das Hauptdeck vorne wird montiert – mit geschwärzten Innenseiten des Schanzkleids. Hier sind später Schanzkleidstützen anzubringen; da die Markierungsstriche dafür aber übermalt werden, sollte man vorher ein wenig Maß nehmen, um später alles einigermaßen sauber ankleben zu können. Falls die Geschütze enttarnt dargestellt werden sollen, müssen die entsprechenden Schanzkleider innen bereits vor dem Aufkleben des Decks bearbeitet werden – ich habe es für die Backbordseite gemacht.

  • Der hintere Teil des Hauptdecks, ebenfalls mit den vorbereiteten Backbordklappen.


    Bei beiden Decks hat der Konstrukteur für die Geschütze und Torpedorohre einen „Linoleumbelag“ (braune Fläche) vorgesehen – auf den Originalbildern, die mir zur Verfügung stehen, konnte ich das nicht finden; nur eine Art Gräting bei den vorderen 15ern, durch die wohl die Decksneigung ausgeglichen werden sollte – da muss ich mir noch was überlegen, wie das dargestellt werden kann.


    Ich habe nur jeweils für die Torpedorohre diese braunen Teile eingebaut, da auf diesen die Leitschienen für die Torpedorohre gemalt sind; dies wäre anders nur schwer darstellbar gewesen.

  • Hinter den Aufbauten reichen unter dem später aufzuklebenden Aufbaudeck noch zwei Gänge bis nach hinten zur Abschlusswand. Um hier keinen Fehler zu begehen, habe ich die Gänge erst an die Abschlusswand geklebt. letztere danach schwarz lackiert und dann erst das Ganze aufgebracht. So kann in der Folge dann problemlos das Aufbaudeck montiert werden.

  • Hier ist das Ergebnis gleich mehrerer Arbeitsschritte dokumentiert:


    Die Schanzkleidstützen sind angeklebt, dann kommen die Aufbauwände und ein kleiner Innenspant auf das Aufbaudeck. Es soll noch der Schacht für den Scheinwerfer angebracht werden, doch diesen werde ich erst endgültig befestigen, wenn ich durch Auflegen des nächsten Decks (Bootsdeck) genau weiß, wo er hinkommen soll (es fehlt da nämlich eine entsprechende Markierung auf dem Aufbaudeck) – eventuell klebe ich ihn auch sicherheitshalber unter dieses nächste Deck und dann das Ganze erst auf den Aufbau.


    Der nächste Schritt wird dann spannend – die Bordwände sollen angebracht werden. Zuerst müssen sie aber nachlackiert werden: Das große Mittelteil umfasst einen braunen Teil der Aufbauwände, und an Bug und Heck hat der Konstrukteur den Namen des Schiffes in weißer Farbe angebracht – das geht natürlich gar nicht, denn der Hilfskreuzer ist ganz sicher nicht unter seinem Namen auf den Ozeanen umhergefahren. Nach dem Trocknen werden dann die beiden Mittelteile der Bordwände angebracht.


    In keinem Fall sollte man die gesamten Bordwände vor der Montage zusammenkleben, da der Konstrukteur bei den Bug- bzw. Heckteilen Schnittreserven vorgesehen hat – hier muss man sich später für diese Teile an die passende Länge herantasten.

  • Zur besseren Anpassung der Bordwände habe ich das Bootsdeck auch schon vorbereitet und auch den Scheinwerferschacht schon mal montiert, damit die Mittelteile der Bordwände mal testhalber dagegengehalten werden können, ob dann auch später alles passt oder ob noch größere Änderungen erforderlich sind – habe leider nur vergessen, diesen Arbeitsschritt auch zu dokumentieren.


    Hier dann das aufgebrachte Bootsdeck (der Pfeil zeigt auf den beschriebenen Scheinwerferschacht)– hierdurch erhält das Ganze deutlich mehr Stabilität und die Oberteile der Bordwände knicken nicht mehr so leicht um.

  • Jetzt werden als Nächstes die hinteren Bordwandteile angebracht. Da ich die Backbordseite enttarnt mit ausgeschwenktem Buggeschütz darstellen will (und das Geschütz vor dem Einbau der Bordwand in den Stand eingeschoben werden muss), ist diese Reihenfolge vorteilhaft, denn so kann man den Rumpf noch problemlos auf beide Seiten legen, ohne die ausgeschwenkte Kanone zu beschädigen.
    Am Heck wird mit beigefügten schwarzen Dreiecken der Kiel verkleidet (Pfeil). Natürlich muss hier nochmals nachgefärbelt werden, um die weißen Blitzer zu eliminieren.

  • Will man den Dampfer enttarnt darstellen, so muss man in den Bugteil der Bordwand noch die Klappe schneiden, die zum Ausschwenken des Geschützes herabgeklappt werden soll. Hierfür hat HJK eine Schablone beigelegt. Diese habe ich auf die Bordwand aufgelegt, dann entsprechend die Öffnung oben und an den Seiten geschnitten; nur unten bleibt die Verbindung der Klappe zur Bordwand erhalten, denn sie wird ja dann nach unten geknickt.


    Wie sich später bei einer Stellprobe zusammen mit der 15er herausgestellt hat, ist Klappe nicht genügend groß – das Rohr des Geschützes könnte so nicht ausschwenken. Also habe ich die Klappe nach vorne nochmals erweitert.

  • Moin Hagen,


    da freu ich mich aber, dass Du diesen für die kartonale Allgemeinheit untergegangenen Baubericht des extrem selten zu sehenden Modells des Hilfskreuzers Wolf (nebst Wölfchen) wieder auferstehen lässt! danke 2


    lg.
    Tommi

  • So - weiter geht es mit dem alten Hilfskreuzer...


    Dann habe ich mir das Geschütz für den Backbordstand unter dem Backdeck vorgenommen. Dies sollte man in jedem Fall einbauen, bevor die Bordwand montiert wird, wenn man den enttarnten Zustand darstellen will, denn sonst hat man da größere Probleme, das Schießgerät noch unterzubringen. Für die 15er unter der Back nehme ich weitestgehend die Vorlage vom Bogen; für die übrigen Geschütze, die frei sichtbar stehen, werde ich mich beim Geschützsockel mehr am Vorbild orientieren und hier die entsprechende Unterlafette in Säulenform aus Abfallkarton anfertigen. Einen recht guten Blick auf ein Geschütz bietet u.a. ein Film über das Einlaufen der „Wolf“ am Ende ihrer Feindfahrt in Kiel.


    Hier das Buggeschütz.

  • Dann sind die Bugteile der Bordwand an der Reihe – nach dem Anbringen der Ankertaschen innen werden diese montiert. Hier habe ich aus oben genannten Gründen mit der Steuerbordseite begonnen. Ist diese befestigt, wird das Backbordbuggeschütz eingebaut und anschließend das entsprechende Bugteil angeklebt. Die Montage der Bugteile ist einigermaßen problematisch, denn die notwendige Biegung nach innen lässt sich kaum umsetzen, ohne dass die Außenhaut Falten bekommt (so ist es mir auf der Steuerbordseite passiert), deshalb habe ich es bei der mehr senkrechten Form der Außenhaut hier belassen.


    Da wäre es vielleicht besser gewesen, wenn der Konstrukteur jeweils 2 Teile für die Bugaußenhaut vorgesehen hätte, wie er es beim Heck gemacht hat.

  • Dieses Thema enthält 42 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.