Rotorschiff Barbara /WHV / 1:250

  • Hallo kartonkollegen,


    dieses Schiff hatte es mir seinerzeit (2007) irgendwie angetan; der sonderbare Anblick mit den Rotoren war es wohl, der mich gereizt hat – habe ich doch seit jeher ein Faible für seltene oder ungewöhnliche Modelle. Und es war ja in früheren Jahren ein Markenzeichen der Wilhelmshavener, immer wieder Exoten, sei es bei Schiffen oder auch bei Flugzeugen, auf den Markt zu bringen.


  • Der Ingenieur Anton Flettner war es, der diesen Rotorantrieb entwickelte und auf der „Buckau“ mit zwei Rotoren zuerst erprobte. Mit diesen Geräten sollte die Windenergie nach dem Niedergang der Segelschifffahrt weiter sinnvoll als Antriebshilfe genutzt werden.


  • Diesem Flettner-Rotor lag ein physikalisches Prinzip, nämlich der sogenannte Magnus-Effekt zu Grunde. Dieser besagt, dass eine Luftströmung, die auf einen rotierenden Zylinder trifft, einen Auftrieb erzeugt. Flettner machte nun den waagrecht rotierenden Zylinder zu einer senkrecht stehenden rotierenden Säule und erhielt dadurch einen Vortrieb. Wer sich näher dafür interessiert – bei Wiki gibt’s mehr Informationen dazu….


  • Bei den Versuchen ergab sich, dass die Barbara mit einem Diesel von 500 PS und stillstehenden Rotoren 7 kn laufen konnte, wurden die Rotoren in Drehung gesetzt (dafür waren nur 45 PS erforderlich), erhöhte sich die Geschwindigkeit immerhin auf 9,5 kn. Bei beiden 500 PS-Dieseln und ohne Rotoren lief die Barbara nur 9 kn (!), wurden die Rotoren zugeschaltet, erhöhte sich die Geschwindigkeit auf 10,5 kn (vorausgesetzt war natürlich Wind aus der passenden Richtung) – also eigentlich ein recht brauchbares Gerät. Aber trotzdem konnte sich dieser Antrieb nicht durchsetzen (Quelle Modellwerft 6 / 95).


  • Die „Barbara“ wurde als Rotorversuchsschiff (=> Transportschiff im Reichsdienst mit jederzeit schnell und ohne bauliche Änderungen einbaubaren Einrichtungen für Militärtransporte, wie Gröner in Bd. 5 auf S. 169 schreibt) am 28.7.1926 in Dienst gestellt und am 30.7.1926 zur Bewirtschaftung an die Reederei Rob. M. Sloman übergeben, die sie vor allem im Mittelmeerdienst erprobte.


  • Wegen der Weltwirtschaftskrise 1929 aufgelegt, wurde sie 1933 an Bugsier verkauft, die den Rotorantrieb ausbaute und die „Barbara“ dann unter dem Namen „Birkenau“ wieder eingesetzt.


    Irgendwie meine ich mich zu erinnern, dass ich damals 2007 auch irgendwo gelesen hatte, die "Barbara" hätte bei ihren Einsätzen im Mittelmeer ziemlich viel Aufsehen und gelegentlich auch Spott geerntet - vielleicht hat dies ja auch zum Umbau in ein normales Frachtschiff beigetragen.


  • 1938 diente die „Birkenau / ex-Barbara“ dann als Militärtransporter für Ausbildungszwecke der Kriegsmarine. Sie war im August 1940 als Transporter A 32 für das letztendlich abgesagte Unternehmen „Seelöwe“ vorgesehen, danach aber wieder an den Eigner zurückgegeben. Im Laufe der folgenden Jahre wechselten sich Einsatz für die Kriegsmarine bei der Kriegsmarine-Dienststelle Kopenhagen und Rückgabe an den Eigner noch mehrfach ab.


  • Sie verblieb wohl nach dem Kriegsende in der Ostsee, denn ab 2.9.1946 war sie unter dem Namen „Else Skou“ für einen dänischen Eigner im Einsatz. 1963 wurde sie an die Greelk Libyen Line abgegeben, wo sie als „Fotis P.“ lief.


  • Ab 1966 war die ehemalige „Barbara“ dann als „Star of Riyadh“ für eine saudi-arabische Reederei im Dienst. Im August 1978 wurde dann das Schiff vor Dschidda „entsorgt“, d.h. versenkt.


  • Hier zum Abschluß noch ein Bild, dass die „Barbara“ zusammen mit dem Dampfer „Nordland“ zeigt, einem Modell von „Krügers handlichen Karton-Kreationen“ (KhKK).



    Servus
    hvt

  • Hallo Hagen, ein sehr interessantes Schiff, das du sauber gebaut hast und danke für die Detailinfos dazu! klasse1


    Grus Rainer

  • Moin Hagen.
    Es ist schon ein eigenartiger Anblick dieses Rotorschiff. Du hast es sauber gebaut und gut fotografiert. In meiner Sammlung ist dieses Modell auch vorhanden. Hast Du die Rotoren drehbar gebaut? Ich habe mir die Mühe gemacht, aber wann zeigt man schon mal jemanden diese Besonderheit.
    Gruß Hans Joachim