Stephansdom Wien 1:300 (Schreiber Bogen 701 – Kowalski/Tabernacki)

  • Guten Abend,


    als nächstes Objekt sakraler Architektur folgt hier das Modell "Stephansdom Wien".
    Die Modellkonstruktion von Kowalski/Tabernacki ist ein vollständig neu konzipiertes Modell;
    das davor lange angebotene Modell des Stephansdoms (JFS 70826) erschien Anfang des
    20. Jh als relativ einfache Nachbildung des Vorbildes und in äußerst reduzierter Farbgebung
    und war über 60 Jahre Bestandteil des Schreiber-Bogen Katalogs.



    Die Abbildung des "alten Modells" ist dem Schreiberbogen Katalog des Jahres 1972 entnommen; zumindest bis
    1992 ist das Modell im Angebot belegt ...


    Das "neue" Modell des Teams Kowalski/Tabernacki ist eine erfreuliche Angelegenheit.
    Entstanden ist dieser Modellbogen 1993 – und erschien erstmals als Neuheit zur Spielwarenmesse 1994
    mit der JFS - Nummer 72484


    Ein guter Kompromiss die Detaillierung und Baubarkeit betreffend und die Binnenzeichnung
    wird dem Wiener Wahrzeichen in jeder Hinsicht gerecht.
    Begrüßenswert: Die Konstruktion ist keine digitale Arbeit und die Binnenzeichnung ist KEINE fotorealistische
    Umsetzung sondern eine brillante manuelle Grafik ... minimale kleinste grafische Schwächen sind bauwerkbedingt
    (Für Darstellungen kleinster Kreuzblumen in 1:300 finden sich schwerlich zeichnerische Kompromisse).




    Der Wiener Stephansdom ist bestens dokumentiert, auch HIER: https://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom_(Wien)


    Ein kurzer historischer Abriss (Zitat aus dem Online-Angebot des Aue Verlages):


    Die Gründung des Stephansdoms in Wien geht auf das Jahr 1137 zurück. In diesem Jahr schlossen der Markgraf Leopold IV. und der Bischof von Passau einen Tauschvertrag. Durch den Austausch von Gütern wollte der Bischof den Bau einer Kirche finanzieren, die dem heiligen Stephanus geweiht werden sollte. Der Bau der ersten romanischen Kirche wurde im Jahr 1147 fertiggestellt. Die heute noch erhaltene spätromanische Westfassade entstand in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Zu ihr gehören die Heidentürme und das Riesentor. Der Name des Tores, das auch heute noch der Haupteingang zum Dom ist, leitet sich vermutlich vom mittelhochdeutschen Wort „risen“ (= sinken, fallen) ab und beschreibt die trichterähnliche Form des Portals. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Bau durch einen vergrößerten Chor im gotischen Stil ergänzt. Noch heute nennt man ihn nach seinen Bauherren, den Herzögen Albrecht I. und Albrecht II., auch „Albertinischen Chor“. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden der Südturm und das gotische Langhaus fertiggestellt und das frühere romanische Langhaus abgebrochen. 1450 legte Friedrich III. den Grundstein für den Nordturm, der allerdings nicht vollendet werden konnte. Seit der Bistumsgründung in Wien im Jahr 1469 ist der inzwischen vollendete Stephansdom eine Kathedrale.
    Der Südturm ist mit 136,40 Metern der höchste Turm des Stephansdoms. Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher sein als der Südturm. Seit dem Jahr 1534 war das höchste Gebäude Wiens auch Feuerwache. Ein Türmer musste Brände innerhalb der Stadt tagsüber mit einer roten Fahne und nachts mit einer roten Laterne anzeigen. Die Stelle des Türmers existierte 421 Jahre lang. Im Südturm sind insgesamt 13 Kirchenglocken untergebracht. Die berühmteste Glocke, auch „Pummerin“ genannt, hängt im Nordturm. Nach der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 wurde sie aus Kanonenkugeln gegossen. Bei einem durch Plünderer ausgelösten Brand im April 1945, der auch wertvolle Teile des Doms zerstörte, stürzte die Pummerin ab. Als der Wiederaufbau des Doms im Jahr 1952 abgeschlossen war, hängte man die neu gegossene Pummerin wieder in den Nordturm.
    Neben den Türmen gehört das Dach zu den auffälligsten Merkmalen des Stephansdoms. Es ist mit 230.000 Dachziegeln belegt, die im Zickzackmuster arrangiert sind. Seit dem 19. Jahrhundert befindet sich auf einer Dachseite über dem Chor ein Reichsadler aus bunten Ziegeln. Auf der gegenüberliegenden Dachseite legte man im Jahr 1950 das Wiener Wappen und den österreichischen Bundesadler aus.
    Links neben dem Haupttor befinden sich zwei in die Mauer eingelassene Metallstäbe, die sogenannte Tuch- und Leinenelle. Hier konnten die Bürger überprüfen, ob die gekauften Tuchwaren korrekt abgemessen waren, um sich vor Betrug zu schützen. Im Mittelalter drohten den Händlern harte Strafen, wenn sie die Maße ihrer Waren falsch angaben. Eine Vertiefung in der Nähe der Tuchelle soll angeblich als Maß für die Größe eines Brotlaibs gedient haben. Es handelt sich dabei jedoch nur um eine Abnutzungserscheinung durch die Torbefestigung. An einem Strebepfeiler des Chors sieht man die älteste Sonnenuhr Wiens. Sie stammt aus dem Jahr 1451.
    Auf der Westseite des Doms sind die Zeichen der Bewegung O5 zu sehen, die während des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen die Nazis leistete. Die Zeichen waren ursprünglich mit weißer Farbe auf der Mauer aufgemalt. Die Farbe wurde durch eine Eingravierung ersetzt, die mittlerweile unter Denkmalschutz steht.



    Hervorzuheben wäre unter architektonischen Gesichtspunkten, dass der Stephansdom über KEIN freies Strebewerk
    aus Strebebögen und Strebepfeilern verfügt (wie z.B. Reims, Amiens, Chartres, Köln, Ulm etc.).
    Zur Ableitung der Gewichtskräfte der Gewölbe sind hier Strebepfeiler im Inneren des Kirchenbaus und Strebepfeiler,
    die sich direkt an die Außenwände anfügen, vorhanden.


    Es folgt der Zusammenbau des Modells ...


    Beste Grüße
    Thomas

  • Guten Abend,


    der Zusammenbau beginnt mit der Grundplatte, die aus zwei Teilen besteht ...
    um die gesamte Platte auf ein Format A3 zu bekommen, müssen die gedruckten
    Grundplattenteile um wenige Millimeter zurecht "gestutzt" werden - funktioniert
    einwandfrei ...


    Die erste Wand des Haupschiffs ist durch die zahlreichen Durchbrüche noch
    etwas "windschief" - zumal nur gestellt - nicht geklebt!
    Die hohen gotischen Maßwerk-Fenster zeigen tiefe Laibungen - vor allem aber eine wunderschöne
    Darstellung der Verglasung. Im Makro lässt sich auch die Nachbildung der kleinen Bleistege erkennen,
    die die einzelnen Glasscheiben im Original zusammenhalten.


    Beste Grüße
    T.



  • Guten Morgen Theo,
    das ist ja eine nette Osterüberraschung! Ich werde dem Bau des Stephansdoms sehr gespannt zusehen und freue mich auf deine fachmännischen Kommentare und viele schöne Fotos. Der Anfang ist schon sehr vielversprechend! Ich glaube, du hast dir den schönsten der verfügbaren Modellbögen des Steffl vorgenommen und wünsche dir viel Spaß beim Bauen.


    Viele Grüße
    Hans-Jürgen

  • Als gelernter Wiener ist dieses Modell für mich natürlich ein Anziehungspunkt dem ich gerne folgen werde ,der aber trotz täglichen Sehens des Original bis heute nichts an der Faszination verloren hat, und für mich ein paar mal im Jahr immer einen Besuch wert ist.


    Wünsche Dir gutes gelinegn und viel Freude mit diesem Modell.


    LG
    Marcus

  • Ich muss sagen die Gotteshäuser werden immer ansprechender für mich. Die Architektur und der Reiz dies umzusetzen. Vor allem hier gefällt mir die Textur. Ich denke dieser schöne Dom könnte einen Platz bei mir finden. Der Maßstab passt obendrein.


    Ich bin schon auf den Bericht gespannt. Sieht jetzt schon ziemlich gut aus. Und deine Berichte mag ich ja auch so gern. freu 2


    Viel Spaß beim Bauen.


    Steffi

  • Guten Abend,


    eine erste Wand (nördliches Langhaus & Chor) komplett mit Maßwerkfenstern ist auf der Grundplatte befestigt.
    DIe rechteckige Öffnung ist (wieder) eine "Montageöffnung" zu meinem eigenen Vergnügen ... :)
    Erste Vergleiche mit Originalfotos lassen die Laibungstiefe geringfügig überdimensioniert erscheinen - das könnte
    aber angesichts der Gesamtproportionen eher von Vorteil sein ...


    Best Grüße • T.


  • Moin, Theo.


    Wenn ich mir diese Fenster so anschaue, ist das schon echt stark.
    Klasse, wie sich die Schreiberbögen entwickelt haben.
    Das war ja schon bei deinem Feuerwehrwagen zu sehen. klasse1
    Du setzt das aber auch wirklich gut um, was Schreiber da als Basis liefert.


    Ich selbst spiele gerade mit dem Gedanken, mich mal durch alle Sparten des Kartonmodellbaus zu arbeiten.
    Der Stephansdom könnte da im Architecturbereich durchaus in Frage kommen.
    Auf jeden Fall bleib ich am Ball und werde den Bau gespannt beobachten!


    Gruß, Ulrich.

  • Servus Theo,


    ich bin ein Fan der Schreiberbögen, weil sie sehr passgenau sind und eine super Graphik haben.
    Der Stephansdom steht für mich als Österreicher natürlich ganz oben auf meiner "To Do-Liste", aber die Größe des Modells hat mich bisher abgeschreckt.
    Ich sehe dir sehr interessiert zu! freu 2

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • .... freundliche Grüße in die Runde,


    und vielen herzlichen Dank AN ALLE für die positiven Reaktionen.
    Bevor das gesamte Erdgeschoss des Dom-Modells mit Fenstern versehen ist, mag ich exemplarisch
    den Zusammenbau der Maßwerkfenster "von nahem" zeigen - evtl. interessiert es ja wen .... :)


    Im eher östlichen Teil der Wände ist der Abstand der Fenster so gering, dass hier die Darstellung
    als einzelne Strukturen nicht möglich ist - Kowalski/Tabernacki haben hier ZWEI Fenster konstruktiv
    zusammengefasst ...



    Nach sorgfältiger Vorbereitung werden die Maßwerkfenster mit den Laibungen verklebt ...
    daraus ergibt sich dann das im letzten Bild erkennbare Doppelfenster-Arrangement.
    Das lässt man am besten gut trocknen - bevor dies von innen mit der Wand verbunden wird ...



    Hierzu wäre anzumerken:


    Die im Bereich der Spitzbogen vorgesehenen Klebelaschen wurden im inneren Bogen
    abgetrennt (Stumpfe Verklebung von hinten). Ergibt eine bessere optische Wirkung
    als die in solchen Fällen unvermeidbare rund-eckige Ritz-/Knicklinie.
    Die "äußeren" Laschen können belassen werden - da die "Öffnung" in der Wand im Bereich
    des/der Spitzbogen etwas überdimensioniert ist, "verschwindet" die rund-eckige Ritz-/Knicklinie
    und die verbliebenen Laschen ermöglichen eine sichere Befestigung.


    ***
    An diesem Fenster-Beispiel lässt sich auch die große Sorgfalt erkennen, mit der Kowalski/Tabernacki
    zu Werke gegangen sind. Die Binnengrafik erreicht eine sehr hohe Qualität ...
    Die Problematik der "modernen" fotorealistischen Binnengrafik bei Architekturmodellbogen
    kann nicht Thema DIESES Artikels sein (denn HIER an diesem Modell findet kein Fotorealismus statt).
    Ich meine aber, dass mit der grafischen Ausarbeitung der Schreiber-Modelle STEPHANSDOM und ULMER MÜNSTER
    (jeweils die Ausgaben der 1990er Jahre) ein vorläufiger grafischer Zenit bei Schreiberbogen erreicht wurde.
    Eine Steigerung der optischen Attraktivität mithilfe fotorealistischer Werkzeuge gelang meiner persönlichen
    Meinung nach nur Peter Gierhardt (z.B. die Schreiber Bogen "Maximilianeum" und "Dom zu Paderborn")
    - Herrn Tabernacki hingegen nicht ...


    ... einen schönen Nachmittag wünscht


    Theo

  • .... einen schönen Sonntag,


    alle Wände des Erdgeschosses sind mit Fenstern versehen, auf der Grundplatte befestigt und untereinander verbunden.
    Dass diese Struktur einiger Verstärkung bedarf, war offensichtlich (und ist für die später zu montierende Dachkonstruktion
    wohl auch statisch notwendig). Ein paar Hifskonstruktionen waren rasch "gezaubert", die Apsis des Chores bekam
    oben und unten ein 6-eckiges Profil ....



    Die ursprünglich vorgesehenen zwei Querversteifungen des Langhauses erwiesen sich schnell
    als am "falschen Platz gespart". Die weitere Stabilisierung - vor allem in Richtung "Westen", dort
    werden später die beiden "Heidentürme" aufgeführt - ist " passend dazu erfunden" :)


    Der "Zwischenboden" ließ sich dann - in zwei Teilen - relativ problemlos aufbringen ...



    Ein kleiner Hinweis für "Nachbauer": Das "Ri(e)sentor" auf der "Westseite" soll ERST JETZT,
    wenn der Baukörper eigentlich geschlossen ist, montiert werden ... das passierte natürlich
    schon früher ... :)


    Beste Grüße
    T.

  • Hallo Theo,


    es juckt mich ja so im Skalpell wenn ich mir das so anschaue. Die Querstreben sind super. Da wäre ich wahrscheinlich erst drauf gekommen wenn es zu spät ist.
    Dein Baubericht ist so super, dass jeder Nachbauer nur davon profitieren kann!
    Aber nicht nur dein Baubericht ist erste Sahne sondern auch deine Baukunst!


    Weiter so.


    Viele Grüße


    Steffi

  • Hallo Theo,


    da gehe ich doch mal fremd.(Als Schiffbauer)
    Seitdem meine Tochter in Wien studiert und ich vor 3 Wochen selbst diese tolle Stadt besuchen durfte bin " I ganz narrisch" . daumen1
    Ich glaube, der Bau des Stephansdoms wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk, deswegen folge ich deinem Bb mit gesteigertem Interesse.... hüpf1 hüpf1 hüpf1


    LG Rolf

  • .... guten Abend (guten Morgen??)


    Zunächst allen "Zusehern" ganz lieben Dank für's dabei sein.
    Macht mir natürlich große Freude, wenn es Interessierte gibt.


    Die beiden Fotos zeigen die weitere Dekoration der Westseite, also DER Seite, die noch
    Elemente des romanischen Vorgängerbaus aufweist.... irgendwo soll (habe ich gelesen)
    sogar noch die "Baunaht" zu erkennen sein. Am Modell habe ich das nicht gesehen
    Interessant ist hier das tief eingezogene romanische Tor - das Ri(e)sentor - dem eine gotische "Kulisse"
    vorangestellt ist ... inwieweit das am Modell korrekt umgesetzt ist, kann ich nicht sagen.
    Ich kenne das Vorbild nicht aus eigener Anschauung ...



    ... entspannte Basteleien sind das, wenn keinerlei Kenntnis zum Vorbild im Wege steht :)


    Die obligatorische 1-Cent-Münze wurde bei beiden Fotos weggelassen - die absoluten Proportionen
    des Modells kennt man ja jetzt. Um die relativen Proportionen zu verdeutlichen. wurde eine
    kleine Figur in 1:300 (etwa 5,75 mm hoch) vor das Portal gestellt - das ergibt eine andere Perspektive ...


    Beste Grüße
    T.

  • Guten Abend,


    ergänzt wurden die beiden "Heidentürme" (oder "Heinrichstürme"). Ursprünglich waren die beiden Türme Bestandteil vom Westwerk des romanischen Vorgängerbaus. Schaut man genau hin, lassen sich auf dem ersten & dritten Bild schon zwei Strebepfeiler sehen, die oben eine Fiale als Abschluss haben. (Vordere Ecken). Grundfläche knapp 2,5 mm²
    Es werden dieser winzigen Strukturen noch mehr, das ganze ist wegen der zahlreichen filigranen Dekorationsteile wohl doch eher etwas für geduldige Feinmotoriker. Nicht zuletzt deshalb bereitet mir dieses Kowalski/Tabernacki Modell zunehmend Freude ...


    ... die bisher beobachten winzigkleinen Ungenauigkeiten geben eher Anlaß zum Schmunzeln und sind keiner Erwähnung wert.


    Beste Grüße
    T.



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