Heinkel He 70 / Schreiber / 1:50

  • Hallo Kartonkollegen,



    mein 141. Modell, gestern fertig geworden, ist die Heinkel He 70 von Schreiber. 9 Tage habe ich daran gebaut – 138 Teile wurden verklebt, davon 9 nicht vom Bogen.



    Die Konstruktion ist soweit ganz gut: Keine größeren Passprobleme und durchschnittliche Detaillierung (d.h. keine Fahrwerksschächte und auch keine Inneneinrichtung für die Kabine). Nicht zufrieden war ich mit dem Karton – der Druck erwies sich als doch recht empfindlich: Wenn mal ein wenig Kleber an den Klebekanten übertrat, so konnte man diesen nicht ohne Restspuren beseitigen; Feuchte oder Sekundenkleber mag er gar nicht, letzterer breitet sich in Sekundenschnelle (man hat hier wohl den Namen falsch interpretiert kratz1 …) im Karton aus und hinterlässt unschöne Spuren (das bin ich von anderen Modellen, z.B. von WHV oder JSC in dieser Art nicht gewohnt).


  • Etwas irritiert hat mich die blau-gelb-blaue Markierung am Seitenruder (siehe Titelblatt des Bogens). Zufällig habe ich in einem meiner Bücher (Heinkel – Chronik und Typenblätter der Firma Heinkel-Flugzeugbau) ein Bild von einer He 70 mit genau dieser Kennung D – UMIM gefunden: Zwar in Schwarz-Weiß, aber man kann da doch recht deutlich erkennen, dass die beiden dunklen Streifen oben und unten nicht die gleiche Färbung haben: Der obere Streifen ist deutlich dunkler und wirkt eigentlich Schwarz, während der untere Streifen eher ein dunkles Grau ist.


  • Also kann man annehmen, dass die Farben dieser beiden Streifen nicht gleich waren, sondern der obere Schwarz war, der untere evtl. Rot, das ergäbe dann Schwarz-Weiß-Rot als Markierung für das Seitenruder (was meiner Meinung nach auch mehr Sinn macht als Blau-Gelb-Blau), was auch Sinn machen würde. Irgendwann war dann ohnehin das Hakenkreuz im weißen Feld auf rotem Grund die allgemeingültige Markierung…..


    Deshalb habe ich hier das Blau-Gelb-Blau durch Schwarz-Weiß-Rot ersetzt, was sich hier auch besser macht, denke ich.


    Die Kabine wurde verglast und die Flächen auf dem Rumpf, wo die Kartonkabinenteile aufzukleben waren, habe ich dunkelgrau angemalt – so sieht die Kabine aus normalem Betrachtungsabstand recht gut aus, denn da sieht man ohnehin vom Kabineninnern eigentlich nur immer ein dunkles Nichts und dass da keine Inneneinrichtung ist, fällt so kaum auf.


  • Insgesamt macht das Modell einen recht guten Eindruck und wird meine 1:48er/50er Flugzeugsammlung durch ein interessantes und für die Entwicklung der Luftfahrt wichtiges Modell bereichern – war doch die He 70 eine der ersten europäischen Maschinen, die aerodynamisch sauber durchgestaltet war (sie war u.a. die erste deutsche Maschine mit Einziehfahrwerk), so dass sie recht gute Leistungen erbrachte.


    Entwickelt wurde die He 70 für die Lufthansa, die ein Gegenstück zur amerikanischen Lockheed „Orion“ haben wollte, eine Maschine, die schon Anfang der 30er Jahre als Schnellverkehrsflugzeug mit einem 500 PS-Motor 260 km/h erreichte und damit 40 km/h schneller war als die damals in Deutschland im Passagierverkehr verwendeten Maschinen, und die ab 1932 von der Schweizer Luftfahrtgesellschaft im regelmäßigen Luftverkehr eingesetzt wurde (in Volldruckhöhe von 2.500 m erreichte sie sogar 358 km/h – vermutlich ohne Nutzlast, aber immerhin!).


    Um nun nicht ins Hintertreffen zu geraten, erhielt Heinkel von der Lufthansa einen entsprechenden Auftrag zur Entwicklung eines Schnellverkehrsflugzeuges mit mindestens 340 km/h. Und Heinkel lieferte: Bei einem Überführungsflug der Mustermaschine im Dezember 1932 erreichte das erste Modell der He 70 kurzzeitig eine Geschwindigkeit von 377 km/h und war somit schneller als alle zeitgenössischen Jagdflugzeuge.


  • Im Frühjahr 1933 errang die Maschine dann 8 internationale Geschwindigkeitsweltrekorde, darunter eine Geschwindigkeit von 357 km/h mit einer Nutzlast von 500 kg über 100 km. Vorgesehen war die He 70 für 2 Mann Besatzung und 4 Passagiere.


    Die He 70 erweckte auch das Interesse der Engländer: Rolls Royce, der Flugmotorenhersteller, wollte hier mit Heinkel ins Geschäft kommen. Heinkel strebte in diesem Zusammenhang einen Lizenzaustausch an (die Lizenz an der Zelle der He 70 gegen eine Lizenz eines Rolls Royce-Flugzeugmotors), weil er die Probleme bei der deutschen Motorenentwicklung kannte (schließlich war den Deutschen lange Jahre die Entwicklung von Flugzeugmotoren durch das Versailler Diktat verboten).


    Aber der Dicke im Reichsluftfahrtministerium war dagegen, weil er die Lizenz für die schnellste deutsche Maschine nicht dem Ausland überlassen wollte. Dass dies eine gravierende Fehlentscheidung war, zeigte sich erst später, als es der deutschen Motorenindustrie nie gelang, den Vorsprung des Auslandes hier aufzuholen (die deutschen Motoren waren bei vergleichbaren Leistungen immer erheblich schwerer und beeinflussten damit das Flugverhalten negativ).


  • Nun ja – die Engländer kauften eine fertige He 70, rüsteten sie mit einem Rolls Royce Kestrel V-Hochleistungstriebwerk aus – allein dadurch erreichte die Heinkel eine Höchstgeschwindigkeit von 410 km/h !!! Und die Aerodynamik fand sich dann später bei der Spitfire wieder….


    Von der He 70, die den Beinamen "Blitz" trug, wurden 28 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert, weitere 296 Flugzeuge wurde für militärische Verwendung gebaut oder gingen in den Export nach Ungarn.



    Soviel zur He 70 "Blitz"...


    Servus
    hvt

  • Servus HvT,


    ein schönes Modell, mir gefällt die Motorabdeckung, die ist doch recht speziell.
    Ja, Ja, der dicke Meier im RLM, hat so einiges versemmelt.


    Im letzten Foto sieht man recht schön, daß die He 111 die konsequente 2mot. Ableitung der He 70 ist


    Liebe Grüße


    Wiwo

  • Hallo Karl-Heinz,


    ein schönes und selten zu sehendes Modells des Flugzeugs, dazu noch richtig gut gebaut. Danke dir fürs Zeigen.

  • @wiwo1961
    Danke, Wiwo! Ja, Heinkel hat die Form dann gut genutzt mit der He 111.


    @Kurt
    Vielen Dank für die Blumen!


    @Gerhard
    Danke! Nun ja, ich denke, die Geschichte der He 70 ist nicht so bekannt, deshalb habe ich ein paar Worte dazu geschrieben....


    @Alfred
    Vielen Dank - irgendwie hat mich der Flugzeugvirus gepackt: Ich schnippsle jetzt an der Hunting Percival Pembroke von WHV rum...


    Servus
    hvt

  • Hallo Hagen,


    ein seltenes Modell, klasse gebaut und dokumentiert und sinnvoll optimiert.
    Gefällt mir ausgezeichnet!


    Viele Grüße
    Roland

  • Grüß Dich, Karl-Heinz!


    Etwas irritiert hat mich die blau-gelb-blaue Markierung am Seitenruder (siehe Titelblatt des Bogens). Zufällig habe ich in einem meiner Bücher (Heinkel – Chronik und Typenblätter der Firma Heinkel-Flugzeugbau) ein Bild von einer He 70 mit genau dieser Kennung D – UMIM gefunden: Zwar in Schwarz-Weiß, aber man kann da doch recht deutlich erkennen, dass die beiden dunklen Streifen oben und unten nicht die gleiche Färbung haben: Der obere Streifen ist deutlich dunkler und wirkt eigentlich Schwarz, während der untere Streifen eher ein dunkles Grau ist.


    Die Sache ist ganz einfach (nachzulesen in der Artikelserie "Zulassung und Kennzeichnung der deutschen Zivilflugzeuge 1919 - 1945" bei der AG Deutsche Luftfahrthistorik, insb. im Teil 4.3:(
    - Vor dem 6.7.1933 gab es keine Hoheitszeichen auf den Seitenrudern (und die altbekannten Zulassungen mit vier Ziffern)
    - Am 6.7.1933 wurde eine neue Vorschrift erlassen, wonach alle Deutschen Flugzeuge auf der rechten Leitwerksseite die schwarz-weiß-rote Nationalflagge und links eine Hakenkreuzfahne zu führen hatten
    (- am 20.3.1934 wurden die Zulassungen mit vier Buchstaben für Neuzulassungen eeingeführt, ältere Maschinen mußten dann bis Ende 1934 umgezeichnet werden)
    - mit dem Richsflaggengesetz vom 15.9.1935 wurde die Hakenkreuzfahne zur alleinigen Nationalflagge bestimmt und mußte von da an auf beiden Seiten des Leitwerks geführt werden.


    Die D-UMIM hatte also (anfangs!) rechts die Nationalflagge, links die Hakenkreuzfahne aufgemalt. Daß der Verlag das Modell so nicht verkauft, ist jetzt weiter nicht verwunderlich (die linke Seite ist schließlich starfrechtlich relevant), man hätte aber sicher auch eine etwas ähnlichere Abwandlung, z.B. beidseitig schwarz-weiß-rot, verwenden können.

  • @PRT
    Danke, Roland! Ich baue ja gerne immer wieder mal Exoten...


    @MichiK
    Vielen Dank für den Link, Michi - sehr interessant, was da so alles steht! Das mit dem HK ab 1935 war mir klar, aber dass ein paar Jahre sowohl Schwarz-Weiß-Rot als auch das HK gleichzeitig am Leitwerk war, das habe ich bisher nicht gewusst (stand auch in keinem meiner Bücher). Dass das mit dem HK beim Baubogen nicht geht, ist schon klar, aber dann einfach von Verlagsseite her eine Phantasiebemalung draufmachen, das geht so auch nicht (ist nur meine persönlich unmaßgebliche Meinung) - ich habe mir über dieses Blau-Gelb-Blau den Kopf zerbrochen und schon eine unbekannte Lufthansamarkierung oder sonst was vermutet.
    Again what learned - wie der Loddar sagen würde... grins 2


    @Chris A.
    Vielen Dank, Chris! In der Flugzeugwelt bin ich immer wieder mal unterwegs, allerdings mit größeren zeitlichen Abständen...


    Servus
    hvt

  • Hallo Hagen,


    Du hast mich mit deiner Vorstellung des "Blitzes" von Heinkel saumäßig neugierig gemach ... werde den Bogen dann wohl nach der "Connie" auch ins Visier nehmen u. meinen Schneidwerkzeugen vorstellen ...

  • Moin Hagen.
    Dein Modell der He 70 ist Dir gut gelungen. Du hast ja sogar das Cockpit verglast, aber ein Einbau der Cockpiteinrichtung hast Du sicher nicht vorgenommen, oder doch? Auch die Beschreibung dieses Flugzeugtyps ist sehr interessant. Das Modell habe ich auch gebaut, und auch schon hier vorgestellt.
    Gruß Hans Joachim

  • Nein, Hans Joachim, das Innenleben des Cockpits erspare ich mir in solchen Fällen, denn da müsste man bei den Spanten zaubern usw...
    Außerdem sieht man, wenn die Maschine auf dem Regal steht, ohnehin nichts davon.


    Sowas würde ich nur machen, wenn die Nase des Originals verglast wäre wie bei einer Ju 88 / He 111 oder ähnllichen Maschinen (zum Glück war es bisher nicht erforderlich.... schwitz1 ).


    Servus
    hvt

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