C-6 USS Olympia scratch 1/200

  • Hallo allerseits,


    ich habe recht lange überlegen müssen, ob (und wenn ja, womit) ich an der GS 2018 teilnehme. Nun sind die Würfel gefallen; es soll ein Scratchbau werden (wie fast immer, außerdem hab ich im Reglement nichts gefunden, das dem entgegen steht), und zwar einer in 1/200, weil ich denke, in diesem Fall sollte ich einen Standardmaßstab verwenden.


    Das Objekt meiner Begierde ist dieses hier:



    C-6 USS Olympia 1895


    USS Olympia lief 1895 als Einzelschiff vom Stapel und rostet derzeit im Independence Seaport Museum vor sich hin. Im Einsatz war sie während des Spanisch-Amerikanischen Krieges (siehe hier), als Flaggschiff der US Navy in der Karibik, im ersten Weltkrieg als U-Jagdschiff sowie in Murmansk gegen die russischen Revolutionäre, nach Kriegsende als Flaggschiff der Mittelmeerflotte, eine Rolle, die sie unter anderem auch zur Flüchtlingsrettung ins Schwarze Meer führte, und last not least brachte sie 1921 den Leichnam des unbekannten Soldaten von Frankreich in die USA. Ab 1922 lag sie dann in Reserve, erlebte im zweiten Weltkrieg keinen Einsatz mehr und ist seit 1957 Museumsschiff.
    Ausgezeichnet wurde sie mit der "Dewey Medal", der "Phillippine Campaign Medal", der "Navy Expeditionary Medal", der "Dominican Campaign Medal", der "Spanish Campaign Medal" und der "World War I Victory Medal".


    Aktuell läuft eine Fundraising-Kampagne, um sie komplett restaurieren zu können; sie ist auch schon haarscharf an der Verwendung als künstliches Riff vorbeigeschrammt. Ich persönlich wünsche ihr noch ein langes Leben, denn allzu viele Schiffe aus jener fernen Zeit gibt es leider nicht mehr ...


    Kommen wir nun zu meinen Quellen:
    Ich habe noch einen Satz Pläne zu liegen gehabt, die aus einem russischen Modellbaumagazin stammen, für das ich vor langer Zeit den Vertrieb hatte. Die sind recht gut, da sie aus amerikanischen Primärquellen stammen. Des Weiteren gab es mal einen Satz frei zugänglicher französischer Pläne im WWW, komplett mit Linienrissen. Obwohl es die betreffende Seite nicht mehr gibt, kam ich mit ein paar Tricks dennoch an die Dateien.
    Das machte mich nur nicht besonders glücklich...



    Links haben wir den französischen Plan, rechts den amerikanischen. Ich habe sie miteinander verglichen und musste feststellen, dass der französische alles andere als präzise ist, obwohl er auf den ersten Blick besser aussieht. Aber wenn Ihr Euch einfach mal die beiden Geschütztürme anschaut und wie sie positioniert sind, und das dann mit dem Original vergleicht, wisst Ihr, was ich meine...



    Nachdem das geklärt war, habe ich natürlich reichlich Recherche gemacht und dabei fielen mir ein paar nette kleine Details ins Auge ausguck1
    Wie bei Schiffen üblich, erfuhr auch USS Olympia einiges an Umbauten. Das Original ist auf 1898er Zustand zurück gerüstet worden, allerdings stimmt dieser Zustand auch nur partiell, denn USS Olympia hatte, als sie gebaut wurde, 6 Torpedorohre an Bord, davon je eins vorn und achtern und je 2 weitere Steuerbord und Backbord. Sie alle wurden erst 1899 entfernt. Außerdem erhielt sie ihre Ankerklüsen auch erst zwischen 1899 und 1902...
    Zur Wiederindienststellung 1902 hat man ihr dafür diese netten Extras verpasst:



    Interessanterweise findet man kein einziges Modell mit dieser Konfiguration. Und achtet mal auf den Aufbau mit den Fenstern auf dem rechten Bild. Den hatte sie ebenfalls erst seit der nämlichen Werftzeit, dafür aber ihr gesamtes Restleben lang. Man sieht den hier auch noch mal ganz gut:



    Über dieses ominöse Deckshaus habe ich nirgends was gefunden, aber da es rundum Fenster hat, wird es wohl kaum ein Wohnquartier gewesen sein. Ich denke eher, man hat hier eine Art Multifunktionsraum gebaut: Ein Lagezimmer für den Stab und die Schiffsoffiziere, gleichzeitig Empfangsraum für hochrangige VIPs, die man nicht gleich durchs gesamte Schiff schleusen möchte, gleichzeitig Salon für Empfänge und Galadiners.
    Natürlich juckts mich, die USS Olympia mal in diesem Bauzustand darzustellen, quasi zu ihrer besten Zeit .... und ich halte mich für verrückt genug, das auch zu tun hehe1


    Sooooo ... nun muss ich mal eben meinen Rechner neu starten, dann kommt die Fortsetzung ....

  • Servus Alex,


    ja, heuer funzt es ganz gewaltig hier im Wettbewerb!
    Dein Projekt ist äußerst interessant und absolut geeignet für diesen Modellbaucontest!


    Viel Spass beim konstruieren und bauen! Und natürlich viel Erfolg im Wettbewerb!

  • Nun gehts munter weiter, nämlich mit meinem Modell.


    Zunächst habe ich mir die Spanten vorgenommen und 23 Stück aus dem gesamten Spantenriss herausextrapoliert. Anschließend die Pläne, die ich sonst noch brauchte, passig skaliert. Das hört sich jetzt einfach an, ist aber ein gehöriges Stück Arbeit, alles auf einen einheitlichen Maßstab zu bekommen.


    Mein Plan ist ein klassischer Spantbau mit dem Kiel als Rückgrat, hochgezogen bis unters Hauptdeck, das bei USS Olympia praktischerweise durchgezogen ist.
    Das Deck unter dem Hauptdeck (das Berth Deck) wird ebenfalls eingezogen, weil hier 10 Breitseitgeschütze stehen.


    Übrigens: Ich habe mir einen Wolf gesucht! Die Frage war: Wo zum Henker hat dieses Schiff seine Bekohlungsluken? Die hab ich nirgends gefunden .... bis:




    genau ... im Zwischendeck. Von außen nicht zu sehen. Und für die Besatzung garantiert eine geile Motivation, Reinschiff zu machen lach 1


    Ich werde in diesem Fall einen Testbau voranschicken, um zu überprüfen, wie genau ich in Sachen Spanten und Rumpfform gearbeitet habe. Dazu habe ich meinen Kiel, das Hauptdeck und die Spanten schon mal auf 160g-Papier gedruckt und auf einen Rest Graupappe aufgezogen. Aktuell trocknet es.


    Der Testbau ist in 1/500 gehalten; ich werde ihn so aufbauen wie das endgültige Modell später auch, nur eben ohne große Detaillierung. Wenn das, was dabei rauskommt, so aussieht wie der Rumpf der USS Olympia, war das schon mal die halbe Miete, dann kann ich mit der 1/200er-Version anfangen.



    Das Schöne an diesem Schiff ist, dass es relativ einfach aufgebaut ist. Daher habe ich die berechtigte Hoffnung, diesmal damit auch fertig zu werden .....


    Das wars erstmal, ich wünsche einen charmanten Abend tanz 2


    LG Alex

  • Servus Alex,


    aus den Bauplänen und Spantenrissen die Spanten herauzuarbeit ist eine Sysiphosarbeit. Scratchmodelle sind eine Bereicherung für den Wettbewerb und die Olympia wird zweifellos sehr interessant zu bauen sein.
    Alles Gute und viel Freude mit dem Scratchbau!

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hallo Alex,


    ein sehr ambitioniertes Vorhaben!


    Da werde ich mal gelegentlich vorbeischauen. Aus Scratchbauten lerne ich immer das Meiste für eigene Projekte.


    Dann wünsche ich auch Dir gutes Gelingen und viel Glück bei diesem Wettbewerb!

  • Hallo Alex,
    ja so habe ich dich in Erinnerung. Deine Vorgehensweise erinnert mich an meine Holzmodellbauten.
    Hier ein Plan und da das Material und los geht es wobei da die aussäge und schleif - Arbeiten der größte Aufwand war.
    Außerdem durfte ich da nicht im Wohnraum basteln sondern musste immer in Keller gehen da war meine Werkstatt.


    Auf jeden Fall ist das für mich ein interessanter Bericht den ich verfolgen werde.
    Ich wünsche dir Spaß und Freude an diesem Bau.


    Grüße,
    Reinhold

    Du sollst den Karton und die Kartonmodellbauer ehren.

  • Hallo Alex


    Boaaah, da bleibt mir die Spuke weg!
    Überhaupt ist es dieses Jahr absolut genial, welche Vielfalt hier im Wettbewerb anzutreffen ist. Bleibt zu hoffen, dass auch alle, oder zumindest die meistsen ihre Projekte auch fertig bringen in der gegebenen Zeit!
    Hier schaue ich auf jeden Fall öfter rein!


    Viel Spass und Erfolg
    Peter

  • Hallo Alex,


    die Spantenrisse schreien eigentlich nach Laubsäge, Sperrholz, Leisten, Holzleim und einem Maßstab, mindestens 1:100...


    Trotzdem, als Scratchbau wird Dir der Rumpf einiges an Handfertigkeiten abverlangen.
    Besonders neugierig bin ich auf Deine Vorgehensweise beim Beplanken, ob Du z.B. radial angeordnete Segmente verbaust (wie bei Kartonmodell-Konstruktionen überwiegend üblich), oder tangential schmale Streifen aufbringst.
    Jedenfalls ein ambitioniertes Vorhaben bei dem ich Dir gutes Gelingen- und am Ende viel Erfolg bei der Wertung wünsche.


    Viele Grüße
    Roland

  • Hallo zusammen,


    @Gerhard, Andreas, Andy, Reinhold, Peter, Roland: Willkommen in der Werft, schön dass Ihr bei mir seid freu 2


    Die Beplankung habe ich mir zweischichtig vorgestellt: zunächst vertikal, damit eine saubere straffe Rumpfschale entsteht und dann horizontal, um die Plattengänge (feinst angedeutet) abzubilden. Übrigens: Wenn man sich mal den alten REVELL-Bausatz der USS Olympia ansieht, findet man wuchtige, mit vielen fetten Nieten dargestellte Platten. Wagen wir mal den Vergleich:



    Tatsächlich kann man die Plattenverläufe am Original so gut wie gar nicht erkennen. Auch die Nietenköpfe kann man in diesem Maßstab getrost vernachlässigen.


    Dennoch würde ich mich unwohl fühlen, wenn das Finish keine Längsbeplankung wäre grins 3


    LG Alex

  • Hi Alex,


    bei dem Vorbild und Projekt bin ich gerne dabei; wie oft habe ich als Kind im Laden gestanden und den alten Revell-Kit bestaunt. Leider hat damals nie mein Taschengeld gereicht.

    tschö1 Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Hi Christian,


    für mich ist es gleichzeitig eine Reminiszenz an meinen Opa. Der hat sie damals für mich gekauft und gebaut. Und ich weiß es noch genau: Das Unterwasserschiff hat er rot gepinselt, die Aufbauten grau und das Überwasserschiff knalle ORANGE ... aber ich hab den Zossen geliebt happy 2


    @Wiwo: eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden, in der Tat... In diesem Fall haben die Engländer die USS Olympia als unausgeglichen betrachtet: Für ihre Größe übermotorisiert und zu schwer bewaffnet ... naja ...


    Top speed bei den Probefahrten 21,67 Knoten und 4 x 20,3cm in den Türmen sind ne Hausnummer, MONARCH kommt mit 17,5 Knoten daher (SMS Budapest), dafür aber mit 24cm Turmgeschützen ...


    LG Alex

  • USNavyAlex,


    schöne Sache was Du da wieder am Wickel hast! Ich drücke die Daumen dass die Lust und Kondition bis zum Ende anhält. Ich spreche aus Erfahrung denn ich weiß dass so ein selbstgebauter Rumpf zwar Arbeit macht aber dann doch relativ gut von der Hand geht. Schwierig wirds dann bei der Ausrüstung. All die vielen Kleinteile aus dem Plan heraus zu konstruieren und die erzielten Fortschritte am Modell kaum erkennen zu können bedarf eine ganze Menge Geduld. Aber was schreibe ich... Du kennst das Metier und weißt auf was Du Dich einlässt. Ich werde hier natürlich gerne mitverfolgen was Du schaffen wirst und hier und nicht sparen meinen Senf aufzustreichen prost2
    Die französischen Pläne habe ich auch von der besagten Seite. Guck an, ich dachte immer damit eine astreine Quelle weil zeitgenössisch zu haben (klar, das hat nicht viel zu sagen). Du hast Dich näher mit der OLYMPIA beschäftigt und die Macken an der - wie Du auch schreibst - schönen technischen Zeichnung aufgezählt. Wieder was gelernt!


    Viel Erfolg,


    Klaus

  • Moin zusammen,


    Klaus:

    Ich drücke die Daumen dass die Lust und Kondition bis zum Ende anhält.

    Ich sag nur "Black Pearl ... soooo kurz vor dem Zieleinlauf heul1


    Wie angekündigt, beginne ich die ganze Geschichte mit einem ersten Testbau in 1/500. Kiel und Spanten passten schon mal ausgezeichnet zusammen; beim Deck hab ich gepatzt: hinten raus fehlt ein ganzes Stück. Ich muss noch rauskriegen, ob es an der Skalierung lag oder ob ich beim Ausschneiden zu dusselig war.
    Außerdem hat USS Olympia EIGENTLICH einen Deckssprung: ich hab aber eher ein ziemlich planes Bügeleisen fabriziert.
    Kann mir auch vorstellen was da passiert ist grr


    Kopfnotiz: die Zeichnungen für Kiel und Spanten noch jeweils mit einer deutlichen "hier wollen wir uns treffen" Markierung versehen.


    Mal gut, es ist NUR der Testbau. War schon mal eine gute Idee freu 2


    Beim Echtbau werde ich dann auch die Spanten auf meinem Spantbogen nicht mehr außerhalb nummerieren sondern direkt auf dem Spant. Alles so Kleinigkeiten, auf die man erst kommt, wenn man mitten drin steckt happy 2


    Bilder hab ich natürlich auch; das Testschiff ist ca 21 cm lang:








    Alles in Allem taugt das auf jeden Fall, um das Zwischendeck noch einzubauen und eine Beplankung vorzunehmen; mal sehen wie sich das dann macht. Bei der großen Schwester muss ich mal schauen, ob ich nicht vielleicht noch was Stabilisierendes zwischen die Spanten setze; ich hab die Befürchtung, sonst wird die ganze Geschichte zu wabbelig.


    Das wars erstmal von Union Iron Works,


    LG Alex

  • Hola, das ist aber ein ambitioniertes Projekt! Ich hatte ja keine Ahnung, daß auch die Amerikaner Schiffe bauten, die wie "Kaiserliche im Tropenhemd" aussehen. Also dranbleiben und was lernen.


    Zur Frage betr. Rumpffüllung mit Balsa: da hat die "Rennleitung" vor einigen Tagen aufgrund einer ähnlichen Anfrage entschieden, daß voll ausgestopfte Rümpfe nicht koscher sind. Der Witz beim Kartonmodellbau besteht doch gerade darin, ein Kartonspantenskelett mit Kartonstreifen zu beplanken, nicht einen "Holzklotz" mit Papier zu tapezieren. Der Spantabstand bei Dir ist klein genug, daß eine wabbelige Bordwand wohl kaum zu befürchten ist. Bei Klaus und Ludwig (Gnost) hat es jedenfalls gut funktioniert. Unterfüllungen, z.B. auch aus Spachtel, sind in den schwierigen Bug- und Hecksektionen ok., ebenso Verstärkungen (auch aus Holz) an stark beanspruchten Stellen (z.B. bei Segelschiffen die Stellen, an denen die Wanten verankert werden oder rund um die Masten).


    Viel Erfolg beim Bau der "Olympia": ein prima Name für ein Schiff, das in einen (unkriegerischen) Wettkampf geschickt wird.


    Beste Grüße
    Claudia

  • Hallo Alex,


    ich glaube auch, dass der geringe Spantenabstand reichen müsste, um bei guter Beplankung mit etwas anschleifen vorher einen passablen Rumpf hin zu bekommen. Ich würde vielleicht noch ein paar Stringer einziehen, damit sich der Rumpf nicht so stark verwindet.
    Eine andere Möglichkeit ist noch, nicht mit dünnem Karton zu beplanken, sondern die Grundplankung mit Graupappe zu machen. Da hat man etwas mehr "Fleisch" zum rund schmirgeln. Klappt bei meinen Seglern einwandfrei und erspart sogar den Spachtel.


    Grüße und weiter viel Spaß mit diesem Experiment!
    Ludwig

  • Servus Alex,
    du hast ja im Linienplan die Wasserlinien!
    Damit kannst du problemlos horizontale Verstärkungen einziehen.
    Als Minimum würde ich die Konstruktionswasserlinie setzen und dann noch auf jeder Seite zwei Senten einziehen.


    Damit hast du ein bombenfestes Gerüst.


    Liebe Grüße


    Wiwo

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