Schlachtflugzeug Henschel Hs 123 / WHV / 1:50

  • Hallo Kartonkollegen,


    als 128. Modell entstand vom 02.02.15 – 27.02..15 die Henschel Hs 123 aus Wilhelmshaven in meiner Werft. Es ist das insgesamt 13. Flugzeugmodell, das ich gebaut habe. Einzelheiten zum Bau findet Ihr im Baubericht.


  • Als Anfang der 30er Jahre die erfolgreiche Entwicklung von Sturzkampfflugzeugen in den USA bekannt wurde, führte dies in Deutschland ebenfalls zu diversen Arbeiten bei verschiedenen Flugzeugfirmen, die auch von Udet sehr unterstützt wurden. Doch die neue Luftwaffe hatte vorerst kein Interesse an derartigen Flugzeugen.


    Ausgerechnet der spätere Generalfeldmarschall von Richthofen, der dann im Krieg Stukaverbände führte, lehnte als Chef der Entwicklungsabteilung des Technischen Amtes ein derartiges Flugzeug mit der Begründung ab, ein Sturzflug unter 2000 m sei völliger Unsinn. Trotzdem wurde die Idee von einigen seiner Ingenieure weiter verfolgt und mit auf privater Firmenbasis entstandenen Maschinen erprobt – zu diesen Modellen gehörte dann auch die Henschel 123, die 1935 zum ersten Mal flog.


  • Als sich dann 1936 die Einstellung der Luftwaffe zur Stuka-Idee geändert hatte und man sogar eine Ausschreibung für ein derartiges Flugzeug startete, fand jedoch die Hs 123 keine Berücksichtigung mehr, da nunmehr ein zweisitziger Eindecker gefordert wurde. Das RLM akzeptierte aber die Hs 123 als Erdkampf- und Schlachtflugzeug. Insgesamt wurden dann ca. 230 Maschinen gebaut (es gibt da unterschiedliche Quellen).


    1938 dann glaubte der Führungsstab der Luftwaffe auf Grund eines Luftkriegsmanövers, künftig auf den Doppeldecker verzichten zu können und beschloss, Pläne und Unterlagen zu vernichten und auch die Bauvorrichtungen verschrotten zu lassen – ein vorschnelles Urteil, denn die Erfahrungen des Krieges zeigten, dass bis zum Schluss Bedarf an einem derartigen Flugzeug für Stör- und Nachtschlachteinsätze gewesen wäre. Als man dann 1943 daran dachte, die Fertigung wieder aufzunehmen, war es längst zu spät dafür.


  • Der kleine „Schlächter“, wie die Hs 123 im Pilotenjargon oft genannt wurde, war eine robuste Maschine, die auch starken Beschuss wegsteckte, und im russischen Winter oft das einzige, stets einsatzklare Modell der Luftwaffe. Die Henschel hatte hervorragende Flugeigenschaften und war auch mit vollem Fluggewicht von 2350 kg noch voll kunstflugtauglich, deshalb fielen auch nur wenige Maschinen feindlichen Jägern zum Opfer – die meisten Verluste wurde durch Flak verzeichnet (auch durch eigene, denn der relativ seltene Doppeldecker war vielen Flak-Kanonieren nicht bekannt und wurde als Russe angesprochen).


  • Manche Piloten meldeten sich sogar Anfang 1944 von der FW 190 weg zu der alten „123“. Aber in diesem Jahr mussten dann die letzten noch verbliebenen Maschinen auf Grund starken Verschleißes aus dem Fronteinsatz abgezogen und zu Schuleinheiten ins Hinterland abgegeben werden.


  • Daten:
    Spannweite: 10,47 m
    Höchstgeschwindigkeit: 342 km/h
    Triebwerk: BMW 132 Sternmotor mit 725 PS
    Bewaffnung: 2 x 7,9 mm MG, Bombenzuladung bis zu 450 kg (üblich waren oft 4 x 50 kg Bomben unter den Flächen oder 1 x 250 kg Bombe unter dem Rumpf)


    Zu Beginn des Krieges wirkte gegen luftkriegsunerfahrene Truppen aber noch besser eine andere, unblutige „Waffe“ – nämlich ein akustischer Effekt. Cajus Bekker schildert in seinem Buch „Angriffshöhe 4000“ die Erfahrungen eines Piloten aus dem Polenfeldzug:
    “….Ein kurzer Blick auf die Instrumente: Bei 1800 Touren ist der Punkt erreicht. Vor dem Motor bildet sich eine akustische Kopfwelle. Die Latte knattert plötzlich wie schweres MG-Feuer. So rasen die Schlächter in 10 m Höhe über den Feind hinweg und verbreiten Panik und Entsetzen….Kaum eine Kolonne, die von solchen Tiefangriffen nicht auseinander getrieben wird....“


  • Die Hs 123 war auch bei der spanischen Luftwaffe im Einsatz und flog für die chinesische Luftwaffe, wo sie an Angriffen auf japanische Truppen beteiligt war. Auch Österreich interessierte sich für die Maschine und bestellt einige – auf Grund des Anschlusses an das Dritte Reich kam es aber nicht mehr zur Auslieferung.


    Hier noch ein Foto, das die 123 (jetzt komplettiert mit dem Hoheitsabzeichen) im Vergleich zwischen der Ju 87 sowie ihrem Nachfolger als Schlachtflugzeug, der Hs 129, zeigt (beide „Kameraden“ sind – Achtung, jetzt kommt das „pöse“ Wort – aus Plastik)…. grins 2



    Soviel vom kleinen Schlachtflugzeug, der Hs 123.


    Servus
    hvt

  • Servus Hagen,


    ein viel zu selten gesehenes und gebautes Flugzeug! Schön, dass du dich seiner angenommen hats es so schön in Szene setzt!


    beifall 1 cool1

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • @Klueni
    Danke, Tommi! Ja, ein interessanter Vergleich fürwahr - und er zeigt auch, dass sich das Kartonmodell nicht unbedingt vor seinen Plastikbrüdern verstecken muss.


    @Ludwig
    Vielen Dank, Ludwig! So viele wie bei den Schiffen sind es in der fliegenden Zunft nicht, aber ein paar habe ich schon noch.


    Servus
    hvt

  • Moin Hagen
    Auch mir gefällt Dein HS 123 Modell. Deine Hintergrundinformation über dieses Flugzeug ist auch wieder Interessant.
    Das Modell ist eine gut gelungene Wilhelmshavener Konstruktion. Ich habe das Modell auch gebaut und im alten Forum 2014 vorgestellt.
    Gruß Hans Joachim

  • [...] Die meisten Verluste wurde durch Flak verzeichnet (auch durch eigene, denn der relativ seltene Doppeldecker war vielen Flak-Kanonieren nicht bekannt und wurde als Russe angesprochen).

    Eine Frage an die Fachleute:



    wie kann man, wenn man das Flugzeug mit dem Doppelglas beobachtet, die großen Balkenkreuze übersehen?


    LG


    Jannis

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