Zeppelin LZ 128 - das nie gebaute Luftschiff

  • moin1 liebe Kartonmodellbauer,


    heute möchte ich euch mein neustes Machwerk vorstellen: Der Zeppelin der nie gebaut wurde - LZ 128.


    Nachdem das Probeluftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" unglaubliche Erfolge feierte, war es (um 1929/30) an der Zeit einen Zeppelin zu konstruieren der voll und ganz für den Passagierbetrieb ausgelegt war und zwar so, dass der Betrieb auch gewinnbringend sein würde.
    Die deutschen Konstrukteure haben sich bei der Entwicklung vom LZ 128 gut bei den englischen Starrluftschiffen R 100 und R 101 bedient. So wollte man genau wie bei diesen Luftriesen auch beim neuen Zeppelin den Passagierbereich in das Rumpfinnere verlegen. Dadurch hätte man fast unbegrenzte Möglichkeiten in Sachen Komfort für die Passagiere. Vom Platz ganz zu schweigen.
    Natürlich hätte man auch für LZ 128 Hydrogen sprich Wasserstoff als Auftriebsgas verwendet. Bisher wurden ja auch tausende von Passariegen unfallfrei durch die Lüfte kutschiert.
    Wasserstoff war billig und hatte bzw. hat den maximalsten Auftrieb aller bekannten Gase. Man konnte bei dem Auftriebseigenschafften von Wasserstoff einigermaßen großzügig konstruieren. Es war eigentlich bis dahin nur eine Frage der Größe des zu bauenden Luftkreuzers als eine Sicherheits- oder Gewichtsfrage.
    Man wollte mindesten 30 zahlende Gäste befördern und Unmengen von Fracht/Post transportieren. Nach den mit LZ 127 gesammelten Erkenntnissen kam man zu dem Entschluss, dass das Gasvolumen von 105.000 cbm (LZ 127) auf ca. 165.000 cbm erhöht werden musste. Hierbei ging man nicht in die Länge das Tragkörpers sondern in die Breite. LZ 128 wäre sogar um 3m kürzer geraten als die "Graf Zeppelin", aber der Durchmesser wäre erheblich größer gewesen, sodass man schließlich auf 150.000 cbm Wasserstofffüllung kam.
    Der Auftrieb war also schon mal im Großen und Ganzen gegeben. Aber das Dickerchen musste ja auch irgendwie vorwärts kommen. Dies wurde mehrfach mit Versuchen im Windkanal getestet. Das Ergebnis war ein wunderschön stromliniengeformter Traggaskörper. Ich würde sagen eine etwas kürzere und etwas mehr schlankere Variante der "Hindenburg". Dennoch brauchte man nun etwas mehr Power um auf die gewünschte Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h zu kommen. Wie hatten es die Engländer geschafft? Genau, mit je zwei Motoren in den Gondeln. Jedenfalls beim R100. Also veranschlagte man bezogen auf die 233 m Länge des Luftschiffs vier Gondeln mit je 2 Maybach VL2-Motoren. Also 8x 570 PS. Das würde reichen.
    Was Luxus und Komfort anging, so hätte der LZ 128 der "Hindenburg" und der späteren "Graf Zeppelin II" in nichts nachgestanden. Auch der Rauchersalon hätte nicht gefehlt. Es wäre ein wirklich superschönes Luftschiff geworden.
    Dann kam die Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1930. Das englische Luftschiff R101 (sprich R one-o-one) wurde durch Sturmböen über Frankreich zu Boden gedrückt. Der Aufprall war vergleichsweise harmlos, aber durch Funkenschlag wurde austretendes Wasserstoffgas entzündet. Der Luftriese ging in Flammen auf und von den 54 Insassen kamen 48 ums Leben. Eine Katastrophe mit tatsächlich schrecklicheren Ausmaßen als beim Absturz der "Hindenburg"!
    Jetzt war das Thema Wasserstoff erledigt und man brach die Konstruktion vom LZ 128 ab. Es sollte ein Zeppelin her, der 200.000 cbm Helium aufnehmen konnte. Das war die Geburtsstunde der "Hindenburg" - LZ 129.
    Weil wir damals einen so tollen allseits beliebten Führer hatten, war Deutschland so gut angesehen, dass uns der amerikanische Kongress die Lieferung vom ungefährlichen Helium verweigerte. Damals glaubte man, dass die Luftwaffe ein Großluftschiff mit Stukas nach Amerika schicken könnte. Gar nicht so weit hergeholt, denn die Amis hatten ja selbst schon Erfahrung mit zwei fliegende Flugzeugträgern ("Akron" und "Macon"). Lange Rede kurze Sinn: Die "Hindenburg" wurde umgerüstet und wieder kam Wasserstoff zum Einsatz. Durch den besseren Auftrieb war es sogar möglich neben den Passagierunterkünften für 50 Fahrgäste noch 22 weitere Betten zu installieren. Erstmals gab es Kabinen mit Außenfenstern. Und sogar eine erste Familienkabine für vier Personen.
    Na ja, das Ergebnis dieses politischen Hickhacks kennen wir ja alle. Die "Hindenburg" ging, vermutlich durch menschliches Versagen plus Wasserstoff-Luftgemisch, am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst (USA) in Flammen auf. Von den 97 Insassen kamen 35 ums Leben. Ein Mann vom amerikanischen Bodenpersonal kam beim Versuch Leute aus dem brennenden Wrack zu ziehen ebenfalls ums Leben und konnte später nur an Hand seines Eherings identifiziert werden.


    Trotzdem blieben die Leute um Hugo Eckener hartnäckig und im September 1938 stieg der LZ 130 "Graf Zeppelin" erstmals zum Himmel auf. Der LZ 130 war das Schwesterschiff der "Hindenburg" und unterschied sich dadurch, dass man diesmal auf Zugpropeller setzte und die Passagierdecks völlig anders anordnete. Es gab wesentlich mehr Kabinen mit Außenfenstern.
    Das Luftfahrtministerium um nicht zu sagen das Ar...loch Hermann Göring himself verbot den Betrieb mit Passagieren und den Einsatz im Ausland (bis auf eine kleine Spionagefahrt an die englisch Küste natürlich…).
    Leider hatten zum Ärger Eckeners und seinen Zeppelinkollegen, die Nazis zu viel Einfluss auf den Zeppelinkonzern und der LZ 130 verkam zum Propagandaballon. Zehn Tage vor Kriegsausbruch machte auch der wunderschöne "Graf Zeppelin" seine letzte Fahrt. LZ 127, LZ 130 und der im Bau befindliche LZ131 wurden in Windeseile von Görings Schergen abgewrackt und das Material in die deutsche Rüstung gesteckt. In den Flugzeugen die England bombardierten steckten seinerzeit Teile von dem einstigen Sympathieträger und Friedensboten "Graf Zeppelin". Welch ein Hohn!


    LZ 128 ist natürlich nicht der einzige Zeppelin der nur auf dem Reißbrett existierte, es gibt noch jede Mange anderer nichtverwirklichter Projekte. Interessant wäre da z. B. LZ 124. Dieser sollte an die US-Navy geliefert werden und hätte 12 Maybachmotoren mit 10 Luftschrauben als Vortrieb besessen. Der Auftrag ist aber aus politischen Gründen geplatzt.


    ...ich würde gern mal die Pläne vom LZ 124 einsehen... lala1



    Zum Modell:
    Ich habe ca. 1 Jahr Entwicklungszeit in den Bogen gesteckt. Dabei habe ich die kuriosesten Konstruktionen hervorgebracht. Entweder sah es sch... sse aus oder es war nicht baubar.
    Das jetzige Ergebnis ist reine Fiktion. Ich habe keinerlei Bücher oder größere Publikationen ausmachen können. Mein "Wissen" stammt nur aus einigen mir vorliegenden Büchern über die "Hindenburg" und "Graf Zeppelin II" so wie einigen kurzen Andeutungen im Internet. Ich besitze auch einen Bastelbogen aus den Jahre 1932/33(?). Ein "Zeppelin-Luftschiff". Dieser stellt offensichtlich den LZ 128 dar. Ein Zeppelin mit der ungefähren Form der "Hindenburg" und ...vier Gondeln mit je zwei Propellern(!). Auch die Passagierdecks ähneln den Beschreibungen des LZ 128.


    Im Dezember 1929 verstarb Wilhelm Maybach, Vater von Karl Maybach und Begründer der Maybach Motorenfabrik, dem hauptlieferanten von Zeppelin. Da bei der Konstruktion vom LZ 128 noch von Maybachmotoren die Rede war (LZ 129 und 130 wurden ja mit Daimler-Dieseln bestückt), wäre m. E. die Namensgebung nicht unrealistisch. Macht sich jedenfalls chic: Zeppelin „Maybach“…


    Genug geschwafelt. Hier die Bilder vom Zeppelin. Ich habe zunächst eine Version auf normalen weißen Papier gebaut. Z. Zt. befindet sich neben meinen weiteren Projekten eine silberne Variante im Bau. Hierbei entstehen nebenher auch die Bilder für die BA. Da die BA nicht sonderlich kompliziert werden dürfte, kann ich wohl in Kürze einen Download vom "Maybach" zur Verfügung stellen. Dann geht es weiter mit der BA der "Nürnberg" und dem Bau der „Stettin“...



  • Nun ein kleiner Rundgang um den Zeppelin:








    So, ich hoffe euch gefällt mein "fliegendes Hotel". Ein Baubericht folgt auch noch.


    Durch viel Hintergrundarbeit und leider such durch Krankheit war ich hier in letzter Zeit etwas rar unterwegs. Ich denke, dass sich das jetzt wieder zum Guten wendet. tanz 1

  • Hallo Stefan,


    schön das Du wieder an Bord bist. Und dann gleich mit so einem wunderschönen Hammer Modell aufschlägt.
    Eine wahre Augenweide.
    klasse1 klasse1


    LG Ralf

    Modellbau ist wie pupsen, ....wenn man es erzwingt wird's Scheiße... sorry1

  • HAMMERTEIL! oh1 oh1 oh1


    Erstklassige Grafik (mit den angedeuteten Streben und Verspannungen unter der Hülle!) und astreine Präsentation mit der ausführlichen Beschreibung und »Beigelung« der Bilder! daumen1


    Was hat es mit den genannten »Lichband« auf sich? Wie funktionierte das? War das ein Streifen aus Phosphorfarbe?


    ... jetzt kommt die zwangsläufige Frage... Wo bekommt man den Bogen...?


    Viele Grüße und alles gute,


    Klaus

  • Hui, der Zepp scheint zu gefallen...


    Ralf: Danke dir. So ein "richtiger" Zeppelin ist immer was schönes finde ich, auch wenn er nur aus Pappe ist. grins 2


    @Ellen & Achim: Vielen Dank. Ja, der download wird kommen, auch wenn ich in dieser Hinsicht den Mund mal gerne etwas voller nehme. lala1


    @Roland: Ich war schon als sechsjähriger Junge von diesen Dingern faziniert. Schade, dass man bis heute nichts vergleichbares am Himmel sehen kann. Mein alter Herr durfte die "Hindenburg" und die "Graf Zeppelin" über Kiel erleben und berichtet von einem unglaublichen Anblick. Auch meine Mutter hat mir von der "Hindenburg" über Danzig berichtet. Plötzlich hörte das sonore Brummen auf und man konnte von unten Klaviermusik hören. Das war der Aluflügel den man 1936 noch mitführte. Später hat man ihn wieder ausgeschmissen. prost2


    @Fritz: Besten Dank. So ein Brummer wollte ich schon immer bauen. Früher hatte ich mal die "Graf Zeppelin" von Schreiber und 'ne selbstkonstruierte "Hindenburg" im Zimmer hängen. Die Modelle sind längst Geschichte, aber ich habe inzwischen die Bögen von beiden Luftschiffen wieder im Stapel. tanz 1


    Klaus: Danke schön. Die sogenannten Lichtbänder waren Teile der Außenhaut die nicht mit alupulverhaltigen Lack eingepinselt waren, so schien Licht von unten in den Rumpf und man konnte sich ohne Lampe durch den Kielsteg bewegen. Bei Nachtfahrten wurde der Kielsteg natürlich von innen beleuchtet, sodass die Lichtbänder etwas leuchteten. Sah bestimmt genial aus. Die Streifen waren übrigens Klebestreifen aus Stoff. So erhoffte man sich eine sturmsichere Aussenhaut. Übrigens wurden diese Stoffstreifen mit ...UHU! festgeklebt. UHU war damals ein Novum und löste seinerzeit das Syndetikon (trocknete braun auf ...iiih) als Standardkleber ab. Man kann also sagen, dass die "Hindenburg" mit tonnenweise UHU zusammngeklebt war.
    Den Bogen vom LZ 128 gibt es natürlich hier bei uns uns im Forum als Download ...öhm, wenn die BA fertig ist. grins 3


    Alfred: Vielen Dank für's Lob. Das wäre doch wieder was für's Geschichtsbuch: Die "Hindenburg" und die "Graf Zeppelin" während der "Deutschlandfahrt" (von den Zeppelinern liebevoll "Zirkusfahrt" genannt) über Danzig. tanz 2

  • Ach ja, hatte ich vollkommen vergessen. Das Modell ist im Maßstab 1:250. prost2

  • Sevus Stefan,


    Halali und Leluja sog I! staun1
    Der Zeppelin ist schlichtweg ein Traum - und noch dazu im Zweihundertfuffziger Maßstab! beifall 1
    Der passt perfekt zur Do-X! laola1
    Auch wenn er nie "drüben" war, am Bodensee hätten sich die beiden schon mal treffen können ...


    Liebe Grüße


    Wiwo


    Nachtrag: Will haben, will haben, will ... will ... zwinker1

  • servus_1 Wolfgang!
    Ja, das hätte dann etwa so oder so ähnlich ausgesehen. prost2

  • Plötzlich hörte das sonore Brummen auf und man konnte von unten Klaviermusik hören. Das war der Aluflügel den man 1936 noch mitführte.

    Hallo Stefan,
    allein das Lesen dieser Zeilen öffnet bei mir ganz unbekannte, aber wunderbare Vorstellungsräume...
    Solche Wahrnehmungen bleiben bestimmt unauslöschlich im Gedächtnis haften.



    Viele Grüße
    Roland

  • Hallo Stefan,
    da haben wir ja neben der DoX ein weiteres fliegendes Monstrum in 1:250. Es sieht klasse aus und ich finde es recht reizvoll, auch eine Kollektion fliegenden Gerätes in 1:250 zur Verfügung zu haben.
    LG
    Kurt

  • Moin Stefan


    Was für ein Klasse Modell, was für ein Projekt und das in 1:250 !!! beifall 1
    Und Gott sei Dank, geht es Dir besser ! daumen1 daumen1 daumen1 freu 2


    Freue mich schon auf weitere Berichte hier von Dir !! happy 2
    Mit ganz herzlichen Grüssen aus Cuxhaven nach Kiel ! matrose1

  • Hallo Stefan,
    das ist ja eine ganz Tolle Sache.
    Es muß wohl um 1937 gewesen sein, als über meiner Heimatstadt Stettin die Luftschiffe Graf Zeppelin und Hindenburg flogen. Ich habe es selbst erlebt. Sie kreuzten übereinander über der Stadt. Ich kann mich auch noch an das Gebrumm der Motoren erinnern.
    Grüße von Albrecht

  • moin1 Albrecht,


    dann hast du sie also auch gesehen - klasse! ja 2
    Übrigens fand die sogannte "Deutschlandfahrt" der beiden Zeppeline "Hindenburg" und "Graf Zeppelin" im März 1936 statt. ist also schon ein paar Tage her... happy 2

  • Hallo Stefan,


    wow, was für ein tolles Projekt! hüpf1
    Stilistisch ist der nie Gebaute genau zwischen LZ 127 und LZ 129 angesiedelt. Hast Du sehr gut hinbekommen. klasse1
    Nun gibt es in meinen Augen noch einen winzigen Schönheitsfehler, nämlich den falschen Maßstab. grins 2 Auch wenn ich mir dadurch den Zorn sämtlicher Schiffsmodellbauer einhandele, in 1:200 würde er sich bei den Luftschiffmodellen von Schreiber bestens einfügen. Aber vielleicht könnte man ja beides... kratz1 lala1
    Auf jeden Fall möchte ich mich jetzt schon ganz kräftig für den künftigen Download bedanken! danke1


    Schöne Grüße
    Andreas

    Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.
    Goethe


    Es strebt der Mensch, so lang er klebt.
    Fast Goethe

  • Hallo Stefan,


    ein Zeppelin ist schon immer was besonderes. Und der hier fügt sich wunderbar in die Modellwelt ein.
    Deine Konstruktion des LZ 128 gefällt mir sehr gut, ebenso wie Deine Präsentation. daumen1 daumen1


    Viele Grüße
    Christoph

  • Hallo Andreas,

    Nun gibt es in meinen Augen noch einen winzigen Schönheitsfehler, nämlich den falschen Maßstab. Auch wenn ich mir dadurch den Zorn sämtlicher Schiffsmodellbauer einhandele, in 1:200 würde er sich bei den Luftschiffmodellen von Schreiber bestens einfügen. Aber vielleicht könnte man ja beides...

    Wenn ich Stefan richtig verstanden habe, wird das Modell als Download verfügbar sein. Da hast Du mit dem Maßstab dann kein Problem. Stell den Drucker auf eine höhere Skalierung ein und dann fluppt das.
    LG
    Kurt

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