Spanischer Panzerwagen "Bilbao" von 1936; 1:25

  • Hallo Kartonmodellbaufreunde,


    nun habe ich auch endlich mal wieder ein Modell zustandegebracht, und möchte euch dieses auch nicht vorenthalten. Doch wo beginne ich meinen Bericht dieses Mal?


    Nachdem ich gegen Ende des vergangenen Jahres noch den Panzer „Josef Stalin III“ vom Lehrmittelinstitut Wilhelmshaven von der zweiten in die die dritte Dimension gebracht hatte, machte sich ein leichter Motivationsmangel bei mir bemerkbar. Da hat man tausende von Modellbaubogen zur Verfügung, aber Reiz übt keiner von denen aus. So was Blödes!


    Beim langweiligen Herumstochern im Internet stieß ich dann auf ein merkwürdiges Titelbild. In russischer Schrift waren dort Modelle präsentiert, und in lateinischer Schrift dann „Bilbao“ und „Trubia – Naval“. Ein Panzerwagen und ein Panzer, aber woher kommt dieser Modellbaubogen, wie kann man ihn erwerben, und was sind das für kuriose Vorbilder?


    Die Sache mit den Vorbildern ließ sich dann rasch klären. Eshandelt sich um Panzerfahrzeuge, die im spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 eingesetzt worden sind. Mich interessierte nun besonders der Radpanzerwagen,der „Bilbao“. Und um diesen wird sich auch der nachfolgende Bericht drehen.


    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Es handelte sich hierbei um ein Fahrzeug, dass 1932 für die Polizeitruppe „Guardias de Asalto“ in einer Stückzahl von 47 Exemplaren gebaut wurde. Der Panzerwagen „Bilbao“ war kein Kampfwagen und auch kein Panzerspähwagen. Er war eher ein bewaffneter Mannschaftstransporter und sollte Sicherheitskräfte zum Einsatzort bringen und diese dann dort unterstützen. Daher hatte er drei Mann feste Besatzung, konnte aber noch bis zu zusätzlich fünf Mann voll ausgerüstet transportieren. Somit war er eigentlich für militärische Kampfhandlungen weniger geeignet. Trotzdem wurde er im spanischen Bürgerkrieg von beiden Seiten eingesetzt. Nach Kriegsende wurden die übergebliebenen Fahrzeuge wieder der Polizei übergeben, die sie fortan ohne Bewaffnung zu Trainingszwecken verwendete. Heute existieren noch zwei Exemplare, eines im Ausstellungsraum „Parque y Centro de Mantenimiento de Vehiculos Ruedas Numero 1“ in Torrejón de Ardoz (nahe Madrid), eines als Denkmal auf dem Gelände der „Escuela de Logistica“ in Saragossa.


    So, jetzt noch ein paar technische Daten:


    Länge: 5,44 m
    Breite: 2,07 m
    Höhe: 2,6 m
    Gewicht: 4800 kg
    Besatzung: 3 + 5
    Max.Geschw. 50 km/h
    Bewaffnung: 1 MG Hotchkiss Modell 1914, 7 mm


    Die Quellenlage scheint mitunter ein wenig unklar, für Aussagekräftig halte ich persönlich noch am ehesten die „Tank Encyclopedia“. Wer sich vertiefend für das Fahrzeug interessiert möge daher bitte hier schauen:


    http://www.tanks-encyclopedia.…spain/bilbao-modelo-1932/

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  • Und nun kommen wir zum Modelbaubogen. So richtig verstanden habe ich die russische Internetseite nicht, hier fand ich ursprünglich das Modell:


    https://vk.com/market-53733134


    Ich fragte daher einen Arbeitskollegen mit russischen Wurzeln, und er erläuterte mir, man könne die Bogen dort bestellen, und würde sie nach der Bezahlung als Datei erhalten. Er bot sich auch an, die Sache für mich zu regeln, auch da er noch verwandtschaftliche Kontakte in seine alte Heimat hatte. Wir einigten uns darauf, ich gab ihm 15,- Euro (sicher zu viel, aber egal, muss sich ja auch für ihn lohnen) und einen USB - Stick, und nach einigen Tagen gab er mir dann diesen mit den Daten darauf zurück. So, nun war ich glücklicher Besitzer dieses Bogens, oder besser, der Dateien. Für mich noch vorteilhafter, denn der Maßstab 1:35 war ja nun so gar nicht meine Welt, und eine Vergrößerung auf 1:25 stellte ja nun kein Problem mehr.


    Inzwischen ist das Modell wie so manches Frühere von dieser Seite verschwunden und wird nicht mehr angeboten. Durch einen Beitrag im Nachbarforum bin ich inzwischen darauf aufmerksam gemacht worden, dass es eine weitere Internetseite gibt, wo diese Modellbaubogen teilweise heruntergeladen werden können. Die Sache hat zumindest einen legalen "Touch". Scheinbar werden neuere Bogen, bei denen auch ein anderes Logo verwendet wird, als kostenpflichtige Downloads angeboten. Ältere Modellbaubogen sind demnach wohl freigegeben worden. Mit dem Einstellen dieses Links bin ich hier noch etwas vorsichtig.



    Vielleicht kann jemand hier, der Kenntnisse in russischer Sprache hat, etwas Licht in diese merkwürdige Angelegenheit bezüglich der Verfügbarkeit bringen?

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  • So, und jetzt ran an das Ding! Schnipp schnapp!


    Die Konstruktion war recht schlicht, aber ich empfand sie dennoch als recht ansprechend. Endlich mal nicht so viele Teile, wo man dann einfach kein Vorwärtskommen sah. Sondern eine nette, übersichtliche Konstruktion beider sich die Bauteile irgendwie fast von alleine erklärten. Ein Manko merkte ich jedoch sofort, die Konturlinien waren an manchen Stellen sehr schwach ausgeprägt. Durch die Vergrößerung von 1:35 auf 1:25 nahm dieser Effekt noch zu, und besonders die Ränder der Rundungen waren regelrecht „ausgefranst“. Das sollte sich beim Schneiden noch richtig als nervig erweisen, denn wo setzt man dann genau zum Schneiden an?


    Zuerst erstellte ich das Hauptteil der Karosserie, den Mannschaftsraum. Die Konstruktion verzichtete auf jede Form von Spanten oder Verstärkungen, und so tapezierte ich das Gebilde vollständig von innen mitFinnpappe von 1,2 mm aus. Die Passgenauigkeit war sehr gut, trotz der Vergrößerung. Nun ja, bei solch einer einfachen geometrischen Form durfte man das ja auch noch voraussetzen.


    Im Grunde bestand das ganze Fahrzeug aus einzelnen Segmenten, die aneinandergefügt wurden. Und jedes dieser Segmente habe ich von innen massiv mit Finnpappe verstärkt. Sogar der kleine Kofferraumanbau hinten wurde regelrecht von innen gepanzert. Denn unverstärkte Bauteile hätten sich unweigerlich eingedrückt.



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  • Im nächsten Schritt folgten dann der Motorblock und der Übergang zwischen Motorblock und Karosserie. Beim Motorblock bestand die Möglichkeit, die Lamellen plastisch darzustellen. Zusätzliche Bauteile waren dazu auf dem Bogen vorhanden. Selbstverständlich wollte ich dann auch die Lüfterlamellen offen darstellen, doch zuerst musste nach meiner Meinung das Grundgerüst vollständig sein bevor empfindliche Kleinteile angebracht werden konnten. Auch die Luken und die Türen des Mannschaftsraumes waren im Bogen zusätzlich vorhanden, ich verstärke sie auf Finnpappe von 0,5 mm und klebte sie dann auf. Das gefiel mir richtig gut! Und auch der Turm wurde in dieser Phase schon gebaut. Lediglich das vorgesehene Maschinengewehr auf dem Bogen war für mich absolut unbrauchbar. Ich wollte es später durch ein lackiertes Messingrohr ersetzen.



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  • Bei den Rädern begann ich dann jedoch umzubauen. Die einzelnen Vorderräder waren ja noch ganz in Ordnung und wurden nur minimal abgeändert. So klebte ich die Radnabe wieder auf Finnpappe von 0,5 mm, verzichtete auf die bedruckte Rückseite und färbte die Innenseite der Nabe kurzerhand schwarz. Auch die Reifenflanken wurden mittels Finnpappe verstärkt.


    Die Hinterräder, eine Doppelbereifung, sollten jedoch nur durch eine schlichte Darstellung ohne räumliche Trennung der beiden Reifen entstehen. Damit war ich nun gar nicht einverstanden! So druckte ich mir denBogen nochmals aus und erstellte einzelne Räder, die ich über die Achse, einen Schaschlikspieß, miteinander verband. Einziger Wehmutstropfen: Die schöne, gelungene Doppelbereifung verschwand schließlich unter den großen Kotflügeln hinten. Damit die Räder nicht direkt an der Karosserie scheuern setzte ich noch kleine Distanzhülsen dazwischen.


    Die vorderen Kotflügel waren übrigens entgegen meiner Befürchtung gut zu bauen und passten exzellent. Trotz ihrer geometrisch anspruchsvollen Abwicklung. Ich verzichtete jedoch auf die totale stumpfe Verklebung und fertige mir selber Laschen an. Die Trittbretter verstärkte ich dann wieder mit Finnpappe von 0,5 mm. Da wirkte zu einem realistischer, und gab dem Gebilde mehr Halt und eine größere Fläche zum stumpfen verkleben.



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  • Die letzte Bauphase kennzeichnete sich dann durch das Anbringen der Kleinteile. Lüfterlamellen, Scheinwerfer, Stoßstange, Rückfahrscheinwerfer und schließlich das Maschinengewehr aus einem lackierten Messingröhrchen machten das Fahrzeug komplett. Dann kam ich jedoch ins Grübeln,wie sollte ich das Modell nun darstellen? Gerne mache ich ja Dioramen, doch ohne verfügbares Figurenmaterial wurde es schnell zum Problem. Es sollte ja noch halbwegs realistisch sein. Zwar hatte die Wehrmacht bekannter weise mit der „Legion Condor“ Truppen in Spanien im Einsatz, doch trugen sie keine Wehrmachtsuniform. Somit schieden die gängigen Lineol – Figuren aus.


    Das Foto des Fahrzeuges auf dem Sockel in Saragossa gab mir dann die Anregung, das Fahrzeug auf solch einem Sockel als Ausstellungsstück wie in einem Freilichtmuseum zu präsentieren. Also bastelte ich mir noch flugs einen Sockel und setzte diesen auf eine begrünte Holzplatte.




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  • Servus!


    Und voila, fertig ist´s!


    Passende Figuren fand ich dann noch bei der Fa. Preiser. Ein älteres Ehepaar schlendert durch das Freilichtmuseum, und Fritz - Walter, Frührentner aus Bottrop, erläutert seiner Frau Helga die Funktionsweise des ausgestellten Objektes. Ihr Sohn Waldemar ist ein wenig pietätlos und beißt genüsslich in seinen Hamburger, ohne darauf zu achten, wo die Melasse so hin tropfen könnte.


    Ich meine, eine in sich recht stimmige Szene.


    Jetzt muss ich mir mal überlegen, was ich als nächstes in Angriff nehmen könnte. Vielleicht mal wieder ein ziviles Fahrzeug? Auch da habe ich ja noch genug Bogenmaterial herumliegen.


    Viele Grüße


    Axel



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  • Hallo Axel


    Ich finde richtig toll, wie Du Deine Modelle in kleinen Dioramen in Szene setzt.


    Sieht klasse aus ja 2

    Viele Grüße bis bald


    Guido


    Ich bau was mir gefällt, das ist meine Welt. Recht zugig geht´s voran, ich tue was ich kann.
    karton1 Wie Sie halt so sind tanz 1 tanz 1 tanz 1 tanz 1



    .

  • Hallo Axel,
    ein Militärfahrzeug? Sehr gut, davon gibt es hier noch viel zu wenige! Auch wenn es ein Modell mit recht wenigen Teilen ist, sieht es sehr schön aus und die Hinterräder sind ein richtiger Knaller.
    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,


    freut mich, dass euch die kleine Blechbüchse gefällt.


    Viele Grüße


    Axel

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  • Hallo Axel,
    sehr stimmig in Szene gesetzt daumen1 . Leider konnte ich die Gelegenheit, das Diorama in natura zu bewundern heute nicht nutzen. Ich hoffe, daß sich die Situation bessern wird.
    LG
    Kurt