Fritz (Petcarli) schrieb: So, nun stürze Dich beruhigt in ein Abenteuer, dass Du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so schnell wieder verlassen wirst, wenn Du erst einmal von dem Virus erwischt worden bist. Ich wünsche Dir dabei viel Spaß und denke ruhig daran, dass Du bei Problemen Dich immer wieder hier an uns andere Infizierte wenden kannst!
Peter (Peter_H) schrieb: Ich bin gespannt!
Fritz, Peter: danke für guten Rat und für´s Mutmachen. Irgendwo muss man dann ja wohl anfangen. Also zuerst einen „platten Holländer“ zum Lernen. Nur:
wie stelle ich es hier ein – als Baubericht? Das Schiffchen ist doch eigentlich fertig… oder ein Fall für die Galerie? – nein, meine geplanten Abrissarbeiten werden nur Rumpf und Mast übriglassen. Ich fange mal einfach an.
Zum Original: sog. „Zompen“ waren vor ca. 150 Jahren in der niederl. Region Twente in großer Zahl unterwegs. Selbst bei starker Belastung lagen sie nie tief im Wasser (40 cm), es waren fantastische Lastkähne, die gesegelt, getreidelt oder gestakt werden konnten – „Varen waar geen water ist“, sagte man. Zur Not segelte man damit also auch ohne Wasser…
Zum Modell: Ich hatte es lange im Stapel liegen. Hersteller ist „World of Papershipmodels“ in Oldenzaal (NL), wenige Teile in sehr guter Druckqualität (Kaufgrund), dazu ein hilfreicher Lasercutbogen. Die Anleitung ist ausreichend, sagt aber über die Takelage so gut wie nichts aus. Also blieb mir die Intuition des Landlubbers (würde ich mich als Segler nicht drauf verlassen) . Der Maßstab ist 1:100, also passend als Übungsmodell für den Einstieg in die Welt der kartonalen Segelschiffsmodelle von Shipyard usw. im gleichen Maßstab. Und nur deshalb habe ich das Modell angeschnitten. Definitiv: mein erstes Segelschiffmodell.
Einen Baubericht zum Bau des Rumpfes kann ich mir – glaube ich – sparen. Die wenigen Teile sind passgenau und werden einen einigermaßen erfahrenen Kartonmodellbauer vor keinerlei Probleme stellen.
Auch der Mast nebst Spiere (Gaffel?) war ohne Probleme zu fertigen, obwohl ich hier erstmals den vertrauten Werkstoff Karton verlassen und zur Holzverarbeitung wechseln musste. Nicht ganz ohne war das feste Anbringen des Mastes (auf einem Plattbodenschiff!!) – UHU bombenfest (plus) löste das Problem.
Aber dann: das Takelgarn. Welche Stärke verwendet man für solch kleine Boote in 1:100? Und wenn ich meinte, die richtige Stärke gefunden zu haben, fusselte das Zeug. Das schließlich verwendete Garn fusselte nicht – war dafür aber eindeutig zu dick. Wo gibt es gutes fusselfreies Takelgarn in verschiedenen Stärken und welche Stärke braucht man im Maßstab 1:100?
Die mikrofeinen Klampen des Lasercutbogens tränkte ich mit Sekundenkleber, kleine Blöcke fand ich im Fundus, ich habe die kleinsten genommen und trotzdem waren sie zu groß. Gibt es so kleine Blöcke (auch Jungfern, Rollen usw.) irgendwo im Handel oder muss man die selbst fertigen?
Und die Segel: Ich hatte gelesen, dass die Segel dieser (und anderer) Art von Schiffen in den Niederlanden erdbraun gefärbt waren (ich glaube, sie wurden früher in Ochsenblut getränkt, um sie haltbarer zu machen). Nach einigen Versuchen verfiel ich auf braunes Transparentpapier, den Glanz des Papiers konnte ich durch Wässern und Bügeln entfernen. Weißes mit Tee eingefärbtes Transparentpapier als Alternative gefiel mir sehr gut, weil es leicht zu verarbeiten und anzubringen war.
Japanpapier wäre das geeignete Material gewesen, aber mir stand nur gemasertes Papier zur Verfügung. Die Maserung war mir zu stark (gibt es rein weißes Papier?) obwohl: gewässert und eingefärbt sähe das vielleicht ganz anders aus. Ein Versuch steht noch aus.
Seidenpapier habe ich ausprobiert: gewässert, eingefärbt und getrocknet wirkte es sehr realistisch, war aber auch SEHR empfindlich - bei geringsten Berührungen entstanden Dellen, Löcher…
Stoffsegel in Maßstab 1:100? Gibt es so feine, dünne Stoffe?
Okay. Takelage, Segel, Blöcke usw. sollen demnächst wieder runter und dann verwende ich anderes Takelgarn, evtl. auch Japanpapier für die Segel. Vielleicht verzichte ich auf Blöcke usw. ganz, wenn für diesen Maßstab keine zu bekommen sind. Vielleicht ist es die bessere Idee, das Schiff ganz neu zu bauen.
Fazit: Ein sehr interessanter erster Schritt in den Bau von Segelschiffsmodellen aus Karton. Ich denke, dass ich Rumpf und Masten in (für mich!) zufriedenstellender Qualität fertigen kann. Takelage, Segel usw. sind ein ganz anderes Kaliber. Da bin ich mir nicht so sicher. Und: es werden ganz sicher keine Museumsmodelle, da fehlen mir Wissen, Können und Ehrgeiz. Im „Götterforum“ hätte ich also nichts zu suchen (außer gucken). Dioramen würden mich reizen.
Ansonsten habe ich so ziemlich alles gelesen, was in diesem Forum von der Fraktion der Segelschiffsmodellbauer geschrieben wurde. Dank an alle! Der nächste Versuch wird ein Modell von WAK sein, geeignet für Laien UND wegen der vorbildlichen Takelpläne. Die Zomp ist „World of Papershipmodels“ wirklich gut gelungen, ein selten im Modell dargestelltes Schiff. Sollte im gleichen Maßstab und in gleicher Qualität mal eine Emspünte (die fuhr zur gleichen Zeit wie die Zomp auf der Ems) auf den Markt kommen, wäre ich sofort dabei.
Viele Grüße Heinrich