Hier beginne ich also meinen ersten (richtigen) Baubericht. Ausgesucht habe ich mir das Modell einer genuesischen Saettia der polnischen Firma WAK, konstruiert von T. Weremko. Der Bogen ist für 10,00 EUR bei Slawomir zu beziehen und ich habe mir den Luxus gegönnt, den Spantensatz für 6,00 EUR ebenfalls zu ordern. Alles wird von der Firma WAK sehr schön im Internet dargestellt,
http://www.sklep.wak.pl/product_info.php?products_id=637
so dass ich glaube, auf eine gesonderte Vorstellung verzichten zu dürfen. Als Anfänger im historischen Schiffsmodellbau muss ich mir vieles neu aneignen, baue sowieso sehr langsam – als Bauzeit rechne ich mindestens mit ½ Jahr.
Zum Vorbild: Segelschiffsmodelle aus der Epoche der genuesischen Seerepublik (ca. 1200-1800) sind wahrhaftig selten, schon gar als Kartonmodell. Oriel hat eine genuesische Pinke im Programm, die Peter_H unter "Vorstellung eines Baubogens" in diesem Forum
http://www.die-kartonmodellbau…nasse-um-1800-oriel-1-100
vorgestellt hat. Die Geschichte der reichen und mächtigen Seerepublik Genua ist übrigens ein faszinierender Lesestoff, sprengt aber den Rahmen dieses Forums. Nur so viel: der wohl berühmteste Seefahrer aller Zeiten – Christoforo Colombo – (Columbus) stammt aus Genua. Interessant auch - die genuesische Flagge - das rote St.-Andreas-Kreuz auf weißem Grund. Englische Schiffe, die das Mittelmeer befuhren, nutzten gern (gegen Gebühr) die genuesische Flagge und damit den Schutz der mächtigen Seerepublik. Und die Flagge gefiel ihnen wohl so gut, dass sie später zur Flagge Englands wurde und damit zum zentralen Bestandteil des Union Jack.
Frage: Bin ich jetzt schon im „Klugscheißermodus“ ? – der war im alten Forum oft zu finden und diese Beiträge fand ich immer sehr interessant – haben solche einleitende Anmerkungen in Bauberichten ihre Berechtigung? – oder sollte man so etwas weglassen? Egal, ich mache mal weiter.
Die Saettia (it. ~ Pfeil): Dieser Schiffstyp, etwa seit 1600 im westlichen Mittelmeer sehr verbreitet, war schnell und wendig mit einer Ladekapazität von ca. 80 Tonnen und einer Länge von 15 – 25 Metern. Die Saettias hatten 3 Masten und waren immer mit Lateinersegeln ausgerüstet, während die verwandten Pinken (s.o.) teilweise auch mit Rahsegeln ausgerüstet waren. Eine Besonderheit der Saettias war ihr Sporn am Bug, ein tatsächlicher Rammsporn, um den sie jede Galeere beneidet hätte. Auf Grund ihrer hervorragenden See-Eigenschaften wurden sie auch zu militärischen Zwecken genutzt. Eine mögliche Bewaffnung wird auf dem Modell von WAK nicht dargestellt.
Zum WAK-Modell: Schwierigkeitsgrad lt. WAK 3 von 5 - das müsste doch auch für einen Anfänger zu machen sein (???). Die Anleitung ist in polnischer und englischer Sprache gehalten und für mich einigermaßen verständlich. Was aber verdoppelt / verdreifacht / auf 2,8 mm verstärkt / werden muss, habe ich spontan erst mal nicht verstanden. Es wird also ein „learning by doing“ werden und auf „try and error“ hinauslaufen. Pablo Picasso hat gesagt: „Um zu wissen, was man zeichnen will, muss man zu zeichnen anfangen“. Ich wandele den Spruch für meine Zwecke ab und fange halt an.
Das Spantengerüst:
Ich hatte mir den Spantensatz geleistet und so ist der erste Schritt einfach. Nur die „Sollbruchstellen“ machen mir Sorgen. Wie soll ich hier Stabilität erreichen – wenn der 1mm-Karton hier bröselt, ist das Kunstwerk schon fast reif für die Tonne. Zunächst bade ich also alles reichlich in Sekundenkleber und lasse es dann gut trocknen.
Beim ersten Zusammenstecken ein Schreck: Spant 12 passt ja gar nicht. Bauanleitung hin und zurück gelesen – was mache ich falsch – was habe ich nicht kapiert? Durch Zufall gehe ich noch einmal auf die Seite von WAK –und finde eine download – pdf – Datei, die den Spant 12 korrigiert.
Und nun werde ich – in Ruhe – das umfangreiche Spantengerüst komplettieren, die Festigkeit abschätzen und dann entscheiden, welche zusätzlichen Verstärkungen notwendig sind.
Peter_H baut übrigens im Rahmen unseres GS-Wettbewerbs ebenfalls ein Modell von WAK, die Allege d'Arles /Konstrukteur T. Weremko. Ich lasse ihn jetzt erst mal einen tüchtigen Vorsprung gewinnen, damit ich später in Ruhe abkupfern kann .
VG Heinrich