Dessauer Wellblech - Junkers Flugzeuge in 1:250

  • Wie schon bei meiner Fliegerkiste erwähnt habe ich ein ja paar Sammelgebiete, eines davon die Junkers Flugzeuge. Da haben sich schon ein paar gebaute Modelle zusammengefunden (und dazu nochmal so viele ungebaute Bögen, aber das Los kennt Ihr ja alle selbst!) und die will ich hier nach und nach zeigen.



    Wenn schon nicht mit der Reißner Ente, dann müsste man so eine Galerie wenigstens mit der Junkers J1 beginnen, nur ist mir kein Bogen dieses Flugzeuges bekannt und selbst konstruiert habe ich auch noch keinen (wäre aber durchaus machbar). Also beginne ich mit der Junkers J4:


    Die J4 (Heeresbezeichnung J.I) war ein sog. Infanterieflugzeug, also ein gepanzertes Flugzeug speziell zur Bekämpfung von Erdzielen und zur Unterstützung der eigenen Infanterie - quasi der Urahn der A-10 Warthog. Junkers wollte auch die J4, so wie die J1 bis J3, als Eindecker bauen, die Idflieg wollte aber einen Doppeldecker, heraus kam letztlich ein Anderthalbdecker. Der Vorderrumpf bestand aus 5mm starkem Chromstahl und schützte Motor
    und Besatzung gegen Beschuß, der Hinterrumpf war eine stoffbespannte Gitterkonstruktion (bei späten Maschinen dann auch mit Blech beplankt) und das Tragwerk war in der üblichen Art aus Aluminium Wellblech gefertigt. Die Metallkonstruktion erwies sich als äußerst robust gegen Beschuß und dementsprechend war dieser Typ auch bei seinen Besatzungen sehr beliebt.


    Der Bogen stammt von Wayne McCullough, erhältlich als freier Download bei Landships II. Zum Bau gibt es nicht viel zu sagen - der Rumpf ist in dem Maßstab etwas unangenehm, weil gerade die Unterseite aus sehr vielen, sehr kleinen Segmenten besteht, die man nicht so leicht sauber zusammenbekommt. Hat bei mir auch nicht gut geklappt und ich habe die Unterseite dann etwas abgeschliffen und anschließend bemalt. U.U. kommt man besser, wenn man den Rumpf in seine einzelnen Segmente trennt und diese jeweils separat zusammenbaut.


    Die Luftschraube habe ich komplett neu gemacht (nachdem ich mir die vorgesehene beim Bau zerschossen habe) und die Leitungen zwischen Kühler
    und Motor habe ich weggelassen.






  • Nach der J4 folgten mehrere Versuchsmuster, die schließlich in den Kampfeinsitzer J9 und den Zweisitzer J10 mündeten.


    Die Junkers J9, besser bekannt unter der Heeresbezeichnung Junkers D.I, war Junkers zweites Modell, das in nennenswerten Zahlen produziert wurde, und sein erstes Serienflugzeug, das ganz nach seinen Vorstellungen gebaut wurde. Bis die J9 ausgeliefert wurde, war der Krieg allerdings schon so gut wie vorbei, und dazu wollte sie auch noch keiner in den Jastas fliegen (Das lag aber nicht an schlechter Leistung, sondern an der Auslegung als Tiefdecker. Auch bei Fokker wurden mehrere Schulter- und Tiefdecker konstruiert, das Placet der Jagdflieger bekam aber nur die E.V/D.VIII mit ihrem Parasol-Flügel). Bei der Marine war man da aufgeschlossener (oder man suchte verzweifelt Flugzeuge), denn die hatte noch mindesten ein halbes Dutzend J9 in Flandern stationiert, die dann von den Aliierten erbeutet wurden.


    Das Modell ist aus dem Fiddlersgreen-Bogen gebaut, den ich allerdings farblich etwas abgeändert habe (und eine "gröbere" Wellblechtextur habe ich zum Schluß auch noch darüber gelegt, die ursprüngliche ist im Druck völlig verlorengegangen).






    (Die J10 war der J9 sehr ähnlich und nicht unbedeutend für Junkers Einstieg in den Luftverkehr, aber auch hier fehlt es bisher an einem Bogen.)

  • Nach dem verlorenen Krieg wandte sich Hugo Junkers sofort und zielstrebig dem jetzt möglichen Luftverkehr zu. Wie auch andere, erkannte er, daß dieser völlig andere Anforderungen als die Militärfliegerei stellte und damit auch neue Flugzeugtypen erforderte. Ergebnis all dieser Überlegungen war die Junkers F13, ein ungemei erfolgreiches Flugzeug seinerzeit.


    Mein Modell stellt nun nicht irgendeine F13 dar,sondern die allererste. Leider hatte ich keine Fotos von ihr in ihrem Ursprungszustand beim Bayerischen Luft-Lloyd gefunden, darum habe ich sie als Lufthansamaschine mit schon vergrößerten Seitenflosse gebaut.


    Grundlage ist das 1:100er Modell von Hubert Siegmund aus dem Schreiber-Verlag. Der Bogen enthält Seiten- und Höhenleitwerk wie bei der W33 (hatte die D-1 auch noch später), das habe ich geändert. Das Höhenleitwerk ist einfach aus den vorhandenen Teilen zurechtgestutzt, das Seitenleitwerk ist am Computer aus einer Seitenansicht und der
    gescannten Wellblechtextur zusammengeschustert. Der Kranich stammt vom Referenzfoto. Weiterhin habe ich den Auspuff verlegt und dem Flieger eine Holzluftschraube und Trittstufen (Laserteile aus dem Sortiment eines bekannten Niederbayerischen Herstellers) spendiert.



  • Nach der F13 folgten wieder mehrere Versuchsmuster, nennenswerte Stückzahlen erreichte aber erst wieder die Junkers A20, ein zweisitziges Mehrzweckflugzeug, daß 1923 erstmalig flog. Es wurde als Post-, Forschungs-, Verbindungs-, Aufklärungs- und Kampfflugzeug verwendet und wurde in Schweden, der Türkei und der UdssR in Lizenz gebaut.


    Das Modell entstand aus dem 1:48er Bogen von Contour Creative Studio (erhältlich bei ecardmodels, auch als Schwedische und Türkische Maschine).


    Erst mit Vergleichsobjekt...


    ...und dann mit der Kleinen (1:1250)...


    ...und noch vier Bilder mehr:


  • Als nächstes folgt eine Junkers F24. Zur Geschichte:


    J24
    Als sich der Luftverkehr langsam etabliert hatte, kam auch ein echter Bedarf an größeren Flugzeugen auf und so wurde 1924 bei Junkers unter dem (internen) Namen J24 die Konstruktion an einem Verkehrsflugzeug für 9 Passagiere begonnen. An der Konstruktion der F13 gab es nichts Grundsätzliches auszusetzen und so wurde das neue Flugzeug im Wesentlichen eine einfache Vergrößerung dieser bewährten Maschine. Allerdings gab es zu der Zeit dafür keine geeignete Motoren mit etwa 500 - 600 PS in Deutschland (und es durften auch keine gebaut werden), deswegen wurde die J24 mit drei Junkers L2 Triebwerken von je 195 PS geplant.


    G23
    Jetzt gab es nur noch ein Problemchen: So oder so war die J24 zu leistungsfähig, galt gemäß den damaligen Begriffsbestimmungen des Versailler Vertrages als Kriegsflugzeug und somit war der Bau in Deutschland verboten. Junkers reichte bei der Internationalen Luftfahrt-Überwachungskommision verschiedene Motorisierungsvarianten unter der Bezeichnung G23 ein, wovon immerhin eine mit einem L2 Mittel- und zwei Daimler Außenmotoren von nur je 100 PS genehmigt wurde. Damit konnte sie zwar wenig mehr als leer geflogen werden, der Bau war damit aber erstmal genehmigt. Kaum war das neue Flugzeug eingeflogen, ging es auch schon in die Schweiz, wo sofort die Außenmotoren durch die ursprünglich geplanten L2 ersetzt wurden. Dort flog die Maschine dann für die Ad-Astra, eine Tochtergesellschaft der Junkers Luftverkehr.


    G24
    Bis zum Fallen der Begriffsbestimmungen im Jahre 1926 wurden dann alle in Deutschland gebauten G24 als G23 mit 100 PS Außenmotoren deklariert (was tatsächlich montiert war, steht auf einem anderen Blatt), Bauten ausländischer Lizenznehmer konnten sich das Versteckspiel natürlich sparen!


    F24
    Die Lufthansa war auf die Dauer mit den L2 Motoren nicht zufrieden, eine Umrüstung ihrere ältesten G24 auf den stärkeren und zuverlässigeren L5 kam aber aus Festigkeitsgründen nicht in Frage. Einstweilen standen aber geeignete Motoren zur Verfügung, um die ursprüngliche einmotorige Planung wieder auferstehen lassen zu können, und so ließ die Lufthansa insgesammt neun G24 auf den BMW VIu mit 640 PS umrüsten die noch teilweise bis 1939 im Dienst standen.


    Mein Modell ist aus dem 1:250er Bogen des leider schon verstorbenen Jürgen Quetting entstanden. Ich habe den Rumpf (unter Verwendung des G24 Bogens vom gleichen Konstrukteur) auf die ursprüngliche "Befensterung" gebracht und die Grafik nochmals etwas überarbeitet. So war die D-1069 "Baldur" z.B. 1928 auf dem Flughafen Basel Sternenfeld anzutreffen.
    (Noch zwei andere, schöne Bilder von F24ern:
    http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=81544
    http://www.koelner-luftfahrt.de/Wallpape...nkers%20F24.jpg)




  • Es folgt eine W33, eine Weiterentwicklung aus der F13. Sie war als Frachtflugzeug mit 4,8 Kubikmetern Ladevolumen ausgelegt, konnte aber auch sechs Passagiere auf Notsitzen aufnehmen. Ab 1926 wurde sie sowohl als Land- als auch als Seeflugzeug in zahlreichen Untervarianten und großer Stückzahl gebaut.


    Mein Modell entstand aus dem 1:100er Bogen von JSC, den ich grafisch stark überarbeitet habe. Das erste Bild zeigt deutlich den Unterschied, die rechte untere Hälfte ist der Originalbogen, die linke obere was ich daraus gemacht habe. Das Cockpit habe ich mit einem Boden (das ist das Teil zwischen Rumpf und rechter Tragfläche auf dem Bogen), Steuersäulen, Instrumentenbrett und neuen Sitzen ergänzt.




  • Und als (vorerst) letztes meine Tante Ju. Zum Vorbild schreibe ich jetzt nichts, das setze ich als bekannt voraus.


    Das Modell war einer meiner allerersten 1:250er Flieger (Baujahr 2004!) und ist aus dem Bogen von Mundt entstanden. Die Radverkleidungen habe ich gestiftet (eine Lufthansa Ju-52 muß einfach Radverkleidungen haben!) und ein paar kleinere Detaills auch.





    Jau, und das war dann erstmal meine (gebaute!) Wellblechsammlung, auf Dauer wird's dabei aber nicht bleiben!


    Grüßlis!
    Michi

  • Schöne Bilder!
    Und die Hintergrundinformationen machen sie noch interessanter.


    der Bär

    Nur die Lüge bedarf der Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von allein.

  • Danke schön, Jungs!


    Ja, der Maßstab... ich bin recht schnell auf 1:250 eingeschwenkt, teils weil es da das größte Angebot an Schiffen gibt (gab?), vor allem aber dann auch, weil man da alles vom Dackel bis zum Flugzeugträger im selben Maßstab bauen kann. Und ich hab's halt gerne vergleichbar. Das könnte man aber wohl auch in 1:200 oder 1:300 machen.


    Wobei... der Flugzeugträger wäre wohl theoretisch machbar (ich hab' schon gebaute gesehen!), praktisch für mich aber unmöglich - da würd' ich nie fertig! Deswegen gehe ich ja jetzt auch verstärkt zum anderen einzig wahren Maßstab hin, 1:1250.




    Ein kleiner Ausblick noch:
    Es warten aktuell noch
    - die G38 und Ju-90 von Schreiber,
    - die Ju-60 und/oder Ju-160 von Harro Reimers und
    - die G31 von Scissors&Planes
    bei mir darauf gebaut zu werden.


    Und wenn ichschon mal hier bin, dann kann ich auch noch schnell ein Familienphoto nachreichen:



    Michi

  • Hi Michi


    Heilig's Blechle, habt Ihr grosse Bierflaschendeckel, da müssen die Flaschen und somit der Inhalt ja grandios sein! Denn ich bin sicher, dass Du bei der Massstab-Angabe eine Null zuviel geschrieben hast. Sowas kann ja kein Normaler Mensch in 1:250 so wunderbar bauen.....oder doch?


    Wahnsinn!


    Freundliche Grüsse aus der Schweiz wo der Herbst in Zeitraffer vorüber ist. In 48 Stunden von Spätsommer sommer1 zum tiefen Winter winter 2
    Peter

  • Auch Euch herzlichen Dank!


    Aber Heilig's Wellblechle bitteschön, Peter, soviel Zeit muß sein!
    Und es ist ja schon bekannt, daß in Bayern die Biergläser etwas größer sind, als im Rest der Welt - also warum nicht auch die Flaschen?! prost2

  • Dieses Thema enthält 23 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.