Seehafenassistenzschlepper BUGSIER 18, KvJ, 1.250, Kompaktbaubericht

  • Moin zusammen,


    auch dies wird zwar ein „Kompaktbaubericht“, aber als Einleitung kommt diesmal eine kleine Geschichte, die als Hintergrundinformation ganz lustig ist. Wem sie doch zu lang ist, einfach auslassen…


    Als unser Sohn sich in 2005 einen Platz für sein Schülerpraktikum suchen musste, hatte er noch eine Karriere in der Seefahrt vor Augen. Also bewarb er sich bei einigen Hafenbetrieben hier in Hamburg und erhielt schließlich eine Zusage von Bugsier. Er verabschiedete sich am ersten Praktikumstag morgens ganz normal nach dem Frühstück und machte sich auf den Weg zum Reedereibüro an den Vorsetzen, fest davon ausgehend, dass er abends wieder zuhause sein würde. Wie es ja bei Schülerpraktika so üblich ist.
    Irgendwann im Laufe des Tages bekam ich eine Kurznachricht: „Ich bin auf der 18 und bleibe die ganze Zeit an Bord. Kannst Du mir bitte Schlafanzug, Unterwäsche zum Wechseln und meine Kulturtasche samt Inhalt vorbei bringen? Liegen an der Schlepperbrücke beim alten Elbtunnel.“ Na denn… Ich sackte die Sachen nach Feierabend ein und machte mich auf den Weg zum Hafen. Unterwegs kam eine weitere Nachricht: „Haben gerade einen Job, dauert ca. 2 Stunden.“ Als ich meinen Wagen auf der Parkpalette am Alten Elbtunnel abstellte, kam dort gerade die 18 mit ihrem Anhang auf dem Weg zum Südwesthafen vorbei. Ich stellte mich also auf etwas Wartezeit ein und besorgte mir ein Fischbrötchen.


    Nach einer guten Stunde kam die 18 zurück und steuerte ihren Liegeplatz an. Auf der Brücke war ganz deutlich mein Filius im roten Bugsier-Kesselpäckchen zu erkennen! Ich lieferte nach dem Festmachen die „bestellten“ Sachen an Bord ab und bekam eine kurze Führung durchs Schiff. Meine Frau hat unseren Sohn drei Wochen lang nicht zu sehen bekommen, ich bin hingegen zwischendurch noch das eine oder andere Mal zum „Wäschetausch“ an Bord gewesen. Bei einer dieser Touren war sogar Töchting mit dabei, die mal sehen wollte, wo ihr Bruder untergekommen war. Unser Sohn hat die Zeit auf dem Schlepper genossen. Dass er am Ende Lehrer wurde, ist eine andere Geschichte.


    Als ich - Jahre später - unserem Sohn den von Andreas Jacobsen gezeichneten Bogen der BØRØYSUND zeigte, meinte er, Andreas würde sicherlich auch ein gutes Modell von der BUGSIER 18 konstruieren können. Würde er ja gerne, meinte der, als ich ihm davon berichtete. Aber dafür bräuchte er einfach einen maßstabsgerechten Plan. Filius hängte sich flugs ans Telefon und stellte den Kontakt zwischen Bugsier und Andreas her. Noch am selben Nachmittag hatte Andreas Generalplan, Spanten- und Linienriss… Naja, der Rest ist bekannt, im Frühjahr 2017 kam der Bogen BUGSIER 17/18 als erster in seinem neuen Kleinverlag auf den Markt…


    Bei dieser Vorgeschichte liegt es auf der Hand, dass bei mir zunächst mal nur die 18 als Modell in Frage kam. Die 17 kann man ja mal bei Gelegenheit nachschieben…
    Das Vorbild zählt mit einem Pfahlzug von 30 t zu den mittleren Schleppern. Das 1992 gebaute Fahrzeug ist 28,30 m lang, 9 m breit und hat einen Tiefgang von 4,60 m. Die beiden Antriebsdiesel mit zusammen 2.250 kW, die auf je einen Voith-Schneider-Antrieb wirken, verleihen dem Schlepper eine Höchstgeschwindigkeit von 12 kn.


    Es gibt zu dem Modell einen kleinen aber völlig ausreichenden Ätzsatz, den ich natürlich auch verwendet habe.


    Als Einstieg zwei Aufnahmen vom Original. Die erste zeigt die oben geschilderte Rückkehr vom Südwesthafen, die zweite den Schlepper am 18.09.2016 neben der gerade an ihrem Liegeplatz eingeparkten CAP SAN DIEGO.



  • Sodann landet das Deck auf dem Spantengerüst.


    Das dunkle halbmondförmige Teil auf dem Achterschiff ist beim Original eine fest verlegte Gummimatte, die dem Decksmann einen sicheren Stand beim Hantieren mit Vorläufer, Schleppdraht usw. gibt.



  • Eine willkommene Hilfe beim Anbau der Bordwände sind die Referenzlinien auf den Innenseiten für die Spanten 5 und 6 (siehe Bild 16). Wenn man sich daran orientiert, passen die Bordwandschalen perfekt. Auch die Schanzkleider passen, vorsichtig mit Weißleim auf die obere Schnittkante der jeweiligen Bordwand gesetzt, absolut perfekt.









  • "Das kommt davon" ist man versucht zu sagen... Das kommt davon, wenn man anregt, der Konstrukteur möge doch bitte Schwanenhälse und Tankentlüftungen nicht einfach nur simpel auf die Innenseite der Schanzkleider aufgedruckt, sondern als separate Teile vorsehen. Man hat damit so ein paar zusätzliche Schnitzarbeiten gewonnen und die Kanten sind dann ja auch noch zu färben. Auf der Stb.-Seite sind die erwähnten Teile sowie die Schanzkleidstützen und Klüsenringe - wie auf dem Bild 22 zu sehen - dran.



  • Als nächstes folgten Schanzkleidstützen und Schwanenhälse auf der anderen Seite. Und die dortigen Klüsenringe. Man sollte darauf achten, dass nur die Innenkante der Ringe schwarz zu färben ist, die Außenseite gehört grau.


    Danach war der Schandeckel, also die obere Abschlusskante des Schanzkleides an der Reihe. Hier beginnt man - den Hinweisender Bauanleitung folgend - mit den Teilen der Pforten (Bild 25) und passt danach Vorder- und Achterteil entsprechend an.


    Anschließend waren Bug- und Heckfender an der Reihe.







  • Auf den Heckfender gehört noch eine Art "Gummiwurst". Beim Original wird das Teil von einer durchlaufenden Kette, die auf der Innenseite der Schanz befestigt ist, gehalten. Weil ich eine solch dünne Kette nicht im Bestand habe (ist auch auf dem Markt nicht vorhanden), habe ich auf ein Stück Garn zurückgegriffen... Sieht halbwegs passabel aus.


    Damit war der Rumpf soweit fertig (am Ende kam noch eine ganze Reihe von Reifenfendern, aber die waren erst ganz zum Schluss dran...)



  • Nach den Bug- und Heckfendern ging es mit dem Aufbau weiter. Grundplatte/Klebekante samt Spantengerüst und danach zunächst die Aufbaurückwand.


    Der Ätzsatz enthält ja wirklich nur die allernötigsten Sachen, aber bei einem Teil konnte ich es mir dann doch nicht verkneifen, auf das Kartonteil zurückzugreifen, das ist die Feuerlöschgruppe an der Wand an Backbord. Da juckte es einfach in den Fingern... Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, nicht so sehr mit dem geschossenen Bild...





  • Die Aufbauwand war als nächstes an der Reihe. Auf der Aufnahme vom Original kann man erkennen, dass das achtere Bulleye an Steuerbord eine Milchglasscheibe hat. Das hat durchaus einen guten Grund, dahinter befindet sich die Nasszelle...


    Weil ich die Bulleyes verglase, habe ich hier zu einem Trick mit hinterklebtem Karton gegriffen. Ich dachte zunächst, es würde Fensterbriefumschlagfolie reichen, weil die auch schon recht trübe daher kommt. War aber noch zu durchsichtig. Und dem Alten beim Duschen zugucken...nee, geht gar nicht... Also kam flugs ein Stück Karton dahinter, fertig. Sieht ganz passabel aus, finde ich.


    Die übrigen Scheiben sind - wie bei mir üblich - wieder aus der Verpackungsfolie eines namhaften lübschen Marzipanherstellers; auf die Weise kann man auch beim Hobby das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden...Auch der Kasten für den Feuerlöschschlauch an Bb. ist als separates Teil vorhanden. Verdoppeln, Kanten färben, drauf.


    Danach wurde die Wand vorsichtig eingebaut.







  • Es kocht ja immer mal wieder die Diskussion hoch, wie detailliert denn bitteschön ein Kartonmodell im Maßstab 1:250 zu sein habe. Mal abgesehen davon, dass es so eine absolute Richtschnur nicht gibt - in meinen Augen auch gar nicht geben kann -, muss es jedem Modellbauer frei gestellt sein, ein Modell nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Und ich persönlich finde, je mehr ein Bogen an Möglichkeiten bietet (ich brauche sie ja nicht zu nutzen!), desto besser. Sicherlich kann man ein Modell auch „supern“, aber wenn mir der Konstrukteur die erforderliche Recherche schon abnimmt, hat das unbestreitbare Vorteile.


    Ich hätte hier bei der 18 durchaus die Möglichkeit gehabt, die Fenster in ihrer gedruckten Variante zu belassen. Auch so hätte man ein ansehnliches Modell bekommen. Seit der STETTIN vom HMV bin ich jedoch ein absoluter Anhänger solcher Brückeneinrichtungen. Es sieht ganz einfach stimmiger aus. Und so bin ich natürlich weder um das Ausschneiden der Fenster noch um die Ausgestaltung des Fahrstandes herum gekommen. Aber es macht Spaß. (Die elektronische Seekarte auf dem Teil 24 d zeigt übrigens die Konturen des Hamburger Hafens.)
    Für die Fensterfolien gibt es im Bogen Schablonen, nach denen man die einzelnen Folien ausschneiden kann. Weil beim Ausschneiden der Fenster natürlich die gedruckten Scheibenwischer mit verschwinden, kommt man nicht daran vorbei, die Wischerchen aus dem Ätzsatz zu nehmen.


    Bei dem Dach/Peildeck muss man ein wenig auf die Ausrichtung achten, dabei kann man sich ganz gut an den Oberlichtern orientieren. Diese Fenster sind dunkel und „tragen auch auf“, stehen also ein Stück aus der Dachschräge heraus. Ich habe mir folglich das nicht ganz unproblematische (Stabilität!) Ausschneiden dieser Fenster erspart, es geht wirklich ohne. Damit es aber ein wenig „naturgetreuer“ wirkt, habe ich die Fensterflächen kurz vor der Fertigstellung noch mit Klarlack bemalt.







  • Die Abgaspfosten der 17 und 18 sind recht markant und tragen wesentlich zur Silhouette der Schlepper bei. Der Schornsteinmantel ist schon mal eine kleine „Knickorgie“, aber das Ergebnis spricht für sich.


    Die Teile 26/27 c bis e, aus denen die eigentlichen Abgasrohre zu bauen sind, befinden sich auf dem Bogen aus dünnerem Karton (Bogen 6 mit Teilen für beide Schlepper), damit diese Teile leichter zu runden sind. Diese Rohre sind schon ein wenig speziell geformt, man sollte unbedingt auf die Hinweisskizze in der Bauanleitung achten, aus der die korrekte Ausrichtung der einzelnen Segmente hervorgeht. Dabei darf man sich auch nicht von der Ausrichtung der Nähte irritieren lassen, die stimmen nicht überein. Am Ende schaut das Abgasrohr ein wenig nach der Seite raus, auf dem Bild 52 ist das ganz gut zu erkennen. (Ich hatte deshalb vor der Aufnahme auch die Kante dort noch nicht gefärbt, weil man es so deutlicher sieht…)


    Beim Einbau an Bord sollte man darauf achten, dass sich die Schlote in die Aussparung des Brückendecks einpassen und eine leichte Neigung nach innen haben.









  • Als nächstes folgt die Schleppwinsch. Der Zusammenbau macht Spaß und keine Probleme. Die Teilebezeichnung ist logisch und es gibt eine gute Skizze, aus der die Anordnung der Teile hervorgeht, was will man mehr...





  • Dieses Thema enthält 12 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.