Norwegischer Lotsenkutter LOS 078, 1:250, HMV, Kompaktbaubericht

  • Moin zusammen,


    zunächst eine kurze Vorbemerkung:


    Von 1960 (damals war ich sechs Jahre „alt“) bis 1988 bin ich jeden Sommer in Norwegen gewesen. Zunächst zusammen mit meinen Eltern, ab 1973 auf eigene Faust. Allerdings nicht als normaler Tourist. 1960 sind wir anlässlich unserer ersten Reise in eine sehr nette Großfamilie in Molde in der Provinz Møre og Romsdal geraten…und dort „hängen geblieben“. Wenn man seine Freizeit mit gleichaltrigen norwegischen Kindern bzw. Jugendlichen verbringt, dann kann man gar nicht umgehen die Sprache zu lernen und auch einiges von der norwegischen Mentalität mitzubekommen. Die Reise in 1988 war unsere Hochzeitsreise und als unsere Kinder „transportfähig“ waren, sind wir auch wieder rauf gefahren. Ich kann also eine gewisse Affinität für das Land und seine Menschen nicht verleugnen…


    Da hat es mich natürlich sehr gefreut, dass der HMV in 2017 einen Bogen mit norwegischen Lotsenbooten herausbrachte. Leider hatten sich in den Bogen ein paar Fehler eingeschlichen, was den Verlag veranlasste, ihn noch einmal zu überarbeiten und neu herauszubringen. Alle diejenigen, die den Bogen gleich nach Erscheinen bestellt hatten, bekamen Ende 2017 kostenlos ein neues Exemplar zugesandt, eine tolle Serviceleistung des Verlages, finde ich.


    Als ich seinerzeit die HAMBURG baute, kam mir die Idee, in meiner Vitrine auch eine Art „Norwegenecke“ einzurichten; bei mir ja nicht gerade abwegig, siehe Eingangsbemerkungen… In dem Zuge hat die HAMBURG ja auch eine entsprechende Gastlandflagge verpasst bekommen. Nun fehlte also nur noch ein passendes Lotsenboot. Von den Exemplaren, die sich in dem genannten Bogen finden, kommt dafür eigentlich nur die LOS 078 in Frage; zumindest in ihrem „zweiten Leben“ als MAXIM GORKIY könnte die HAMBURG diesem Kutter begegnet sein.


    Der im Jahre 1973 auf der Werft J.M. Kleivset Båtbyggeri am Skålvikfjord in Nordmøre gebaute Kutter war 18,53 m lang, 6,00 m breit und hatte einen Tiefgang von rd. 2,90 m. Das mit 53,94 BRT vermessene Boot wurde von einem 300 PS starken Wichman-Diesel der Baureihe 4 DCT S 4 angetrieben, eine Geschwindigkeit konnte ich nicht ermitteln, die dürfte aber so bei rd. 10/12 kn gelegen haben.


    So, das dürfte an Informationen über das Original genügen…


    Dieser Baubericht war schon im Nachbarforum eine Art „Kompaktbaubericht“, insofern lässt sich da nicht mehr viel „einkochen“…








  • Schanzkleid samt Stützen und Schandeckel ist drauf, dazu gehört auch eine kleine "Ablagefläche" für den Schlickhaken backbord vorne.


    Während ich mich an das Aussticheln der Fenster vom Ruderhaus machte, durften die verdoppelten Poller schon mal durchhärten.


  • Die Relings gibt es bei diesem Modell übrigens nur im LC-Satz. Bei den Relings habe ich die "Fußleisten" weggeschnitten und sie dann punktweise verklebt.


    Das Mittelstück der Peildecksreling ist eindeutig zu kurz geraten (siehe Bild 25). Das kommt davon, wenn man beim Zeichnen der Teile nicht auf ein Kartonteil als Referenz zurückgreifen kann und dann auch noch vergisst (Absicht wird es ja wohl nicht sein...) die Maße zu überprüfen. Jedenfalls sind die LC-Teile nicht Bestandteil des Kontrollbaues gewesen, wie der Kontrollbauer mir berichtete. Dann wäre es ja auch aufgefallen...


    Aber man ist ja kreativ, allen Unkenrufen zum Trotz. Also habe ich das mittlere Stück rausgeschnitten, mit den ja reichlich vorhandenen Teilen der Fußleiste Handlauf und Durchzüge ergänzt und das Mittelteil sauber ausgerichtet eingebaut. Der auf dem Bild noch zu erkennende Weißleim-Klecks ist nahezu unsichtbar abgetrocknet...


    Als nächstes waren die Masten und die Takelage sowie die Reifenfender dran. Auch bei letzteren habe ich auf die LC-Teile zurückgegriffen, die passten sowohl von Durchmesser als auch von der Stärke her.








  • Fazit


    Abgesehen von den einen Tick zu knappen Bordwänden (aber wirklich nur einen Tick!), waren alle Kartonteile sehr passgenau. Dieser Kutter ist eines der Modelle, die sich quasi von alleine zusammen bauen. Weil Brückeneinrichtungen allmählich zum Standard neuer Modelle gehören, hätte eine solche sicherlich auch diesem Modell gut zu Gesicht gestanden. Es geht aber auch ohne; ich habe den Raum einfach innen mit einem dunklen Braun versehen und zu dem „Anbau“ hinter dem Ruderhaus ein ebenfalls dunkelbraunes Querschott eingebaut. Damit wirkt der Raum mit den ausgestochenen und verglasten Fenstern sehr realistisch und das Gesamtbild passt gut zu den dunklen Fenstern der HAMBURG (siehe Bild).


    Der LC-Satz beschränkt sich weitgehend auf die sinnvollen Dinge, sodass hier nur ganz wenig in der Rundablage landet. (Völlig überflüssig ist allerdings der Kasten für den Feuerlöschschlauch als LC-Teil. Das auf dem Kartonteil aufgedruckte „F“ kommt bei dem LC-Teil als Schnitzerei daher. Dass so etwas nicht funktioniert, ist spätestens seit den Bänken der STETTIN bekannt.) Klasse ist hingegen, dass hier im LC-Satz die Relings vorhanden sind, die als Kartonteile völlig fehlen. Bei der Peildecksreling darf man wie geschildert zwar ein wenig nacharbeiten, aber für den erfahrenen Kartonmodellbauer sollte das kein Problem sein.


    Nein, der Kutter LOS 078 ist eine wirklich gelungene Konstruktion, die uneingeschränkt Freude beim Bau macht. BRAVO ZULU an Konstrukteur und Kontrollbauer.


    Im Übrigen ist heute der 17. Mai, der norwegische Nationalfeiertag...


    Beste Grüße und ein schönes Wochenende
    Fiete


  • Hallo Fiete,
    Deine norwegische Ecke macht sich gut. Ich habe als Bestandteil des Clubmodells 2014 den moderneren Lotsenkutter gebaut, der auch in dem Lotsenkutterbogen enthalten ist. Deinen Eindruck von der Qualität der Modelle kann ich nur bestätigen.
    LG
    Kurt

  • Moin Fiete,


    gefällt mir sehr gut, auch das untere Bild mit dem Grössenunterschieden ! daumen1
    Danke für die Einstellung dieses Berichtes hier ! freu 2

  • Moin Kurt und Holger,


    besten Dank für eure positiven Kommentare.


    Was die Größenunterschiede anbelangt: Das ist ja das Gute an einem einheitlichen Maßstab, dass man wirklich vergleichen kann.


    Beste Grüße und einen guten Start in die Woche
    Fiete