Große Armbrust / Swiat Z Kartonu / 1:25

  • Hallo Bastelfreunde,


    als 170. Modell habe ich mir etwas ausgesucht, was eigentlich sehr gut zu meinem Alter Ego passt – es ist eine große Armbrust auf Lafette, die man im Mittelalter sowohl zur Verteidigung als auch zur Belagerung einsetzte.


    Das Modell kommt vom polnischen Verlag Swiat Z Kartonu und ist im Maßstab 1:25 gehalten. Gebaut habe ich an dem Modell von 11. – 19.05.19; verbaut wurden 104 Teile, davon 20 nicht vom Bogen.


    So ein Gerät war mal was ganz anderes als Schiffe, Flugzeuge oder Leuchttürme – und als Ritter derer von Tronje hat mir das Ganze auch sehr viel Spaß gemacht…. grins 2


  • Der Bogen besitzt eine recht gute Grafik und ist auch passgenau konstruiert, nur das Geschoß war nicht dabei und musste selbst angefertigt werden. Für die Spannkurbel (habe ich aus einem Zahnstocher gefertigt) sowie den Spannhaken war auf dem Bogen eine Schablone abgedruckt.


  • Solche großen Armbrüste auf Lafetten hat es seinerzeit in verschiedensten Ausführungen gegeben, z. B. auch auf Lafetten mit Rädern. Diese schweren Schusswaffen waren sehr gefürchtet, konnten doch die großen Ausführungen Knebelspieße, „Knebel“ genannt, von bis zu 5 m Länge verschießen. Diese gewaltigen Geschoße flogen bis zu 50 m in gestreckter Flugbahn (sozusagen die 7,5 cm Pak oder die 8,8 cm Flak des Mittelalters grins 2 ) und konnten deshalb wirksam gegen massierte Fußtruppen oder Reiterei eingesetzt werden. Sie fanden auch gegen Belagerungsmaschinen Verwendung.


  • Das Modell stellt eine kleinere Version der lafettierten Armbrust dar, doch mit dem Geschoß dieser Version konnten sicherlich auch jeder gepanzerte Krieger auf Distanz an einen Baum genagelt werden.


    Eine Armbrust – diese Waffen fanden seit der Mitte des 10. JH. Verwendung - hat abgesehen von der Möglichkeit, sie schwer und groß zu bauen (mit entsprechend gesteigerter Wirkung am Ziel) gegenüber Pfeil und Bogen zwei Vorteile:


    - Sie benötigt kein langes Training und keine besonderen Körperkräfte => also konnten auch wenig geübte Personen hiermit durchaus großen Schaden anrichten


    - Über die Spannvorrichtung mit Verriegelung kann man nahezu unbegrenzt lange die Waffe schussbereit halten, ohne dass die Muskeln erlahmen wie es z.B. bei einem Bogen passieren würde, wenn man ihn zu lange gespannt halten muss. Sie war deshalb vorzüglich geeignet für den Belagerungskrieg, denn der Schütze konnte seinem Ziel lange auflauern und es ohne geringste Ermüdung aufs Korn nehmen.


  • Für die offene Feldschlacht, wo es eher auf hohe Feuergeschwindigkeit ankam, war sie weniger geeignet, da hatte der Bogen seine Vorteile, wie von den 6.000 englischen Langbogenschützen bei der Schlacht von Crecy gegen die französischen Truppen eindrucksvoll bewiesen wurde. Diese trainierten Schützen konnten in 60 Sekunden 30.000 Pfeile in die Luft bringen (alle 12 Sekunden eine Salve von 6.000 Pfeilen) – das stoppt auch den entschlossensten Gegner.


  • Die Armbrust war eher eine ausgesprochene Scharfschützenwaffe, dies allerdings mit tödlicher Wirkung; deshalb hat auch Papst Innozenz III. versucht, sie in der zweiten Lateransynode von 1139 als „artem mortiferam“ (todbringende Kunst) und „Deo obidilem“ (von Gott gehasst) mit dem Bannfluch zu belegen; natürlich galt dieses päpstliche Verbot NUR für den Einsatz gegen Christen und nicht gegen Ketzer oder Ungläubige…. lala1


  • Man wollte damit dem einfachen Volke eine gefährliche Waffe aus der Hand nehmen, mit der jeder Bauer einen schwer gepanzerten und gerüsteten Ritter ausschalten konnte. Dies ließ sich aber nicht durchsetzen; nicht zuletzt Philipp August in Frankreich und Richard Löwenherz in England rüsteten ihre Truppen damit aus.


  • Neben dem ortsfesten Einsatz auf Burgen und Mauern fand man lafettierte Ambrüste im übrigen auch auf Schiffen.



    Soviel zu diesem Waffensystem – bei Gelegenheit wird der Nibelung weitere alte Waffen dieser Art unter die Schere nehmen.


    Servus
    hvt

  • Hallo Hagen,


    danke für die Vorstellung und die interessanten Information daumen1


    Beim lesen des Abschnitts

    bei der Schlacht von Crecy gegen die französischen Truppen eindrucksvoll bewiesen wurde. Diese trainierten Schützen konnten in 60 Sekunden 30.000 Pfeile in die Luft bringen

    kam mir ganz spontan eine Filmszene von "300" in den Sinn: "Dann kämpfen wir eben im Schatten!" - ist also gar nicht so weit hergeholt.


    Gruß,
    Stephan

  • Hallo Hagen,


    die Bandbreite deiner Modelle ist außergewöhnlich.

    bei Gelegenheit wird der Nibelung weitere alte Waffen dieser Art unter die Schere nehmen.

    Vor deiner Schere sind nicht nur alte Waffen nicht mehr sicher.... daumen1



    Grüße


    Jürgen

    Servus aus der Oberpfalz


    "Bass'd scho" (Lokale philosophische Grundregel)

  • @Hans-Jürgen F.
    Vielen Dank, Hans-Jürgen! Freut mich, wenn meine Beiträge auf Interesse stoßen! freu 2


    @Stephan
    Danke! Ja, der Ausspruch von König Leonidas hat da schon was für sich. Ich hatte mal eine Dokumentation im TV über die Langbogen gesehen, da hat man Versuche gemacht, bei denen herauskam, dass ein geübter und schneller Schütze es fertig gebracht haben muss, gleichzeitig bis zu 10 Pfeile in der Luft zu haben - d.h. er hatte den 10. Pfeil abgefeuert, bevor der erste ins Ziel einschlug. Dies ging wohl aber nur bei maximaler Kampfreichweite eines Pfeiles.



    @Cux-Holger
    Vielen Dank, Holger - auch für die Daumen! freu 2


    @wiwo1961
    Danke! Die Durchschlagskraft bei der normalen Handausführung einer Armbrust und die eines Langbogens gaben sich nicht viel - letzterer hatte auch einen schönen "Wumms", wie Versuche mit Langbogen gezeigt haben, nur das "Kaliber" der Bogen war eben nicht steigerbar und da hat dann natürlich die Schwere Armbrust schon einen Vorteil bei der Wirkung am Ziel.


    Ursprünge der Armbrust gab es schon in der Antike bei den Griechen und Römern (bei letzteren als "ballistae" bekannt) und auch bei den alten Chinesen; aber im nachrömischen Mittelalter sollen sie wohl erst ab dem 10. JH als kriegstaugliche Waffe eingesetzt worden sein. So hat man bei Ausgrabungen zu der Schlacht von Hastings Armbrustbolzen gefunden - vermutlich von den Normannen gebraucht.



    @Kurt
    Vielen Dank, Kurt!



    @Juergen
    Tja, nicht nur der Balmung schneidet scharf, auch die Schere des Tronjers.... grins 2
    Vielen Dank für die Daumen! freu 2


    @Harald Steinhage
    @kriszme
    @Didibuch
    Vielen Dank für die Likes! freu 2


    Servus
    hvt

  • Hallo Karl-Heinz,


    danke für die bildliche wie textliche Vorstellung dieser (mittelälterlichen) Waffengattung. Ich habe diese mit großem Interesse genossen. Ich danke dir dafür, da jene Armbrust als Kartonmodell so ziemlich von den gängigen Bauschemata abweicht und somit einer größeren Publikum in diesem Zusammenhang bekannt gemacht wird.

  • @Ingo


    Hallo Ingo


    vielen Dank - auch für Deine Daumen! freu 2


    Ja, gelegentlich braucht man doch etwas Abwechslung im "Schiffsbaueinerlei" - was eignet sich dafür mehr als etwas aus der Zeit meines Alter Egos zu bauen? zwinker2


    Servus
    hvt

  • Dieses Thema enthält 4 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.