Schleuderschiff Bussard / JSC / 1:250

  • Hallo Kartonverbieger,


    nachdem ich den Baubericht zur "Bussard" wiederbelebt habe, soll auch der Galeriebericht dazu, der ebenfalls aus dem Jahr 2011 stammt, nicht länger im Datennirwana verbleiben....


    Als Bauten Nr. 89 und 90 hatte ich damals das Schleuderschiff „Bussard“ und das dazugehörige Flugzeug, eine Blohm und Voss BV 138 durchgezogen. Am Schiff habe ich vom 13.03. – 27.04.11 gebaut, am Flugboot noch mal von 02. – 08.05.11. Verbaut habe ich 777 Teile bei der „Bussard“, davon 349 Lasercut oder Eigenbau; bei der BV 138 waren es 47 bwz. 17
    Teile.


  • Bereits 1929 wurde das Passagierschiff „Bremen“ des NDL mit einem drehbaren Pressluftkatapult ausgerüstet, um die Post mit einem von dort gestarteten Schwimmerflugzeug vom Typ He 12 schneller nach New York zu bringen. Die positiven Erfahrungen mit dieser Technik bewogen dann die Lufthansa, einen Postflugdienst über den Südatlantik aufzubauen.


  • Es sollten „Flugzeugstützpunktschiffe“ im Atlantik stationiert werden, wo die Flugboote auf der 3.050 km langen Strecke über den Ozean aufgetankt werden konnten. Hierfür ließ die Lufthansa das Frachtschiff „Westfalen“ umbauen: Es erhielt einen Kran und ein Katapult. Mit einer Do Wal wurde dann am 3. Februar 1934 der regelmäßige Transozeanpostflugdienst von Deutschland nach Südamerika aufgenommen. Weitere Katapultschiffe folgten: die „Schwabenland“, die „Ostmark“ und die „Friesenland“.


  • In Auswertung der positiven Erfahrungen der Lufthansa mit dieser Technik beschloss auch die Deutsche Luftwaffe, ein Katapultschiff für den Einsatz von Seeaufklärern entwickeln zu lassen. 1937 wurde der Auftrag an die Hamburger Stülcken-Werft vergeben; im November 1938 konnte dann die „Sperber“, das erste „Schleuderschiff“, wie die Katapultschiffe im Fliegerjargon genannt wurden, in Dienst gestellt werden.


    1940 wurden die beiden Schwesterschiffe „Bussard“ und „Falke“ in Auftrag gegeben – gebaut wurden sie von der Schichau-Werft in Königsberg. Die „Bussard“ kam am 1. Mai 1942 in Dienst, die „Falke“ folgte ein halbes Jahr später.


  • Der erste Einsatzort der „Bussard“ war Aalborg in Dänemark, später wurde sie nach Norwegen verlegt, wo ihre Flugboote die alliierten Russlandkonvois aufspüren sollten. Über die Jahreswende 1943/44 wurde das Schiff überholt, dabei soll die Flak um zwei weitere 2 cm Geschütze verstärkt worden sein (Gröner gibt allerdings für die „Falke“ die zusätzliche Flakbewaffnung an und nicht für die „Bussard“).


  • Ab Mai 1944 war die „Bussard“ dann in Trondheim eingesetzt, ab September 1944 in Tromsö. Dort diente sie verschiedenen Seeaufklärergruppen und Küstenfliegergruppen als Katapultschiff und Tender. Bei Kriegsende fiel sie schließlich in britische Hände. Von der US-Navy kurzzeitig übernommen, wurde sie 1947 an eine belgische Firma verkauft; 1950 war sie in Holland und wurde dort in einen Saugschwimmbagger umgebaut. Über das weitere Schicksal des Schleuderschiffes konnte ich damals nichts in Erfahrung bringen.


    Inwzischen hat mich aber dankenswerterweise unser niederländischer Kartonmodellfreund Jan darüber informiert, dass die "Bussard" noch bis Mitte der 80er Jahre in Holland als Baggerschiff in Betrieb war und dass sie erst 1986 / 1987 verschrottet wurde - ein wahrhaft langes Leben für eine Kriegseinheit...


  • Technische Daten:


    Abmessungen: L 98,3 m / B 14,0 m / Tiefgang 2,33 m
    Verdrängung: 2.040 Tonnen Standard
    Antrieb: 2 Dieselmotoren mit 1800 PS
    Geschwindigkeit: 12 kn
    Reichweite: 2.900 sm bei 12 kn / 4.400 sm bei 10 kn
    Bewaffnung: 3 x 2 cm Flak, ab 1944 5 x 2 cm Flak (lt. Gröner jedoch nur die „Falke“)
    Besatzung: 54


  • Katapultausrüstung:


    20-Tonnen-Heinkel Katapult, geeignet für Do 18, Do 24 und BV 138 Flugboote.


    Das Katapult konnte Flugzeuge mit einem Startgewicht von bis zu 20 Tonnen katapultieren, dabei wurden diese innerhalb von 2,5 Sekunden mit bis zu 4 g auf eine Geschwindigkeit von ca. 180 km/h beschleunigt (somit konnte eine erhebliche Treibstoffersparnis erzielt werden, da der mühselige Startvorgang auf dem Wasser entfiel). Das Schiff konnte gleichzeitig 3 Flugboote aufnehmen.


  • Flugboot Blohm und Voss BV 138:


    Der Erstflug des ersten V-Musters erfolgte im Herbst 1937; die Hochseeerprobung brachte aber noch einige Mängel des Entwurfs zu Tage, so dass die Maschine überarbeitet wurde. Im März 1938 schließlich startete das erste Vorserienmuster BV 138 A-01 zum Werkserstflug von der Elbe.


  • Die Versuchsergebnisse befriedigten und nach kleineren Verbesserungen lief der Serienbau der ersten Serie A-1 an und die Maschinen gingen in den Einsatz im Westen. Weitere Verbesserungen folgten und die nächste Serie B-1 wurde dann bereits im Juni 1941 nach Norwegen geliefert. Dort bewährten sich die Maschinen ausgezeichnet; so flog z.B. im Oktober 1941 eine Staffel mit 10 BV 138 insgesamt 500 Stunden Fernaufklärung – das bedeutete 100.000 km Aufklärungsleistung! Für die von den Schleuderschiffen eingesetzten Maschinen erhöhte sich die Reichweite durch den Katapultstart übrigens erheblich.


  • Technische Daten der BV 138:


    Abmessungen: Spannweite 26,94 m / Länge 19,90 m / Höhe 6,60 m
    Triebwerk: 3 Junkers Jumo 205 D Dieselmotoren
    Leistungen: Höchstgeschwindigkeit 285 km/h, Reichweite je nach Typ und Startart bis zu 5000 km


  • Die BV 138 war also relativ stark bewaffnet und konnte sich dank ihrer Defensiveigenschaften immer wieder gegen feindliche Maschinen behaupten: So schaffte es eine BV 138 einmal, trotz Angriffen englischer Trägerflugzeuge eineinhalb Stunden lang am Geleitzug zu bleiben und dann, zwar beschädigt, trotzdem sicher zum Stützpunkt zurückzukehren. Von BV 138 wurden u.a. eine Consolidated PBY Catalina und eine Bristol Blenheim Mk. V abgeschossen.


  • Ein interessanter Bogen; wäre schön, wenn JSC auch künftig mal wieder etwas Ähnliches in 1:250 herausbringen würde – so habe ich damals geschrieben...


    In der Zwischenzeit gab es von JSC doch weitere Modelle aus der 400er Fraktion auch für 1:250 wie beispielsweise der Sperrbrecher 18 und seine Zivilversion, die "Rio de Janeiro" (u.a. ist auch die „Gustloff“ in meinem Bestand sowie der Hilfsflugzeugträger, der aus dem Schweren Kreuzer „Seydlitz“ umgebaut hätte werden sollen….).


  • Und zum Abschluß, wie damals bei meinen Galerieberichten üblich, das Action-Foto (garantiert selbst montiert)..


    Die "Bussard" verlegt an einen neuen Ankerplatz und wird von zwei vom Aufklärungseinsatz zurückkehrenden BV 138 überfolgen....


  • Moin Hagen...


    Die Galeriefotos sind echt gut geworden...


    Tolle Bilder von einem außergewöhnlichen Modell...


    Die Montage sieht super aus...


    Danke für´s Zeigen...


    LG Günter

  • @Günter Plath


    Vielen Dank, Günter - auch für den Daumen! Tja, damals, vor dem letzten Forums-Crash habe ich mich noch mit Macht in solche Montagen gestürzt..... zwinker2


    @Alfred


    Danke - freut mich, dass es Dir gefällt (wobei mir eigentlich die SW-Version besser gefällt (eigentlich wollte ich ja da noch ein wenig Beige als Patina drüber legen, aber irgendwann verliert man bei der ganzen Montiererei doch die Lust). danke1


    @Franz


    Danke für den Daumen! happy 2


    Servus
    hvt

  • Moin Hagen,
    herzlichen Dank für den tollen Baubericht und die historisch Geschichte zu diesem Modell klasse1
    Ein Modell der Extraklasse wird es durch die Geschichte - danke für diese tolle Darstellung daumen1


    Liebe Grüße
    Jörg

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