Danziger Kogge / 1299 / 1:250 / Scratch

  • Koggen, Kooplüüd un Janmaaten: Dat sünd de richtigen Hanseaten!


    Thomas hat Schuld: Seine »Lübsche Werft« hat den Koggevirus in mir wieder erweckt! daumen1


    Die Bremer Kogge von 1380 habe ich schon, die Elbinger Kogge von 1367 auch. Ich hätte zwar große Lust die Bremer Kogge nochmal zu bauen, der Drang nach einer neuen Kogge war jetzt aber stärker. Meine Wahl fiel auf die Darstellung eine Kogge aus Danzig.



    In einer Ausgabe der DDR-Modellbauzeitschrift »Modellbau heute« Heft 5/90, erschien eine Rekonstruktion für Modellbauer.


    Im Buch «Unter Segeln« (Delius Klasing) ist zumindest ein Seitenriss in 1:300.



    Dazu kommen noch weitere Bücher und Beiträge aus Zeitschriften (das LOGBUCH) und dem Internet. Mein Modell soll wie die meisten meiner Schiffe in 1:250 entstehen. Natürlich aus Karton und Papier! prost2


    Zu Koggen habe ich hier mehr Hintergrund geschrieben:
    http://www.die-kartonmodellbau…niger-eigenbau/#post93591


    Diesmal möchte ich mich hier kürzer fassen... prost2

  • Zu Beginn habe ich mir den Bauplan auf meinen Maßstab verkleinert und einige Bauteile am Rechner gezeichnet:



    Es soll ein Vollrumpfmodell werden welches die stolze Länge von 10cm haben wird (von Vorderkante Bugspriet bis Achterkante Pinnenkopf)

  • Ob Ihr es glaubt oder nicht: Auf den geklinkerten Rumpf freue ich mich! Bei den letzten Modellen habe ich angefangen, zunächst die Dinge zu bauen auf die ich erfahrungsgemäß später wenig Lust habe zu machen. Und dann erst den Rumpf! Zur Belohnung quasi!


    Also geht's hier mit den drei Kastellen los. Die Kogge ist ja mehr oder weniger wie ein Schiff mit drei kleinen Burgen darauf. eine ganz abenteuerlich oben im Topp hängend!


  • Klar: Ich pinsel' wieder alles mit Aquarell- und Acrylfarbe an. Pastellkreide und Grafithabrieb vom Bleistift werden das von mir bevorzugte »gebrauchte« und »gammlige« Feeling geben.



    Hier von links nach rechts: Das Vorkastell, das Toppkastell und das große Heckkastell. Vor- und Heckkastell sind später über eine Leiter zu erreichen. Ins Toppkastell kommen die Armbrustschützen via Strickleiter. Durch abstoßen bzw. loswerfen der Leitern werden bei einer evt. Enterung der Kogge die Plattformen zu einer richtigen Burg.

  • Die Leitern sind auf kleinen Papierstreifen über eine Schablone geleimt. Die beiden Anker und das Bratspill habe ich mir vom Schreiber-Bogen »Hansekogge« gemopst und skaliert. Eine Kogge, wie die aus Bremen, hatte vermutlich einen großen- und bis zu vier Beianker geführt. Ich beschränke mich auf zwei große die später am Bug lagern werden.



    Auch der Mast, die Rah (einteilig) und der Bugspriet sind im Rohbau vorhanden. Es sind Federstahlstücke mit Zigarrettenpapier umwickelt. Der Mast wird zum Topp hin konisch, ganz oben prangt später ein Kreuz als Zeichen des friedlichen Handels. Wir haben es zwar hier mit einer "Fehdekogge" zu tun, der Verweis aufs Christentum soll aber auch dabei sein!

  • Die drei Kastelle habe ich nun mit den Unterkonstruktionen fertig. Die Farbgebung ist Geschmackssache. Rot/Weiß und schmucklos Braun habe ich schon. Ich habe mich, nach dem Ansehen von mittelalterlicher Kunst, für Grün als Schmuckfarbe entschieden.


  • Hallo Klaus, ich habe im letzten Jahr in Wismar die Poeler Kogge besichtigt und war schwer beeindruckt welch massive Hölzer da verarbeitet wurden. Da bin ich gespannt was du da baust.
    Gruß Hartmut

    wie man´s macht ist´s verkehrt, macht man´s direkt falsch ist´s auch nicht richtig , wunder1

  • Ach Ludwig, Du weißt ja wie das ist: Es gibt so Themen im Modellbauleben, die lassen einen einfach nicht mehr los. Die Danziger Kogge ist mein siebtes Koggenmodelle mit dem ich mich beschäftige.


    Eine Kogge ist ein uriges Schiff. Es begeistert mich aber immer wieder, wie zweckmäßig und pragmatisch damals zu Werke gegangen wurde. Und die Rümpfe haben sogar eine gewisse Eleganz mit ihren harmonischen Linienführungen. Der Einfluss der Wikinger ist eben noch zu spüren. Vorletztes Wochenende habe ich mir in Kiel der Nachbau des Bremer Koggenfundes angesehen. Die Kieler Kogge, mit dem Namen HANSEKOGGE, ist der genauste Nachbau des einmaligen Wrackfundes. Wie Hartmut habe ich mal wieder gestaunt, wieviel Holz in das Schiff gebaut wurde und wie groß die Decksfläche ist. Das riesige Rahsegel hat insgesamt eine Fläche von 192m2 (so eine große Wohnung hätte ich mal gerne!)


    Nochmal ganz kurz zur Typisierung: Was ist eine Kogge? Ganz grob gesagt: Ein mittelalterlicher Schiffstyp der einen geklinkerten Rumpf hat, gerade nach vorn bzw. nach hinten fallende Vorder- und Achtersteven zeigt, einen Mast und ein Segel hat und ein Heckruder führt. Das Ruder am Heck war DIE Innovation der Kogge. Es löste das Seitenruder der Wikinger- und Normannenschiffe ab.

  • Moin Klaus,


    na denn man tau....ich freue mich auf Dein neues Projekt. Die ersten Schritte sind schon mal gut anzuschauen! klasse1
    lg.
    Tommi


    PS:
    Ich kenne die Wissemara....da ist von Eleganz aber nix zu sehen...eher Typ "Dicke Grobe"..... grins 1

  • @Klueni : Die dicke grobe hat heute Berufsschule... happy1
    Der Bremer Kogge kann ich schon Eleganz abgewinnen. Der Rumpf hat schon was, klobig machen ihn die Aufbauten erst:


    https://www.arbeitskreis-histo…mitglieder/modelle/kogge/


    Die Poeler Kogge ist ja eigentlich auch keine Kogge. Der Wrackfund, dem die Rekonstruktion zu Grunde leigt, wurde vor Jahren neu datiert und es kam heraus, dass es sich bei dem Fund um Kogge handelte:


    https://www.spiegel.de/wissens…ls-vermutet-a-779284.html


    Klaus

  • Moin Störtebeker,
    ähh ich meine natürlich Klaus,Klabauter Klaus,
    da gräbst Du mir das Wasser ab.
    Da guckt ja keiner mehr bei der Schreiber Kogge vorbei. lach 2


    Mal Spaß bei Seite.
    Ich freue mich auf Deinen interessanten Bericht. ja 2


    @ Klabauter Klaus
    Die Poeler Kogge ist ja eigentlich auch keine Kogge. Der Wrackfund, dem die Rekonstruktion zu Grunde leigt, wurde vor Jahren neu datiert und es kam heraus, dass es sich bei dem Fund um Kogge handelte:



    spiegel.de/wissenschaft/mensch…ls-vermutet-a-779284.html


    Und was ist es denn jetzt für ein Schiffs Typ ?

  • Ahoi @KlabauterKlaus , du zeigst uns mal wieder einen echten Hingucker, sehr schön! Deine Begeisterung für Koggen kann ich nachvollziehen; ich bin auch jedesmal begeistert, wenn ich eine der Nachbauten sehe und vielleicht sogar betreten kann (Bremerhaven, Kiel, Kampen...). Und in gewohnter Qualität erleben wir hier wieder Kartonmodellbau vom Feinsten. daumen1

  • @Bonden : Ah, die Sommerpause ist beendet, der Bootssteurer ist wieder an Bord! daumen1 prost2 daumen1
    @Classic : Der Nachbau in Wismar ist eine Kogge. Was das Wrack nun ist, weiß ich nicht. Jedenfalls wurde gedacht dass Wrack sei eine Kogge und man baute die WISSEMARA in dem Glauben als Kogge nach. Die Neudatierung der Hölzer schließt beim Wrack jedenfalls eine Kogge aus.


    Zwei Koggenberichte! Ich fange hinten mit den Kastellen und dem Mast an, Du vorn mit dem Rumpf. In der Mitte treffen wir uns! prost2


    Klaus

  • Eine weitere Fassung des Danziger Siegels ist mir in die Finger gekommen: Das Sekretsiegel von 1318 (ältster Beleg). Ich gehe schwer davon aus, dass hier dasselbe Schiff gezeigt wird. Nur mit mehr Details. Am Mast könnte hier jedoch gerne eine Flagge wehen. Oder das ominöse Toppkastell wurde vereinfacht und verkleinert gezeigt. Wer weiß, ich baue jedenfalls das Toppkastell an!



    Quelle: Förster: Schiffe der Hanse

  • Das Achterkastell war etwas besonderes und sicher höher gestellten Personen vorbehalten. Vielleicht standen hier im Kampf die ausgebildeten Armbrustschützen während das Vorkastell von einfachen Bogenschützen und Speerwerfern besetzt wurde? Wie auch immer: Um die herausgehobene Stellung der achteren Plattform zu zeigen, habe ich gemäß dem Siegelbild der umlaufenden Wand einen Bogenfries verpasst:



    Hmm... Bogen, Bogen... Mist! stirn1 Wir sind doch in der Gotik unterwegs! Während der Bogen eher ein Stilelement der Romanik war, ist der Spitzbogen um 1299 gefragt! Egal, sieht keiner? Neee, mir hats keine Ruhe gelassen und ich habe einen korrigierten Fries aufgesetzt:



    Es wäre ja sonst so, als ob eine aktuelle Fregatte der Deutschen Marine mit einer kaiserlichen Bugzier unterwegs wäre... grins 3

  • Jetzt kommt das Teil, auf dass ich mich gefreut habe: Das Deck! Die Darstellung von Planken und Holzstrukturen mittels Aquarellfarben und Aquarellstiften, Bleistift und Pastellkreide macht mir besondere Freude.


    Das Deck weicht in seiner Form vom vorliegenden Bauplan ab und folgt in seinen Strukturen dem Bremer Koggenfund mit seinen quer verlegten Planken. Die Planken ließen sich herausnehmen und damit das darunter liegende Deck öffnen. Sie waren also Deck und Luke in einem!



    Die Bahnen des Decks habe ich nach der Bemalung aufgeklebt. Zwischen den Bahnen liegen die Längsdecksbalken. Vorm Mast habe ich ein paar Planken aufgelassen. Später soll da der Durchblick in den darunterliegenden Laderaum möglich sein.



    Und wie Ihr seht, ist das Spantengerüst auch schon da. Im Gerüst ist eine Aussparung für den erwähnten Laderaum eingearbeitet.

  • Als nächstes kamen die Schanzkleidinnenseiten an die Reihe. Auch hier folgte ich im Aussehen dem Bremer Fund. Form und Abmessung stammen wieder vom Plan. Oben im Bild der Rohbau, unten das angepinselte und mit Klebelaschen versehene Resultat.


  • Dieses Thema enthält 64 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.