Allwetterjäger Gloster Javelin / WHV / 1:50

  • Hallo Modellgemeinde,


    nachdem mein Bedarf an Kartonmodell-Masochismus noch nicht erschöpft war grins 2 , habe ich mich nach der „Swift“ gleich an das nächste Einfachmodell von WHV aus den 50ern herangemacht: Die Gloster „Javelin“ war das Ziel meiner Aktivitäten. Diese Maschine ist wie die „Swift“ vermutlich ebenfalls nur wenigen Interessierten bekannt, aber sie war bei der frühen RAF im Einsatz, deshalb wollte ich sie auch unbedingt in meine Sammlung bringen.


    Gebaut habe ich an der Maschine von 25.06.2019 bis 07.07.2019. Es war mein 176. Kartonmodell, bei dem ich 94 Teile verbaute, davon 38 nicht vom Bogen. Auch hier zeigt schon die begrenzte Teilezahl, dass es nicht unbedingt ein Highlight des Kartonmodellbaus sein würde….


  • Das, was ich bei der „Swift“ über die Vereinfachungen schrieb, kann man hier voll übernehmen:


    - Nicht vorhanden sind Cockpit-Inneneinrichtung – ist aber bei einer Kartonkabinenhaube, wie man sie damals eben konstruierte, auch nicht unbedingt nötig gewesen.


    - Natürlich fehlen auch die Fahrwerksschächte – kennt man ja auch von vielen WHV-Fliegern.


    - Auch hier sind als Fahrgestell sind wieder nur 3 einfach gestrickte Räder vorhanden ohne Fahrwerksbeine. Stattdessen findet man in der Bauanleitung ebenfalls die Empfehlung, als Fahrwerksbeine angespitzte Streichhölzer zu verwenden nein1 ....


    Wenigstens hat es WHV damals bei der „Javelin“ fertig gebracht, ihr eine Kennung unter die Tragfläche und an die Triebwerke zu drucken. Aber auch hier hätten wie bei der „Swift“ einige Rumpfringe mehr der Formgebung des Modells sehr gut getan….


    Bei der Kabine habe ich mich wieder mit Schwärzen der weißen Fläche unter der selbst gezogenen Cockpithaube beholfen – das sieht aus normalem Abstand eigentlich recht passabel aus.


  • Ein großes Problem aber war die Formgebung des Rumpfes, nicht zuletzt bedingt durch die Spanten (wie seinerzeit bei der „Noratlas“). Die Lufteinläufe der Triebwerke und das zwischen ihnen liegende Rumpfteil bilden hier eine Einheit und die Formgebung wird durch einen Spant vorgegeben. So weit so gut – hat auch recht passabel funktioniert.


    Das Problem kommt aber dann beim nächsten Rumpfring: Hier wird nämlich beim Spant nicht die Formgebung des davor liegenden Spants aufgenommen, nein, der Spant ist ein einfaches Oval. Es ist nahezu unmöglich, ohne größere Dellen und Beulen hier einen vernünftigen Übergang zwischen einem Spant (und dem dadurch geformten Rumpf), der, wie man bei dem Bild unten sehen kann, in etwa aus 3 Ovalen besteht und einem ovalen Spant beim nächsten Rumpfring hinzubekommen. brüll1


    Wenn ich das eher gemerkt hätte – noch vor dem Einkleben der Spanten – dann hätte ich wohl versucht, bei dem ovalen Spant die Einschnürungen noch etwas nachzubilden, um dann zu versuchen, der Rumpfhaut am vorderen Ende dieses Teils auch noch die gewünschte Form zu geben; abernach dem Einkleben der Spanten und dem danach folgenden Zusammenbau der Rumpfteile war das ja nicht mehr möglich….


    Entsprechend mäßig sieht das Ganze dann ja auch aus – was sehr schade ist, denn die „Javelin“ mit ihrer ungewöhnlichen Form hätte doch sicherlich die Aufmerksamkeit der Kartongemeinde verdient gehabt.


  • Dazu lässt auch die Farbgebung mancher Teile zu wünschen übrig:


    - Die Ringe bei den beiden Lufteinlässen habe ich silbern nachlackiert, um eine der Wirklichkeit besser entsprechende Optik zu erhalten (Fotos dazu gibt es genügend im Internet).


    - Und die Düsenaustritte sind (wie schon bei der „Swift“) auch innen nicht schwarz, sondern in der Rumpffarbe bzw. der Farbe der Rumpfunterseite gedruckt – ich glaube nicht, dass diese Farbgebung länger als 3 Sekunden nach der Zündung der Triebwerke Bestand gehabt hätte nein1 – auch hier habe ich Schwarz nachlackiert.


    - Die Bugspitze mit dem Radom habe ich ebenfalls schwarz eingefärbt, wie man es auf diversen Fotos sehen kann.


    Interessant ist nur, dass auf dem Bogen, den ich verbaut habe, steht: „Überarbeiteter LI-Bausatz © 2006“ – was man da überarbeitet haben mag, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis….. lala1


  • Zum Original:


    Die „Javelin“ wurde mit Deltaflügeln entwickelt – mich würde nicht wundern, wenn da evtl. wie bei manch’ anderen Maschinen der "Siegermächte" nicht auch hier deutsche Pläne Pate gestanden hätten (was im übrigen bei den "Siegermächten" im nachhinein oft gerne geleugnet wurde) .
    Allerdings kamen die Tommies mit dieser Flächenformgebung nicht zurecht und verpassten der „Javelin“ deshalb noch ein T-Leitwerk.


    Die „Javelin“ stand in Konkurrenz zur De Havilland DH 110, die später als „Sea Vixen“ bei der englischen Marineluftwaffe eingeführt wurde. Sie konnte bei der RAF die Konkurrentin ausstechen und 1954 wurde die erste serienmäßige „Javelin“ ausgeliefert.


    Die erste Einsatzstaffel dieses Allwetterjägers (alle anderen frühen Maschinen wie „Swift“ usw. waren reine Tagjäger) war dann auf Grund von anhaltenden Problemen aber erst 1956 einsatzbereit. Zeitweise war die „Javelin“ auch bei den RAF-Staffeln in Deutschland eingesetzt. 435 Exemplare der „Javelin“ wurden gebaut; aber schon 1964 begann die Ausmusterung der Maschine – sie wurde durch die eben so große und mächtige English Electric „Lightning“ ersetzt, die aber im Gegensatz zur „Javelin“ zum Überschallflug geeignet und deshalb auch erheblich leistungsfähiger war (insbesondere die Steigfähigkeit der „Lightning“ soll sehr gut gewesen sein).


  • Die Bewaffnung schwankte je nach Typ zwischen 4 x 30 mm Kanonen und 2 x 30 mm Kanonen sowie Firestreak-Luft-Luft-Raketen.


    Die 30 mm Bordkanonen kann man übrigens bei mehreren der frühen englischen Kampfjets finden – offenbar haben die mit MK 103 / MK 108 ausgerüsteten deutschen Jäger (u.a. auch die Me 262) mit ihrer Feuerkraft die Tommies doch nachhaltig beeindruckt. Vergleichbares kann man auch bei der Ausrüstung mit Raketen feststellen – hier waren es die ersten amerikanischen Abfangjäger (u.a. die F-89 „Scorpion“), die wie die 262 Salven ungelenkter Raketen zum Abfangen von Bombern im Ernstfall verschossen hätten (erst später kamen dann Luft-Luft-Lenkwaffen zum Einsatz).


  • Zeitgemäß für die 50er Jahre habe ich dann noch das Farbbild in Schwarzweiß umgewandelt…



    So - das war's von der Gloster "Javelin"; jetzt kommt demnächst noch ein Einfachmodell von WHV, die Folland "Gnat", dann habt Ihr diese "Kartonhighlights" auch überstanden.... grins 2


    Servus
    hvt

  • Yoi Hagen,
    so mag ich das: Gut erzählt mit Hintergrundinfos zum Vorbild, Hinweisen auf die Schwächen des Bogens und wie Du sie bestmöglich bewältigt hast.
    Mich würde einmal interessieren, was alles in der Firmengeschichte von WHV vor sich gegangen ist: Viele der ersten Modelle wie Deine Javelin, die Bf 109, Fw 190 waren im Vergleich zu aktuellen absolute "Möhren". Als ich in den späten 70-ern mit WHV anfing, waren Spitfire, Rata, Arado 196, Messerschmitt 262 etc. von großartiger Passform und teilweise herausragender Detaillierung. Weißt Du etwas dazu?


    Viele Grüße, Martin

    03.11.2022 fertig: Spitfire MK.V auf Schwimmern, Models by Marek, 2. Anlauf.

    09.10.2023 fertig: Wettbewerbsmodell Fairbanks Morse CFA-16 der Canadian National Railway, HS Design, 1:45

    18.01.2024 fertig: Batmobile, Christopher Spitler, 1:24

    20.01.2024 wieder begonnen: Supermarine Seafire LF MK.III, Models by Marek, 1:33

  • Hallo Martin,


    danke - freut mich, wenn's gefällt.


    Nein - zu dem, was da so seinerzeit bei den Wilhelmshavenern vorging, kann ich auch nichts beitragen.


    Als ich damals Mitte / Ende der 60er zum ersten Mal Kartonmodellflugzeuge gebaut hatte, war es schon so, wie Du schreibst: Damals hatte ich als "Möhren" die Ju 88, den Stuka und die Focke-Wulf gebaut (auch die F-84, die F-86 und die F-100), aber auch die "Spit", die 262 und die "Seahawk" als recht schöne Modelle. Leider habe ich keine Ahnung, wer da was konstruiert hat und warum manche Modelle schon recht einfach daherkommen, andere jedoch auch heute noch sehr brauchbar sind.... denk1
    Vielleicht hat ja jemang aus dem Forum da noch ein paar Infos dazu....


    Servus
    hvt

  • Hallo Wiwo,


    danke für die Blumen! freu 2


    Ja, mit der Delta-Konfiguration haben mehrere Konstrukteure herumprobiert - die erfolgreichsten waren dann doch die Franzmänner mit ihrer Mirage (die wohl am langlebigsten war) neben den beiden Deltas der Amis (F-102 und F106). Am eindrucksvollsten war aber außer der von Dir schon genannten "Vulcan" wohl die "Hustler", die B-58 - und natürlich auch die geheimnisumwitterte "Blackbird", die berühmte SR-71.... oh1


    Zu der Zeit der genannten Maschinen hatte dann man wohl die Probleme mit dieser Konfiguration im Griff, denn sie brauchten kein besonderes Höhenleitwerk mehr.


    Servus
    hvt

  • Moin Hagen.
    Auch aus diesem alten, neuaufgelegten Wilhelmshavener Modell, hast Du wieder etwas "mehr" gemacht.
    Das, was Du über die Anfangsmodelle geschrieben hast, kann ich voll zustimmen. Ich habe ja etliche Modelle aus dieser "einfachen" Konstruktionszeit. Mein Modell der JAVELIN habe ich schon 2017 hier im Forum gezeigt, Du hast auch darauf geantwortet.
    Ich habe es so gebaut, wie vorgesehen.
    Gruß Hans Joachim

  • Hallo Hagen,


    Bei dem Thema möcht ich doch ein klein wenig was beitragen.


    Die delta Konfiguration ist um einiges älter als man glauben möchte. Der Vorreiter war tatsächlich ein deutscher, Alexander Lippisch.


    Lippisch war von 15 bis 18 luftbildfotograpf bei der kaiserlichen Luftwaffe bevor er unter dornier bei Zeppelin als Konstrukteur tätig wurde. Sein erstes Schwanzflosse Flugzeug entwarf und baute er bereits 1922! In den 20er und 30er Jahren folgten noch viele deltaversuchsflugzeuge. Bekannt wurde er zu dieser Zeit hauptsächlich für seine segelflugzeuge. Der legendäre Joseph Jakobs war auch für eine Zeit sein Assistent.


    Während des Krieges war Lippisch auch an der konstruktion der Me163 beteiligt.


    Nach Kriegsende wurde er wie auch braun und Flettner im Rahmen der Operation Paperclip in die USA gebracht und arbeitete da für die Firma convair. Er war dort für das Design der f-102 verantwortlich die du oben bereits erwähnt hast und aus der dan die f-106 entwickelt wurde.


    Anders als von dir angedeutet ist, sein und der Anteil anderer deutscher an der Entwicklung dieser Technologien in den USA weder vergessen noch verträgt worden und ihre Namen sind den Enthusiasten dort oft geläufiger als bei uns.


    Es ist jedoch so das die Herren damals in den USA lebten und arbeiteten und auch für us Firmen arbeiteten und damit alles was sie taten als us Leistung empfunden wird. Man gehört halt schnell tazu in einem Einwanderungsland.


    Was das Höhenleitwerk der javelin betrift wurde diese Konfiguration nicht gewählt weil die deltakofiguration noch nicht ausgereift genug gewesen währe sonder um die Vorteile des deltatragwerks mit denen einer konventionellen Auslegung zu vereinen. Die javelin muste als allwetterjäger leicht zu fliegen und landen sein und dieses Ziel wurde auch voll erreicht.


    Den weg der Kombination von deltatragwerks und konventionellen Heck hat man nicht nur bei der javeli gewählt, bekannteste Vertreter dieser Klasse sind mit Sicherheit die MiG-21 Und die Su-11 der UdSSR. Auch die spätere Su-15 die in den 80ern den koreanischen passagierjet überm Pazifik abgeschossen hat war sowas. Und im Grund ist auch die f-4 Phantom von der Grund idee nicht weit von sowas entfernt.


    Lg toby

  • @Gnost
    Vielen Dank für Deine Daumen! danke1 freu 2


    @Freto
    Danke für Deine Ausführungen!


    Zur Konfiguration Deltaflügel und Leitwerk zitiere ich aus "Aircraft - die neue Enzyklopädie der Luftfahrt", Bd. 105, S. 2940:


    "...Deltaflügler verzichten gewöhnlich auf ein Höhenleitwerk, was zwangsläufig sehr hohe Anstellwinkel beim Lande- iund Endanflug bedingt. Da dies für den Allwetter- und Nachtflugbetrieb als zu gefährlich erachtet wurde, sah man ein T-leitwerk mit gepfeilten Flächen vor, das Landungen mit normalen Anstellwinkeln gestattete...."


    Ich denke, dass man hier schon von gewissen Problemen sprechen kann - gleich, ob sie tatsächlich oder nur in der Vorstellung der Konstrukteure vorhanden waren, die eventuell eine Überforderung der Piloten unter den genannten besonderen Einsatzbedingungen sahen.


    "Phantom", die MiG 21 sowie die Suchois kann man, der Meinung bin ich jedenfalls, hier nicht unbedingt mit der "Javelin" vergleichen, denn sie sind keine reinen Deltaflügler wie z.B. die "Mirage III", die F-102/106, die B-58 "Hustler" oder ggf. auch die "Draaken" von Saab (letztere allerdings mit einem Doppeldelta). Sie sind eher wie ein normales Flugzeug konstruiert, bei dem die Tragfläche zufällligerweise Deltaform hat, aber nie dafür gedacht war, auch die Höhensteuerung zu übernehmen - dafür war bei diesen Maschinen im Gegensatz zu echten Deltaflüglern das Höhenleitwerk vorgesehen.


    Dass es mit dieser Maschine nicht so reibungslos lief, sieht man ja auch daran, dass zwischen Erstflug 1951 und der Indienststellung der ersten Einsatzmaschinen noch 5 Jahre vergingen. U.a. verlor der erste Prototyp am 29. Juni 1952 während eines Hochgeschwindigkeitsversuches innerhalb von 2 Sekunden beide Höhenruder. Beim Versuch einer Notlandung zerbrach die Maschine auf der Piste und geriet in Brand.



    Und in der "Enzyklopädie der Flugzeuge" auf S. 203 heißt es (auszugsmweise)



    "Der Prototyp.... zeigte derart neue Eigenschaften, dass die nr. 46 Squadron erst im Februar 1956 ihr erstes Exemplar erhielt".



    Also scheint man anfangs nicht alles so im Griff gehabt zu haben...



    Servus


    hvt

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