Bayerischer Schnellzugwagen cfm 1:45

  • Liebe Freunde der Dreidimensionalisierung,


    Vor einigen Jahren habe ich einen Baubericht zur bayerischen Lok-Legende S 3/6 in unserem Vorgängerforum geschrieben. Der Bau hatte mir damals unerwartet viel Freude bereitet, obwohl ich wegen des nicht ganz perfekten Drucks mit verrutschten Farben und der etwas grob wirkenden Teile sehr skeptisch war. Alles passte aber hervorragend und das Ergebnis übertraf meine Erwartungen bei weitem (siehe Bilder).





    Schon damals hatte ich mir vorgenommen, der schönen Lokomotive einen Waggon zu spendieren. Cfm bietet dazu einen Personenwagen und einen Packwagen an. Ich habe mich für den mit 11 Bögen und ca. 450 Teilen etwas umfangreicheren Personenwagen entschieden. Konstrukteur ist wie bei der Lok Hartmut Scholz, so dass ich von einem passgenauen und attraktiven Bausatz ausgehen konnte. Baubeginn war irgendwann im Sommer 2019.


    Da ein Schnellzugwagen nicht sonderlich spektakulär ist und auch nicht gerade mit Höchstschwierigkeiten aufwartet, habe ich mich entschlossen nur einen kurzen Baubericht im Nachhinein zu schreiben, in dem ich aber auf einige kleinere Fehler im Bogen und einige Besonderheiten hinweisen möchte, falls jemand irgendwann meinen Bericht parallel zu seinem Bau liest. Damit ich nicht falsch verstanden werde, möchte ich vorausschicken, dass es sich um keine gravierenden Fehler handelte und dass die Passgenauigkeit sehr gut war.



    Viele Grüße
    Anselm

  • Alles beginnt mit dem Wagenkasten, dessen Wände aus einer Außenhaut und einer Innenhaut bestehen. Dazu kommt die Verglasung der Fenster, bei der ich Folien für einen Tageslichtprojektor verwandt habe. Leider musste ich feststellen, dass diese sehr schnell etwas verkratzen. Der Waggon besitzt auch eine Inneneinrichtung mit sechs Abteils, bestehend aus zwei Bänken mit Kopfstützen, einem kleinen Tisch am Fenster und Bildern an den Wänden. Dazu kommen zwei Toiletten und zwei Waschräume, für deren Fenster ich undurchsichtiges Transparentpapier gewählt habe. Die Bilder 4 und 6 zeigen ein letztes Mal, wie es darin aussieht, bis das Dach montiert wird.







    Mit dem Dach ist der Bau des Wagenkastens abgeschlossen. Hierbei bin ich mit meinem Ergebnis nicht ganz zufrieden, aber bei sehr großen Teilen unterlaufen einem sehr schnell Ungenauigkeiten. Später fiel mir auch auf, dass sich die kreisförmigen Markierungen für die Teile 24, die als letztes montiert werden, alle auf einer Seite befinden müssen. Die Dachteile sind bezüglich der Markierungen nicht symmetrisch. Das hatte ich leider übersehen.





    Einige kleine Fehler habe ich notiert:


    • Die Teile 2 und 2a in der Montageskizze liegen einander gegenüber und nicht hintereinander.
    • Die Teile 3a und 3b wurden irrtümlicherweise als 9b und 9c bezeichnet.
    • Montageskizze und Bedruckung von Teil 8 widersprechen sich. Laut Montageskizze liegt das Klo innen und der Waschraum am Fenster.
    • Teil 5b hätte einmal spiegelverkehrt gedruckt werden müssen, da jetzt Bilder im Klo hängen.


    Man sieht, meine Mäkeleien sind wirklich nur Peanuts.


    Viele Grüße
    Anselm

  • Weiter ging es mit den beiden Fahrgestellen. Ich konnte es kaum glauben, aber ich habe für jedes Fahrgestell 95 Teile gezählt. Selbstverständlich habe ich mich dabei für die detaillierte Version mit den ausgestochenen Speichen entschieden. Durch diese Details gewinnt das Modell deutlich. Die Achsen 13e habe ich mit Zahnstochern innen verstärkt. Sonst werden sie zu instabil. Auf den Bögen findet man noch fünfmal das Teileensemble 15, 15a, das nicht zu den Rädern passt. Es handelt um falsch bezeichnete Teile 23, 23a.


    Bei den Teilen 16b (Aufhängung für die Elliptikfedern), habe ich statt vier nur zwei Teile gefunden. Vielleicht habe ich sie auch verbummelt. Die Herstellung aus grauem Verschnitt des Bogens, war bei diesen einfachen Teilen völlig unproblematisch, zumal sie normalerweise nicht zu sehen sind. Es genügte die Übertragung der Konturen und der Falzlinien.


    Insgesamt erforderte die Anfertigung der beiden Fahrgestelle schon etwas Durchhaltewillen. Die Teile waren auch deutlich filigraner als im vorherigen Bauabschnitt. Die Montage der durch einen Zapfenmechanismus beweglichen Fahrgestelle habe ich erst als einen der letzten Bauschritte durchgeführt, nachdem bis auf die Dachverzierung als montiert war.





    Viele Grüße
    Anselm

  • Zu guter Letzt war noch ein Haufen von Details anzubringen, wie zwei Leitern, Tritte, Puffer, Anhängerkupplungen etc. Diese Verschönerungsarbeiten mache ich immer besonders gerne, da aber viele Teile verdoppelt mit Zwischenräumen auszuschneiden waren, hat sich auch dieser finale Bauabschnitt unerwartet lange hingezogen. Ein Höhepunkt sind die beiden Faltenbälge 22, die sehr exakt wie eine Ziehharmonika zu falten sind. So etwas ist mir im Kartonmodellbau so noch nicht begegnet. Der Effekt ist toll. Man kann es sich übrigens auch mit einer einfachen Version leichter machen. Der Mehraufwand lohnt sich aber auf jeden Fall.




    Der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass


    • die Montagezeichnung das Trittbrett 19c mit 19a falsch bezeichnet,
    • ich für die 14 Teile 24 auf dem Dach nur 13 Markierungen gefunden habe,
    • dass das Titelbild 3 Schilder auf jeder Seite für die Streckenbezeichnung zeigt, aber nur zweimal 2 Schilder auf dem Bogen zu finden sind,
    • dass ich die Strecke Augsburg-Lindau gewählt habe, da bei der Alternativstrecke München-Passau München seltsamerweise ohne Umlaut geschrieben ist (Mnchen) und
    • dass ich mir auch das bayerische Wappen als aufzuklebendes Teil gewünscht hätte, da es genau durch die Naht der beiden zu verklebenden Seitenwände zerteilt wird.



    Insgesamt hat der Bau viel Freude gemacht und das Ergebnis ist sehr ansehnlich. Etwas Geduld und Ausdauer muss man mitbringen. Verglichen mit der S 3/6 ist der Bau aber wesentlich einfacher. Vor allem ist die Konstruktion natürlich nicht annähernd so komplex.




    Ich wage einmal nach meinem bei der PLANET vorgestellen Schema eine Einordnung der Schwierigkeit im Vergleich zur S 3/6 (1 = leicht, 2 = mittel, 3 = schwierig, 4 = sehr schwierig, 5 = extrem schwierig):



    Schnellzugwagen S 3/6


    Schwierigkeit der Konstruktion 2 4



    Filigranität der Teile 2 3



    nötiges Improvisationsgeschick 2 4


    notwendige Ausdauer 3 4




    Viele Grüße bis zum nächsten Modell (in Bälde)




    Anselm










    die-kartonmodellbauer.de/index.php?attachment/277449/

  • Hallo Anselm,


    kann mich noch gut an Deine S 3/6 damals erinnern - war ein interessanter Baubericht und ist nach wie vor ein schönes Modell!


    Bei Deinem Schnellzugwagen schaue ich Dir auch gerne über die Schulter - auch hier ist das Ergebnis überzeugend! klasse1


    Servus
    hvt

  • Hallo Anselm,


    das sind schon recht große Teile, die da verarbeitet werden müssen - und auf der anderen Seite echter Fitzelkram.


    Sehr schön gelungen!

  • Lieber Andy, lieber Hagen,


    vielen Dank für euer Interesse und eure Kommentare!


    Wie bei der S 3/6 sind einige Teile sehr groß. Trotzdem soll aber alles genau passen. Das ist für mich manchmal schwieriger als der Zusammenbau von Fitzelkram. Insbesondere das Schließen des Daches war fast schwieriger als das Schließen manches Schiffsrumpfes. Trotzdem war die Passgenauigkeit erstaunlich gut.


    Weihnachtliche Grüße
    Anselm

  • Hallo Anselm,


    ein wahnsinns Modell ,auch die Lok natürlich. Absolut Spitze.


    beifall 1 beifall 1
    Aber eine Frage hätte ich als Bahntechnisch Unwissender, was sind das für "Augen" auf dem Dach?


    LG Ralf

    Modellbau ist wie pupsen, ....wenn man es erzwingt wird's Scheiße... sorry1

  • Lieber Ralf,


    leider bin auch ich ein bahntechnisch Unwissender und kann dir keine Antwort auf deine Frage geben, die ich mir auch schon gestellt habe. Bei den zehn Hütchen auf dem Dach bin ich mir sicher, dass es sich um Entlüftungsvorrichtungen handelt (6 Abteils, 2 Nassräume und zwei Vorräume zu den Gängen). Bei den Scheiben/Augen habe ich keinen blassen Schimmer. (Da sie offen bleiben, haben sie immerhin keinen Bürobezug grins 3 ).
    Vielleicht haben unsere Spezialisten für Eisenbahnen eine Erklärung parat?


    Viele Grüße
    Anselm

  • Hallo Anselm,


    die Dachausrüstung bei diesen Wagen lässt sich recht leicht erklären.
    Die mittig zu sehenden "Hütchen" sind die Entlüftungen / Kamine für die Beleuchtuing. In den Abteilen waren damals entweder Petroleum- oder Gaslaternen eingebaut, die natürlich sowohl eine gehörige Menge Abwärme als auch Verbrennungsgase abgeben, die über diese kleinen Schlote abgeführt wurden.


    Die etwas seitlich sitzenden runden "Scheiben" beim Modell sind die eigentlichen Abteil Lüfter. Diese sind beim Modell leider nicht dreidimensional, das amcht aber bei den kleinen teilen auch nicht viel aus.
    Im Original sind es rollenförmige Objekte, die innen einen Rotor haben, der vom Fahrtwind angetrieben wird, und so aus den Abteilen die Luft saugt.


    Ein Bild habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, aber guck mal bei den üblichen Modellbahn Herstellern.

  • Lieber Gunnar,


    Vielen Dank für deine fachkundige Antwort! Ich habe mir mein Modell noch einmal angesehen und musste feststellen, dass ich mich leider für die falsche Seite entschieden hatte. Die Abteillüfter habe ich nämlich gangseitig angebracht und damit nicht über den Abteils. Mit dem Fehler kann ich aber leben und werde die Lüfter nicht abreißen und umsetzen.


    Viele Grüße
    Anselm

  • Ein schönes Wiedersehen mit meiner geliebten S 3/6! Die Lokomotive ist sehr gelungen. Der Wagen ist eine perfekte Ergänzung. Ich schätze, beide sind ein Hingucker in der Vitrine, oder wo immer die Modelle aufgestellt sind. Viel Freude daran! Gruß Michael (maxl)

  • Lieber Michael,


    leider besitze ich keine entsprechend große Vitrine, denn die Lok ist ungefähr 50cm lang + noch einmal 40cm für den Personenwagen. Vorerst müssen die beiden mit einem Platz im Schrank vorlieb nehmen. Eigentlich ziehe ich persönlich Schiffsmodelle vor. Aber die Anschaffung einer größeren Vitrine ist in Planung und die wirklich äußerst formschöne S 3/6 hätte es wirklich verdient, im Blickpunkt zu stehen.


    Viele Grüße nach Norderstedt (habe dort meine ersten 7 Lebensjahre verbracht)
    Anselm

  • Als ich vor vielen Jahren meine Schreiber-Burgen baute, Anselm, war die Aufstellung derselben auch schwierig. An Vitrinen war nicht zu denken und so sägte ich ihnen passgenaue Bodenplatten aus Holz, die ich mit Winkeln an die Wand schraubte. Der Staub hatte natürlich freien Eintritt. Bei großen Stücken ist die Präsentation einfach ein Problem. Das kennen wir ja alle. Ich drücke dir die Daumen, dass du für deine bildschöne S 3/6 und den Schnellzugwagen eine Lösung findest.
    Nett zu wissen, dass du Teile deiner Kindheit in Norderstedt verbracht hast. Ich hoffe, dein oder euer Umzug war keine Flucht!
    Gruß Michael (maxl)