Liebe Kartonmodellbauer,
nach meinem kurzen Abstecher zur Eisenbahn mit dem Personenwagen zur bayerischen S 3/6 möchte ich mich wieder den Schiffen zuwenden. Ich hatte im Jahr 2000, nachdem ich seinerzeit durch Zufall im Frankfurter Bahnhofskiosk an einen Moduni-Katalog geraten war, direkt zwei HMV-Modelle mit Ätzteilsätzen bestellt: die bereits von mir gebaute S.M.S. Beowulf und die mit über 1.700 Bauteilen wohl deutlich schwierigere und größere S.M.S Victoria Louise. Beide Bausätze wurden von Markus Wiekowski konstruiert. Druck und Anleitung wirken mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. Bei der Beowulf hatte sich der Bausatz aber als interessant und sehr passgenau erwiesen. Die VICTORIA LOUISE fiel mir direkt durch ihre Schönheit auf und ich habe schon lange darauf gebrannt, sie in Angriff zu nehmen.
Zum Schiff: Benannt ist der Große Kreuzer VICTORIA LOUISE nach Viktoria Luise (keine Rechtschreibfehler!), der einzigen Tochter von Wilhelm II. Dieser hatte zuvor sechs Söhne gezeugt. Viktoria Luise lebte nach dem Untergang des Kaiserreichs viele Jahre in Braunschweig und verstarb 1980 in Hannover. Die VICTORIA LOUISE ist Namensgeberin einer Klasse von Panzerdeckkreuzern, von denen insgesamt 5 um das Jahr 1897 herum vom Stapel liefen. Die Schiffe erwiesen sich jedoch nur als bedingt tauglich für den Flotteneinsatz, da sie zum einen bis auf das Panzerdeck nur unzureichend gepanzert waren und zum anderen eine zu geringe Reichweite für größere Einsätze besaßen. Nach einigen Umbauten wurden die Schiffe bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs überwiegend als Schulschiffe genutzt. Den ersten Weltkrieg erlebte die VICTORIA LOUISE selbst vor allem als Minenlager und Wohnschiff in Danzig, nachdem bereits Ende Oktober 1914 ihre Außerdienststellung befohlen worden war. 1919 wurde sie dann zu einem Frachtdampfer umgebaut und als Flora Sommerfeld umgetauft bis 1922 betrieben, bevor im darauffolgenden Jahr ihre Abwrackung in Danzig erfolgte. Schönheit und Kampfkraft gehen halt nicht immer Hand in Hand.
Bei einer Länge von ca. 110m ergibt sich ein knapp 45cm langes Modell. Mit den drei Schornsteinen und dem charakteristischen Gefechtsmast ist der Zustand bis 1906 vor der Umrüstung zum Schulkreuzer mit zwei Schornsteinen und einen schlankeren Pfahlmast dargestellt.
Für das Spantengerüst habe ich 53 Teile zusammengefügt. Als kritisch haben sich die oberen Seitenspanten 22 und 22a erwiesen, da ich etwas zu hastig in einem einzigen Arbeitsgang das Verkleben vornehmen wollte. Beim Einstecken in den Seitenspant 20 kurz vor dem Bug ist wegen des schmalen Überstands über dem Schlitz ist dann die Gefahr groß, dass man diesen abpellt (siehe letztes Bild). Wie gesagt: kein Fehler der Konstruktion sondern von mir! Der in den von mir eingesehenen Bauberichten meiner Vorgänger wie z.B. von Volkmar erwähnte Bauspaß hat bei mir ansonsten schon voll eingesetzt.
Viele Grüße
Anselm