Tenderlok Bayr. Pt 2/3 - Baureihe 70

  • Hallo Freunde,


    Heute fange ich einen neuen Baubericht an, bei der großen bayrischen Tenderlok habe ich schon bereits eine kleine Vorschau auf was kommen mag gezeigt, aber nun komme ich deutlich schneller dazu, an dem Modell weiter zu entwickeln und zu bauen.
    Wie kommt es dazu? Vor nun 2 Wochen auf dem Weg zur Familie nach Bayern bin ich nun hier durch Homeoffice und Ausgangsbeschränkung länger gestrandet als geplant. Meine dicke Bayerin (die Gt 2x4/4) stehtr nun leider ganz kurz vor der Fertigstellung in Kehl, und so bin ich in Ermangelung von Bastelmaterial einfach mal angefangen zu Zeichnen. Es geht echt gut voran, langsam kriege ich etwas Routine im Lokbau.


    Was entsteht hir nun? Die kleine Tenderlok der späteren Baureihe 70 wurde nicht nur für Nebenbahnen beschafft, sie war erstaunlich universell einsetzbar. Besonders nett sieht sie vor kurzen Personenzüglein aus, die sie mehrere Jahrzehnte zuverlässig beförderte. Heute läuft sogar noch eine von ihnen.
    Hier ein paar Informationen zum Vorbild.


    Wikipedia / BR 70


    Diese kleine Lok gab es auch schon früh als Modell (z.B. von Fleischmann), und war auch zu recht bei Modellbahnern beliebt.


    Aber nun zum Modell.
    Ich habe mir angewöhnt, immer erst ein Mock-Up zu bauen, um ein Gefühl für die Proportionen zu bekommen. In diesem Fall haben sich aber schon eine schöne menge Teile angesammelt, die bereits annährend fertig gezeichnet sind, aber immer noch Fehler aufweisen können. Nun habe ich unter erschwerten Bedingungen einfach mal angefangen den Mock Up zu bauen. Konnte einfach nicht widerstehen... grins 2 Ich hoffe es gefällt euch!


    Ich habe mir auch noch überlegt, o ich mit dem Modellchen nicht doch noch bei der GS 2020 antreten sollte, evtl. kriege ich sie dieses Mal sogar termingerecht fertig... (kann man einen BB ggf. noch ummelden?)


    Jetzt geht es los mit den ersten Teilen. Denkt bitte immer dran, dies ist alles nur ganz schnell zusammen gefrickelt, mit mäßigem Haushaltskleber und Werkzeug wie Teppichmesser gebastelt. Der richtige Modellbau geht in den nächsten Tagen erst los (wenn auch noch ein paar Teile mehr vorhanden sind).


    Los geht's wie üblich mit dem Fahrwerk, Räder mit der korrekten Speichenzahl und unterschiedlichen Gegengewichten, und ein Rahmen, der interessanterweise eine deutliche Stufe aufweist. Dabei kann man gleich einen Konstruktionsfehler sehen rotwerd1 - Die Bodenplatte hatte ich, aus welchem Grund auch immer nicht passend an den Knick orientiert. Aber dafür baut man ja zur Probe!



    Hier erste Bilder vom Führerhaus, das ist schön bayrisch "bunt":




    Die Zylinder sind bei dem Lökchen wirklich niedlich, das liegt an der doch recht niedrigen Leistung, vor allem aber daran, daß Die Pt 2/3 eine Heißdampflok ist, hier sind kleinere Durchmesser technisch bedingt. Die Zylider am Rahmen, alle Räder montiert und der Basisrahmen ist auch schon drauf.




    Gleich gibt's noch etwas mehr zu sehen.

  • ...und es geht weiter:


    Stellprobe Führerhaus, gefällt mir schon recht gut.



    Die Wasserkästen sind bei der Lok etwas erhöht und Freistehend montiert. Hinten direkt vor dem Führerhaus ist eine Werkzeugkiste darunter, vorn gibt es einen Metalltäger:



    Der Kessel ist recht klein, er besteht aus dem zylindrischen Langkessel und dem Stehkessel, den ich als U-Form baue:



    Dampf- und Sanddom sind soweit auch schon fertig. Die Domdecken versuche ich in eine 3D Krümmung zu formen, das sieht am Ende auf jeden Fall besser aus, die Teile habe ich nur sehr grob gepunzt.



    Hier sah man schon den aktuellen Stand heute Abend. Am Schluß noch ein paar weitere Bilder (bitte nicht auf die Qualität achten...)




    Langsam gefällt sie mir, die Proportionen lassen das Vorbild erkennen. Es sind auch schon einige weitere Teile gezeichnet, aber hier hört für dieses Modell die Montage auch schon auf.
    Das kommt dann alles am eigentlichen Modell, dieses hier dient dann nur noch zur Passprobe für fertige Teile.


    Also, ich hoffe, der Anfang gefällt, und dann wird es auch bald richtig los gehen!

  • Hallo Gunnar,
    ein schönes kleines Modell hast Du Dir da vorgenommen. Die HO-Version von Fleischmann hatte ich auch mal.
    Die Farbe kommt gut ´raus bei Deinem Modell. Weiterhin gutes Gelingen wünscht Dir Albrecht

  • Hallo Gunnar,


    ein Träumchen wird wahr!


    Diese kleine, universell einsetzbare Lok macht immer eine gute Figur.


    Danke für diese Konstruktion!

  • Es ist immer wieder spannend, lehrreich und unterhaltsam, dir bei der Konstruktion deiner Lokomotiven zu folgen, Gunnar! Die schnellen Baufortschritte belegen deine zunehmende Routine. Leider bin ich mit dem Vorbild so gar nicht vertraut. Die spezielle Achsanordnung ist konstruktiv sicher einer guten Kurvenläufigkeit geschuldet. Ist die Vorlaufachse in einem Drehgestell gelagert? Als nicht angetriebene Achse trägt sie einen erstaunlichen Anteil der Lokmasse! Kann es sein, dass die Wasserkästen aus diesem Grund verkürzt gebaut sind, um nach vorne hin Gewicht zu sparen? Mir gehen, wie du siehst, bei dieser Konstruktion so einige Fragen durch den Kopf!
    Weiter erfolgreiches Schaffen wünscht Michael (maxl)

  • Wie Andy schon schrieb: "Ein Traum geht in Erfüllung" freu1 freu 2
    Stelle mall die nächsten Tage ein Bild vom passenden Bahnhof ein.

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die netten Kommentare und die zahlreichen Likes. Es macht Spaß, diese etwas ungewöhnliche aber knuffige Lokomotive zu bauen.


    Aber hier noch ein paar Erklärungen zum Vorbild. Das Entscheidende bei der Konstruktion war, daß es keine niedliche kleine Lokalbahnlok werden sollte (daher auch das "Pt" und nicht "PtL"). Die Lok war vorgesehen, um leichte Züge auf Hauptbahnen zu bespannen, und das vor allem sehr wirtschaftlich. Nicht nur die Preußen konnten sparen, es gab kaum eine Lok die in ihrem Einsatzgebiet so sparsam in Kohle und Wasser lief wie die spätere BR 70, im Grunde erst geschlagen durch die BR 66, aber da war die Dampflokzeit bereits zuende.
    Es wurde also eine leichte Lok, mit nur 2 angetriebenen Achsen, die flink auf Hauptbahnen unterwegs sein sollte. Was tut man in so ein Rezept?
    Erstmal Heißdampfantrieb, um sparsam zu arbeiten, das führt auch dazu, daß man weniger Wasser mitschleppen musste. Damit passte die Lok auf drei Achsen, zwei Triebachsen reichten für die Zuggewichte aus.
    Wie sahen bis dahin solche 1B oder B1 Loks aus? Alle Achsen nah zusammen, vorn hängen die Zylinder und hinten die Feuerbüchse über... schnell fahren damit? Fehlanzeige. Über 50 km/h fing das Nicken an.
    Daher machte man es bei der Pt 2/3 anders. Der Zylinder kam hinter die Laufachse - dadurch wurde die Lok aber lang. Da enschied sich Krauss zu einer eigenartigen Anordnung der Achsen. Die Länge von der Laufachse zu ersten Triebachse wurde sehr lang, damit man einen großen festen Achsstand bekam, der ruhigen Lauf versprach. Damit die Lok auch noch einigermaßen durch Kurven kam, machte man es ganz geschickt, die zweite Triebachse rückte so nah wie möglich an die erste, und wurde um +/-20mm Seitenverschiebbar ausgeführt.
    Damit gab es eine große geführte Länge und einigermaßen guten Bogenlauf. Aber eben nur perfekt für Hauptbahnen, auf Nebenbahnen in den späteren Jahren gab es immer wieder mal Entgleisungen, weil die Lok recht starr lief.
    Die Lok hatte also keine schwenkbare Laufachse!
    Das tat der Beliebtheit aber keinen Abbruch. Die Lok war wohl leicht zu bedienen machte Dampf wie der Teufel und hatte bis zu ihrer Höchstgeschwindigkeit von 65 Km/h einen sehr ruhigen Lauf. Sie waren sehr sparsam und hatten mit ihren Vorräten (nachher kam noch ein Kohlenaufsatz hinten auf die Kästen) eine gute Reichweite. Einzig die recht kleinen Triebräder (begrenzten die Höchstgeschwindigkeit) und der starre Rahmen waren kleine zu verschmerzende Minuspunkte. Daher haben sich die Maschinchen auch sehr zäh bis in die 60er gehalten.
    Es steckte mehr in dem Lökchen als man auf den ersten Blick sieht!


    die Frage nach der Masseverteilung steht noch im Raum. So schrecklich viel Last war gar nicht auf der Laufachse. Das höchste Gewicht trug die Triebachse. Auf dem Vorläufer waren es nur ca. 11 Tonnen, das kam, wie Du, Michael gut bemerkt hast durch geschickte Verteilung der Last. Wasserkästen recht weit hinten, Kohlekästen hinten überhängen lassen, Feuerbüchse auf dem Rahmen hinter die Treibachse verschoben usw. Alles in allem ein ganz großer Wurf als Konstruktion.

  • Hallo Gunnar,
    Meine Lok hat aber eine schwenkbare Laufachse! Ist allerdings von Fleischmann und aus Metall!
    Hajo



    Hallo Michael,
    die Lok läuft einwandfrei. Sie hat nämlich eine Rückstellfeder, die die Vorderachse (leicht) in der Mitte hält!

  • Vielen Dank, Gunnar, für die ausführliche Erläuterung der technischen Konstruktion! Man sieht die Lok gleich mit ganz anderen Augen... Ich hätte mir die Laufachse auch kaum drehgestellgelagert vorstellen können, weder Bissel noch Krauss-Helmholtz. Andererseits ist das die erste starre Vorlaufachse einer Lokomotive, die mir unterkommt. Aber das sagt gar nichts, denn ich bin nicht wirklich bewandert in dieser Materie. Ich habe sehr dazugelernt! Vielen Dank nochmal!
    Hajo - bei Modelllokomotiven muss man ja wohl konstruktiv immer wieder eigene Wege gehen wegen der im Vergleich zum Vorbild viel zu engen Kurvenradien. Rückschlüsse auf die Konstruktion der Vorbildlokomotive lässt das nur begrenzt zu. Wie verhält sich deine Lok bei schneller Geradeausfahrt? Ein bisschen wackelig vielleicht? Über ein Foto des Modells würde ich mich freuen!
    Gruß Michael (maxl)


    Danke, Hajo,für Foto und Information. Fast hätt ich's übersehen!

  • Es wird nun ernst!
    Das "richtige" Modell entsteht....


    Angefangen habe ich mit den Rädern, es dürfen wieder halbwegs modellmäßige Räder sein. Die Rückseite wird auf graupappe aufgeklebt, ausgestichelt und dann mit Ringen in der gewünschten Laufflächenbreite belegt. Dabei wird auch der Excenter nachgebogen.




    Als Nächstes werden die Speichen aus Stückchen Finnpappe eingeklebt. Das ist eine Fummelarbeit, aber man bekommt es mit der Zeit ins Gefühl, die Stückchen fast immer richtig lang abzuschneiden. Zuletzt kommt ein Ausdruck der Vorderseite drauf, und die Speichen werden in den Zwischenräumen lackiert.




    Fortsetzung folgt...

  • Weiter geht's mit dem Rahmen. Hier eigentlich nichts Besonderes. Das Modell habe ich entworfen, dass es direkt aus 160g Karton gebaut werden kann, mit Verstrebungen im Kastenrahmen, wie es auch Albrecht macht. Hier weiche ich ein wenig davon ab, und habe den Rahmen innen mit 0,8mm Graupappe ausgekleidet und verstrebt.
    Genauso ist der Flachrahmen mit Pappe verstärkt.




    In der Zwischenzeit (trocknen von Kleber) ging es mit dem Führerhaus voran. Dieses Mal schon mit Fenstern versehen, und hinten an den Kohlenkästen hatte ich schon einen kleinen Konstruktionsfehler ausgemerzt.




    Nun kommen die Räder an den Rahmen, auch die Bremsklötze (mit Pappe verstärkt kommen dazu. Ebenso ein paar einfache Federpakete unter dem Rahmen zwischen den Triebrädern.




    Es geht noch weiter....

  • Das Führerhaus wird eingerichtet.
    Eine einfache Inneneinrichtung habe ich nach verfügbaren Bildern gezeichnet und eingebaut. Die Lok schin im oberen Bereich innen in einem hellen Gelb gestrichen gewesen zu sein, unten sehr dunkel, ich habe es anthazit gemacht. Der Stehkessel war offensichtlich schwarz.
    Ein paar Armaturen habe ich versucht auch nachbausicher zu entwerfen, das sieht hoffentlich einigermaßen gut aus.
    Hinten hatte die Lok schräg geställte Wände der Kohlenkästen.






    So, das war's für heute.


    Derzeit geht das Basteln recht gut von der Hand. Ich mache nabenbei noch ein paar letzte Teile an meine Gt 2x4/4 und dann geht es hier auch sehr bald weiter.
    Das Lökchen gefällt mir immer besser, so wie sie entsteht!

  • Hallo Gunnar,


    Du kannst Dir echt nicht vorstellen, welche Freude es für mich persönlich ist, dieses Maschinchen hier entstehen zu sehen!


    Nachdem Albrecht sich ja auf die ollen Preußen (in bekanntermaßen hervorragender Qualität!) konzentriert hat, hatte ich bei einem anderen Konstrukteur nachgefragt, aber die Lok war nicht in seinem Plan. Und jetzt steht das Teil schon fast auf eigenen Beinen, wird also demnächst erwachsen.


    Ich kann nur DANKE sagen!

  • Mit Freude und Begeisterung habe ich mich durch die Fotogalerie geklickt, Gunnar! Da entsteht etwas ganz Feines! Ich mag deine Art der Stilisierung bestimmter Baugruppen ganz besonders. Hoher Sympathiefaktor!
    Gruß Michael (maxl)

  • Hallo Gunnar
    muß mich den Begeisterungsbekundungen meiner Vorredner (oder Schreiber ?) unbedingt anschließen !!
    Bin sehr gespannt auf die fertige Lok.


    Auch zur Baustelle Gt 2x4/4 wünsche ich viel Spaß. - diesen Baubericht verfolge ich ebenfalls mit Spannung!




    herzlichst
    Bernd

  • Ein paar Armaturen habe ich versucht auch nachbausicher zu entwerfen, das sieht hoffentlich einigermaßen gut aus.
    ........
    Das Lökchen gefällt mir immer besser, so wie sie entsteht!

    Servus Gunnar,


    dass sieht nicht nur gut, sondern sehr, sehr gut aus. Also mir gefällt das, was du uns hier zeigst. Erstklassig konstruiert und gebaut. Bin schon auf das fertige Produkt gespannt. daumen1 daumen1

    Lg von den MHW aus Wien


    Robert


    Das mir der Hund das Liebste sei, sagst du, o Mensch, sei Sünde?
    Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.


    Giovanni Bernadone

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