Etrich-Rumpler Taube / Schreiber-Verlag / 1:50

  • Hallo Freunde des geknickten Kartons,


    mein Modell mit der Bau-Nr. 121 kam von Schreiber – es ist die Etrich-Rumpler „Taube“, wohl eines der ersten Flugzeuge, die auch im militärischen Einsatz waren. Gebaut habe ich daran von 01. – 13.01.2014; verbaut wurden 112 Teile, davon 77 nicht vom Bogen.


  • Man kennt im allgemeinen Blériot als den Pionier des flugfähigen Eindeckers – Igo Etrich hingegen wird dabei meist vergessen. 1910 war es, da baute er einen Eindecker, dem er die äußere Form einer Taube in Gleitflugstellung gab. Die Form ähnelt aber auch sehr stark den Flugsamen der Zanonia Rankpflanze. Er hatte da schon etwas Erfahrung, denn er unterstützte seinen Vater Ignaz bei dessen Gleitflügen mit einem Gleitflugzeug, das dieser aus dem Nachlass von Otto Lilienthal erworben hatte. Bereits 1909 motorisierte er einen rumpflosen Gleiter, mit dem er am 29. November 1909 über das gesamte Flugfeld von Wiener Neustadt flog.


  • Der Erstflug der neuen „Taube“ am 6. April 1910 verlief nicht so glücklich, denn Etich beschädigte seinen Eindecker bei der Landung, aber schon 10 Tage später ging es besser: Sein Werkmeister Illner machte am 20. April die ersten Flüge; einen Tag danach gelangen bereits die ersten Kurven und Achten. Im Oktober 1910 gewann Illner mit der „Taube“ den Preis für den ersten Flug von Wien nach Horn und zurück.


  • In Deutschland bekam Rumpler die Lizenz für den Nachbau der „Taube“. Die Rumpler-Werke stellten aber bald die Lizenzzahlungen ein. Etrich verzichtete auf eine Klage auf Grund der Länge des zu erwartenden Verfahrens und auch wegen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs. Er gab das Baumuster frei, so dass nun mehr als 40 Firmen Varianten dieses Typs dann unter eigenem Namen fertigten.


  • Auf Grund der Flügelform war die Maschine sehr eigenstabil und kaum zum Trudeln zu bringen. Flugschüler wurden oft angewiesen, bei Problemen einfach den Steuerknüppel loszulassen, dann würde sich die Maschine wieder stabilisieren. Eine Anekdote berichtet, dass einmal ein Mechaniker bei Startvorbereitungen versehentlich den Gashebel einer „Taube“ auf Vollgas stellte und dabei aus dem Flugzeug fiel. Die Maschine hob ab, stieg und flog solange stabil geradeaus, bis das Benzin aufgebraucht war, dann soll sie nach ca. 200 km glatt auf einer Wiese gelandet sein.


  • Trotzdem galt die Maschine als schwer zu fliegen, denn sie hatte keine Klappen und musste ausschließlich durch Verwinden der Flächenenden gesteuert werden, was sehr anstrengend und kräfteraubend war.


    1912 wurde eine „Taube“ für militärische Zwecke entwickelt – sie erhielt im Gegensatz zu ihren zivilen Vorgängern aus Holzrahmen ein Stahlskelett, das mit Stoff bespannt wurde.


  • Neben ihrem Einsatz als Schulflugzeug wurde die „Taube“ im 1. Weltkrieg in erster Linie als Aufklärer verwendet – hierfür war sie auf Grund ihrer stabilen Flugeigenschaften sehr gut geeignet. Vor allem bei der siegreichen Schlacht bei Tannenberg 1914, wo es der 8. Armee gelang, zwei zahlenmäßig überlegene russische Armeen vernichtend zu schlagen und so Ostpreußen vor der russischen Dampfwalze zu retten, waren die Aufklärungsergebnisse der „Tauben“ wichtig und entscheidend für die Operationen.


    !914 wurden aus „Tauben“ auch kleine Bomben und Propagandamaterial mit der Hand auf Paris abgeworfen – den ersten „Bombeneinsatz“ sah diese Maschine aber schon 3 Jahre früher im damals italienischen Libyen, wo 1911 2-kg-Bomben von dem Piloten Giuilo Gavotti mit der Hand abgeworfen wurde.


  • Neben ihrer Langsamkeit war auch die schlechte Manövrierbarkeit der „Taube“ dann aber der Grund, dass sie 1915, als die ersten bewaffneten Maschinen an der Front auftauchten, als Aufklärer von der Front abgezogen wurden – es war mit diesem Flugzeug kaum möglich, den feindlichen Maschinen auszuweichen.


    Eine „Taube“ hingegen erlangte noch besondere Berühmtheit – es war die Maschine von Gunther Plüschow, dem „Flieger von Tsingtau“, der während der dreimonatigen Belagerung der deutschen Kolonie durch die Japaner Aufklärung über der Stadt flog, bis sie im November 1914 durch die Japaner erobert wurde.


  • Technische Daten:


    Abmessungen: Länge 9,85 m / Spannweite 14,35 m / Höhe 3,15 m
    Leergewicht: 565 kg
    Startgewicht: 950 kg
    Höchstgeschwindigkeit: 115 km/h
    Gipfelhöhe: 3000 m



    Tja – zwischen diesen Flugzeugen, der Albatros V von Manfred von Richthofen aus dem Jahr 1917 und der Etrich-Rumpler Taube von 1912 liegen nur 5 Jahre, und schon kann man erkennen, welche Fortschritte inzwischen erzielt worden waren.


  • Und zwischen dem vielleicht ersten Flugzeug mit dem „Eisernen Kreuz“ auf den Flächen und dem vielleicht letzten (evtl. vorletzten) bemannten deutschen Kampfflugzeug, dem Eurofighter „Taifun“, liegen nur rund 90 Jahre – welch gigantische Entwicklung haben die klapprigen Drahtkisten genommen, mit denen mutige Pioniere sich zum ersten Mal in die Luft erhoben…


  • Moin Hagen.
    Auch dieser altertümliche Flieger ist Dir wieder gut gelungen. Die Drahtverspannungen waren wohl ein fummelige Angelegenheit. Das Dir diese Verspannungen und Verstrebungen immer gut gelungen sind, kann man auch an der Takelung bei Deinen Schiffsmodellen sehen.
    Gruß Hans Joachim

  • Moin Hagen
    sehr schön gebautes Modell. Beeindruckende Verspannungen (mehr Band und Tau als manches Schiffsmodell). Sehr schöne Aufnahmen und eine tolle historische Abhandlung zu diesem außergewöhnlichen Modell.
    Herzlichen Dank für die Mühe und das Zeigen klasse1
    Jörg

  • Servus Hagen,


    seit ich das Original der Etrich II Taube von 1910 im Technischen Museum in Wien gesehen habe, hat es mir dieses Motorflugzeug angetan. Man stellt sich ja auf Bildern ein eher kleineres Fluggerät vor, in Wirklichkeit ist es fast monströs (aber elegant).


    Auf deinen Fotos sind die schönen Linien gut zu erkennen - kein Wunder bei den vielen Superungen! Ein schönes Modell! beifall 1
    Leider scheint der Bogen vergriffen. Im aktuellen Schreiberkatalog scheint die Taube nicht mehr auf. Böse1

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

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