Hallo Freunde des geschmeidigen Kartons!
Am Samstag dem 30.4. eröffnete Walter Tirl sein Museum für Kartonmodellbau in dem Örtchen Kellberg. Dieses gehört verwaltungstechnisch zu Thyrnau. Als ich das erste Mal davon las dachte ich mir auch: Herrjeh, warum eröffnet jemand ein Museum ausgerechnet in so einem kleinen Ort, in der totalen Provinz?
Nun, die Antwort ist einfach, Walter wohnt dort. Und ehrlich gesagt, so schlecht ist die Wahl gar nicht. Denn sind wir vielleicht schon etwas zu sehr globalisiert, zu sehr von großen Veranstaltungen verwöhnt, und wissen den lokalen Einsatz vor Ort vielleicht schon gar nicht mehr zu schätzen? Nun, ich habe zuerst noch aktiv an dem internationalen Kartonmodellbauertreffens in Mannheim teilgenommen, um dann nach Kellberg weiter zu reisen, um dann schließlich dem Museum im Rahmen eines Urlaubs einen Besuch abzustatten. Und mich an mehreren Abenden gut mit Walter bei Hopfenkaltschale und mehr unterhalten.
Also, das Museum ist mit sehr viel Liebe eingerichtet. Walter Tirl hat es als einzelne Person geschafft, eine solche Institution aus der Taufe zu heben. Und aktuell ist er auch der Einzige, der das Museum auf- und zuschließt. Mitstreiter halt Walter direkt nämlich nicht, abgesehen von der Dorfbevölkerung, die ihn unterstützt. Denn Walter Tirl ist in der Gemeinde zum Glück gut verflochten.
Nun, und was erwartet ein Besucher von einem Museum? Darauf lässt sich eigentlich keine Antwort geben, denn jeder wohl etwas anderes. Ich beschloss, ohne große Erwartungen dorthin zu fahren. Und den Besuch eben mit einem gemütlichen Urlaub zu verknüpfen. Denn meiner persönlichen Meinung nach, wer einfach nur anreist, durch eine solche Institution hechelt, um dann schnell wieder abzureisen, hat schon den ersten Fehler gemacht.
Dafür liegt dieses Museum doch zu abgelegen. Doch ich merkte schnell, die reizvolle Landschaft, die guten Übernachtungsmöglichkeiten, und die hervorragende Küche der genau gegenüber liegender Gastronomie machen auch einen mehrtägigen Aufenthalt mehr als angenehm.
Ein zügiges „Abarbeiten“, dafür ist diese von Walter geschaffene Institution nicht geeignet. Und Walter freut sich, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. Auch mit einem gepflegten Bier am Abend, wenn das Museum selber schon geschlossen ist.
Das Museum ist übrigens auch keineswegs fertig. Vieles wirkt quasi noch unvollendet, man könnte auch meinen, unausgegoren.
Meiner Meinung nach ist die Gestaltung eines solchen Museums jedoch auch ein Findungsprozess, der durchaus längere Zeit in Anspruch nehmen kann.
Da fehlen u.a. aktuell noch die Beschriftungen in den Vitrinen. Und da stellt sich z.B. die Frage, wie umfangreich sollen diese ausfallen? Jedes kleine Modell zu beschriften, sprengt schnell jeden Rahmen, und kein Mensch liest diese Texte. Walter möchte gerne auch mit den Besuchern ins Gespräch kommen, ihnen Anekdoten erzählen. Also, noch ist da nichts entschieden. Und ich finde dies auch gut, denn ein fertiges Konzept von anderen Museen lässt sich nicht einfach über eine solche Sache stülpen. Lassen wir die ganze Sache noch etwas reifen, wie einen guten Wein. Und Walter ist offen für Anregungen.
Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: wer aktuell dorthin fährt wird vielleicht andere Vorstellungen haben. Vielleicht ist er enttäuscht, vielleicht begeistert. Doch Walter Tirl hat es verdient, dass man ihm die Eindrücke direkt berichtet. Damit er diese in die weitere Gestaltung einfließen lassen kann.
So, genug meiner Worte, es gibt auch noch Bilder.
Axel