Thermopolium/Caupona/Popina, papierdiorama.com, 1:24

  • Servus zusammen!


    Im Baubericht zum „Römischen Zenturio“ hat sich eine rege Diskussion zu meinen historischen Betrachtungen bezüglich des römischen Heerwesens und dessen Ausrüstung im 1. Jh. n.Chr. ergeben. Einige Begleiter haben den Wunsch nach mehr erhoben.


    Nun, ich möchte mich wieder mehr dem normalen Kartonmodellbau widmen und ohne viel Recherche einfach drauflosbauen.


    Aber, mir ist vor Kurzem ein freier Download in die Hände gefallen, der thematisch genau in dieselbe Zeit fällt und nicht zu ausschweifend wird.


    Es handelt sich um eine römische Garküche oder Thermopolium/Caupona/Popina.



    Zu finden ist er hier:

    Thermopolium


    Grund genug, uns mit dem römischen Speisesitten zu beschäftigen.


    Das dargestellte Thermopolium (von griech.: thermos >>warm<< und poléin >>verkaufen<<) wurde 2019 in Pompeij ausgegraben. Ursprünglich sollte nur die Häuserfront der Fundstelle gesichert werden, aber aufgrund der schönen Dekorationen wurde in den Folgejahren die gesamte Gaststätte erschlossen.


    Sie befindet sich in der Regio V an der Kreuzung zwischen dem Vicolo delle Nozze d’Argento und dem Vicolo dei Balconi (falls jemand von euch einmal in Pompeij vorbeikommt).



    Der Bogen besteht aus sieben A4 Blättern mit 31 Teilen für das Thermopolium und 21 für die drei Amphoren. Baubeschreibung gibt es keine, sie ist aber auch nicht notwendig.


       


       




    Die Bodenplatte kaschiere ich auf 5 mm Finnpappe (3+2 mm), um die Stufe zur Straße darzustellen. Zuletzt kommt eine 0,5 mm Graukartonplatte, um auch die Pflastersteine der Straße zu stabilisieren. Das Ganze darf über Nacht unter schweren Büchern gut durchtrocknen.


    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Moin Andreas,

    ich hörte davon.Die alten Römer ,die in urbaner Umgebung wohnten in Mietskasernen ohne Küche und Toiletten.

    Für die Hygiene gab es eine öffentliche Toilette und diese Garküchen.

    Ich stelle mir das wie ein Mc Donalds des Altertums vor.Die Römer aßen auch immer diese spezielle Fisch -Tunke zu allen Speisen,

    wie wir den Ketschup zu den Pommes.

    Wieder mal etwas außergewöhnliches und interessantes Thema von Dir.

    Ich bin gespannt, freundlich1

  • Moin Andreas,


    Jippieh freu 2 Das verspricht ein toller Bericht zu werden. Da bin ich natürlich gerne dabei.


    Und da gibt es ja auch jede Menge zum Supern happy1 Digitale Rekonstruktion gefunden und mich geärgert, dass ich da nicht früher drüber gestolpert bin.


    Liebe Grüße

    Barbara

    Die Klügere gibt solange nach, bis sie die Dumme ist.

  • Hallo,

    für die Römer unter uns, gibt es noch bei Secanda einiges, z.B. Tempel und auch ein Wohnhaus, mit Innenausbau.

    Wünsche dir gutes Gelingen! Ist mal was anderes.

    Lg

    Thomas

  • @Servus Brigitte, Andreas, Thomas (Classic), Hans-Joachim, Frank, John, Christoph und Dieter herzlichen Dank! daumen1


    @Servus Thomas (Classic), du hast den Nagel auf den Kopf getroffen! Genau so war es!


    @Servus Barbara, versuche mich nicht! Bei diesem Baubericht wird gar nichts gesupert! ...Obwohl....das verlinkte Bild ist reizvoll! freundlich1


    @Servus Kurt, ich freue mich, dich dabei zu haben!


    @Servus Thomas (Thomasnicole05), da gäbe es noch hunderte Sachen!


    @Servus Dieter, als Tagesmenü gibt es heute Dinkelgrütze mit Bohnen und Oliven und dazu gewässerten, gewärmten und gewürzten Wein! Mahlzeit! prost2


    @Servus Wolfgang, das kommt nicht in Frage! happy1


    Ganz herzlichen Dank euch allen für die netten Kommentare un die Likes hüpf1 !


    Trotzdem wird das nur ein sehr kurzer Baubericht ohne Superungen, in dem ich einige historische Betrachtungen über die Essgewohnheiten und Lebensverhältnisse (die damit eng zusammenhängen) anstelle. Wie immer ohne Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit und Vollständigkeit.

    Sehr viel steht darüber auf #Wikipedia, wenn man die Stichworte eingibt. Vieles von, was hier steht, ist aus #Wikipedia zusammengetragen.


    Ein Buch, das ich sehr empfehlen kann und aus dem viele Fakten hier einfließen ist dieses hier:


     


    Alberto Angela ist Paläontologe und in Italien ein beliebter Fernsehmoderator für naturwissenschaftliche Sendungen.

    Er führt auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und Funde durch einen Tag in Rom im Jahre 115 n. Chr. (unter Kaiser Trajan). Das Buch ist in viele Kapitel unterteilt, die trotz der Fülle an Informationen sehr flüssig zu lesen sind (super Übersetzung!).


    Wer sich für diese Thematik interessiert, dem kann ich es wärmstens empfehlen! ja 1

  • Um das Leben in Rom zu verstehen, müssen wir uns kurz mit den Umständen dessen befassen.

    Rom hatte um die erste Jahrhundertwende etwa 1-1,5 Mio. Einwohner, die auf einer sehr begrenzten Fläche wohnten. Wegen der Hügellage (7 Hügel, von denen einige nur der Oberschicht vorbehalten waren), den vielen Parks (ein Viertel Roms waren Grünanlagen!), Thermen, Foren, öffentlichen Gebäuden, Theatern, dem Marsfeld u.v.m. war der Raum für Wohnbauten äußerst beschränkt. Daher wurden die Wohnquartier in die Höhe gebaut!


    Wie wohnten die Römer?


    Domus, ist das Stadthaus für die reichsten Römer. Davon gab es lt. Zählungen 1790. Es ist völlig nach innen gewandt. Also gibt es keine Fenster nach außen. Links und rechts des Einganges befinden sich Läden (Tabernae, in einem solchen könnte auch unser Thermopolium angesiedelt sein).

    Durch duch den Eingangsflur erreicht man eine Halle, das Atrium (deshalb auch "Atriumhaus"). In der Mitte des Atriums war ein nicht überdachtes Wassersammelbecken (Impluvium), in dem das Regenwasser gesammelt wurde. Links und rechts waren kleine Zimmer und Schlafräume. Gegenüber des Eingangs befand sich das Arbeitszimmer des Hausherren (Tablinum), in der auch seine Besuche rund Klienten empfängt. Daneben war das Speisezimmer, das Triclinium.

    Oft gab es nach hinten hinaus auch einen kleine Garten (Hortus).


    Insulae: hier wohnte der Rest der Stadtrömer. Die Insulae waren sechs- bis siebenstöckige Mietskasernen, die wie das Domus nach einem bestimmten, gleichbleibenden Scheme gebaut wurden. Im Erdgeschoß waren wie beim Domus Läden (Tabernae) eingerichtet, in den Handwerker, Gastwirte, Händler u.s.w. ihre Unterkunft fanden. Dazu gab es kleine Hinterzimmer als Lager- oder Wohnräume. Darüber einen Halbstock, über eine Holzleiter erreichbar, der ebenfalls als Lager- und Wohnraum diente.


    Die Insula selbst betrat man über einen Flur, in dem eine Stiege in den ersten Stock führte. Die Wohnräume hier waren, anders als im Domus, nach außen gewandt. Durch die großen Fenster fiel Licht herein und es gab sogar schmale Balkone. Die Räume waren zwar karg möbliert (wie überall in Rom!) aber sehr bunt bemalt.

    Das waren die Wohnstätten der reichen und wohlhabenden Römer!


    In die oberen Stockwerke kam man über Leitern. Je höher man in den Stockwerken kam, desto schäbiger wurden die Wohnverhältnisse. Unter dem Dach hausten die ärmsten Schlucker, die hier oft nur ein Dach über dem Kopf hatten. Wenn jemand die Miete nicht zahlen konnte, wurde im einfach die Leiter weggezogen. Das Bauspekulantentum feierte fröhliche Urstände!


    Wie war nun die Infrastruktur in den Insulae?

    Wasser: Eine Wasserleitung gab es nicht! Aber Rom hatte durch die Aquädukte (11) aus den Bergen eine exzellente Wasserversorgung über 1352 Straßenbrunnen. Von dort musste das Wasser in Amphoren oder Kupferkesseln in die Wohnungen getragen werden. Bei denen im ersten Stock machten das die Haussklaven, weiter oben musste Mutter Flavia selbst die Mühsal auf sich nehmen.

    Ergänzung: ich lese gerade, dass es in den guten Wohnungen und den Lokalen doch Leitungen gegeben haben soll, aber wie sie aussahen, ist mir leider nicht bekannt.


    Heizen: Heizung in unserem Sinn gab es auch nicht. In den kalten Wintermonaten konnte man Wärme nur durch Kohlebecken in die Wohnräume bringen. Diese waren oft transportabel, sodass man sie von Raum zu Raum bringen konnte.

    Ob sich auch der arme Schlucker im Dachgeschoß ein solches leisten konnte, bezweifle ich.

    In diesen Kohlebecken lag aber die größte Gefahr für die Insulae - Feuer! Es gab in Rom sehr oft Brände und die Kaiser haben durch viele Maßnahmen versucht, diese Gefahr einzudämmen (so hat zum Beispiel Nero nach dem großen Brand, der nicht von ihm selbst gelegt wurde (!), befohlen breitere Straßen anzulegen, damit ein Feuer nicht so leicht auf die andere Straßenseite überspringen konnte. Auch mussten in jedem Stockwerk gefüllte Löschkübel vorhanden sein.

    Das ist auch der Grund, warum die Reichen unten wohnten - sie konnten schneller das Haus verlassen.


    Toiletten: sind in den Insulae nicht zu finden. Das Hilfsmittel der Wahl ist der Nachttopf. Urin wurde im Eingangsflur in großen Krügen (dolia) gesammelt und von Sklaven zu den Wäschereien gebracht. Wie ein "großes Geschäft" entsorgt wurde, ist mir leider nicht bekannt.


    Kochen: Gekocht wurde auf kleinen eisernen Öfchen, ähnlich unseren Gaskochern. Natürlich ohne Gas, sondern mit Holz und Kohle. Groß aufgekocht wurde also eher nicht.



    Weil das ein Kartonmodellbauforum ist , soll dieser nicht zu Kurz kommen:


    Die schmale Seitenwand wird natürlich plastisch mit Türlaibung gebaut und mit Graukarton verstärkt. Im gleichen Arbeitsschritt wir dauch die Ecksäule gebaut.


     


     


    Die Bilder sind selbstredend und mehr gibt es auch nicht zu sagen.

     

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • @Danke für die ja 2 an Andreas (Oldie Andi), Barbara, Thomas (Classic), Hans-Joachim, Adam, Frank und Michael (maxl)! hüpf1


    Das wird doch etwas umfangreicher als gedacht! denk1 schwitz1 frech 3 frech 5


    Wie befriedigten die Römer nun ihre täglichen Bedürfnisse?

    Obwohl es erstaunlich klingt, aber – die Römer lebten auf der Straße!


    Die reichen und wohlhabenden Römer, die Klienten hatten (Gefolgschaft, Abhängige, Bittsteller, …; über das Klientelwesen im antiken Rom schreibe ich jetzt nicht, das würde zu weit führen. Bitte selbst nachlesen!), empfingen diese am Vormittag in ihrem Haus oder ihrer Wohnung, ehe sie selbst ihre eigenen Patrone oder Freunde und Geschäftspartner aufsuchten. Ganz Rom war also unterwegs.


    Die geschäftlichen Angelegenheiten waren bis zum frühen Nachmittag erledigt.


    Ein kleines Mittagessen (prandium) wurde unterwegs in den Lokalen eingenommen, ehe es in die Thermen ging (11 große und fast 1000 öffentliche Bäder). Und zwar für alle (Männer, Frauen, Reiche, Arme, Beamte, Handwerker, Taglöhner, sogar Sklaven! Hier führten die Römer ihre täglich Körperpflege durch und machten Sport.


    Die Notdurft wurde in den zahlreichen öffentlichen Latrinen verrichtet. Anders als heute waren diese gesellschaftliche Treffpunkte, wo man in aller Öffentlichkeit sein „Geschäft“ verrichtete und dabei mit anderen Anwesenden tratschte oder sogar (andere) geschäftlich Dinge besprach!


    So weit, so gut!

    Kommen wir nun zum eigentlichen Thema dieses Bauberichts, den Lokalen und dem Essen.


    Im Titel stehen drei Begriffe zu den Lokalarten, die ich kurz erläutern möchte:

    thermopolium (griech.: thermos >>warm<< und poléin >>verkaufen<<) ist ein Ausdruck, der eigentlich nur altertumswissenschaftlich verwendet wird. Im Sprachgebrauch der Römer war er unbekannt.


    In Pompeij findet man in Wandinschriften das Wort „“caupo“ oder „copo“ für einen Wirt. Seine Wirkungsstätte wäre also eine „caupona“.

    Alberto Angela schreibt, dass im alten Rom unter einer caupona eine Herberge oder Hotel mit „Restaurant“ verstanden wurde. Wobei im Erdgeschoss das Restaurant und ein paar Speisezimmer (triklinen) vorhanden waren und im Obergeschoss die vermieteten Zimmer. Oft gab es auch einen Stall dabei. Obwohl es natürlich mehrere Komfortstufen gab, soll die caupona das gehobenere Lokal gewesen sein.


    Der Schnellmibiss, wo warme Speisen und Getränke verkauft wurden und man im Sitzen essen konnte, nannten die Römer popina. Dieser Begriff wurde auch abfällig verwendet, da die Wirte in der gesellschaftlichen Stellung ziemlich weit unten standen und als unehrlich galten.


    Dann gab es noch das Weinlokal, die taberna vinaria, wo Wein und einfache Speisen (wie belegte Brote) verkauft wurden. Daraus entwickelt sich unser heutiger Begriff Taverne.



    Was und wie haben die Römer gegessen?

    Wie immer hatten die Armen nur das Notwendigste und die Wohlhabenden eben eine reichere Auswahl. Ich zähle hier auch nur auf, was typischerweise verzehrt wurde. Es kam nie alles auf den Tisch. Die Römer aßen in der Regel maßvoll.


    Frühstück (ientaculum, ital. heute colazione), eine wichtige Mahlzeit, gerne üppiger.

    Fladenbrot, Gebäck (geröstet oder in Wein getunkt) od. Croissants, Getreidebrei (puls*), Honig, Milch, Schaf- und Ziegenkäse, Eier, auch Fleisch (oft Reste vom Vortag), Obst (Melonen, Feigen, Trauben Zitrusfrüchte, Datteln…)

    *puls (die): meist aus Spelt (Dinkel), Wasser, Salz und Fett (edler mit Öl)


    Mittagessen (prandium, ital. heute pranzo), kleine Mahlzeit zwischendurch am späten Vormittag oder frühen Nachmittag.

    Brot, Getreidebrei (puls), Fisch und Meeresfrüchte, Schnecken, Schinken, Bohnen, Nüsse, Gemüse, Früchte, Oliven, Datteln, Pilze, Käse und gewärmten Wein.


    Abendessen (coena, ital. heute cena), die Hauptmahlzeit am späten Nachmittag, gerne üppig

    Getreidebrei (puls oder pulmentum; „Polenta“!), dazu Gemüse, Eier, Käse, Honig, Fisch und Meeresfrüchte,


    Die coena konnte sich lange hinziehen und ging oft über in eine:

    • comissatio, ein Trinkgelage
      Es wurde ein „Trinkkönig“ gewählt, der das Mischungsverhältnis von Wein und Wasser bestimmte und jedem Teilnehmer seine zu trinkende Menge zuteilte. Er konnte auch Gedichte oder Vorträge einfordern. Es wurden auch Trinkgefäße herumgereicht und Trinksprüche ausgebracht. Durch die Weitergabe des Gefäßes an eine bestimmte Person, konnte seine besondere Wertschätzung ausgedrückt werden.
    • Vorspeisen (gustatio oder promulsis):
      Es wurden leichte, appetitanregende Speisen gereicht, zu denen mulsum, eine Wein-Honigmischung getrunken wurde.
      • Eier spielten eine wichtige Rolle, aber auch Gemüse und Salate.
      • Ackerbohne, Kichererbsen, Erbsen, Lupinen, Linsen (hochwertig, für Feinschmecker)
      • Kohl wurde mit Essig eingenommen, Grünkohl (in Salpeter gekocht), Mangold
      • Strauchblätter von Holunder, Malve, Melde, Bockshornklee, Brennnessel und Sauerampfer wurden zu Mus verkocht und stark gewürzt.
      • Eingelegte Früchte und Gemüse wie Oliven, Lauch, Zwiebeln, Gurken, Melonen, Kapern, Kresse, …galten als appetitanregend.
      • An Pilzen gab es Kaiser- und Steinpilze, Champignon und Trüffel.
      • Geschmorte und gesalzene Schnecken, rohe oder gekochte Muscheln, Austern, Seeigel und kleine Fische.
      • Es gab auch leichte Fleischspeisen wie Schiebenschläfer (extra gemästet) oder kleinere Vögel wie gefüllte Wacholderdrosseln.

    Bei ausgedehnten Gastmählern gab es meist mehrere Vorspeisengänge.

    • Hauptgang (mensa prima oder caput cenae)
      • Rindfleisch war in der gehobenen Küche unbeliebt, weil Rinder als Arbeitstiere ein zähes, hartes Fleisch hatten. Auch Kalbgerichte gab es wenige. Dennoch belegen Funde eine häufige Verwendung von Rindfleisch im allgemeinen Gebrauch.
      • Schwein war sehr begehrt. Es wurden alle Teile verwendet! Selbst so ausgefallenes wie Euter oder Gebärmütter junger Säue, die gerade geworfen hatten (Delikatesse!). Auch Wildschweine wurden gezüchtet.
      • Gänse und Gänsestopfleber (gab es auch schon)
      • Enten
      • Hühner waren teurer als Enten. Bei Feinschmeckern beliebt waren Kapaune (Masthähne) und Poularden (Masthühner).
      • Würste gab es vielen Varianten; beliebt waren die botulus, eine Blutwurst und die Iucanica, ein stark gewürzte und geräucherte Schweinswurst.
      • Hasen und Kaninchen. Hasen galten als Luxusessen, weil schwer züchtbar.
      • Brot gab es in vielen Sorten (aus Hirse, Gerste, Dinkel und Weizen); besonders beliebt waren die aufkommenden Weizenbrote.
      • Gewürze, wurden viel und in großen Mengen verwendet. Besonders Pfeffer war beliebt. Gewürze wurden in solchem Ausmaß verwendet, dass der Eigengeschmack der Speisen völlig überdeckt wurde!
    • Nachspeisen (mensa secunda)
      • Obst: Tafeltrauben (die Römer unterschieden schon zwischen Tafel- und Weintrauben), Rosinen, Feigen Datteln, Granatäpfel, Quitten, Marillen (Aprikosen), verschiedene Apfelsorten.
      • Kuchen, meist honiggetränkt
      • Nüsse, vor allem Wal- und Haselnüsse
      • Käse
      • Speiseeis, Eisblöcke aus den Bergen wurden in Kellern gelagert und bei der Eiszubereitung gestoßen und mit Honig und Früchten vermischt.
    • Getränke
      • Wasser in sehr guter Qualität (durch die Äquadukte) wurde warm oder gekühlt getrunken
      • Mulsum, war eine Mischung aus Wein und Honig
      • Wein, wurde üblicherweise mit Wasser verdünnt und oft mit Gewürzen stark verfälscht und oft auch warm getrunken.
      • Glühwein (conditium paradoxum) aus Wein, Honig, Pfeffer, Lorbeer, Datteln, Mastix (wohlriechendes Harz vom Mastixstrauch) und Safran.
      • Posca Essigwasser, war das bekannteste nichtalkoholische Getränk der Römer und wurde auch von den Legionären getrunken.
      • Was gab es noch nicht: Kaffee, Kakao, Kartoffel, Tomaten, Paprika, Chili, Mais, unser heutigen Gartenbohnen, Truthahn, Schokolade, Pasta!
      • Zum Konservieren nutze man Essig, Olivenöl, Garum, Kräuter, Salz
      • Garum, diese Würzsoße war das Standardgewürz der römischen Küche. Bei der Herstellung wurden Fische wie Thun, Sardellen, Aal, Makrelen, Brassen u.s.w. samt ihren Innereien mit Salzlake und Kräutern vermischt und in offenen Becken wochenlang der Sonne ausgesetzt. Durch die Enzyme der Eingeweide setzte die Fermentation ein. Am Ende wurde dieses Gemisch ausgepresst und mehrmals gefiltert, bis eine klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit übrigblieb – das Garum. Dieses hatte einen feinen, charakteristischen Geruch und würzigen Geschmack.
        Wegen der Geruchsbelästigung bei der Herstellung, durfte diese nur außerhalb der Ortschaften stattfinden.
  • @ Danke für die Likes an Thomas (Classic), Frank, Christoph, Michael (maxl) und Thomas (Thomasnicole05)! hurra1


    Die beiden Wände sind nun montiert.



    Nun ist das Aussehen der popina (ich bleibe lieber bei diesem Begriff) schon gut erkennbar. Es war ein Ecklokal, das nach zwei Seiten zur Straße offen gewesen war. Oft waren der Boden und auch die Theke mit bunten Marmorbruchstücken ausgelegt (wie hier der Boden).


    In die meist L-förmige Theke waren Tonkrüge (dolium Ez./dolia Mz.) eingelassen.

    Diese dienten als Vorratsgefäße, Wasser- und Kochtöpfe. Unter ihnen konnte man Feuer machen, um die Speisen warm zu halten. Im hinteren Raum gab es einen Herd zum Zubereiten der Speisen. Wein wurde gewärmt und gewürzt serviert!

    In Pompeij hat man in einigen dieser dolia noch Speisereste (Entenknochen, Schwein, Ziegen, Fische, Landschnecken, ...) und sogar Wasser gefunden. So gut waren diese durch die Vulkanasche konserviert.


    Die Speisen wurden meist im Stehen verzehrt, aber der Übergang zur Taverne mit Sitzplätzen oder gar zu einer Art Hotel (caupona) ist fließend. Oft gab es auch Sitzbänke am Gehweg.


    Die Theke, derentwegen die ganze popina ausgegraben und konserviert wurde, ist außergewöhnlich schön bemalt.




    Am Bild oben sind am unteren Bildrand Speisen zusehen, die in der popina feilgeboten wurden: zwei auf der Theke liegende Stockenten, deren Hälse und Köpfe herunterhängen. Daneben ein lebender Hahn. Ganz rechts ein angeleinter Hund. Auf den dunklen Rahmen des Bildes hat jemand den Schriftzug "Nicia cinaede cacator" (Nicias schamloser Scheißer) eingeritzt. Die Scherze der Römer konnten durchaus deftig sein.


    Auf dem Bild, das stehend zu sehen ist, wird eine auf einem Hippokampus* reitende Nereide** dargestellt.


    *) Hippokamp(us), (griech. hippos „Pferd“ und kampos „Seeungeheuer“) ist ein Mischwesen aus halb Pferd und halb Fisch, das in der Mythologie als Zug- und Reittier der Meeresgottheiten dient. Das im Meer lebende Seepferdchen hat von ihm seinen wissenschaftlichen Namen - Hippocampos.


    **) Nereide, Meeresnymphe, die Schiffbrüchige beschützt und Seeleute mit Spielen unterhält. Sie sind Begleiterinnen des Meeresgottes Poseidon. Oft werden sie auf Delfinen oder Hippokampen reitend dargestellt.


    An der kurzen Seite sind Amphoren aufgemalt. Wissenschaftler nehmen an, dass diese Darstellung einfach das Angebot des Lokals anzeigen, ähnlich unseren Schellimbissbuden.



    Die Theke zu falten und zu kleben, war zwar keine Herausforderung, aber doch etwas umständlich, da man sich einige Knick- und Scheidelinien selbst denken musste. Ich habe neben den Verstärkungen auch einigen Klebelaschen angebracht.


     


    Es gibt am Boden zwar keine Klebemarkierungen, aber die Position der Theke ist klar.



    Mit Eisenblöcken beschwert, kann die Theke trocknen.

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hallo Andreas,


    wie mir das Teil hier bisher durch die Lappen gehen konnte, ist mir ein Rätsel.


    Umso mehr lese ich fasziniert Deine Abhandlungen. Da liegt eine Menge Wissen kompakt vor uns. Ganz herzlichen Dank dafür!


    Da wird der Kartonmodellbau fast zum Alibi.... Das ist um Himmels Willen nicht despektierlich gemeint oder zu verstehen!

  • Hallo Andreas

    Ich habe diesen BB bisher immer übergangen, weil es normalerweise gar nicht mein Gebiet. Heute habe ich ihn komplett gelesen und es ist sehr interessant und es zeugt auch von einem großen Wissen und Interesse über diese Zeit.

    Also mach weiter so, ganz große Klasse.


    lg

    Otto

  • Hallo Andreas,

    das ist zwar kein Teilemonster, ergibt aber ein sehr schönes Modell. Es gefällt mir ausnehmend gut.

    LG

    Kurt

  • @Servus Andy,

    wie mir das Teil hier bisher durch die Lappen gehen konnte, ist mir ein Rätsel.

    ...mir auch! happy1 happy1 happy1


    Andy, eins soll ganz klar sein, Kartonkleberei hat eindeutig Vorrang. Die Erklärungen sollten nur die Würze in der Kartonsuppe sein und ich hoffe, ich habe nicht überwürzt.


    Ich freue mich aber sehr, dass dir meine Erzählungen gefallen! freu1


    @Servus Otto,

    ich habe leider das gleiche Problem: es gibt zu viele hochinteressante Bauberichte, die leider aus Zeitmangel unter den Tisch fallen. ich schaffe es einfach nicht, alles anzuschauen und zu kommentieren. Daher pflücke ich mir meist einen oder zwei heraus, die ich dann genauer anschaue.

    Wenn dir meine Ausführungen gefallen, freut mich das umso mehr! danke1


    @Servus Kurt,

    stimmt,es wird kein Teilemonster! Ich habe es jetzt nur gebaut, weil es thematisch zum Zenturio passt und mein Interessensgebiet sehr gut ergänzt!

    Danke für deinen lobenden Kommentar! freu 2



    In den popinae wurde der Wein in Amphoren gelagert, die ich noch zu bauen habe.


      Fertig!

    Herzliche Grüße / Best regards,
    Andreas

    Optimismus ist die Kunst, mit dem Wind zu segeln, den andere machen.
    Alessandro Manzoni (1785 – 1873)


    Buddys Kartonuniversum

  • Hi Andreas,


    wie auch immer Du es anstellst, oder anstellen willst, Deine Erklärungen zu der Geschichte machen einen großen und damit wichtigen Teil Deines BB aus!


    Insofern: Danke für alles, was Du bisher abgeliefert hast!


    KARTONMODELLBAU BILDET!!

  • Moin Andreas,

    mir ist es bis heute ein Rätsel,das die Amphoren Form sich über Jahrhunderte gehalten hat.

    Die können nicht von selbst stehen und gebrauchen eine Vorrichtung.

  • Die Erklärungen sollten nur die Würze in der Kartonsuppe sein und ich hoffe, ich habe nicht überwürzt.

    Auf keinen Fall, ich freue mich schon auf die nächste Prise.

    Was den Wein anbelangt, im archäologischen Park Xanten wird eine römische Taverne betrieben. Vor einigen Jahren war ich dort mit meiner Frau und wir sind dort eingekehrt. Der gewürzte Mulsum schmeckte sehr gut. Leider musste ich fahren und daher den zweiten Becher meiner Frau überlassen.

    LG

    Kurt

  • Hallo Andreas,

    wieder viele interessante Sachen.

    Da hät ich eine Frage zu dem Wein:„Wurden die alle mit dem Zucker der aus einem Bekannten Metall gewonnen wurde gesüßt?“


    LG Laurin

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