Zeppelin-Staaken E 4/20 / CFM / 1:50

  • Hallo Freunde des geknickten Kartons,


    als Modell mit der Bau-Nr. 197 entstand in der Nibelungen-Werft das Modell eines ziemlich ungewöhnliches Flugzeugs, nämlich des ersten viermotorigen Verkehrsflugzeugs der Welt in Ganzmetallbauweise, der Zeppelin-Staaken E 4/20.


    Der Bogen stammt von CFM, konstruiert jedoch wurde das Modell von Karl-Harro Reimers, der für viele Modelle von ungewöhnlichen oder seltenen Vorbildern verantwortlich zeichnet und viele davon dann auch selbst herausgebracht hat. Gebaut habe ich daran von 12.08. – 14.09.20, gehandicapped einerseits durch eine Gelenkentzündung am linken Daumen, andererseits durch eine gewisse Lustlosigkeit – der Funke zwischen dem Modell und mir wollte einfach nicht überspringen (ist mir so eigentlich noch nicht passiert).


    Verbaut wurden 308 Teile, davon 53 nicht vom Bogen.


  • Von Reimers hatte ich ja schon die Junkers Ju 60 gebaut (siehe HIER) – damals hatte mir der Bau durchaus Spaß gemacht und es kam auch etwas recht Brauchbares heraus.


    Anders jedoch das aktuelle Modell hier: Das Ganze ging überaus zäh vor sich und ich hatte auch einige Passprobleme, vor allem mit der „Bespannung“ der Tragflächen. Von oben betrachtet sieht’s halbwegs normal aus, von unten jedoch könnte man sehen, dass es hier Probleme gab: Ich konnte die 4 um die Spanten und den Holm zu legenden Flächenteile nicht so hinbekommen, dass sie hinten sauber schlossen – da wäre immer ein Spalt zu sehen gewesen. Um das wenigsten bei der Betrachtung des Flugzeugs von oben zu vermeiden, musste ich das Oberteil ein wenig nach hinten schieben; so fehlten mir dann auf der Unterseite ca. 2 mm zwischen Ober- und Unterteil (was zum Glück nur zu sehen ist, wenn man die Maschine auf den Rücken legt).


    Irgendwie scheinen die Profilspanten, die an den Tragflächenholm jeweils nach vorne und nach hinten anzukleben waren, ein klein wenig zu groß gewesen zu sein.


  • Lag’s an mir und meiner Ausschneiderei oder an der Konstruktion – ich habe keine Ahnung, denn ich habe hier im Forum noch keinen Bericht über dieses Flugzeug gesehen und weiß deshalb nicht, ob andere Modellbauer, die das Trumm gebaut haben, auch diese Probleme hatten.


    Verglichen mit den Modellen von WHV war der Karton auch ein wenig steif – vielleicht trug dies zu den geschilderten Problemen bei….


    Nun ja, jedenfalls stand ich zum ersten Mal in meiner Kartonmodellbauphase II vor der Frage, ob ich das Ding der Rundablage zuführen sollte – aber gemäß der Natur meines Alter Egos, der auch nie aufgegeben hat, würgte ich den Flieger zu Ende und stellte ihn dann ganz nach hinten auf das Regal, wo er nur durch Bücken zu sehen ist – der Bau endete sozusagen mit einigen „Schrammen auf Schild, Brünne, und Helm“ des Nibelung, aber fertig wurde er dann doch….. grins 2


  • Zum Vorbild:


    Zeppelin-Staaken war ja im WW I bekannt für den Bau von Großbombern – die damit gemachten Erfahrungen lagen dem Plan zu Grunde, 1919 ein großes 4-motoriges Ganzmetallpassagierflugzeug zu bauen. Gebaut von Rohrbach, der später auch selbst seine eigene Flugzeugfirma leitete, war 1920 der Prototyp fertig und machte im November 1920 seinen ersten Flug. Die nachfolgenden Tests ergaben eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h und verliefen so erfolgreich, das man schon an einen Einsatz auf der Strecke Berlin – Friedrichshafen dachte.


  • Doch dann kamen die Kleingeister der Interalliierten Kontrollkommission und diese, immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, den geschlagenen Gegner weiter zu demütigen, definierten das Passagierflugzeug als getarnten Bomber. Da es durch das Versailler Diktat dem Deutschen Reich ja verboten war, Militärflugzeuge zu bauen, war durch diese Maßnahme natürlich das Schicksal der E 4/20 besiegelt und die Maschine musste 1922 zerstört werden.


    Damit hatte man natürlich auch gleich einen unliebsamen, weil fortschrittlichen Konkurrenten für die alliierten Konstruktionen beseitigt. lala1


  • Die Fluggastkabine bot auf Kurzstrecken Platz für maximal 18 Personen. Für längere Flugzeiten waren zwölf Sitze vorgesehen. Außerdem waren im hinteren Bereich ein Waschraum mit Toilette sowie ein Stauraum für das Gepäck und die Funkanlage vorhanden. Im Bugbereich befand sich ein Aussichtsraum mit einer kleinen Bordküche.


    Schon an dieser Beschreibung kann man erkennen, dass die E 4/20 wohl seine Kunden gefunden hätte, denn statt in den fliegenden Drahtverhauen umgebauter alliierter Bomber zu zittern, hätten die Passagiere wohl diese Maschine mit seinem für damalige Zeiten erstaunlichen Komfort gewählt.


  • Der Blick der Passagiere aus den übergroßen Fenstern wurde nach unten durch keine Tragfläche behindert, da die Fluggastkabine unter der großen Tragfläche angebracht war (diese hatte im übrigen 31 m Spannweite und war so gebaut, dass man über einen Kriechgang an die vier Motoren herankommen konnte).



    Soviel vom ersten Ganzmetallpassagierflugzeug der Welt, das wohl unter normalen Umständen ein Verkaufsschlager geworden wäre….


    Servus
    hvt

  • Hallo Hagen,


    da ist Dir doch ein schönes Ergebnis gelungen, trotz der Unzulänglichkeiten des Bogens.


    Mir ging es seinerzeit genauso, mit viel Lust angefangen und als sich dann die Ungenauigkeiten der Konstruktion gerade im Flügelbereich zeigten, war die Luft raus.


    Curmudgeon

  • Hallo Hagen,


    das ist doch ein sehr schöner Flieger geworden daumen1 Der Versatz unten ist vermutlich sogar noch zu beheben?! Mit ein paar handangepaßten Zapas-Schnipselchen aus irgendeinem osteuropäischen Bogen kannst du die Blitzer ziemlich unsichtbar machen. Ansonsten ist das doch ein rundherum rundes Ergebnis. Schade nur, daß die Fotos überhaupt nicht erahnen lassen, daß da ein Vogel mit 62 cm Spannweite dahintersteckt. Kannst du noch irgendeinen Größenvergleich machen? Ich glaube, das wäre hochinteressant denk1


    Diese Motivationsprobleme brüll1 Die ziehen sich momentan durch so einige Projekte, wie ich immer wieder an verschiedenen Stellen aus diesem Forum hier herauslese. Ich denke, man kann da getrost einem gewissen Virus und den darauf reagierenden "Maßnahmen" die Schuld in die Schuhe schieben. Ich bin auch nicht ganz verschont von derartigem Elend und habe zwischendurch einfach ohne Spaß weitergebaut. Danach einmal alles in die Tonne bzw. einige Ruinen an einen ruineninteressierten Modellbauer weitervererbt zwinker2 und dann ein gut durchkonstruiertes Modell aus dem Stapel gezogen. Jetzt geht's wieder schwitz1 Der wahnsinnige Modellbauenthusiasmus aus dem Frühjahrs-Lockdown ist aber mittlerweile ziemlich abgeflacht heul1


    Gruß,


    Daniel.

  • Hallo Hagen,


    Ich finde der Flieger hat es nicht verdient in der Ecke zu verstauben. Ich finde ihn trotz aller Widrigkeiten sehr gelungen, ich wäre froh einen Flieger so hinzubekommen.
    Mir gefällt er jedenfalls!


    daumen1 daumen1


    LG Ralf

    Modellbau ist wie pupsen, ....wenn man es erzwingt wird's Scheiße... sorry1

  • Servus edler Nibelung,


    ein doch sehr schönes Modell von einem interessanten Flugzeug!
    Auch wenn du Probleme beim Bau hattest, man sieht sie nicht, da du hier die Honigkuchenseite präsentierst.


    Und die jungen 1920er waren noch zu früh, später mockierte man sich nur über die Tatsache daß die deutschen "Postflieger" schneller waren als die eigenen Jagdflugzeuge, ohne weitere Aktionen zu setzen.


    Liebe Grüße


    Wiwo

  • Hallo Hagen,


    vielen Dank für deinen interessanten Bericht über diesen - in jeder Hinsicht - Exoten!


    Der Bogen befand sich vor vielen Jahren auch in meinem Besitz. Von mir immer wieder stark beargwöhnt, fand er aber nie auf meine Schneidmatte, sondern letztlich über die e-Bucht einen neuen Besitzer.


    Viele Grüße
    Roland

  • @Didibuch
    @Joachim
    @Adam G
    Vielen Dank für Eure Daumen! danke 2


    @Curmudgeon
    Danke, Lars! freu 2
    Das beruhigt mich ein wenig, wenn auch ein Modellbauer wie Du Probleme mit diesem Flieger hatte - dann weiß ich, dass nicht allein meine Unzulänglichkeiten beispielsweise beim Ausschneiden Schuld waren an den Problemen...



    @dranduleta
    Vielen Dank, Daniel, für die positive Einschätzung und die Daumen! freu 2
    Ja, das Überkleben der Fehlstellen an der Hinterkante der Flügelunterseiten hätte ich machen können - ist doch dem Bogen auch ein Stück grauer Reserverkarton beigegeben. Aber dazu hatte ich dann keine Lust mehr, denn es wäre Stückwerk geblieben und sehen kann man es ohnehin nicht, da meine Flieger auf den Regalen nicht auf dem Rücken liegen grins 2 und das Ding sowieso ganz hinten steht...
    Bei mir war's jetzt kein virusbedingtes Nachlassen der Motivation - habe ich doch die Kümos vor der "Staaken" mit Spaß und Motivation gebaut und auch jetzt gerade beim aktuellen Versorger "Lüneburg" ist der Funke nahezu nach dem ersten Schnitt übergesprungen. Es hat eben einfach nicht gepasst zwischen dem Nibelung und dem Bogen... denk1 - sowas kommt ja auch gelegentlich im richtigen Leben vor... zwinker2


    Daniel, das Vergleichsfoto kommt noch - neben einer Albatros D V (der Maschine des "Roten Barons) fällt die Zeppelin-Staaken dann doch etwas größenmäßig aus der Rolle...



    @N8 FALKE
    Danke, Ralf! danke 2
    Ja, wenn ich ihn jetzt so anschaue, gefällt er mich inzwischen auch ein wenig - man vergisst dann doch eher die widrigen Umstände beim Bau, noch dazu, wo man die Hauptproblemzonen nicht unmittelbar sieht. Aber in's Eck muss er trotzdem, denn mir geht langsam auch der Platz auf den Regalen aus, insbesondere für so doch recht große Maschinen - da muss eben der eine oder andere daran glauben, zumal der nächste größere Brummer - eine Convair Metropolitan von WHV - schon als übernächstes Modell in den Startlöchern steht....



    @wiwo1961
    Vielen Dank, Wiwo! freu 2
    Wie oben schon gesagt - inzwischen habe ich mit der Konstruktion soweit meinen Frieden geschlossen... grins 2
    Na ja, die Herren der IMKK waren noch weit in die 20er hinein sehr aktiv - man denke an die "Emden III", die 1925 fertig wurde und bei der sie eine Ausrüstung mit 15 cm Doppeltürmen verhinderten oder an die zweite Torpedobootsklasse, die "Raubtier-Klasse", deren letzte Einheit 1929 einsatzbereit war, und wo diese revanchelüsternen Herrschaften die eigentlich vorgesehene Ausrüstung mit 12,7 cm Kanonen verhinderten, sodass die Boote wieder mit 10,5 cm Kanonen ausgestattet werden mussten.


    Später, ab den 30ern, war man von Seiten der Siegermächte zurückhaltender, nachdem das Abrüstungsgebot im Versailler Diktat ja ein Vorangehen Deutschlands festlegte, dem dann später die anderen Staaten folgen sollten. Der Völkerbund, der sich im Übrigen als die gleiche "taube Nuss" erwies wie später die UNO, stellte zwar 1927 formal den Vollzug der deutschen Truppen- und Waffenreduzierung fest, aber die darauf folgende Genfer Abrüstungskonferenz von 1932-1934 führte zu keiner nennenswerten Abrüstung der Siegerstaaten aus dem Ersten Weltkrieg.


    Da gab's dann auch kaum noch eine Berechtigung für die Siegermächte, andere bezüglich irgendwelcher militärtechnischer "Randerscheinungen" zu rügen... denk1


    @airgoon
    Hallo Norm, ein Lob von Airgoon, von dem man gerne wieder mal ein Karton-Fliegerlein sehen würde lala1 , freut mich besonders! freu 2
    "Nibelgoon" ist gut - muss ich mir merken! happy1


    @PRT
    Danke auch Dir, Roland, für Deine positive Einschätzung! danke 2
    War vielleicht nicht schlecht, Deine Entscheidung, den Bogen weiterzugeben - war offenbar nicht so geglückt, die Konstruktion. Wobei ich hiermit nichts gegen den Konstrukteur sagen will - habe doch schon, wie weiter oben angemerkt, die Ju 60 von ihm ohne Probleme gebaut und es liegen auch noch weitere Exoten-Modelle von ihm in der Schublade, die ich künftig noch bauen will.


    Servus
    hvt

  • Geiles Teil Hagen !
    Hier würde ich auch Platz nehmen für einen kleinen Rundflug flieger 1
    LG Klaus

    viderimus nil posse creari de nihilo

    oder

    Wie soll ich wissen was ich denke bevor ich höre was ich sage

  • @all


    Bei meinem Galeriebericht habe ich noch etwas vergessen: Der Bogen hätte auch die Möglichkeit vorgesehen, Klappen und Ruder beweglich darzustellen. Doch ich denke mal, bei den Problemen, die ich mit den Flächen hatte, wäre das zum Scheitern verurteilt gewesen - so bin ich ganz froh, dass da eine gewisse "bastlerische Bequemlichkeit" bei mir zum tragen kam und ich die Klappen/Ruder so gelassen habe, wie sie in der "Einfachversion" vorgesehen waren.



    @dranduleta
    Und jetzt der Special Service für Daniel - ein Vergleich der Zeppelin-Staaken E 4/20 zum einen mit der Albatros D V, der Maschine, mit der Richthofen seine größten Erfolge feierte...




    ... und dann noch mit dem Standard-Transportflugzeug der Luftwaffe, der Ju 52 3/m.



    Man sieht, sie kann sich größenmäßig schon sehen lassen, die alte Zeppelin-Staaken....


    Servus
    hvt

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