Hallo zusammen,
der Baubericht beginnt mit einem Geständnis: Mein laufendes Projekt (HMS Bellona) ist doch noch nicht fertig! Man weiß doch, wie das endet! Nachher liegen da zwei Schiffe halbfertig auf Halde...und jedes Mal, wenn man dran vorbeikommt, kommt der Gedanke: "Ach ja, könntest Du mal weiter machen..."
Und doch...schließlich wollte ich ja meinem Alias möglichst schnell gerecht werden und habe daher vor ein paar Wochen die HMS Alert bei Slawomir Wojcik bestellt, die auch prompt kam, mit allem Zipp und Zapp, bedeutet: Segelsatz, Lasercut, Masten. Wobei es hier eher Mast heißen müsste, der Kutter bescheidet sich ja hier doch sehr.
Der Gedanke war, zum Ausgleich für die vielen kleinen Kanonen, Tische, Stühle, Details, die jetzt bei der Bellona auf mich warten, nebenher ein kleines Projekt zu starten, so wie Lust und Laune es zulassen, und das man dann auch ohne Probleme mal mit ins Ferienhaus nehmen kann. (Wie sagt mein Sohn doch so schön: "Die Bellona ist ja schon irgendwie fett...")
Nun ist die Alert hier schon mehrfach in großartiger Weise aufs Schneidbrett gelegt und tatsächlich fertig geworden , so dass die Frage sich stellt, warum dann noch ein Baubericht. Die Frage ist berechtigt...und damit wäre der Baubericht hier eigentlich auch schon zu Ende,...wenn ich es nicht in meiner Vorstellung versprochen hätte ,
und es mir nicht so furchtbar in den Fingern gejuckt hätte, den kleinen "King´s Cutter" von Madoc Griffiths und Nat Drinkwater unter den cutter ...zu nehmen.
Wohlan also, legen wir los. Dies sei das Vorbild:
Im Original heißt das Buch "A King´s Cutter", was die Sache wesentlich besser trifft. Der Kutter selbst wird nur kurz beschrieben, aber selbst diese kurze Beschreibung treibt Schweißperlen auf die Stirn, denn dies erfordert doch die eine oder andere Modifikation: ich zitiere mal aus R. Woodman, Kutterkorsaren, Ullstein Verlag 2. Auflage 1992, S. 11-13 (gekürzt):
"Wie ein Gespenst ragte plötzlich das Heck des Kutters vor ihnen aus dem Nebel, von den achteren Davits hingen Bootsfallen herab und trieben in der Tide. Drinkwater erhaschte eine kurzen Blick auf eine geschnitzte Heckreling und ein von Eichenlaub umrahmtes Namensschild: Kestrel. Dann kletterte er unter den gelangweilten Blicken einiger Freiwächter an Bord, fühlte einen riesigen Mast mit Baum und Gaffel über sich aufragen und sah die weiße Flagge mit dem St. Georgs-Kreuz achtern schlaff herunterhängen. [...] Der lange bewegliche Bugspriet kam durch einen Eisenring am Stevenkopf binnenbords und ruhte mit seiner Hausung in der massiven Beting der Ankerwinde. Achtern davon führte ein (Nieder-)Gang ins Vorschiff, einen langen, dunklen Raum, der bis zum Mast reichte. Der Mast selbst wuchs wie ein gewaltiger Baum aus dem Deck, umkränzt von seinen Nagelbänken, Belegnägeln, Umlenkblöcken und Tauwerkbunschen.
»Wie viel Mann Besatzung, Mr. Jessup?« erkundigte sich Drinkwater.
»Die Sollstärke ist achtundvierzig, Sir, aber im Augenblick sind wir nur zweiundvierzig ... Hier ist die Ladeluke, Sir, sie führt nur auf eine Plattform, ein richtiges Zwischendeck haben wir nicht. Wir benützen sie als Segellast und Laderaum und schlagen darin auch die Hängematten auf.« Jessup fuhr mit der Hand übers Dollbord der Backbord-Gig, die auf der Luke stand, und schritt nach achtern. Drinkwater fielen die zerschrammten Planken der Gig auf.
»Die Boote werden hart rangenommen, wie?«
Jessup lachte kurz und trocken auf. »Aye , Sir. Und wie! « Achtern von der Hauptluke erhob sich der Kombüsenschornstein, dann kamen das Kajüt-Skylight und der von einem bronzenen Kompaßhaus überragte Niedergang. Das Achterdeck wurde von der gewaltigen, geschwungenen Pinne beherrscht, die, mit Bronzebeschlägen gehalten, auf dem Ruderkopf gelagert war; in den Pinnenknauf war ein Vogelkopf geschnitzt, zu Ehren des Turmfalken, der dem Schiff seinen Namen gab.
Mit Besitzerstolz streichelte Jessup den scharfen hölzernen Schnabel und nickte zu einer kleinen, mit Vorhängeschlössern gesicherten Luke hinüber, die von Grätings gerahmt war und offenbar in die Achterpiek führte.
»Unser Pulvermagazin.« Jessup deutete nach vorn auf die Kanonen. »Wir haben insgesamt zwölf, Sir, zehn Dreipfünder und vorn zwei lange Vierpfünder, das gibt eine Breitseite von zusammen neunzehn Pfund. Die Länge ist zweiundsiebzig Fuß, Sir, übers Batteriedeck gemessen, und sie verdrängt hundertfünfundzwanzigTonnen . . .« Er verstummte mißtrauisch, immer noch damit beschäftigt, den Neuankömmling auszuloten. »Sind Sie schon auf Kuttern gefahren, Sir?«"
Äh, nein, sorry, aber ich will genau den bauen . Doch dafür muss einiges geändert werden: Heckspiegel, Davits, zwei Gigs, ein Kombüsenschornstein, eine geschnitzte Ruderpinne (wie stellt der sich das denn vor ) und andere Kanönchen (eher kleiner), dafür keine Drehbassen. Die Länge jedenfalls passt ...
Das Lasercutgeschnittene Spantengerüst passte wie immer super, ich habe das dem Bausatz beiliegende genommen...mit Folgen...
...denn die Spanten des Lasercuts haben ein Kielschwein von 1,5 mm Stärke, das des Bausatzes von 1 mm. Und dann noch eine Abweichung. Das Deck sollte laut Bauplan auf 0,5 mm-Karton verstärkt werden, im Lasercut ist es 1,0 mm stark
So kommt es dazu, dass hier schon das erste Mal etwas nicht richtig passt...aber noch ohne große Konsequenzen (im Bild ist es nur aufgelegt).
Die Spanten wurden dann (s.o.) mit Papier verkleidet, damit sie sich nicht so durchdrücken...und jetzt kann es mit der ersten Beplankung losgehen...in der Form lässt die Dichtigkeit des Rumpfes doch noch sehr zu wünschen übrig .
Bis die Tage und viele Grüße
Nat